Nicht zum Treiben kommen?

Rund um die klassische Reitkunst

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Alèrion
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Beitrag von Alèrion »

puppe hat geschrieben:Naja ablongieren hilft nicht viel ;)
Da wird sie nur warm und etwas gelöster aber ruhiger nicht viel.
Es ist auch sehr phasenweise.Immer wenn sie mal gute Tage und mal schlechte Tage hat.
Die Ursache habe ich in 2 Jahren nicht gefunden...
wenn ich meine bescheidene Meinung nochmal kund tun darf :wink: ich reite auch so einen Kanidaten - das ist meiner Meinung nach einfach nur Sturheit.
Du schreibst ja, dass "sie rennt mit mir wie sie will" -> sie verarscht dich nur, da musst du dich ein paar Mal durchsetzten und dann hat sich das oder du wirst es jahrelang mit dir rumschleppen. Einfach untertourig reiten bringt nix, ich spreche aus Erfahrung - damit vertagt man das Problem nur ohne es zu lösen und besonders gesund ists nun leider auch nicht.
ich "halt mich deppert" weil ich ned genug Kraft habe mehr gegenzuahteln...
dazu brauchst du keine Kraft sondern Körperspannung. In dem Buch "Longieren" von der FN (Band ?) gibt es so ein paar nette Übungen, die Helfen die Körperspannung zu verbessern oder das Buch von diesem Meyer Eckerts oder wie der heißt (?) soll auch so ein paar Übungen dazu enthalten (hab ich aber nicht gelesen).

Gruß lara

spätestens zum Piaffieren musst du das eh lernen :lol:
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chica
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Beitrag von chica »

Alèrion hat geschrieben: wenn ich meine bescheidene Meinung nochmal kund tun darf :wink: ich reite auch so einen Kanidaten - das ist meiner Meinung nach einfach nur Sturheit.
Du schreibst ja, dass "sie rennt mit mir wie sie will" -> sie verarscht dich nur, da musst du dich ein paar Mal durchsetzten und dann hat sich das oder du wirst es jahrelang mit dir rumschleppen. Einfach untertourig reiten bringt nix, ich spreche aus Erfahrung - damit vertagt man das Problem nur ohne es zu lösen und besonders gesund ists nun leider auch nicht.
Sorry, aber mit der Einstellung schafft mans auch nie zu einer reellen Piaffe ;)
LG Ines
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Alèrion
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Beitrag von Alèrion »

chica hat geschrieben: Sorry, aber mit der Einstellung schafft mans auch nie zu einer reellen Piaffe ;)
:wink: das bezog sich auch auf die Körperspannung
Sorry fürs OffTopic, aber würde mich aber trozdem interessieren wie du zu deiner Meinung kommst.
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Körperspannung ist ein interessantes Thema. Rasse Beispiele, daß man auch ohne "schablonensitz" sehr gut reiten kann sind Dysli aus der Westernecke oder auch ein Nuno Oliveira. Sicherlich ist ein schöner Sitz hilfreich und eine gewisse Grundspannung nötig, nur die Frage ist: Wieviel davon muß sein? Und wann wird es zuviel? :kopfkratz: Nur mit Spannung und Druck ist ja auch nix
Liebe Grüße
Susanne
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Wobei man dafür schon wieder ein Thema für sich eröffnen könnte...
ottilie
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chica
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Beitrag von chica »

Alèrion hat geschrieben: :wink: das bezog sich auch auf die Körperspannung
Sorry fürs OffTopic, aber würde mich aber trozdem interessieren wie du zu deiner Meinung kommst.
Gerne. Druck erzeugt Gegendruck. Raserei unter dem Sattel hat mit "Verarsche" oder Sturheit nix zu tun. Das hat einen Grund, den es herauszufinden und abzustellen gilt. Und mit Druck erreicht man GAR nix. DAS ist meine bescheidene Meinung und ich spreche aus Erfahrung, weil meine alte Stute genau so ein Kandidat ist ;)

Zum Thema:
Wie erwähnt neigte meine Stute auch zum Rennen unterm Sattel. Bei ihr war es Aufregung, Angst vor dem Reiter, nicht genügend Vertrauen, dass nichts passiert. Also blieben wir lange in einer Gangart (häufige Wechsel machten sie nur noch heiser), ritten Schlangenlinien, viel auf gebogenen Linien. Fing sie das Rennen an, wurden die Kringel eben kleiner, bis sie wieder bei mir war. Das endete manchmal darin, dass sie 5 Minuten in nicht gerade schöner Manier mit mir auf einer Volte kringelte, aber nur so hörte sie mir irgendwann wieder zu.

Der wichtigste Punkt für mich damals war, am langen Zügel zu arbeiten. Leichter, steter Kontakt zum Maul, aber nicht vorne stören und krampfhaft versuchen, den Hals zu verbiegen - sondern erst mal zum Reiten kommen. Dann kommt der Rest auch von allein.

Der liebste Spruch meiner RL damals: "Easy!" Kein Druck, Ruhe ins Pferd bringen, Routine in die Arbeit bringen, um ihm Sicherheit zu geben, viel Geduld. Ein Patentrezept gibt es nicht und Ferndiagnose in solchen Fällen ist schwierig.
LG Ines
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minou
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Beitrag von minou »

Ich reite auch häufig eine sehr eilige Stute.
Am besten geht sie, wenn ich mich um einen sehr "tiefen" Sitz bemühe.
Den spüre ich sehr gut beim Leichtraben. Ich stehe nur ganz wenig auf (fast gar nicht) und kann somit das Tempo bestimmen. Ich "zwinge" der Stute quasi mein Wunschtempo auf.
Das ist schwer zu erklären. Dazu brauchst du auf alle Fälle eine gute Körperspannung, sonst hebt es dich zu weit aus dem Sattel.
Wenn das klappt, übst du beim Aussitzen.

Bei häufigen Paraden und Kringelreiten wurde die Stute leider immer heißer.
Mittlerweile ist sie richtig rittig und ein extrem schön zu reitendes Pferd, weil sie auf leiseste Hilfen reagiert.

Nur Geduld, irgendwann hast du denn Dreh raus.


Carola
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Also, ich habe meine eine ganze Weile untertourig geritten - beim Aussitzen heute noch unter Tempo. Wenn ich drüber nachdenke, ist jede Gangart die sie unterm Sattel zeigt unter dem Tempo, das die in der Herde hat...Warum habe ich das getan und tue ich das? 1. Weil ich sie so aus ihrem hysterischen, antrainierten Gerase bekommen konnte. 2. Weil der Schwung bei ihr sonst einfach nicht mehr kontrollierbar ist.
Zudem habe ich sie auf Stimme konditioniert ("Easy" für Langsam auch vom Sattel aus), bin viele gebogene Linien geritten, habe das Pferd auch geradeaus immer in Stellung geritten. Würde ich bei diesem Pferd dauerhaft mit viel Druck und Spannung arbeiten, ja dann hätte ich ein Problem. Die Gangreinheit ist viel zu schlecht, als das da was ginge, wenn das Pferd nicht wollte, nicht losgelassen, nicht leistungsbereit wäre, nicht gefallen wollte. Da sehe ich dann ganz schnell sehr alt da obendrauf aus :wink:
Liebe Grüße
Susanne
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Cyndy
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Beitrag von Cyndy »

Denke auch, dass solche Pferde viel beschäftigen werden sollte.
Wie ist das mit der HH? Kann und wenn ja, wie macht man sie in dem langsamen Tempo aktiv ohne zu schnell zu werden. Den dreh habe ich immer noch nicht raus.... :?:
LG Cyndy
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo

mein Oldie war auch so ein hysterischer Raser. Und wenn dann noch Druck dazu kam, wurde alles noch viel schlimmer, dann hat er sich wahlweise mit falschem Knick eingerollt oder den Unterhals rausgedrückt und ist losgepest. Er hat Druck sowieso überhaupt nicht vertragen, nicht nur beim Reiten. z.B. bekam er auch Panik, wenn der Anbindestrick sich straffte und dann zog er bis irgendwas riss. Das heisst, seine Reaktion wenn er irgendwo Druck verspürte war völlig kopflos, hysterisch.

Wirklich Erfolg hatte ich erst als ich ihn zuerst vom Boden aus arbeitete. Zuerst mit der Doppellonge, aber der Durchbruch kam dann, als ich auf Kappzaum umstellte. Erstens war das neu für ihn, das kannte er nicht, war also nicht vorbelastet und sein empfindliches Maul war geschont,. zweitens lernte er über die korrekte Biegung bei offenem Genick sich vorwärts-abwärts zu dehnen. Drittens lernte er über die Biegung das innere Hinterbein weiter vorzuschwingen. Das Treiben muss in dem Moment kommen, wo das Hinterbein abfusst und vorschwingt. Dann treibt man das Hinterbein mehr in Richtung und unter den Schwerpunkt. Das ist sehr wichtig, weil das losstarten ist ein nach hinten stossen des Hinterbeins. Und das Pferd muss umgepolt werden, so dass "Treiben" nicht gleich: Hinterbein hinten rausstossen wird, sondern das "Treiben" gleich: Hinterbein nach vorne schwingen wird. Damit hast du keine Tempoerhöhung, sondern eine Aktivitätserhöhung der HH und das ist sowieso was erwünscht ist. Solange das Pferd noch rumrast und die HH zu stark hinten rausstösst wird das Pferd nur schnell, aber es wird nicht richtig "aktiv" in der HH, sprich, es passiert keine vermehrte Lastaufnahme und kein vermehrtes Beugen der HH.

Er erste Knackpunkt beim Kappzaum war das Nachgeben auf sanftes Zupfen. Da jegliche Einwirkung am Kappzaum auch auf massive Gegenwehr traf übte ich erst ca. 3 Wochen lang nur diese Reaktion: nachgeben auf Zupfen (ich musste da auch einen Umweg über das Clickertraining mit dem Targetstick machen. Not macht erfinderisch ;))

über das Prinzip am Kappzaum konnte dann aufs REiten zurückgegriffen werden und da er es schon kannte, sich über die Biegung zu strecken und mit dem Hinterbein vorzuschwingen, war das ganze viel weniger stressbelastet für den alten Herrn (er war damals immerhin schon 18 Jahre alt!) und da geht Lernen nun mal nicht mehr so einfach wie in jungen Jahren.
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Mal ganz polemisch vereinfacht: Wird das Pferd nicht zu langsam, hat es eine schöne Dehnungshaltung und läuft losgelassen im Takt, dann macht auch die HH mit.
Liebe Grüße
Susanne
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puppe
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Beitrag von puppe »

Hm sehr interessante Antworten.

Aber es ist ja nicht so dass sie immer hirnlos rennen will.
Eben nur wenn sie ihre "schlechten Tage" hat.
Getsn zB sind wir wunderbar gesittet und ruhgi galoppiert (mit Halsring)

Genau aus dem genannten Grund -Auf Druck folgt Gegendruck- suche ich einen neuen trainer weil ich nciht will dass ich so kämpfen muss beim Reiten.

Denke Vertrauen ist nicht so das Problem weil sei mir meiner Meinung anch vertraut ^^ an guten Tagen können wir ohne allem tour verkleiner,schlangenlinien,kleine Touren etc.

Nur ist halt das Problem dass sie nie untertritt.
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Jen
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Beitrag von Jen »

und du bist ganz sicher, dass sie KEIN körperliches Problem hat? keine Verspannung? absolut freie, normale HH-tätigkeit (z.b. im freilauf)?
Liebe Grüesslis, Jen
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Linski
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Beitrag von Linski »

Wie sieht denn das Gebäude insgesamt aus? Mal unabhängig von der Rennerei ist je nicht jede Hinterhand zum untertreten gemacht, bzw. passen die Einzelteile nicht so gut zueinander.
Keine Frage, dass man auch ein etwas unglücklich gebautes Pferd mit entsprechender Arbeit fördern kann, suche nur nach einer Ursache warum sie grundsätzlich dagegen ist mit der Hinterkiste Last aufzunehmen und lieber ihr heil in der Flucht sucht.
Lächeln! Reiten macht Spaß!
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Jen hat geschrieben:Das Treiben muss in dem Moment kommen, wo das Hinterbein abfusst und vorschwingt. Dann treibt man das Hinterbein mehr in Richtung und unter den Schwerpunkt. Das ist sehr wichtig, weil das losstarten ist ein nach hinten stossen des Hinterbeins. Und das Pferd muss umgepolt werden, so dass "Treiben" nicht gleich: Hinterbein hinten rausstossen wird, sondern das "Treiben" gleich: Hinterbein nach vorne schwingen wird. Damit hast du keine Tempoerhöhung, sondern eine Aktivitätserhöhung der HH und das ist sowieso was erwünscht ist. Solange das Pferd noch rumrast und die HH zu stark hinten rausstösst wird das Pferd nur schnell, aber es wird nicht richtig "aktiv" in der HH, sprich, es passiert keine vermehrte Lastaufnahme und kein vermehrtes Beugen der HH.
@Jen: :wink: Genau deshalb hatte ich gefragt.

@puppe: Unsere Stute neigt auch gern zum Rennen, wenn ihr etwas suspekt ist oder man sie insoweit überfordert, als man etwas verlangt, sie die Hilfen dabei aber nicht richtig versteht. Das kommt auch nur hin und wieder vor. Vielleicht ist das ein Ansatz?

lg, Tanja
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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