Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

cajujo
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Beitrag von cajujo »

Gawan hat geschrieben:Mir gefallen ja die Polster unter dem Nasenriemen, wie fürsorglich. Natürlich muss man den Nasenriemen richtig anziehen, damit sie nicht rausfallen. :evil:
Ich reite hin und wieder mit Sidepull und eine Bekannte mit so einem Teil, welches aussieht wie ein Gartenschlauch. Wir legen beide zur Abmilderung eine Neoprenunterlage drunter, was auch überflüssig sein kann. Fest angezogen muss es nicht weden um ein Rausfallen zu verhindern. Ich nehme an, Leder und Plastik haften ziemlich gut auf Neopren und auch Moosgummi.

Damit will ich natürlich nicht sagen, dass Andere die Nasenriemen nicht ordentlich anziehen.

Übrigends war ich letztes Jahr bei einem Vortrag/Seminar, (ich weiss nicht mehr wie es ausgeschrieben war) mit Uta Gräf und Chr. Hess, in dem es um feines Reiten ging. Aus dem Publikum wurde der Zug auf den Nasenriemen angefragt. Eine Überprüfung durch Herrn Hess ergab, dass dieser durchaus fester zugezogen war wie allgemeinhin und in den Richtlinien empfohlen.

Ich glaube, es ist einfacher mit den High-End-Turnieren seinen Frieden zu schließen wenn es weniger als Ausbildungswettbewerb sondern als erweiterte Möglichkeit einer Zuchtschau angesehen wird.

Ambitionslosen Freizeitjockels wie mir, fällt es ohnehin immer schwerer hierbei Schönheit, Eleganz, Harmonie und Leichtheit zu entdecken. Vermutlich wurde sich hiervon als schwer erreichbare, kaum meßbare und im Auge des Betrachters liegende Zielvorgabe verabschiedet.

Ich weiss nicht was klassische Prinzipien sind, und ob es sich um Ziele und Ideale oder um Vorgehensweisen zur Erreichung dieser handelt aber so gut wie immer empfinde ich Pferde schöner und ausdrucksvoller wenn sie einen Hauch von Freiwilligkeit vermitteln. Dies korrelliert für mich oft schon mit der unsäglich diskuttierbaren Hals- und Kopfhaltung und ich freu mich immer wenn diese tollen Pferde bei solch schweren Anforderungen hochkommen und zu strahlen beginnen. Auch wenns meist nur sehr kurz durchblitzt.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Wenn ich an "Hinter den Kulissen-Besuche" denke, die gefallen: https://www.youtube.com/watch?v=woyUWWtmuCw

Ich find HL zwar sehr nett, aber das was sie da zeigt ist nun auch nicht Sahne der klassischen Reitkunst, sondern Lämmchen unter den Wölfen im Dressur-Geschäft ;-)

Bringe ich auch immer schwer unter einem Hut, Kunst und Sport eben.
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Motte hat geschrieben:Esge:
http://m.youtube.com/watch?v=mdtuhByWimc

Auszugsweise.
:shock: je nun, damit ist der positive Eindruck für mich eher zerstört... :?
horsman
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Beitrag von horsman »

cajujo hat geschrieben:
Übrigends war ich letztes Jahr bei einem Vortrag/Seminar, (ich weiss nicht mehr wie es ausgeschrieben war) mit Uta Gräf und Chr. Hess, in dem es um feines Reiten ging. Aus dem Publikum wurde der Zug auf den Nasenriemen angefragt. Eine Überprüfung durch Herrn Hess ergab, dass dieser durchaus fester zugezogen war wie allgemeinhin und in den Richtlinien empfohlen.
Ach nee, interssant zu lesen. ALs ich sowas mal vermutete, weil ihr Pferd so gar nicht das Maul bewegte, wurde ich mit Schimpf und Schande überzogen.

Und das was Frau Langenhagen da vorbereitet mit diesen exorbitanten Nasenpolstern, lässt in der Tat auch nix Gutes vermuten.

Insofern wiederhole ich immer wieder gerne: weg mit den Nasenriemen ab Klasse S und die Reiterei kommt auf einen besseren Weg.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

Ich lese hier gerade sehr gerne mit :)

Wie schön, ich kann sämtlichen letzten Kommentaren (Gawan, esge, charona, cajujo, Kosmonova, S&P und Horsmän) komplett zustimmen! :D

(@horsmän: Diese zusammengeschnürten Mäuler sind wirklich Mist!! Aber ich meine mich zu erinnern dass eine Kandare komplett ohne Nasenriemen auch sehr ungünstig fürs Pferd ist...)

Und geolina: Nein, ich bin nicht naiv. Im Gegenteil, ich habe jede Menge Vorstellungen davon, wie viele (m.M. nach die meisten) Dressur-Spitzenpferde hinter verschlossenen Türen trainiert werden - und nicht nur hdS, es geht durchaus auch noch schlimmer...gerade Pferde mit marionettenhaften Passagen und einer auffällig exaltierten Trabmechanik sind für mich verdächtig :cry:
Wenn ein Spitzen-Dressurpferd selbst in einer so wichtigen Prüfung wie z.B. einer WM oder EM (bei der sich der/die ReiterIn selbstverständlich sehr um eine korrekte Silhouette bemüht!!) kaum zu einer korrekten Aufrichtung kommt, ist es m.M. nach einfach naiv zu glauben, dass solche Pferde korrekt und pferderfreundlich ausgebildet wurden. Gerade DESHALB achte ich auch so bewusst darauf!
cajujo hat geschrieben: Ambitionslosen Freizeitjockels wie mir, fällt es ohnehin immer schwerer hierbei Schönheit, Eleganz, Harmonie und Leichtheit zu entdecken.


Geht mir so wie dir - aber das hat m.M. nach nichts mit "Freizeitjockel-Dasein" zu tun.

Harmonie und Leichtigkeit sind denke ich heutzutage schlicht zu wenig spektakulär - und wurden daher ersetzt durch das viel imposantere Showreiten bzw. die klassischen Dressurprüfungen sind mutiert zu einem - wie esge es so treffend genannt hat "Hochweitwettbewerb im Beinehochreißen".
cajujo hat geschrieben: (...)aber so gut wie immer empfinde ich Pferde schöner und ausdrucksvoller wenn sie einen Hauch von Freiwilligkeit vermitteln. Dies korrelliert für mich oft schon mit der unsäglich diskuttierbaren Hals- und Kopfhaltung und ich freu mich immer wenn diese tollen Pferde bei solch schweren Anforderungen hochkommen und zu strahlen beginnen.
GENAU! :D
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Maulfrei ich hätte es ja nicht mehr für möglich gehalten aber deinen letzten Beitrag unterschreibe ich doppelt und dreifach.
Mir geht es nämlich genau so. Ich habe zu viel gesehen um in In dubio pro reo zu denken wenn ich gewisse Bewegungsabläufe sehe.
DH hat sich bei Ingrid Klimke nie so bewegt und sorry, ich wage zu behaupten das liegt nicht am Ausbildungsstand als solchen, sondern an der Art der Reiterei. Mir tat es daher damals im Herzen weh als Helen plötzlich so ritt. Eine der wenigen Reiterinnen "da oben" die ich vorher noch sehr gerne gucken mochte. Das war übrigens das letzte Auslösende Moment nach dem Totilas Hype. Seit dem gucke ich keinen Sport mehr, verkneife mir meine Aachen Karten und fahre nicht mehr nach Lingen.
Ich mag das Theater nicht mehr unterstützen.
Dennoch kann ich ritte die mir über den Weg laufen differenziert beurteilen. Hier wurde vor einigen Seiten mal erklärt warum gewisse Pferdetypen gar nicht Genick höchster Punkt gehen können….All diese Dinge sollte man nicht außer Acht lassen sonst entwickelt man ebenfalls einen falschen Tunnelblick nur eben hin zum anderen Extrem. Überzäumung ist nämlich für das Pferd genau so Schädlich. Relative Aufrichtung in ihrer vollumfänglichen Bedeutung mit allen Zusammenhängen zu beurteilen ist die Kunst.
Phanja

Beitrag von Phanja »

saltandpepper hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:Esge:
http://m.youtube.com/watch?v=mdtuhByWimc

Auszugsweise.
:shock: je nun, damit ist der positive Eindruck für mich eher zerstört... :?
Grade die Sequenz am Schluss hat für mich nix mit ein bisschen hdS zu tun. Das ist Rollkur. Ich kann da leider auch anderweitig nix Positives erkennen.
Motte
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Beitrag von Motte »

saltandpepper hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:Esge:
http://m.youtube.com/watch?v=mdtuhByWimc

Auszugsweise.
:shock: je nun, damit ist der positive Eindruck für mich eher zerstört... :?
Das war auch von mir völlig wertfrei gemeint. Nur mal ein Link "ohne" Turnier.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Aber es gibt schon noch einen Unterschied, ob Genick nicht höchster Punkt und hds. Und Damon Hill ist es definitiv hds ...

Ach ja, aus welchen Gründen, soll das Reiten auf Kandare ohne Reithalfter nicht so gut sein?
In der Westernreiterei wird schließlich wird die Kandare nur ohne Reithalfter eingesetzt. Und bei Anja Beran habe ich auch schon Kandare + Unterlegetrense ohne Reithalfter gesehen.
esge
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Beitrag von esge »

Der Vergleich zum Westernreiten, so gern er immer wieder angeführt wird, hinkt auf drei Beinen. In der Westernreiterei wird ohne Anlehnung geritten, oder es zumindest angestrebt. Andere Kiste.

Man muss auch gar nicht von einem Extrem ins andere fallen. Ein korrekt verschnallter Nasenriemen würde völlig reichen. Was Korrekt ist, steht eigentlich in jeder Reitlehre. zwei FingerBREIT auf dem NasenRÜCKEN, nicht irgendwo flach an der Seite reingequetscht.

Die Stall- und Trainingsaufnahmen von Damon Hill sind traurig.
Loslassen hilft
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

esge hat geschrieben: Was Korrekt ist, steht eigentlich in jeder Reitlehre. zwei FingerBREIT auf dem NasenRÜCKEN, nicht irgendwo flach an der Seite reingequetscht.
Da sagst du was! Denn wenn man Leute darauf aufmerksam macht, bekomme ich immer zu hören, dass es ihnen nie so beigebracht wurde. ;-) Ich kenne es auch so --> "Nimm das Loch das am meisten ausgelatscht ist" - das war dann natürlich angebrummt. Ich habs dann heimlich weiter gelassen, aber auch oft erlebt, dass der RL kam (egal wo!) und es einfach enger geschnallt hat und mich gerügt hat...warum auch immer. Das erste was ich abgeschafft habe bei Hannes, ihr könnt es euch denken :lol:

Nein, nichts gegen ein korrekt verschnalltes RH, aber das sind leider wirklich immer noch die wenigsten. Aber es ist leider nur ein Übel von vielen. *schulterzuck*

Die letzte Sequenz im HL Video sieht gruselig aus. Als ob er ein fünftes Bein braucht...gar nicht schön. Der Sporn ist mir auch zu oft IM Pferd. Wie gesagt, HL ist mir zwanzig Mal lieber als IW, aber eben leider auch im Zirkus gefangen.
Es grüßt Nadine

*******************
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Motte hat geschrieben:
saltandpepper hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:Esge:
http://m.youtube.com/watch?v=mdtuhByWimc

Auszugsweise.
:shock: je nun, damit ist der positive Eindruck für mich eher zerstört... :?
Das war auch von mir völlig wertfrei gemeint. Nur mal ein Link "ohne" Turnier.
Ah, das beruhigt mich jetzt- ich hatte befürchtet , das solle eine Beispiel für ( Zitat Esge) : "Dann würde ich dasselbe Pferd gern mal ohne den Zirkus geritten sehen. Wenn es keine Noten gibt sondern der Reiter es auf Fluss, losgelassenheit und Harmonie anlegt. Träum", sein.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Kosmonova hat geschrieben:
esge hat geschrieben: Was Korrekt ist, steht eigentlich in jeder Reitlehre. zwei FingerBREIT auf dem NasenRÜCKEN, nicht irgendwo flach an der Seite reingequetscht.
Da sagst du was! Denn wenn man Leute darauf aufmerksam macht, bekomme ich immer zu hören, dass es ihnen nie so beigebracht wurde. ;-)
Nicht dein Ernst jetzt ? :shock: :shock: :shock:
Motte
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Beitrag von Motte »

saltandpepper hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:
saltandpepper hat geschrieben: :shock: je nun, damit ist der positive Eindruck für mich eher zerstört... :?
Das war auch von mir völlig wertfrei gemeint. Nur mal ein Link "ohne" Turnier.
Ah, das beruhigt mich jetzt- ich hatte befürchtet , das solle eine Beispiel für ( Zitat Esge) : "Dann würde ich dasselbe Pferd gern mal ohne den Zirkus geritten sehen. Wenn es keine Noten gibt sondern der Reiter es auf Fluss, losgelassenheit und Harmonie anlegt. Träum", sein.
Neinnein, nur ein Video, was ich gefunden habe - "ohne" Turnierzirkus-Situation". Völlig wertfrei!
esge
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Beitrag von esge »

Noch abenteuerlicher in Sachen Nasenriemen finde ich das sich hartnäckig haltende Gerücht, dass ein kombiniertes Reithalfter sogar Zügelzug vom Gebiss auf den Nasenrücken umleiten soll und somit eine Zäumung mit ebensolchem Reithalfter viel schonender fürs Pferd sei als ohne. Reiten ohne jedes Reithalfter wird praktisch als Tierquälerei angesehen, weil dann kein Halfter den Zügelzug abmildern wird.

Physikalisch konnte mir das aber noch keiner erklären. Lediglich der echte Pullerriemen könnte das.
Loslassen hilft
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