grisu hat geschrieben:Aber so ist es doch in diesem ganzen Thread: Wir beurteilen nur das, was wir sehen.
Sehen ist allerdings eine subjektive Angelegenheit, wie dieser Thread zur Genüge zeigt. Nur so als Beispiel, was ich damit meine, hier meine
persönlichen Kommentare (Ersteindrücke) zu einigen Bildern, die ich auf die Schnelle im Internet gefunden habe und auf denen Andere wohl Anderes sehen:
Da trainiert jemand seine Armmuskulatur (Bild auf der Mitte der Seite):
http://www.dressage-news.com/?p=12546
Eine begeisterte Reiterin und ihr erschöpftes Pferd (und diese überdimensionierten Nasenriemen sind so was von hässlich):
http://www.dressage-news.com/?p=22880
Murks:
http://www.highoffleystud.co.uk/stablee ... sp?id=7285
Was ist denn das für eine komische Gangart?
http://www.horseandhound.co.uk/gallerie ... R.jpg.html
Ich habe mir erlaubt, Bilder statt Videos zu nehmen, weil Trab mit Einbeinstütze etc. darauf leichter zu sehen sind, Videos muss man dazu in Zeitlupe ansehen.
Wie gesagt, das sind ganz persönliche Kommentare.
Ich bin der Meinung, dass beim Sehen die Sehgewohnheiten eine wichtige Rolle spielen, und damit meine ich nicht nur, welche Aufnahmen von Reitern und Pferden man häufig anschaut (die empfindet man dann als normal), sondern auch allgemeine Vorlieben und Abneigungen. Ich habe z.B. nichts übrig für Paraden und marschierende Soldaten, daher liegt mir auch das eher stramme, zackige Reiten der Sportdressur nicht besonders, und Pferde, die im starken Trab die Vorderbeine hochreissen erinnern mich an Soldaten im Stechschritt. Nun kommt die Sportdressur ursprünglich von der Reitweise der Kavallerie, daher gehört ein gewisser Schneid wohl dazu, was an sich ja auch kein Problem ist.
Damit mir ein Ritt gefällt, sollten für mich auch einige ästhetische Ansprüche erfüllt sein, dazu gehören Banalitäten wie eine schöne Ausrüstung, aber auch Hilfen, die möglichst diskret sind (ein Galoppwechsel mag durchaus korrekt gesprungen sein, aber wenn die Reiterin dabei die Schabracke sporniert, sieht das irgendwie lächerlich aus) und der Eindruck, der Reiter würde dem Pferd gewissermassen den Weg ebnen, damit sich dieses präsentieren kann. Im besten Fall wird der Reiter sozusagen unsichtbar. Es geht mir um eine schwierig zu beschreibende Atmosphäre, die etwas mit dem Verhältnis von Reiter und Pferd zu tun hat. Beim Schauen der DVDs über Oliveira empfinde ich etwas von dieser Atmosphäre, ich habe sie aber auch schon für Momente beim Zuschauen auf Reitkursen erlebt, wenn ein Reiter und sein Pferd bei einer für ihr Niveau schwierigen Aufgabe über sich hinausgewachsen sind.
Und bevor jetzt wieder jemand mit einer Turnierreiter-contra-XY-reiter-Diskussion anfängt: In allen Reitweisen kann das der jeweiligen Reitweise eigene Ideal zur Karikatur werden, man sehe sich nur an, welche Verzerrungen es etwa bei den Gangpferden oder im Westernreiten gibt. Und wenn Reiter glauben, sie könnten die Ausbildung der Pferde etwa durch Handeinsatz abkürzen, dann gibt es je nach Reitlehre statt der Rollkur abwärts halt eine "Rollkur seitwärts" oder eine "Rollkur aufwärts".
Dieser Turnierreiter gefällt mir, da bleibt der Trab noch Trab
www.youtube.com/watch?v=DcIQj-meTh8