Hallo,
ich habe bzw. hatte haargenau dieses Problem.
Schau mal hier:
http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=2984 (meine alte Frage).
1. Tipp: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hinsichtlich der Kompetenz bei 'Sattlern' (viele sind ja nur Verkäufer) geradezu himmelschreiende Misstände gibt. Es ist echt unglaublich!
Daher: Man muss als Reiter unbedingt genug Ahnung haben, um beurteilen zu können, ob ein Sattel passt oder nicht.
Dazu empfehle ich das 'Sattelbuch'- Tipp aus diesem Forum (J. Harman, Painfree Back and Saddle Fit- gibts nur in englisch ist aber sehr gut verständlich). Buch lesen, alle Sättel und Rücken im Bekanntenkreis anschauen, um Erfahrung zu sammeln.
Bei Sattlern immer ein gesundes Misstrauen an den Tag legen, nicht einfach ungesehen glauben, dass der seinen Job schon richtig machen wird.
2. Erstmal anfangen mit Longen- und Bodenarbeit aller Art, solange so gar keine Muskeln da sind. Longieren in Dehnunghaltung, über Cavalettis, kleine Sprünge, Seitengänge an der Hand. Klettern, im Schritt über unebenes Gelände, Klettern im Schritt über höhere Hindernisse, so dass die Vorderbeine richtig hoch gehoben werden müssen. Möglichst viel Bewegung in Offenstall oder Weide.
Einfache Dehnübungen (such mal danach, hier schon schön beschrieben)
Physiotherapie zur Unterstützung ist klasse.
Die Fütterung sollte gut sein, aber spezielles Muskelaufbaufutter, naja. Bei meinem hats nix gebracht...
3. Meiner Erfahrung nach muss man an einem gewissen Punkt jedoch unter dem Sattel weitertrainieren. 'Nur' mit Bodenarbeit habe ich in Sachen Muskelaufbau relativ wenig erreicht. Dazu braucht man dann einen Sattel, der gut passt, an den Trapezmuskeln aber ein wenig Platz lässt. Der Baum sollte von der Grundform her aufs Pferd passen, die zeitweise fehlenden Muskeln werden durch die Polterung ausgeglichen - am einfachsten geht das mit einem Pad/Satteldecke (z.B. Kavaltop Vario und ähnliche). Am Anfang den Sattel häufig kontrollieren lassen und nachpolstern, bis die Löcher wieder gefüllt sind.
Unter dem Sattel gute Dressurarbeit. Besonders sinnvoll sind Seitengänge, Klettern im Gelände, längere Strecken Galopp in Dehnungshaltung (Gelände)
Zum Sattel im speziellen:
Mein Pferd hat nun - im Alter von 15(!) zum ersten Mal einen wirklich passenden Sattel, traurig genug, früher wusste ich nicht genug und geriet an inkompente Sattler. Bei Vorbesitzer 'passte' halt einer der Sättel, die eh schon da waren...
Vorsicht: Baumlose Sättel sind nicht unbedingt eine Lösung, gerade bei dieser Problemstellung. Mein Pferd hatte schon immer 'wenig' Trapezmuskel, mit Torsion ist es aber extrem schlimm geworden. (siehe erstes Bild). Denn der drückte direkt am Ende des langen Widerrists schmerzhaft - und ich *Idiot* habs zu spät gemerkt (ja, der Sattel wurde vom Profi angepasst)
Ein gut passender Sattel muss nicht teuer sein. Ich habe jetzt einen älteren County- Dressursattel, hat 400€ gekostet. Es ist eher die Kunst, einen Sattler zu finden, der bereit ist mit gebrauchten Sätteln zu arbeiten - obwohl dieser daran ja auch gut verdient- und gute Arbeit bezahle ich gerne.
'Ständiger' Sattelwechsel: Ein Bekannter von mir hat sehr viel Ahnung von Western- und Wanderreitsätteln. (Die Rücken seiner Pferde sehen sehr gut aus). Er sagt: Die Grundform eines Pferdes ist fest vorgegeben und ändert sich nur in Ausnahmefällen beim erwachsenen Pferd (z.B. alte Zuchtstute, die einen Senkrücken entwickelt). An diese Form muss der Sattelbaum angepasst sein. Änderungen, die sich durch Training usw. ergeben, lassen sich durch Polsterung im Sattel oder Pad ausgleichen.
Muss man ständig neue Sättel kaufen, hat keiner je vernünftig gepasst- sagt er- zwei seiner Pferde tragen seit 20 Jahren die gleichen Sättel, die immer noch gut passen, die Pferde sind im Laufe ihres Lebens mehrere tausend km auf Wanderritten gelaufen...
Bilder: Sommer 07- extrem wenig Rückenmuskulatur, von Winter 07 bis Sommer 08 nur sporadisch geritten (viel Bodenarbeit siehe oben, Sattelsuche)
Zweites Bild, Sommer 08, Neuer Sattel.
Drittes Bild, heute
Gruß Tina