Mal ne Frage zum Reiten ohne Sperrhalfter

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Das kann es auch nicht sein. Da nimmt man doch eine Knebeltrense her und hat den gleichen Effekt.

Ein locker verschnalltes RH KANN nur einen optischen Effekt haben - oder was übersehe ich dabei?
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti)
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Ghamali
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Beitrag von Ghamali »

Der Kopfkratzsmiley paßt gut zum Thema!

Was Mensch sich so alles einfallen läßt... Ist ja auch unschön, wenn Pferd z. B. auf dem Turnier zeigt, was es von der Zügelhilfe hält, indem es das Maul aufsperrt.

Als ich mir damals Anfang der 90er für mein erstes Pferd eine Trense mit englischem Reithalfter kaufen wollte, mußte ich feststellen, daß es das gar nicht mehr gibt! Es gab nur noch Trensen mit kombiniertem Reithalfter, also mit Sperrriemen und wenn man den dann rausgezogen hat, blieb diese häßliche Schlaufe auf dem Nasenriemen. Ich hab mir dann für teures Geld einen Kandarenzaum gekauft, bloß damit ich diese Schlaufe nicht auf der Nase hatte. Das zeigte damals schon, wohin der Trend geht finde ich. Hin zu reiterlicher Unfähigkeit und zu Erfindungsreichtum bei der Ausrüstung.

Wenn zu mir jemand in den Unterricht mit Sperrriemen kommt, dann ist das das erste, was ich dem Reiter wegnehme. Ebenso z. B. ein Martingal, damit reiten ja auch viele Dressur.

So nun noch ein Zitat:

"Zu den Zäumungen der klassischen Reiterei gehört zumeist noch ein Reithalfter. Es soll dem Unterkiefer eine Stütze geben und gegen zu starke Einwirkung am Kieferknochen schützen. Außerdem gibt es dem Druck auf die Laden ein Gegengewicht und überträgt so einen Teil des Druckes auf das Nasenbein. Es verhindert das Aufsperren des Mauls, mit dem sich das Pferd den Hilfen entzieht. Es nimmt dem Pferd aber auch jegliche Möglichkeit, sich so übermäßiger Einwirkung der Reiterhand über das Gebiss zu entziehen. Eine Eigenschaft, die nur zu oft missbräuchlich verwendet wird.

In der Westernreitweise wird in der Regel ohne Reithalfter geritten. Hier gilt das selbige als Hilfszügel. Es wird nur verwendet, wenn das Pferd sich angewöhnt hat, sich der Einwirkung durch das Gebiss grundsätzlich zu entziehen, indem es das Maul aufsperrt. Aufgrund dessen wird das Reithalfter hier üblicherweise als Sperrhalfter bezeichnet.

Da das Reithalfter das Pferd in eine gewisse Zwangshaltung drängt, ist eine korrekte Verschnallung umso wichtiger. Der Sitz ist je nach Reithalfterart verschieden. Allen gemein ist aber, dass sie korrekt verschnallt die so genannte Lufttrompete nicht behindern dürfen. Ein zu eng verschnalltes Reithalfter hat überdies die Folge, dass das Pferd die Hilfen nicht richtig annehmen kann, da ihm dann auch das Kauen auf dem Gebiss, welches ja erwünscht ist, nicht möglich ist. So sollte zwischen Nasenriemen und Pferdenase noch etwa zwei Finger breit Platz sein. Die Lufttrompete ist der Teil der Nase, der sich bei Aufregung oder Anstrengung aufbläht, um die Lunge mit genügend Luft und den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Die Gefahr, dass dieser Bereich eingeengt wird, ist gerade bei dem hannoverschen Reithalfter groß.

Entscheidend für die passende Verschnallung und korrekte Einwirkung eines Reithalfters ist auch die Auswahl desselben unter Beachtung der Kopfform des betreffendes Pferdes. So ist das hannoversche Reithalfter besonders geeignet für Pferde mit eher langem und geradem Kopf oder dem bei früheren Hannoveranern oft anzutreffenden leichten Ramskopf, vor allem aber für solche mit einer langen Maulspalte. Bei kurzen und/oder keilförmigen Köpfen und vor allem solchen mit kurzer Maulspalte kann eine korrekte Verschnallung hingegen schwierig werden, dann wäre eher eines der anderen Modelle vorzuziehen.

Abschließend ist zu sagen, dass ein korrekt verschnalltes Reithalfter dem Pferd sicherlich nicht schadet. Als Zwangsmittel ist es aber in jeder Hinsicht abzulehnen.

Das Deutsche Reithalfter

Diese Art von Reithalfter ist das Älteste unter den Reithalftern. Es wurde bereits vor über 100 Jahren in der Kavallerie eingesetzt. Ein Lederriemen, der als Nasen- und Kinnriemen dient, wird durch dafür vorgesehene Schlaufen am Backenstück gezogen.

Richtig verschnallt sollte es etwa zwei Finger breit unterhalb des Jochbeins liegen, wobei die Lage hier durch die Länge der Backenstücke bestimmt wird. Durch diese Kombination ist die Lage des Halfters am Pferdekopf relativ festgelegt. Da es heute bereits sehr viel variablere Möglichkeiten der Zäumung gibt, ist es fast vom Markt verschwunden, obwohl es eigentlich völlig ausreichend wirkt. Lediglich an Shetty- oder Kaltbluttrensen und Fahrhalftern findet man es noch häufiger.

Entgegen der Meinung vieler hindert es das Pferd sehr wohl daran, das Maul aufzusperren. Sicher nicht in dem Maße wie ein „richtiger“ Sperrriemen. Durch die Lage unterhalb des Kiefergelenks kann das Pferd zwar uneingeschränkt kauen, jedoch das Maul nicht soweit aufsperren wie normal. Auch hier gilt bei der Verschnallung: zwischen Riemen und Pferdekopf sollten mindestens zwei Finger passen.

Das Hannoversche Reithalfter

Noch vor nicht allzu langer Zeit war das Hannoversche das am meisten verbreitete unter den Reithalftern bis es vom Kombinierten Reithalfter verdrängt wurde. Erfunden wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts an der Kavallerieschule Hannover von E. F. Seidler, der durch unterhalb des Gebisses verschnallte Kinnriemen versuchte, die Pferde vor den groben Fäusten der Kavalleristen zu schützen.

Es besteht aus einem Backen- und Genickstück, an welchem an der Seite eine Schnalle zum Einstellen der richtigen Länge ist. Als Abschluss ist an beiden Seiten ein kleiner Ring eingearbeitet, an denen der Nasenriemen und die zwei kleinen Kinnriemen, welche in der Kinngrube verschnallt werden, befestigt sind.

Verschnallt wird das Hannoversche Reithalfter so, dass der Nasenriemen auf dem knöchernen Teil der Nase zum Liegen kommt, d.h. mindestens 4-5 Finger breit oberhalb der Nüstern. Er wird über den Gebissringen in der Kinngrube verschnallt, so dass noch locker zwei Finger darunter Platz haben.

Wird das Reithalfter zu eng verschnallt, so kehrt sich die Wirkung ins Gegenteil um. Das Pferd kommt nicht mehr richtig zum Kauen, kann folglich das Gebiss nicht mehr annehmen und die Reiterhilfen kommen nicht mehr zum Pferd durch.

Auch tiefer verschnallt, wenn das Reithalfter auf der Lufttrompete zum Liegen kommt, hat das fatale Folgen für das Pferd. Das Pferd bekommt nicht mehr richtig Luft und kann im schlimmsten Fall unter akuter Atemnot leiden, was dann auch zu einer Gefahr für den Reiter werden kann. Das ist auch der Fall, wenn das Pferd eine zu kurze Maulspalte hat. In diesem Fall würde der Nasenriemen auch korrekt verschnallt die Atmung behindern, weshalb diese Art der Zäumung für diese Pferde nicht geeignet ist.

Auch eine andere Verschnallung sieht man hin und wieder mit dem hannoverschen Reithalfter. Hierbei wird das Reithalfter so verschnallt, dass es wie ein Deutsches Reithalfter etwa zwei Finger breit unter dem Jochbein liegt.

Eine Sonderstellung hat diese Zäumung bei der Ausbildung junger Pferde. Wird das junge Pferd an das Gebiss herangeführt und die Zügel so verschnallt, dass sie Trensenringe und den kleinen Ring am Reithalfter umfassen, ermöglicht das Hannoversche Reithalfter ein durchaus maulschonendes Anreiten. So wird ein Teil der Wirkung auf die Nase übertragen und der Druck auf die Kinnladen verringert. Außerdem mindert es den so genannten Nussknackereffekt, bei dem das Gebiss in der Mitte zusammen geschoben wird und sich nach oben aufstellt und so auf den Gaumen drückt, da durch die zumeist hohe Lage der Verbindungsriemen das Gebiss relativ breit im Maul fixiert wird.

Das Englische Reithalfter

Das Englische Reithalfter besteht neben einem Backen-Genick-Teil und einem etwa zwei Zentimeter breiten, gut gepolsterten Nasenriemen, der sich etwa 2-3 cm unterhalb des Jochbeins befinden sollte. Es ist also etwa doppelt so breit wie der Nasenriemen des Hannoverschen Sperrhalfters. Im Gegensatz zu diesem mindert es jedoch nicht den Druck auf die Laden, indem es einen Teil des Druckes auf die Nase überträgt. Es soll lediglich das Pferd daran hindern, das Maul zu weit aufzusperren.

Im „Ruhezustand“ ist das Englische Reithalfter also nahezu wirkungslos. Es zeigt erst Wirkung, wenn das Pferd das Maul aufsperren will und verhindert so, dass sich das Pferd der Einwirkung des Reiters entzieht. So gibt es natürlich auch sehr viel dünnere Nasenteile bis hin zu gewachster Kordel (sehr scharfe Wirkung).

In Deutschland findet man das Englische Reithalfter in aller Regel nur noch unter der Kandare, selten als alleinige Zäumung. Für die Kandarenzäumung eignet sich das Englische Reithalfter hervorragend, da es nicht mit den Anzügen kollidiert und beide Gebisse zuverlässig an seinem Platz hält und somit die punktgenaue Einwirkung sicherstellt.

Das Kombinierte Reithalfter

Das Kombinierte Reithalfter wird dem einen oder anderen auch als Irisches Reithalfter bekannt sein und ist die Sorte Reithalfter, die wir in deutschen Reitställen am häufigsten sehen, da es das Hannoversche in den letzten Jahrzehnten weitgehend verdrängte.

Es ist im Prinzip ein Englisches Reithalfter mit einem zusätzlichen dünnen, sogenannten Sperrriemen. Zur Befestigung ist in der Mitte des Nasenriemens eine kleine Schlaufe befestigt, durch die der Sperrriemen geführt wird. Dieser wird dann ebenso wie der Nasenriemen des Hannoverschen Reithalfters in der Kinngrube über dem Trensengebiss geschlossen. Der Nasenriemen ist beim kombinierten Reithalfter allerdings schräg geformt und sitzt korrekt verschnallt etwas tiefer auf dem Nasenbein.

Ursprünglich sollten bei dieser Art von Halfter die Vorteile des Hannoverschen und die des Englischen Reithalfters kombiniert werden. Ordentlich verschnallt und gut angepasst wäre das auch der Fall, aber wer leistet sich schon eine Maßanfertigung? Häufig werden die Reithalfter viel zu tief verschnallt, was dann bei diesem Reithalfter nicht nur zur Folge hat, dass der Nasenriemen die Atmung behindert, sondern dass der Sperrriemen die Lufttrompete noch zusätzlich einengt. Überdies vertreten viele Reitlehrer noch immer die Meinung, der Sperrriemen könne gar nicht fest genug sein. Welch eine Tortur das für ein Pferd sein mag, ist nicht schwer vorzustellen.

Das Kombinierte Reithalfter gibt es auch als Schwedisches Reithalfter, an welchem lediglich der Nasenriemen einen anderen Verschluss besitzt. Bei diesem wird der Riemen durch eine Umlenkschnalle hindurch zurückgeführt. Die Wirkung ist ähnlich der eines Flaschenzugs, so dass der Nasenriemen sehr viel fester verschlossen werden kann bei wesentlich geringerem Kraftaufwand. Das führt oft dazu, dass man die Kraft, die man zum Schließen aufwendet, unterschätzt und das Reithalfter zu eng verschnallt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die meisten Schwedischen Reithalfter sehr gut abgepolstert sind.

Häufig sieht man das kombinierte Reithalfter heute auch ohne den Sperrriemen, offenbar als Ersatz für das auf dem deutschen Markt als Bestandteil von Trensenzäumen nur selten erhältliche englische Reithalfter. Diese Methode ist aber kein vollwertiger Ersatz für ein solches, da die Form des Nasenriemens anders ist, eher breiter ist, seiner Form entsprechend verschnallt als alleiniger Riemen zu tief sitzt. Diese Zäumung ist zudem bei enger Auslegung der LPO für Turniereinsatz nicht zugelassen.

Das Mexikanische Reithalfter

Das Mexikanische Reithalfter oder auch Kreuzbandhalfter ähnelt mit seinem sich auf der Nase kreuzenden Sperrriemen optisch eher dem Kombinierten Reithalfter. Hier gibt es zwei optisch ähnliche Varianten.

Die eine (unechte) ähnelt auch in der Funktion dem Kombinierten Reithalfter. Sie besteht aus zwei Riemen, die auf dem Nasenrücken in einer Rosette oder ähnlichem fest verbunden sind. Der obere Riemen wird dabei wie ein normaler Nasenriemen unter dem Unterkiefer geschlossen, der Untere wie ein Sperrriemen über dem Gebiss in der Kinngrube. Diese Rosette ist meist weich gepolstert, so dass nicht allzu viel Druck auf die Nase ausgeübt wird.

Bei der zweiten (echten) Variante werden "Sperr"- und "Nasenriemen" aus 2 langen Riemen gebildet, die sich ungefähr in der Mitte ihrer Länge auf dem Nasenrücken diagonal kreuzen und an jedem Ende mit dem Ende des jewels anderen Riemens verbunden sind. Jeder Riemen bildet also wechselseitig zur Hälfte "Sperr-" und "Nasenriemen". Beide Riemen sind im Kreuzungspunkt auf dem Nasenrücken in einer meist dick gepolsterten Rosette durch Schlaufen so befestigt, dass sie gegen leichten Widerstand jeweils in beide Richtungen gleiten können. Bei neueren Modellen enden die Riemenenden, die zusammen die obere Hälfte des "Nasenriemens" bilden, jeweils in einem Metallring, von dem aus 2 kurze Riemen unter dem Unterkiefer miteinander verbunden werden, den unteren Teil des "Nasenriemens" bilden. In diesen Ringen ist auch das Genickstück des Reithalfters befestigt. Durch diese Konstruktionsweise ist das (echte) Mexikanische Reithalfter besonders in der neueren Variante überall in sich beweglich und kann sehr hoch verschnallt werden, ohne die Maulbewegungen in irgendeine Richtung völlig zu blockieren.

Der Vorteil des Mexikanischen Reithalfters ist, dass es, richtig, also hoch verschnallt, die Atmung des Pferdes nicht behindert und Maultätigkeit und Wirkung des Gebisses nicht beeinflusst werden. Das kann sich jedoch bei zu tiefer Verschnallung ganz schnell ändern, wenn sich die Lage der Riemen nach unten verlagert, weil das Verbindungsstück die Riemen sehr lose führt. Das führt dazu, dass die Lufttrompete beengt wird. Wird das Mexikanische Reithalfter eher locker verschnallt, tritt erst ab einem bestimmten Punkt eine dann aber sehr deutliche weil punktuelle Wirkung auf das Nasenbein auf, die stark beizäumend wirkt.

Das Bügelreithalfter

Das Bügelreithalfter ist eine Kombination aus Kombiniertem und Hannoverschem Reithalfter. Es hat einen mittig liegenden Nasenriemen, von dem aus an einem Bügel eine Schnalle oberhalb und eine unterhalb des Nasenriemens um den Kiefer läuft. Von diesen Bügeln laufen die Riemen rechtwinklig um den Kiefer.

Es wirkt etwas schärfer als die beiden oben genannten Varianten. Sperrt das Pferd das Maul auf, werden die beiden unteren Riemen nach unten gedrückt, die Kraft wird durch die Bügel auf den oberen Riemen übertragen und vereinigt, da beide Riemen über die Bügel miteinander korrespondieren.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Reithalftern wird hier kein direkter Druck auf das Gebiss ausgeübt oder, wie beim Hannoverschen oder Kombinierten, das Gebiss durch seine fixierte Lage nach oben gezwungen, da das Gebiss frei im Maul liegt. Dadurch wird auch ein Einklemmen der Maulspalte oder Quetschen der Lefzen durch anliegende Riemen verhindert. Da der Nasenriemen höher liegt als beim Hannoverschen, wird eine Einengung der Atemwege weitestgehend verhindert. Außerdem wird der Unterkiefer des Pferdes durch die beiden Kinnriemen bei Zügelzug gut abgestützt.

Unter Umständen schränkt es jedoch die Kautätigkeit ein, da durch die beiden seitlichen Bügel eine Seitwärtsbewegung des Kiefers behindert wird. Aufgrund der beiden seitlichen Bügel wird das Bügelreithalfter auch häufig bei Pferden angewandt, die die Zunge seitlich heraushängen lassen.

Bei der Verschnallung achte man wie immer auf die korrekte Lage des Reithalfters. Diese ist durch die Abstände beider Riemen vom Gebiss vorgegeben, sie müssen auf beiden Seiten etwa gleich sein und so locker sein, dass mindestens zwei Finger darunter Platz haben. Es sei aber gesagt, dass dieses Reithalfter seine Wirkung auch dann nicht verfehlt, wenn es etwas lockerer als üblich verschnallt wird.

Das Kineton-Reithalfter

Das Kineton-Reithalfter sieht man hierzulande nur noch äußerst selten. Es ist wie so oft eine Erfindung der Engländer, welches dort hauptsächlich beim Jagdreiten eingesetzt wird, um mehr Kontrolle über das Pferd zu haben. Hier findet es ebenfalls seine Anwendung, um besonders heftige Pferde zu halten.

Das Halfter besteht aus zwei Bügeln, die über den Nasenrücken hinweg mit einem Lederriemen verbunden sind. Diese Bügel werden um das Gebiss herum gelegt.

Wirkt der Reiter normal ein, wirkt das Gebiss ganz normal ein. Sperrt das Pferd jedoch im Maul und versucht sich so den Zügelhilfen zu entziehen, leiten die Bügel den Druck auf den Nasenrücken weiter.

Das Kineton hat jedoch zwei gravierende Nachteile: Dadurch, dass Gebiss und Bügel unmittelbar aufeinander treffen, passiert es sehr leicht, dass dazwischen die Mundwinkel eingeklemmt werden. Wissenschaftler munkeln sogar, dass durch diesen Kontakt Schwingungen oder niedrige elektrische Reize entstehen können, welche sich negativ auf das Pferd auswirken könnten. Ein weiterer Nachteil ist der lose Nasenriemen. Hier fehlt das Gegenstück, der Kinnriemen, so dass der Nasenriemen locker oben aufliegt. Dadurch rutscht er meist auf der Nase weiter runter. Wirkt der Reiter dann auch nur mäßig ein, werden sofort die Atemwege eingeengt.

Das Amerikanische Sperrhalfter / Noseband

Im Gegensatz zu den anderen Reithalfterarten versteckt sich das Amerikanische Sperrhalfter nicht hinter seinem Namen, sondern steht zu seinem Zweck: Es soll verhindern, dass das Pferd das Maul zu weit aufsperrt oder, da wir es hauptsächlich im Westernreitsport finden, zu verhindern, dass das Pferd bei der Rinderarbeit ein Rind beißt.

Das Amerikanische Sperrhalfter besteht wie das Englische Reithalfter aus einem Kopfstück und einem Nasenriemen. Dieser wird unter den Backenstücken, etwa zwei Zentimeter unter dem Jochbein verschnallt. Der Nasenriemen ist in den meisten Fällen nur etwa einen Zentimeter breit, besteht entweder aus gewachster Kordel oder Leder und übt, sperrt das Pferd das Maul auf, sehr punktuell Druck auf den Nasenrücken aus. Durch das in der Regel sehr feste Material lässt dieser Druck sofort wieder nach, wenn das Pferd das Maul wieder schließt.

Diese Art von Reithalfter ist oft in Gebrauch. In den meisten Turnierklassen sind sie verboten, auf dem Abreiteplatz jedoch erlaubt. Da das Beißen eines Rindes im Turnier mit hohen Strafpunkten geahndet wird, neigen manche Reiter zu äußerst brutalen Mitteln, um ihre Pferde daran zu hindern. Eine durchaus übliche Methode ist das Zuschnüren des Pferdemauls mit einem Nasenriemen aus Draht, eine unauffälligere Art, das Anbringen eines Drahtes unterhalb des eigentlichen Nasenriemens.

Die meisten Reiter kennen die unangenehme Wirkung des amerikanischen Reithalfters und setzen es nur vorübergehend zur Korrektur ein.

Westernzäume

Westernzäumungen bestehen in der Regel aus einem einfachen Kopfstück ohne Sperrhalfter, welches vom Aufbau her mit dem Deutschen Reithalfter fast identisch ist. Bei der Verwendung mit Wassertrensen (Snaffle bit) wird in den Trensenringen ein Kinnriemen, bei Verwendung von Gebissen mit Anzügen (Bits) eine Kinnkette verschnallt. Der Kinnriemen wird lose verschnallt und verhindert, dass das Gebiss durch das Pferdemaul gezogen werden kann, die Kinnkette ist - ähnlich dem englischen Modell der Kandare - fest verschnallt und Teil der Hebelwirkung, da durch Annehmen der Zügel Druck auf das Kinn ausgeübt wird. Westernzäume gibt es sowohl als Stirnriemen- als auch in Einohr- oder Zweiohr-Ausführungen. Im Gegensatz zu normalen Trensen haben Westernzäume keinen Nasenriemen."

Puh, wieder was gelernt!
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Danke, Ghamali! Interessant, interessant, aber ausser den "groben Kavalleristenhänden" ² konnte mich jetzt nix überzeugen. Dich?


²Es gibt alte Abbildungen, bei den der Sperriemen/Riemen unterm Gebiss auch durch die Gebissringe gezogen wurde, um die Einwirkung der Hand zu minimieren. Ob´s geholfen hat? Ob wir das so wollen?
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Ghamali
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Beitrag von Ghamali »

Überzeugen konnte mich das RH mit Sperrriemen noch nie. Auch als noch unschuldiger weil unwissender Pferde-Neu-Besi damals fand ich es gemein, den Pferden den Nuschel zuzuschnüren.

Aber ich finds wichtig, daß man Bescheid weiß und auch argumentieren kann, warum man denn ein Verfechter der "ohne alles bzw. so wenig wie möglich"-Reiterei ist.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hallo, ich melde mich auch mal wieder zurück :), schließlich hab ich die Diskussion ja angezettelt.
@Ghamali;: Danke für den ausführlichen Beitrag

Ansonsten kann ich euch hier mal kurz berichten, wie es bei mir weiterging. Ich habe dann einfach angefangen, den Sperrriemen 2 Löcher lockerer zu verschnallen; Pferd kaute daraufhin viel häufiger (wer hätte das gedacht :) ). Im Reitunterricht wurde ich deswegen gerügt, erlaubte aber der RL nur, ein Loch enger zu machen. Zitat RL: "keine sorge, der kaut schon noch genug" :wut: ; hatte ich schon erwähnt, daß meiner der einzige ist, der im Unterricht ÜBERHAUPT gelegentlich kaut (weil ich darauf achte und schaue).

Habe mich übrigens vom Unterricht aus verschiedenen Gründen abgemeldet, übermorgen ist meine letzte Stunde. Übergangsweise habe ich dann den Sperrriemen im Unterricht so verschnallt, wie dort gewünscht, für mich alleine immer ein Loch weiter. Zwei/drei Mal bin ich nun auch ganz ohne Sperrriemen unterwegs gewesen; ich merke meinem Pferd definitiv KEINEN Unterschied an, ob mit locker verschnalltem Halfter oder ganz ohne.

Da ich der Meinung bin, alles, was weggelassen werden kann, sollte man auch weglassen, werde ich also in Zukunft ganz ohne reiten, also nur mit Mundstück und Genickriemen. Interessant ist übrigens, daß manche bei uns am Hof so reiten. Da wird das im Unterricht auch widerspruchslos aktzeptiert. Nur zu locker verschnallter Sperrriemen wird nicht akzeptiert. Ich habe mal gefragt, für was der Sperriemen gut ist. Anwort war: "Um die Lage des Gebisses im Maul zu stabilisieren, damit die Hilfen präziser ankommen." Naja, mein Pferdchen läßt sich auch ohne händeln, also soll das auch genug sein.

So, war ´n bißchen OT, aber das mußte ich mal loswerden. LG
Jenni
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Beitrag von Jenni »

Als ich mir damals Anfang der 90er für mein erstes Pferd eine Trense mit englischem Reithalfter kaufen wollte, mußte ich feststellen, daß es das gar nicht mehr gibt!
Oh ja, das habe ich auch feststellen müssen... Vor kurzem aber erst. Im Fachgeschäft hat man mich dumm angeschaut, als ich erklärt habe, dass ich ein englisches RH möchte. Man hat mir dann ein Kandarenreithalfter angeboten - mit schwedischer Umlenkverschnallung :roll:
Ich suche immer noch^^
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Celine
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Beitrag von Celine »

Ich bin kein "Gegner" des Reithalfters. Locker verschnallt, benutze ich es auch manchmal. Allerdings bin ich schon seit längerem auf der Suche nach einem Hannoverschen Reithalfter, weil unter das Englische die Knebel von meiner Knebeltrense rutschen.

ABER: Die meisten Argumente, die gegen ein Reiten ohne Reithalfter aufgeführt werden, finde ich geradezu lächerlich.

Zitate aus dem besagten Artikel:
"Auch ohne dass besonderer Druck auf das Gebiss ausgeübt wird öffnet das Pferd das Maul, wenn ihm eine Trense aufgelegt wird."
"Das Reithalfter verhindert, dass das Pferd das Maul bei Einsatz der Zügelhilfe mehr oder weniger weit aufsperrt."
"Der gebräuchliche Name Sperrriemen ist äußerst unglücklich, denn genau das sollte dieser Riemen nicht tun, wie überhaupt die meisten Reiter der irrigen Annahme sind, Reithalfter dienten vor allem dazu, das Pferd daran zu hindern [...] das Maul aufzusperren."

Ja was denn nun? Kann das mal jemand logisch erklären? Und wer sind überhaupt "die meisten Reiter"?

Den hier fand ich auch gut:
"Das junge Pferd kann nicht nachvollziehen, warum es auf Druck im Maul und auf der Zunge abbremsen soll". --> Das wäre ja ein Argument, erstens die Zügel nicht zum BREMSEN zu benutzen und zweitens gebisslos anzureiten, aber wie das ein Argument für das Reithalfter sein kann, find ich doch sehr seltsam.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Klar wird es immer so ein verspanntes Pferd zur Folge haben wenn das Reithalfter die eigene Handeinwirkung kaschieren muss ;)

Ich halte es wie Ottilie und gebe persönlich eher was auf gut recherchierte Artikel z. B. die der Dressurstudien. Da werden nämlich mehrer Seiten beleuchtet und nicht einer befragt.

Ich les aus diesem Grund auch keine Artikel von Scientology! :D

Medien werden immer eine Meinung vorgeben (am Liebsten die der Allgemeinheit ihrer Leserschaft – so funktioniert auch die BI(ö)LD ;)) – deswegen schreiben sie noch lange nicht die Wahrheit.

Ein Reithalfter locker verschnallt (2 AUFRECHTE Finger) schadet nicht, aber bleibt für mich „Schmuck". Ein Sperrriemen ist absolut unnütz! Auch mir ist unklar wie etwas das nicht verbunden ist mit dem Teil das „Druck" ausübt, diesen nehmen soll?! Und um Krenproblem zu kommen: Warum wirkt der Reiter so ein das man den Unterkiefer „schützen" muss?

*kosi auch ihr „verspanntes" Pferd lieber behält als unnützes Leder*
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padruga
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Beitrag von padruga »

sorry, gelöscht, war am falschen platz
Zuletzt geändert von padruga am Do, 06. Mär 2008 22:09, insgesamt 1-mal geändert.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

ZitatausdemArtikel hat geschrieben:"Das Reithalfter verhindert, dass das Pferd das Maul bei Einsatz der Zügelhilfe mehr oder weniger weit aufsperrt."
Wer die Dressurstudien hat: Seite 49
Wer sie nicht hat: Da ist ein Pferd mit kombiniertem Reithalfter abgebildet, das das Maul soweit aufreisst, daß meine ganze Hand reinpasst. Klar kann man vielleicht das Reithalfter auch noch fester zuziehen...
Gruß
ottilie
Es grüsst ottilie
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Beitrag von dshengis »

ottilie hat geschrieben:Da ist ein Pferd mit kombiniertem Reithalfter abgebildet, das das Maul soweit aufreisst, daß meine ganze Hand reinpasst. Klar kann man vielleicht das Reithalfter auch noch fester zuziehen...
Kann man ganz sicher :evil:

Und ansonsten immer dran denken: Mit Reithalfter KANN ein Pferd nicht sperren :P
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Beitrag von Linski »

Bei allem guten Willen, aber es ist nun mal so, dass in der deutschen Reiterwelt die Reithalfter weit verbreitet sind. Und zu 90% sind die Trensen als Ganzes so willkürlich verschnallt, dass sich einem die Haare sträuben. Und damit meine ich nicht alleine die Reithalfter, sondern auch zu hoch/tief geschnallte Gebisse, zu spacke Kehlriemen, viel zu enge Stirnriemen. Die 2 Seiten ausgenommen, in denen das "ohne RH" negativ dargestellt wird, finde ich die übrigen 10 Seiten um so wichtiger, weil Otto Normaldoofireiter vielleicht endlich heckt, wie ein RH überhaupt verschnallt gehört.

Ottilie, aber dann ist das RH ja def. nicht das Problem, da so locker verschnallt, sondern die so dezent einwirkende Reiterhand.

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Beitrag von Thisbe »

Ich glaube, wir hatten es schon mal irgendwo...
Auf dem Ostseeworkshop ging es auch genau darum, daß der Nasenriemen Druck vom Gebiß nimmt. Wir (Celine, deren Freund, Sabu und ich) haben uns das dann so erklärt, daß das nur dann der Fall ist, wenn der Druck so groß wird, daß das Pferd sperrt. Dann stößt es irgendwann gegen den Nasenriemen und dadurch findet eine Druckumleitung statt. Wobei der Vortragende, soweit ich mich erinnere, auch gegen zu eng veschnallte Riemen war.
@Celine So in etwa war das doch, oder?
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Linski hat geschrieben:Die 2 Seiten ausgenommen, in denen das "ohne RH" negativ dargestellt wird, finde ich die übrigen 10 Seiten um so wichtiger, weil Otto Normaldoofireiter vielleicht endlich heckt, wie ein RH überhaupt verschnallt gehört.
Der "Aufhänger" von dem Artikel ist halt extrem ungünstig (um es mal nett zu formulieren) ausgedrückt..

LG Alix
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Thisbe hat geschrieben:I... wenn der Druck so groß wird, daß das Pferd sperrt. Dann stößt es irgendwann gegen den Nasenriemen und dadurch findet eine Druckumleitung statt.
Auch dann verteilt sich der Druck nicht. Der Druck auf den Nasenriemen ensteht nur durch das Sperren des Pferdes, der Druck des Gebisses lastet immernoch voll auf den Laden.
Der einzige "Sinn" ist das Ausweichen des Pferdes durch Sperren zu unterbinden.
Ich wäre immernoch für Reitenlernen als Altenative.
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
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