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Trab aussitzen; Beckenbewegung

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 17:39
von Vince
Hallo zusammen,

ich bin noch dabei, mich in die Feinheiten der Reiterei einzuarbeiten.
Im Moment macht mir das Aussitzen des Trabes Kopfzerbrechen.

Genauer gesagt: teilweise wird gesagt, dass das Becken "einfach" mitschwingen soll, indem man die gerade Bauchmuskulatur anspannt und somit das Becken "hochzieht". Müseler spricht dabei vom Anspannen des Kreuzes.

Andere Autoren schreiben, dass das Becken nicht nur nach vorne und zurück schwingen, sondern sich auch rechts und links mitbewegen soll. Dass man also quasi sein Becken nach vorne "schraubt", als ob man mit den beiden Sitzhöckern nach vorne wandern wollte.

Wie ist denn die Forenmeinung dazu? Schwingt man mit dem Becken einfach vorwärts/auf und zurück oder auch rechts/links?


Die Antwort meines Lehrers "du fühlst schon, wenn du es richtig machst", ist dabei für mich wenig befriedigend. Ich kann ja nicht erfühlen, was richtig ist, wenn ich nicht weiß, wie sich richtig und falsch anfühlen.

Funktionieren tut beides irgendwie. Mein Pferd ist aber ein älteres Semester und ich möchte ihn nicht mit unnötiger Rumprobiererei belasten.

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 18:13
von sab
Na ja, da hast Du schon recht, woher sollst Du wissen, wie es sich richtig anfühlt.....Ich finde das sehr schwer zu beschreiben; man muss mitschwingen ohne dass daraus eine nach aussen sichtbare, wackelnde Bewegung wird. Das Gegenteil ist auch falsch, wenn man nämlich einfach sein Becken steif macht, sitzt man gegen die Bewegung. Da kann Dir eigentlich nur jemand von unten sagen, wann Du es richtig machst. Wenn Du es richtig machst, hast Du das Gefühl, IM Pferd - tief eingesogen - zu sitzen.

LG

Sabine

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 19:24
von -Tanja-
Stell Dir mal vor, Du fährst rückwärts Fahrrad. Oder geh mal mit extremen Hüftschwung. Das ist so ungefähr die Bewegung, die das Becken macht. Das Reiterbecken macht auch immer die gleichen Bewegungen, wie das Becken des Pferdes. Ich glaub, in Heuschmanns Film Stimmen der Pferde müßte das irgendwo zu sehen sein, wenn ich mich recht erinnere.

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 19:33
von Cubano
Was mich angeht, finde ich immer, so was lernt man besser durch fühlen, als durch beschreiben. Also aufs Pferd setzen, loooooooocker, traben und schauen, wie sich das Becken dabei bewegt.

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 20:05
von PetraH.
Mein Vorschlag: lass Dich an die Longe nehmen, mach die Augen zu und zieh dich mit einer Hand an den Sattel heran. Dann fühst Du die Bewegung des Pferdes. Und dann langsam loslassen und versuchen locker mitzuschwingen ....
Das Becken sollte dabei dynamisch abgekipt sein um den Schwung der von hinten/unten kommt abzufangen.

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 20:43
von Max1404
Kannst Du Dein Becken im Stehen (Füße schulterbreit auseinander, leicht in die Knie gehen) kreisen lassen? Das könntest Du üben. Pass dabei auf, dass Du wirklich nur das Becken bewegst und nicht den gesamten Körper. :wink: Am besten zur Kontrolle vor dem Spiegel üben. Ebenfalls könntest Du diese Kreisbewegungen auf einem großen Gymnastikball üben.
Das wichtigste ist, zunächst mal passiv, ohne aktive Muskelanspannung, der Bewegung des Pferdes folgen. Mach Dich schwer und bleibe dabei so beweglich im Becken wie bei den Trockenübungen. Genau so locker wie im Schritt. Du darfst die Bewegungen des Pferdes nicht dadurch stören, dass Du Deine Muskeln anspannst.
Und ansonsten kann ich die Bücher von Meyners sehr empfehlen.

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 20:56
von Paula
Aussitzen geht nur, wenn das Pferd den Rücken hergibt oder das Pferd generell einen weichen Trab hat.
Ansonsten wird man geprellt und die Profis klemmen dann einfach mit den Oberschenkeln,was dank Sitzprothesen super einfach ist.

Also man nehme ein Pferd das sitzen lässt
einen Sattel der dem Popo Platz läßt, die Hüfte nicht blockiert

Dann beginnst du Leichtzutraben, versuchst im ganz ruhigen Tempo zu traben und sitzt immer mal ein paar Tritte aus.(3 Tritte genügen für den Anfang schon)
Denkst dabei an locker mitschwingen.Die Bewegung geht vom Gefühl her von hinten nach vorne und wirkt dadurch treibend.Laß dich los und versuche die Bewegung die du fühlst mitzumachen, immer nur ein paar Tritte. Du wirst selbst spüren ob du in der Bewegung bist, oder herumgeschüttelt wirst.
Wenn es eine kurze Seite klappt, wäre es ganz gut dich mal filmen zu lassen mit dem Handy oder Ipod und besprichst den Film mit einem RL..oder einer Freundin die gut sitzt.

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 21:48
von Paula
Kreisch,ich habe ja völlig an deiner Frage vorbeigeschrieben, du kannst aussitzen ,willst nur wissen wie es nun richtig ist, weil es unterschiedliche sichtweisen gibt? Dazu würde ich dir den Fim vom wu wei Verlag empfehlen von Rieger Sitzlongen, ich weiß nicht mehr wie der Film heißt.Hier wird gezeigt was der Reiter im Trab mit seinem Becken macht.
Und dann rate ich dir ohne Sattel mal die versch.Thesen auszuprobieren, wenn dudabei vom Pferd zu rutschten drohst, taugt sie nicht viel...

Verfasst: Fr, 14. Okt 2011 22:18
von Vince
Hallo zusammen,

danke für die Antworten!
Ich werde die Tipps auf jeden Fall durchprobieren; die DVDs von Meyners und Rieglers "der geschmeidige Sitz" sind sogar schon ein Weilchen in meinem Regal (wobei ich zugeben muss,. dass ich die Meyners-Übungen nicht gerade regelmäßig mache *räusper*)

Aber ich habe wohl etwas umständlich geschrieben.
Paula hat recht, ich behaupte von mir, dass ich halbwegs aussitzen kann und ich daher eher am theoretischen Hintergrund interessiert bin; eben weil es in der Literatur unterschiedliche Beschreibungen gibt - aber ich bin so ehrlich zu sagen, dass ich zwar klarkomme, aber viel Raum für Verbesserung habe. Daher mein Interesse am exakten theoretischen Hintergrund.


Interessant finde ich, dass wohl auch hier im Forum diese 2 "Modelle" vertreten werden.

Bei Rieglers DVD sieht man das Mitschwingen vorwärts/rückwärts ohne seitliche Anpassung.
Anders dagegen bspw Tanjas Beschreibung mit dem Rückwärts Fahrradfahren, was ja eher für eine Miteinbeziehung rechts/links spricht. Penquitt schreibt ebenfalls von einem Mitschwingen im Trab mittels rechts/links-Verlagerung, ich glaube aber, er fährt das Fahrrad vorwärts. Wäre nochmal ne eigenständige Überlegung wert.


Und natürlich allgemein: wenns passt, spürt mans.
Aber wenns nicht passt, spürt mans eben nicht notwendigerweise. Wenn ich mich so in der Reiterwelt umsehe, reiten etliche Reiter grottig und fühlen sich dabei offensichtlich überraschend gut. Daher mein Interesse an wirklich handfesten Kriterien zum korrekten Bewegungsablauf.

Verfasst: Sa, 15. Okt 2011 06:09
von gimlinchen
von mark rashid gibts auch eine dvd dazu: sitting the trot

Verfasst: Sa, 15. Okt 2011 08:14
von xelape
Schreibt schön weiter... Ich kann es nämlich immer noch nicht :)

Verfasst: Sa, 15. Okt 2011 09:49
von Alkasar
Ich persönlich hab immer so meine Probleme, sowas theoretisch angehen zu wollen aber das ist wohl auch eine Typfrage. Ich finde, man muss fühlen und lernen, sich loszulassen. Also sich bewegen zu lassen ohne aktiv und über den Kopf irgendwas zu machen. Dann wirklich ausprobieren. Verschiedene Sitzpositionen einnehmen, Becken mal in verschiedene Richtungen bewegen etc. Meine Erfahrung ist, dass die Pferde da gar kein Problem mit haben. Vielmehr haben sie eins, wenn der Reiter fest ist und krampfhaft versucht gut zu sitzen.

Verfasst: Sa, 15. Okt 2011 10:20
von Ielke
Die Schwierigkeit ist ja, dass man tatsächlich nicht viel "aktiv" macht und je mehr man eine bestimmte Bewegung (richtig) machen will, umso steifer wird das Becken...

Was vielleicht helfen kann: nicht nur an "rückwärts Fahrradfahren" denken sondern dies auch tun :wink: Füße aus den Bügeln, zuerst im Schritt und dann auch mal im Trab probieren. Praktischerweise konzentriert man sich dabei auch weniger aufs Becken als auf Füße und Knie, das Becken kommt dann von ganz alleine dorthin wo es hin soll

Verfasst: Sa, 15. Okt 2011 10:41
von Max1404
Ooups, da habe ich Dich wohl auch völlig falsch verstanden :oops:

Ich bin trotzdem der Meinung, dass das Becken in alle Richtungen beweglich sein muss, es gibt ja sogar Theorien, dass man im Trab wechselseitig treiben muss/sollte/kann; die unterstützen meiner Meinung nach auch mein Feeling, dass man eben nicht nur vor- und zurückschwingt, sondern durchaus auch seitwärts/kreisförmig. Was ja eigentlich logisch ist, denn der Trab gibt ja eine diagonale Zweibeinstütze, und folglich senkt und hebt sich der Rücken nicht nur nach oben/unten, sondern auch leicht nach rechts und links, auch das Becken des Pferdes bewegt sich im Trab leicht von rechts nach links, je nach Stützbein. (Sehr schön beim nicht ausgebundenen Longieren zu sehen, man kann u. a. das an- und abspannen des langen Rückenmuskels sehen) Hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt :wink:

Ich glaube, dass das Pferd den Bewegungsablauf des Reiters vorgibt, weil die Bewegungsmechanik bei verschiedenen Pferden sehr unterschiedlich ist.

Allerdings haben sich alle meine Pferde, so unterschiedlich sie sind/waren, im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer sehr ähnlich angefühlt, wenn ich sie über mehrere Jahre geritten habe (sofern sie in jungen Jahren bekommen habe, also bis etwa 6. Pferde die älter waren, ließen sich nicht mehr so leicht bis gar nicht auf ein neues Bewegungsschema ein). Offenbar beeinflusst der Reiter da doch so einiges mit seiner eigenen Sitzmechanik und -einwirkung. Interessantes Thema ... :kopfkratz:

Verfasst: Sa, 15. Okt 2011 10:53
von Cubano
Max1404 hat geschrieben: dass man eben nicht nur vor- und zurückschwingt, sondern durchaus auch seitwärts/kreisförmig. Was ja eigentlich logisch ist, denn der Trab gibt ja eine diagonale Zweibeinstütze, und folglich senkt und hebt sich der Rücken nicht nur nach oben/unten, sondern auch leicht nach rechts und links, auch das Becken des Pferdes bewegt sich im Trab leicht von rechts nach links, je nach Stützbein. (Sehr schön beim nicht ausgebundenen Longieren zu sehen, man kann u. a. das an- und abspannen des langen Rückenmuskels sehen) Hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt :wink:
Yep, dieser Theorie hänge ich auch an. Oder, um genau zu sein, das ist das, was ich bei meinen beiden Pferden spüre.
Ach ja: Ich hatte die TE auch missverstanden… :oops: