Zwanghuf, Beschlag ja oder nein?

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Mimi
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Zwanghuf, Beschlag ja oder nein?

Beitrag von Mimi »

Hab nichts gefunden, daher mach ich ein neues Thema auf.

ich brauche Eure Hilfe- Meinung.

Also, mein Stütchen hatte schon immer schmale, steile und enge Hüfchen.
Letzten Herbst hatte Sie einen Hufabzess, verursacht durch einen Stein, auf den Sie getreten sein müsste, der entwickelte sich zu einem Abzess. Darauf hiess es erst mal beschlagen. Als mein Tierarzt die engen hufe sah, war für Ihn sowieso klar, "das Tier gehört beschlagen, sonst hab ich irgendwann Sehnenprobleme". Nur fand mein Hossa, dass keine soo gute Idee. Wir mussten Sie sedieren, da Sie beim nageln das Steigen angefangen hatte.
Sie ist 7 Jahre alt und wurde noch nie beschlagen, noch dazu denke ich, hatte Sie den Schmerz noch im Hinterkopf, den Sie im Vorderhuf hatte. Hinten haben wir beim beschlagen auch keine grossen Probleme.
Nun hatte ich das Spiel zwei mal mitgemacht und hab dann für mich beschlossen, die Eisen kommen wieder runter.
Mein Schmied meint allerdings ich sollte Sie trotzdem beschlagen.
Nur geht das ganz schön ins Geld und an meine Nerven :cry:
eigentlich bin ich überzeugter Barhufgänger, nur raspelt Sie sich vorne die Hufe schräg ab, also aussen mehr ab, wie innen und hinten steht sie sehr flach und hat auch keine Substanz zum korrigieren.

Was für Möglichkeiten hab ich, mit oder ohne Eisen korrigieren?
Wie könnte ich Ihr das beschlagen beibringen? (Sie zieht den Huf nach vorne ruckartig weg im extremen geht Sie sogar vorne etwas hoch. das nageln ist ja das Hauptproblem, wenn ICH mit einem Hammer draufschlag, ist Sie relativ relaxt)

Ich würde gerne Eure Meinung oder Erfahrungen hören.
Reiten: Das Zwiegespräch zweier Körper und zweier Seelen, das dahin zielt, den vollkommenen Einklang zwischen Ihnen herzustellen.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Zwanghufe an sich müssen nicht mit Eisen korrigiert werden. Im Gegenteil, sie werden dadurch oft noch angeschmiedet, weil viele Schmiede zu eng beschlagen... :roll:
Das kann man auch nicht von jetzt auf gleich korrigieren, das wird schon so 1-2 Jahre dauern, bis der Huf wieder eine normale Form hat, bei jeder Hufbearbeitung einige mm mehr.

Ich würde den Schmied in solche einem Fall alle 4 Wochen kommen lassen, um das schiefe Ablaufen sofort korrigieren zu können. Bei einem solch kurzen Abstand muss in der Regel nur sehr wenig korrigiert werden, dass ist gerade bei wenig Hufsubstanz besser, als wenn nach 8 Wochen viel mehr weggenommen werden muss.
Reicht die Hufsubstanz gar nicht wirst du um ein Beschlagen aber wahrscheinlich nicht rumkommen. Vielleicht kannst du dem Pferd vor dem Termin Bachblüten geben?

Ansonsten würde ich den Schmied darauf ansprechen warum so wenig Hufsubstanz da ist, liegt es vll am Futter, hat sie generell wenig Substanz, wächst nicht genug nach? Evtl. könnte man da mit Homöopathie weiterhelfen oder mit Futterzusätzen.
LG
Sheitana
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skywalker

Beitrag von skywalker »

Hm, ich bin ja kein Experte, aber ich dachte immer, ein Huf weitet sich eher noch, wenn er NICHT beschlagen ist. Weil das Eisen ja den Hufmechanismus behindert, also das ständige leichte Weiten und Zusammenziehen des Hufes bei jedem Schritt.

Vielleicht ist auch wichtig, auf welchen Böden sie geht/steht, wie ist die Haltung?

Hast du denn keinen fähigen Barhufbearbeiter, dessen Meinung du einholen kannst?

Eine kleine Fehlstellung kann man barhuf auch besser beheben würd ich sagen, eben durch ständiges oftmaliges Korrigieren, damit sie gar nciht erst so stark schief kommt. Wenn du beschlägst, kannst du nicht so oft die Fehlstellung korrigieren, stell ich mir vor (dauernd Eisen an und aus in kurzen Abständen kann ja fürn Huf auch nciht das Wahre sein).
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

:kopfkratz:
Also ich denke auch, daß grade bei der Korrektur eines Zwanghufes Beschlag eher kontraproduktiv wäre...ebenso bei Fehlstellung. Ein unbeschlagener Huf lässt sich häufiger korrigieren.
Ich habe einen Huftechniker, der auch Schmied ist, vom BESW und bin sehr zufrieden, grade auch weil sich mein Kleiner bei der Hufbearbeitung immer noch etwas anstellt.
Kuck mal hier:
http://www.besw.de/experten.php
Dort sind auch 2 in deiner näheren Umgebung, vielleicht holst du mal noch eine Meinung ein...
LG
Colloid
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich habe bei unserer Stute einmal ähnliche Überlegungen angestellt, würde aber keinesfalls mit Eisen beschlagen, sondern eher mit Kunststoff.

Kunststoff, zumindest die von uns immer verwendeten Trotters, hat die Eigenschaft, sich der Hufsohle anzupassen, sprich: es wölbt sich irgendwann nach innen. Ergo würde dadurch der Huf geweitet. Ich habe mich auf der Eurocheval auch schonmals darüber mit verschiedenen Hufschmieden bzw. Huftechniker unterhalten, die diese Annahme bestätigt haben: bei Kunststoffbeschlag weitet sich die Hufform allmählich. Mmmh, ob das nun tatsächlich so ist, weiß ich nicht, weil wir nur für Wanderritte beschlagen lassen. Aber das wäre evtl. eine Option für Euch.

Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß es hauptsächlich auf eine ständige, regelmäßige Bearbeitung der Hufe ankommt, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Es sollte sehr kurze Bearbeitungsintervalle sein und nicht immer nur alle 3 Monate.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Mimi
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Beitrag von Mimi »

Ich dachte auch immer barhuf sei das Beste. Alle 3 Schmiede die ich gefragt hatte, rieten mir zu nem Beschlag.
Ich persönlich möchte es eigentlich nicht, aber ich denke es zählt nicht meine Meinung, sondern was gesundheitlich für mein Pferd am Besten ist.

Sie steht in einer Padockbox, wird jeden Tag bewegt. Entweder Sand/Flies-Reitplatz oder Kieswege im Wald, bzw. Wiesen. Und einmal die Woche geht Sie ca 1St vor der Kutsche.

Alle 4 Wochen ausschneiden geht nicht weil zu wenig da ist. Der Schmied sagt, Sie hätte ne Super Hornqualität und an sich würde de Huf auch gut wachsen, nur raspelt Sie sich es genauso schnell runter, wie es nachwächst.

Bin ratlos
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Ich bin ein Gegner vom Beschlagen von durchschnittlich genutzten Freizeitpferden. Fehlerhafte Hufstellungen und falsches Ablaufen lassen immer auf suboptimale Hufbearbeitung schließen. Mit Eisen korrigiert man keine Fehlstellung und keinen Zwanghuf. Das, was Dir passiert ist (auf Stein treten und Einblutung bekommen) geht auch mit Eisen (z.B. wenn sich der Stein zwischen Eisen und Huf verklemmt).
Dass Schmiede Dir zu Eisen raten, ist logisch. Sie sind eben Schmiede. Ein VW-Verkäufer wird Dir auch immer zu einem VW raten und nicht zu einem Ford. In der Schmiedeausbildung wird die Barhufbehandlung nur gestreift. Ich habe noch keinen Huf gesehen, der barfuß vom Schmied vorteilhaft bearbeitet wurde.
Tierärzte, die sich so äußern wie Deiner, nerven mich. Nur weil Pferde hundert Jahre lang beschlagen wurden, heißt das nicht, dass das gut ist. Meiner ist leider auch so einer. Inzwischen, ein halbes Jahr nach Umstellung, schaut er mit großen Augen, dass es ja doch geht und sie augenscheinlich aus dem Gelenk heraus auch viel gesünder läuft als mit Eisen.

Außerdem bin ich ein großer Freund der Hufbearbeitung nach Biernat. Aus Hufen, von denen Reitlehrer und Vorbesitzer, die mein Pferd schon zwei Jahre kannten, gesagt haben, dass sie damit nie barfuß gehen kann, hat meine Huforthopädin wunderbare für Freitzeitreiten (ca. 4-5 x die Woche je 20 km) taugliche Hufe gemacht. Ok, ich reite größere Strecken noch mit Hufschuhen, aber mindestens 22 Stunden am Tag steht und geht meine Maus ohne. Und das Horn hat sich noch nicht mal einmal vollständig erneuert!

mein Literaturtipp: Der Weg zum gesunden Huf von Biernat/Rasch
mein Internettipp: www.huforthopaedie.org
Hier kannst Du auch Fotos Deiner Hufe einstellen und hast sofort kompetente Leute (nämlich Huforthopäden) parat, die Dir sachkundigen Rat geben. Das Forum gibt auch beim bloßen Lesen viel her.

Und nein, das ist jetzt keine Werbung. Ist einfach meine Erfahrung. :)
Zuletzt geändert von Jarit am Fr, 08. Mai 2009 08:51, insgesamt 1-mal geändert.
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Noch mal ich. :wink:
Mimi hat geschrieben:Ich dachte auch immer barhuf sei das Beste.
Ist es auch. Man muss starke Nerven haben, wenn man bei nicht ganz idealen Hufen barfuß durchziehen will.
Mimi hat geschrieben:Alle 3 Schmiede die ich gefragt hatte, rieten mir zu nem Beschlag. Ich persönlich möchte es eigentlich nicht, aber ich denke es zählt nicht meine Meinung, sondern was gesundheitlich für mein Pferd am Besten ist.
Wie gesagt: Schmiede sind Spezialisten für Beschlag. Nicht für Barhufe.
Suche Dir einen Spezialisten für unbeschlagene Hufe, um eine vernünftige Gegenmeinung zu hören. Noch ein Tipp: www.pro-barhuf.de
Mimi hat geschrieben:Alle 4 Wochen ausschneiden geht nicht weil zu wenig da ist. Der Schmied sagt, Sie hätte ne Super Hornqualität und an sich würde de Huf auch gut wachsen, nur raspelt Sie sich es genauso schnell runter, wie es nachwächst.
Bei korrekter Barhufbearbeitung pegeln sich Abrieb und Hornwachstum ein, so dass ein Gleichgewicht herrscht. Übergangsweise schützen Hufschuhe. Ein Barhufbearbeiter schneidet nicht zwingend aus, bei mir hat sie z.B. anfangs nur den Strahl beschnitten und sonst geraspelt, weil nicht genug da war.

Lass Dich nicht entmutigen, Mimi! Kopf hoch!
LG
Jarit

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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Mimi hat geschrieben: Alle 4 Wochen ausschneiden geht nicht weil zu wenig da ist. Der Schmied sagt, Sie hätte ne Super Hornqualität und an sich würde de Huf auch gut wachsen, nur raspelt Sie sich es genauso schnell runter, wie es nachwächst.
Alle 4 Wochen heißt ja nicht, dass jedesmal etwas ausgeschnitten wird!!! Es geht darum die Hufe leicht zu korrigieren, dabei wird kaum etwas runtergenommen.

Ich lasse den Schmied aus eben jenem Grund auch alle 4 Wochen machen. Dass er etwas ausschneiden muss kommt alle Jubeljahre mal vor, meist muss er nur vorne leicht geraderaspeln, da lohnt nicht mal das Fegen... :wink:
LG
Sheitana
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Mimi
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Beitrag von Mimi »

Vielen lieben Dank für Eure Antworten. :P
Jetzt geht es mir schon besser. Dann war mein Inneres Gefühl gar nicht so schlecht. Ich stöbere mal durch die Foren und stell mal Bilder ein, mal sehen was ich für Infos erhalte. Der nächste Termin ist am 27. Mai. Bis dato weiß ich hoffentlich mehr.
Nochmals lieben Dank an Euch.
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ein Zwangshuf kann beim Auftreten (Quetschen der Huflederhaut) schmerzen. Abszesse und Einblutungen können häufiger auftreten. Der Strahl leidet und neigt zur Strahlfäule. Und wie der TA schon richtig festgestellt hat, geht das stark über die Sehnen, weil die natürliche Aufweitung und damit mechanische Dämpfung durch das Horn eingeschränkt ist. Wenn Dein Pferd zu kleinen und festen Hufen von Natur aus neigt, wären Eisen kontroproduktiv. Andererseits kannst nur Du erkennen, ob sie wirklich barhuf zurecht kommt und nicht zu fühlig läuft. Ob Hufschuhe für Ausritte oder ein Kunststoffbeschlag übergangsweise notwendig wären, muss dann der Bearbeiter mit Dir festlegen.

Such Dir einen guten Barhufbearbeiter, der auch die gesamte Hufsituation (Fehlstellungen, Hornqualität, bisherige Bearbeitung) analysiert und Dein Pferd in regelmäßigen Bearbeitungszeiträumen (4-6 Wochen) korrigieren kann. Hör Dich in der Umgebung um. Ich will nicht kontra Schmied und pro Barhufbearbeiter pauschal sprechen. Es gibt überall schwarze Schafe.

Ich kann nur für die Huforthopädie sprechen, von der meine Pferde sehr profitiert haben. Erfolge dauern jedoch, da der Huf erst nach einem Jahr komplett durchgewachsen ist und die Sehnen sich anpassen müssen.

LG Susi
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FoxOnTheRun
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Beitrag von FoxOnTheRun »

Vorneweg: Ich finde auch, daß Barhuf das Beste und Natürlichste ist. Aber ich habe mit der Zeit auch gelernt, daß man nciht jedes Pferd von Vorne herein barfuß laufen lassen kann.

Bei Zwanghufen, keine Frage, sollte man das Pferd nach Möglichkeit ohne Eisen lassen und einen guten Hufpfleger suchen.

ABER: In begründeten Fällen kann barhuf "auf TEufel komm raus" auch kontraproduktiv sein. Wenn z.B. Die Hufqualität schlecht ist und die HUfe dazu neigen auszubrechen.

Oder wenn sich die Hufe schneller Abreiben, als sie nachwachsen können, sei es, weil das Pferd ein langsames Hufwachstum hat, oder weil die Beanspruchung zu groß ist. Und das kann auch bei einem Freizeitpferd der Fall sein, wenn z.B. die Böden auf den Paddocks oder im Stall die Hufe Stark abschmirgeln oder z.B. auch der Sand in Halle und Platz stark schmirgelt.

Bei Fehlbelastungen und ungleichmäßigem Abrieb muß man immer betrachten, woher diese kommen. Bei ungleichem Abrieb, der von Fehlstellungen der Beine/Hufe herrührt kann der ungleiche Abrieb durch Hufeisen gemindert werden.
Ich wage es zu bezweifeln, daß man das durch Hufkorrektur hinbekommt, denn der Druck wird dann immer ungleich auch dem Huf verteilt sein. MAn Korrigiert damit ja nciht die Fehlstellung an sich, sondern die Auswirkung dieser.
LG Foxi
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Wer Frauen ohne Fehler sucht und Pferde ohne Mängel, der hat nie ein gutes Pferd im Stall und im Bett nie einen Engel.
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Beitrag von orest »

Hallo,

es gibt verschiedene Ausprägungen des Zwanghufes.

Durch schlechte Aufzucht, vernachlässigte Hufbearbeitung am Jungpferd oder Beschlag am noch nicht fertig ausgewachsenen Huf kann sich der Huf zum Zwanghuf entwickeln. Der Hufbeinknochen gibt dann bereits einen extrem engen Huf vor.

Des weiteren kann jeder Huf, ob nun im Fohlenalter bereits Richtung Zwanghuf entwickelt, durch falsche Hufbearbeitung oder Beschlag enger gemacht werden, als er natürlicherweise ist.

Ein Huf eines erwachsenen Pferdes, der aktuell zu eng ist, kann sich durch richtige Bearbeitung wieder in seinen natürlichen Zustand entwickeln, den der Hufbeinknochen und die Hufknorpel (letztere sind flexibel) vorgeben. Wenn der Huf im Fohlenalter bereits zu eng geworden ist, ist manchmal kein vollständig normaler Huf zu erwarten. In aller Regel erreicht man aber einen Huf, mit dem das Pferd problemlos klar kommt und nutzbar ist.

Beschlag, auch solcher aus Kunststoff, ist bei Zwanghufen kontraproduktiv. Ein Zwanghuf hat typischerweise gerade, steile Wände. Diese werden, sobald sie nach 1-3 Wochen auf dem Beschlag über die Höhe der Sohle wachsen und zu lang werden, beginnen, den Huf noch weiter zusammen zu hebeln. Der 'weitende' Effekt von Kunststoffbeschlag beruht darauf, dass sich die Wände (gerade bei schweren Pferden mit breiten/flachen Hufen) konkav nach aussen verbiegen. Dies passiert bei Zwanghufen selten, und wenn doch ist das nicht die Weitung, die erwünscht ist! Man wünscht sich einen Huf, der in seine natürliche Breite zurückkehrt, ohne dass sich einfach nur die Wände verbiegen.
Weitere Effekte, die dadurch auftreten, dass die Hufe auf Beschlag zu lang werden, können das Zwanghufproblem massiv verstärken - z.B. zu lange Zehen die den Huf nach hinten kippen lassen.

Besonders effektiv weiten sich Zwanghufe -soweit beim erwachsenen Pferd eben noch möglich- am Barhuf bei viel Bewegung. Insbesondere der hintere Hufbereich inkl. Strahl sollte sich möglichst gut entwickeln.

Nicht umsonst empfehlen selbst ganz konservative Quellen bei Zwanghufen, dass Pferd barhuf zu belassen und viel Bewegung zu verschaffen! Das Problem, dass Beschlag Hufe enger macht ist seit langer Zeit bekannt.
Übrigens zeigen fast alle beschlagenen Pferde, auch solchen denen 'normale' Hufe bescheinigt werden, zu enge Hufe.

Es ist übrigens eine ganz schlechte Idee, den Huf mit Spezialbeschlägen mit Gewalt auseinanderdrücken zu wollen. Es funktioniert nicht, sondern schadet den Strukturen im Huf massiv (z.B. nach aussen abgeschrägte Eisenschenkel etc. ) Man kann den Huf nicht zwingen(!) sich zu weiten.

Eine ungleichbelastung der Hufe lässt sich durch gekonnte Hufbearbeitung problemlos korrigieren. Zu jeder Hufstellung, auch bei stärkeren Fehlstellungen, gibt es eine passende Hufform, die dann gleichmäßig belastet ist.

Mein eigenes Pferd steht zeheneng und bügelt hinten stark. Als früher ein Schmied seine Hufe bearbeitet hat, waren seine Hufe dreieckig! Ein Beschlag verbesserte das Problem nicht.
Mit korrekter Hufbearbeitung hat das Pferd gleichmäßige Hufe, die sich nicht schief ablaufen. Er wird absolut problemlos barhuf geritten und hat mit seinen heute 16 Jahren trotz Fehlstellung keinerlei Probleme am Bewegungsapparat.

Wenn man einen ungleich belasteten Huf hat und meint, man könne nach 4 Wochen noch nichts machen, weil 'nichts nachgewachsen' sei, dann spricht das nicht für große Kompetenz in der Barhufbearbeitung......

Wenn das Pferd bereits soweit ohne Probleme barhuf gegangen ist, kann es das offensichtlich. Ich würde daher dringenst davon abraten, das Pferd zu beschlagen. Sollte ein Abriebsschutz notwendig sein, können Hufschuhe verwendet werden.

Gruß Tina
Zuletzt geändert von orest am Fr, 08. Mai 2009 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Mimi
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Beitrag von Mimi »

Es gibt scheinbar Jemand, der nach Biernat korrigiert. Er heisst Rieger und kommt aus dem Raum Göppingen.
Kennt Ihn Jemand, ist er empfehlenswert?
Eine neue Einstellerin hat Ihn, da Ihr Andalusier auch Zwanghufe hatte und ich finde die Hufe sehen gut aus. Er ist jedoch nicht ganz billig, glaube 50€ wenn ich es richtig verstanden habe.
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

FoxOnTheRun hat geschrieben:Bei ungleichem Abrieb, der von Fehlstellungen der Beine/Hufe herrührt kann der ungleiche Abrieb durch Hufeisen gemindert werden.
Damit arbeite ich am Symptom und nicht an der Ursache. Zumal ich einen Huf gerade hinstellen kann und die Kraftverteilung trotzdem katastrophal sein kann. Eine unausbalancierte Hufsituation hat ihre Ursachen (meist in einer schlechten oder zu unregelmäßigen Bearbeiteung, teilweise im Laufverhalten/Verletzungen, am wenigsten angeboren (die Wildpferde hätten es sonst nicht bis zum Hauspferd geschafft). Huf und die drüberliegenden Strukturen haben eine Wechselbeziehung und beeinflussen sich gegenseitig. Daher kann durch eine gute oder schlechte Hufsituation viel verbessern oder verschlimmern. Ein ausbalancierter Huf bedeutet immer eine vertikale optimale Kraftaufnahme und damit optimale Ausnutzung der Gelenkfläche. DAS muss immer das Ziel sein.
Ein schönes und abpruptes schönes Hinstellen überlastet den Bewegungsapparat. Damit mache ich mehr kaputt, weil Sehnen, Laufverhalten, Knorpel etc. auf das alte Muster ausgelegt sind. Hufwände werden spontan überlastet (weil den Winkel der Hufwand/fehlerhafte Gelenkstellungen kann ich spontan nicht ändern) und nach 6 Wochen ist mehr ausgebrochen oder die Eisen sind schon voher abgeflogen, weil die Hufwand der Belastung nicht standhalten konnte. Ich kann dieses Bearbeitung alle 6 Wochen wiederholen. Und nach 1-2 Tagen kann das Pferd auch nach der Hufbearbeitung wieder geritten werden, wenn es nicht mehr fühlig geht. :roll: Den Weg gehen leider sehr viele...

FoxOnTheRun hat geschrieben:Ich wage es zu bezweifeln, daß man das durch Hufkorrektur hinbekommt, denn der Druck wird dann immer ungleich auch dem Huf verteilt sein. Man Korrigiert damit ja nicht die Fehlstellung an sich, sondern die Auswirkung dieser.

Was ist eine Fehlstellung? Gelenkflächen können sich immer umstrukturieren, Sehnen straffen sich (je älter umso schlechter, daher nehmen zumindestens einige Züchter die frühe Hufpflege ernst). Ich kann beide Veränderungen ins positive sowie negative betreiben z.B. zehenweit, zeheneng, Stelzhuf, durchtrittig etc. Jeder kennt Tierschutzfälle, bei dem sich Schnabelhufe gebildet haben und die Fesseln fast den Boden berühren. Sicher ein Extremfall, aber sowas ist nie angeboren. Knochenstrukturen bilden sich immer in Richtung (also vertikal) der stärksten Belastung aus, WENN sie können. Sonst hätten wir nach einem Jahr alle krumme Beine, nicht nur die Pferde...
Eine Umstellung geht in Abhängigkeit des Alters in ca. 1-2 Jahren, in Extremfällen und höhrem Alter noch länger. Mein Araber stand zehenweit incl. einseitiger Bockhuf (andere Vorderhuf leicht durchtrittig). Ursache war falsche Bearbeitung und falsches Laufverhalten (zu wenig Bewegung). Der steht jetzt nach 2,5 Jahren gerade und beide Hufe stehen gleich vom Winkel. Ja es ist möglich mit regelmäßiger Hufpflege (alle 6 Wochen) und vielen Bewegungsreizen. Hinten steht er arabertypisch zehenweit. Diese ist natürlich (züchterisch leider gewollt) und resultiert aus der Beckenstellung. Er hat deswegen trotzdem einen ausbalancierten Huf, der sich gleichmäßig abnutzt. Ich kann sehr gut an einem barhuf langsam korrigieren, damit der Bewegungsapperat eine Chance hat, gerade zu werden. Nur dazu gehört eine Menge Portion Wissen, Geduld, regelmäßige Bearbeitung (in Härtefällen alle 2 Wochen) und artgerechte Haltung und Belastung. Der Huf ist sehr anpassungsfähig und leider für unsere Couchpotatoes von Freizeitpferd und Haltungsform nicht ausgelegt. Wir müssen einfach den natürlichen Abrieb nachempfinden und nicht nur alle 6-8 Wochen Eisen gerade aufbrennen und den Huf in 5 Minuten geradeschneiden, nur weil unsere Vorgängergeneration 12-h-am-Tag-auf-Asphalt kutschiert haben, Dressurpferde Beine besser schmeißen, Springreiter ohne Stollen in die Hinternisse rutschen UND Freizeitpferde das auch alles brauchen, nicht ganz so regelmäßig (wer reizt das Intervall nicht aus???), aber ohne Eisen geht das nicht, sagt der Schmied und der weiß doch immer soviel...Also nicht barhuf? Doch, aber nicht zum Nulltarif, nicht von heute auf morgen, eine gute und regelmäßige Bearbeitung ist trotzdem notwendig und nicht zu 100% unter allen Umständen (regelmäßige steinige Wanderritte, Kutschpferde etc.). Ein gesunder Barhuf ist die beste Altervorsorge und wer kennt den Spruch nicht: Ohne Huf kein Pferd...

Ich finde es erschreckend, wieviel Halbwissen in der Hufbearbeitung korsiert und wieviele trotz einiger Zweifel (Fehlstellungen, lose Eisen, klammer Gang) das Vertrauen zum Schmied ungebrochen bleibt. Eisen haben ihre Berechtigung, aber nur in wenigen Fällen, zu denen unsere Freizeithoppels sehr selten gehören. Und ein Schmied lernt die Barhufbearbeitung als Vorbereitung für das Eisenaufbrennen. Die Ausbildung ist leider alles andere als auf den aktuellen Stand und berücksichtigt zu wenig anatomische Barhufkenntnisse. Daher zweimal, am besten dreimal hinschauen und nicht blind über den Nachbarstall sprechen und ihn einfach tun lassen.

edit:
@mimi: Verlaß Dich darauf, was Du siehst. Wenn die Hufe des Wallachs regelmäßig, in Balance (ohne Stauchungsrillen, Einblutungen, Hufwandwinkel paßt zur Hufform und Fesselstellung) mit viel Tragrand und freier Sohle und einen gesunden Strahl zeigen, dann schnapp Dir diesen Hufbearbeiter. :)

LG Susi
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