Bernie hat geschrieben:wenn ein Sattel (egal, ob baumlos oder mit Baum) immer nur nach einer Seite rutscht, dann hat das Pferd (zusätzlich zu einer bescheidenen Sattellage

) eine sehr ausgeprägte Schiefe. Da kann ein Sattler relativ wenig dafür. Aber mit ausreichender Gymnastizierung hat man das bald im Griff.
Da hast Du völlig recht (hatte sie auch und ich vermutlich auch), aber ich hatte enorme Schwierigkeiten das Problem zu verbessern, während ich mit dem Baumsattel geritten bin.
Sie ist rechts hohl und war als ich sie gekauft habe (nachdem sie 4 Jahre lang Schulpferd war) immer extrem nach rechts gebogen, nach links Stellen und Biegen ging gar nicht und ihr rechter Rückenmuskel war deutlich weniger ausgebildet als ihr linker. Von dem her bin ich natürlich über das nach rechts rutschen nicht überrascht (Voltigiergurte und Longiergurte rutschten auch extrem nach rechts).
Wenn ich mit dem Baumsattel geritten bin ist der Sattel immer irgendwann verrutscht und in der verrutschten Position "eingerastet" (man konnte ihn ohne neu zu satteln gar nicht wieder zentrieren). Außerdem hatte ich immer das Problem, dass ich zwar gefühlt habe, dass ich irgendwie schief sitze oder der Sattel schief hängt (Gefühl war immer: ein Fuß steht fest im Steigbügel, am anderen Fuß lommelt der Steigbügel rum) , aber ich konnte gefühlsmäßig nie zuordnen ob der Sattel schief auf dem Pferd liegt oder ob ich schief im Sattel sitze oder eine Kombination aus beidem. Deswegen wußte ich wenn ich alleine reite nie, wie ich überhaupt versuchen sollte das ganze zu korrigieren.
Nachdem mir mein Tierarzt im Frühjahr empfohlen hatte einen weichen baumlosen Sattel zu verwenden (er meinte auf den Rücken krieg ich grad keinen normalen Sattel passend) hab ich mir den Barefoot Cheyenne geholt. Am Anfang ist mir der auch immer nach rechts verruscht, aber nachdem ich ca. 2 Monate nur mit dem Sattel geritten bin, hatte ich meine "Mitte" auf dem Pferderücken gefunden, einfach von alleine ohne aktiv was anders zu machen als vorher. Ich weiss nicht ob es daran liegt, dass der Sattel sich doch mehr an den Pferderücken ranschmiegt oder daran dass der Baumlose Sattel einen doch mehr zwingt seine Balance zu finden, weil Gewichtshilfen deutlicher am Pferd ankommen. Ich hatte das Gefühl es liegt an Zweiterem, weil mein Pony mit dem normalen Sattel Fehler viel mehr verziehen hat als mit dem Barefoot. Wenn ich beim Barefoot zu sehr nach rechts sitze läuft sie nämlich immer gleich nach innen, beim Baumsattel ist da viel mehr "Toleranz" (meine Hufschlagfiguren waren entsprechend mit Baumlosem Sattel am Anfang recht eirig

)
Jedenfalls lag der Barefoot plötzlich wie eine Eins in der Mitte, auch bei Geländeritten über Stock und Stein und ihr Rücken hat sich über den Sommer sichtlich schneller positiv entwickelt als vorher (wir haben natürlich nicht nur geritten, sondern haben vor allem viel an der longe mit ihr gearbeitet)
Zum Herbst hin ist dann der Sattler nochmal gekommen und ich hab ihn den Baumsattel nochmal korrigieren lassen. Da sie beim ersten Test danach augenscheinlich sehr gut damit lief, hab ich mir gedacht ich geb dem Sattel doch nochmal ne Chance. Da ihr Rücken inzwischen schon um Einiges besser geworden war, war es zumindest beim hochkonzentrierten auf dem Platz reiten auch tatsächlich besser mit dem nach rechts rutschen. Beim Ausreiten hing ich aber trotzdem ständig wieder nach rechts und habs nicht auf die Reihe gekriegt mich mittig hinzusetzen. Dann ist bei Geländeritten der Sattel ständig nach hinten gerutscht und nach einem längeren Ritt hatte sie eine Druckstelle an der Schulter (danach hab ich den Sattel endgültig ausgemustert, ich denke nach meinen heutigen Wissensstand inzwischen er war definitiv auch mindestens 5 cm zu lang!). Für das nach rechts rutschen kann der Sattler definitiv nicht, aber ich denke der Sattel könnte auch sonst nie auf mein Pony passend angepasst werden, es war bloß das Modell dass von seinem Sortiment noch am Ehesten gegangen wäre und so ehrlich/geschäftsuntüchtig, dass er mir gesagt hätte dass er gar keinen Sattel hat, der auf mein Pony passen würde, war er dann doch nicht.
Seitdem war das Pony auch nochmal 4 Wochen zur Longenarbeit bei meiner Reitlehrerin in Beritt und ich finde ihre Rückenmuskeln sind jetzt nur noch minimal unterschiedlich, man muss genau hingucken um es zu bemerken, vor anderthalb Jahren ist es einem sofort ins Auge gesprungen.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wenn ihr Rücken sich noch etwas mehr verbessert auch einen Baumsattel grade auf ihr zu liegen bleibt und ich könnte mir auch vorstellen es nochmal mit nem Baumsattel zu probieren, wobei es trotzdem recht schwierig ist da Modelle zu finden die in Frage kommen (so viele Sättel die es in Kammerweite 36 gibt und die nur ca 40 cm lang sind gibts halt nicht grade, könnte mir eventuell einen PS Sattel oder einen Massimo vorstellen?! Es muss halt irgendwas sein, dass superkurz und superbreit ist, hinter einer sehr massigen Schulter gesattelt werden kann, recht viel Schwung und möglichst keine Keilkissen hat).
Aber ich werde es auf jeden Fall frühestens wieder mit einem Baumsattel probieren, wenn ihr Rücken wirklich so aussieht wie ich mir das vorstelle. Solange der Rücken sich sowieso noch verändern soll, hab ich das Gefühl, dass die baumlosen Sättel die Arbeit doch besser unterstützen.
Zumindest fällt es mir mit baumlosen Sätteln weitaus einfacher meine Balance zu finden und dadurch fällt es mir leichter effektiv mit dem Pferd zu arbeiten. Vielleicht kommt das auch auf den Reiter an.