Seite 31 von 34

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 21:06
von Max1404
Ich frage mich im Verlauf der Diskussion immer wieder, warum ich das Gefühl habe, dass es bei vielen Leuten heute verpöhnt ist, ganz normal zu reiten ... :wink:
Es werden so viele "alternative" Hilfen zur Vorbereitung auf's und beim Reiten erfunden, Signale mit der Gerte, Clicker, Was-auch-immer ... Alles, Hauptsache anders als konventionell. Warum denn, wenn doch richtiges Reiten und eine gute Grundausbildung auf klassischer Basis vollkommen ausreichen, um ein Pferd zu einem guten und verlässlichen Freizeitpartner zu machen?
Manchmal frage ich mich, welche ernsten Worte der gute alte Herr Seeger heute an Deutschlands Reiter richten würde, wenn er in Internetforen mitlesen könnte. :lol:

Ich schließe ja gar nicht aus, dass so ein alternativer Weg übers "fröhliche Rätselraten mit Stöckchen und Click" vielleicht für eine gewisse Sorte Pferd der beste Weg ist, sie für eine gewisse Arbeit mit dem Menschen zu interessieren. (Wer ist alt genug um sich noch an die nette Quiz-Show "Was bin ich?" zu erinnern? Ich habe beim lesen spontan daran gedacht ... :lol: ist nicht bös gemeint). Ist halt einfach nicht mein Weg, ich bin Reiter. :wink:

Übrigens kenne ich Welsh als sehr nette vielseitige Reitponys, die ziemlich pfiffig, aufgeschlossen und ganz und gar nicht langweilig sind. :wink:

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 21:22
von sinsa
Max1404 hat geschrieben:Ich frage mich im Verlauf der Diskussion immer wieder, warum ich das Gefühl habe, dass es bei vielen Leuten heute verpöhnt ist, ganz normal zu reiten ... :wink:
Da sind wir dann wieder bei dem was ich in den Raum gestellt habe: Nur weil etwas "positive" Verstärkung heißt muss es nicht nur positiv sein und schon gar nicht muß es auf jeden Fall positiver als eine negative Verstärkung sein. Schlicht weil eine negative Verstärkung eben nicht grundsätzlich negativ ist

Was das betrifft habe ich hin und wieder das Gefühl dass sich da einige auf Grund der Bezeichnungen auf den Holzweg verirrt haben.

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 21:27
von rouxa
Max1404 hat geschrieben:Ich frage mich im Verlauf der Diskussion immer wieder, warum ich das Gefühl habe, dass es bei vielen Leuten heute verpöhnt ist, ganz normal zu reiten ... :wink:
Also ich kann nur für mich sprechen, aber bei mir ist es nicht verpönt... :roll:
Max1404 hat geschrieben:Übrigens kenne ich Welsh als sehr nette vielseitige Reitponys, die ziemlich pfiffig, aufgeschlossen und ganz und gar nicht langweilig sind. :wink:
Gottseidank hat hier auch niemand behauptet, dass Welshponies langweilig sind... Sonst müsste irgendwer das noch als Anspielung, auf eine nicht-gemachte Abwertung interpretieren. :wink:

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 21:31
von rouxa
sinsa hat geschrieben:Was das betrifft habe ich hin und wieder das Gefühl dass sich da einige auf Grund der Bezeichnungen auf den Holzweg verirrt haben.
Ist so, aber man hat sich kürzlich hier im Fred (war' s vor einer, oder vor hundert Seiten?) darauf geeinigt, da nicht alles so eng zu sehen. Für die Korinthenkacker verweise ich auf meinen Beitrag zum Thema auf Seite 16 oben. :wink:

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 21:37
von sinsa
@rouxa (und auch spielnase) Warum bist Du eigentlich so bissig?
Eigentlich sollte das eine relativ normale Diskussion sein.
So aber wird das hier eher so, wie ich mir eine Diskussion mit Scientologen vorstelle - nämlich "etwas" schwierig :lol:

und damit will ich ausdrücklich NICHT zum Ausdruck bringen, dass clickerer den Scientologen gleichzusetzen sind, gell :wink: :roll:

In dem Sinne: peace und hoffentlich wieder friedlicher weiter

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 21:43
von rouxa
sinsa hat geschrieben:@rouxa (und auch spielnase) Warum bist Du eigentlich so bissig?
Ich für meinen Teil wollte nicht, dass etwas bissig rüberkommt. Deshalb auch die eingebauten Smileys. Wenn ich trotzdem bissig rübergekommen bin, entschuldige ich mich in aller Form und gelobe Besserung.

Ich persönlich grinse immer noch ob der Diskussion. So viel zum Thema, wie Kommunikation ohne Mimik und Gestik funktionniert. :lol:

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 21:45
von rouxa
sinsa hat geschrieben: und damit will ich ausdrücklich NICHT zum Ausdruck bringen, dass clickerer den Scientologen gleichzusetzen sind, gell :wink: :roll:
Wieso denn nicht? Hat doch wie alles in der Pferdewelt einen gewissen , religiösen Touch. Zumindest, wenn man den Eifer seiner Anhänger betrachtet... :lol:

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 22:11
von saltandpepper
Streitet ihr immer noch über das Clickern ? Wie öde ! Gut dass ich es nicht genauer verfolgt habe... 8)
Scientology ? Doch ein Religionskrieg ? :lol:

Verfasst: Di, 05. Aug 2014 22:27
von Cubano
rouxa hat geschrieben:
Ich denke, was hier ganz gewaltig die Geister scheiden lässt, ist dieses System des spielerischen Umgangs in der Ausbildung, wie cubano schön sagt.
N'Abend… :P
Also es kann natürlich durchaus sein, dass andere Menschen besser verstehen, was ich sagen will, als ich selbst. Möglich ist ja alles. :wink:
Aber ich wüsste nun zu gern mal, wo genau ich mich gegen einen spielerischen Umgang mit dem Pferd ausgesprochen habe, dass sich daran irgendwelche Geister scheiden könnten. Auch wenn es natürlich so gar nicht in das Bild des verbissenen Nur-Reiters passt :P - gerade mit meinem jungen Iberer habe ich reichlich gespielt. Aber das nur am Rande.
Aber, da ich mich offenbar unklar ausgedrückt habe: Ich habe null komma null Probleme mit einem spielerischen Umgang mit dem Pferd. Womit ich Probleme habe, hatte ich vorhin schon erklärt: Dieses Pferd (nein, nicht der gesamte Weg von B. Teschen, sondern DIESES Pferd) hat ganz offenbar extreme Probleme, die richtige Reaktion auf die Gerte zu verstehen. Sonst würde es nicht sechs Alternativangebote machen, darunter (für mich) so völlig sinnfreie, wie Zirkel verkleinern bei innen anliegender Gerte. Und in meiner kleinen, überschaubaren und wahrscheinlich ausgesprochen beschränkten Welt bedeutet das nix anderes als: Diesem Pferd wurde in der Vorbereitung so einiges nicht richtig erklärt. Mehr wollte ich dazu nicht schreiben und mehr habe ich dazu auch nicht geschrieben.Aber ich freue mich natürlich sehr, wenn ich mal wieder die Klischees des preussisch-korrekten Pferde-Drillsergeanten bedienen konnte. :P
Sonnige Grüße

Verfasst: Mi, 06. Aug 2014 06:53
von Kosmonova
Nochmal zum Thema "Warum man andere Wege geht?"

Ich hatte das Thema immer mal wieder mit Freunden. Entweder sorgt ein Pferd, ein Ausbilder oder eine persönliche Entscheidung dafür sich vom "konventionellen System" abzuwenden. Ist logisch. Never change a running System. Aber wenn es eben nicht funktioniert, dann kommt man ins Grübeln. Muss weder heißen, dass es am System liegt, noch an absoluter Unfähigkeit des Reiters, noch daran, dass man das Pferd damit wirklich gar nicht ausbilden kann. Aber schon weil jeder Mensch andere Erfahrungen und andere Fähigkeiten hat wird er mit einem System auch anders umgehen. Wir sind ja keine Roboter. Genau wie die Pferde. Ich persönlich mag eben dass Partnerschaftliche mehr hervorheben. Vielleicht ist es auch gar nicht mehr im Allgemeinen, aber mehr als ich es in meiner unglaublichen Reitlaufbahn *lol* (Mit 9 Jahren den ersten richtigen Longenunterricht) "gelernt" habe. Der Wandel in der Pferdehaltung/Ausbildung seitdem ist positiv - es werden eben die fairen Ausbilder populärer, als die, die nur Siege vorweisen - und er wäre nicht so für die Pferde (aber auch Menschen) gekommen, wenn jeder denkt: "Yeah, behalte ich so bei, läuft ja seit 30 Jahren super." Natürlich schätze ich alte Meister und ihr Wissen und das System (z. b. Steinbrecht), aber schon Zitate können unterschiedlich aufgefasst werden. Das liegt in der Natur der Sache. :-) Letztlich wird sich zeigen, was bleibt und was verraucht. Beispiel: MR ist ja auch irgendwann wieder out gewesen, das Wissen darum, dass jeder mit dem Pferd "kommunizieren" kann und ihre Körpersprache zu deuten kann, ist geblieben. Dagegen Caprilli, dem danken die Pferde heute noch, wenn sie springen.

Demut

Verfasst: Mi, 06. Aug 2014 07:53
von MyBest4
Hallo zusammen

Habe diesen Beitrag verfolgt und verstehe längst nicht alle Argumente (für oder gegen etwas)
Aber eines ist mir bewusst und ich frage mich, ob das die Mehrheit auch so fühlt/erlebt/sieht:

Dass wir Pferde halten, für unsere Zwecke nutzen, sie reiten wollen und dadurch ALL die Dinge üben, die wir meinen üben zu müssen - dem sollten wir mit Demut begegnen. Die Verantwortung, die wir dadurch übernehmen, ist gross. Selbst wenn wir noch so fein und sensibel mit ihnen umgehen: mir ist immer klar, dass ich noch ungenau, "trampelig" und "laut" in den Augen des Pferdes bin. Unstet und unkonstant und auf eine gewisse Weise wohl blind und unsensibel

Mein Bestreben ist es, so fein wie möglich mit dem Pferd zu kommunizieren.
Hilfsmittel wie Clicker, nicht Clicker :), Lob, Strafe, mit oder ohne Gerte, Stock, Target ... sind ja nur Hilfen für MICH! WEIL ich all diese Dinge vom Pferd möchte und ein Mensch und kein Pferd bin...

Also für mich steht über der Frage ob "lieb" oder "nicht so lieb lieb" (diese Frage hat Jen ganz zu Anfang für mich hervorragend beantwortet) eigentlich diese: bin ich bereit, vor allem an mir selber zu arbeiten und im Zweifelsfalle davon auszugehen, dass ich laut und unpräzise bin und das Pferd damit klarkommen muss?
Es muss lernen zu verstehen, obwohl ich laut und unpräzise und ungenau und wechselhaft bin (selbst in meiner Konstanz noch!)

Und dann erübrigen sich doch die ganzen anderen Fragen oder werden in den Hintergrund gestellt. Empfinden wir Demut dem Pferd als Wesen gegenüber? Haben WIR Respekt vor dem Wesen Pferd oder verlangen wir nur, dass es Respekt uns gegenüber empfindet?

Ich arbeite auf dieser Ebene nun seit über 5 Jahren mit meinen Pferden. Was daraus entstanden ist, erfüllt mich mit grosser Freude.

Und das war jetzt einfach ein ganz persönliches Statement, ohne Anspielung auf irgend jemanden. Man mag das jetzt unpassend finden... aber mir war es einfach wichtig zu sagen. Nach über 20 Seiten Diskussion über Details, die nur Werkzeuge sind und nichts mit der emotionalen Haltung dem Wesen Pferd gegenüber zu tun hatten.

Pferde sind wunderbare, sanft- und gutmütige, freundliche und gesellige Tiere. Wenn sie es mit uns zusammen nicht sind, hat das etwas mit ihrem Bild zu tun, das nicht stimmt. Und es sollte unser Bestreben sein, diese Welt, dieses Bild so zu malen, dass die Pferde mit ihrer gutmütigen und lieben Haltung MIT uns gehen möchten. Und dann haben wir "rassenübergreifend" etwas Grossartiges geschafft. Es ist ja keine Selbstverständlichkeit (auch wenn das in unserer Welt vielleicht so scheinen mag) dass Tiere mit uns ihr Leben gerne teilen.
Und wer es schafft, dass das so ist, hat doch etwas fantastisches ermöglicht! Wenn es beiden dadurch besser geht, als es ohne den anderen ginge, dann macht das Ganze Sinn.

Wenn Pferde gesund oder gesünder älter werden, als ihnen die Natur das in Wildnis vorausbestimmt hätte, dann hat man wohl sein Ziel erreicht.

Verfasst: Mi, 06. Aug 2014 09:38
von Josatianma
MyBest4 hat geschrieben:Dass wir Pferde halten, für unsere Zwecke nutzen, sie reiten wollen und dadurch ALL die Dinge üben, die wir meinen üben zu müssen - dem sollten wir mit Demut begegnen. Die Verantwortung, die wir dadurch übernehmen, ist gross.
Danke! Das ist eine für mich wichtige und elementare Aussage. Wir übernehmen die Verantwortung für ein Lebewesen. Und jeder muss nach seinen Möglichkeiten diese Verantwortung tragen. Wie er dieses tut muss jeder für sich allein entscheiden. Dem einen liegt das Clickern, dem anderen die Freiarbeit, der nächste möchte einfach nur Reiten. Jeder hat seinen Weg und geht diesen, weil er ihn kann. Ich gehöre ganz klar zu der Fraktion: ich möchte reiten. Clickern entspricht nicht MEINER Natur. Es könnte sein, dass es der Natur meines Pferdes entspricht. Kleines Beispiel dazu: Ballspielen mit dem Pferd. Pico findet das mit mir total öde - mit meine RB spielt er. Warum? Weil sie Spaß daran hat.

Was für mich immer wenig beachtet wird ist die Natur des Menschen, der mit den Pferden umgeht. Hier gibt es nun auch einmal eine große Vielfalt. Und jeder Mensch sucht sich nach seiner Natur den Umgang mit den Pferden. Der eine löst Situationen mit dem Klicker, der andere mit Freiarbeit, der Dritte einfach durch Reiten. Ob und wie viel ich Strafe oder wie lieb ich bin liegt in meiner Natur und auch in meiner Tagesform. Und da wir alle von Natur aus so unterschiedlich sind, werden wir in bestimmten Punkte nie einen Konsens finden. Aber wichtig ist, dass wir die Verantwortung für das Lebewesen sehen, die wir übernommen haben. Und uns immer wieder hinterfragen, ob wir der Verantwortung gerecht werden im Sinne dessen, was hier alle als klassische Reitkunst definieren.

Verfasst: Mi, 06. Aug 2014 10:04
von Spielnase
MyBest: Vielen Dank für deinen schönen Beitrag. Ich finde, es passt ganz hervorragend hier rein und hilft wieder den Blick auf das "große Ganze" zu lenken und sich hier nicht in Detailstreitigkeiten zu verstricken. :D

Verfasst: Mi, 06. Aug 2014 11:16
von bubi9191
Hallo,

wirklich eine sehr interessante Diskussion und sehr lehrreich und bringt einen zum Nachdenken.

Ich wollte nur kurz sagen, dass es sich bei meinen Ausführungen um BEISPIELE verschiedener Pferde handelt und keineswegs um irgendein Pferd von mir, was "Probleme" hat :)


Ich wollte nur Beispiele nennen um euch meine Gedanken näher zu bringen.

Achso - ich glaube übrigens durchaus, dass es auch Probleme bei gut erzogenen Pferden gibt, bei denen alles früh geahndet wird...

Re: Demut

Verfasst: Mi, 06. Aug 2014 11:30
von Phanja
MyBest4 hat geschrieben: Pferde sind wunderbare, sanft- und gutmütige, freundliche und gesellige Tiere. Wenn sie es mit uns zusammen nicht sind, hat das etwas mit ihrem Bild zu tun, das nicht stimmt. Und es sollte unser Bestreben sein, diese Welt, dieses Bild so zu malen, dass die Pferde mit ihrer gutmütigen und lieben Haltung MIT uns gehen möchten. Und dann haben wir "rassenübergreifend" etwas Grossartiges geschafft. Es ist ja keine Selbstverständlichkeit (auch wenn das in unserer Welt vielleicht so scheinen mag) dass Tiere mit uns ihr Leben gerne teilen.
Und wer es schafft, dass das so ist, hat doch etwas fantastisches ermöglicht! Wenn es beiden dadurch besser geht, als es ohne den anderen ginge, dann macht das Ganze Sinn.

Wenn Pferde gesund oder gesünder älter werden, als ihnen die Natur das in Wildnis vorausbestimmt hätte, dann hat man wohl sein Ziel erreicht.
Danke, danke, danke! :D
Wir schauen immer so viel, was wir selber vom Pferd haben möchten und welche Ziele wir erreichen wollen. Ich fände es großartig, wenn mehr Leute reflektieren würden, welches Bild sie ihrem Pferd gerade malen ...