Man muß m.E. unterscheiden, WELCHE FORM von Schenkelhilfe man nutzt.
"Schenkelhilfe" ist eine sehr -im Grunde arme- Bezeichnung für eine Vielzahl unterschiedlicher Einwirkungen.
Grob kann man in
-die konditionierten/ erlernten, welche eine Form der Kommunikation darstellen und welche das Pferd erlernt und selbsttätig umsetzt und
-die reflektorisch wirkenden Schenkelhilfen, welche direkt auf den Pferdekörper, auf Muskeln und Nerven- auf Reflexe wirken
unterteilen.
Ein sehr guter Reiter kann beide nutzen und sinnvoll kombinieren.
Die erlernten wirken auf/ in die Stütz-/Schubphase, die reflektorischen auf die Schwung-/Hangbeinphase.
Je nach Wirkungspunkt, kann man über reflektorische Schenkelhilfen die gesamten Teilabschnitte eines Bewegungsablaufes- also hier beim Thema "Galopp" , sowohl den Gangartenwechsel, als auch den Galopp selbst- ausformen.
DAS aber setzt die sehr gezielt, differenzierte Verwendung des Schenkels durch den Reiter voraus.
Einem Reiter, dessen Bein
völlig unabhängig vom Sitz ist und der auch
genau weiß , was er wann wie bewirken kann und will und ganz genaues Wissen , um die Phasen, die eingesetzen Muskeln und die Auswirkungen seiner Hilfen hat. Darüberhinaus muß er auch noch ein ausgezeichnetes
Bewegungsgefühl haben um das, was unter seinem Hintern geschieht, richtig zu interprtieren.
Oder aber einen Reiter, der ein so feines Gespür für den Bewegungsablauf hat, daß er intuitiv weiß, wann er wie wirken kann.
DAS wiederum setzt enorm viel Erfahrung auf unterschiedlichen Pferden voraus und ernorm viel Talent.
Langer Rede, gar kein Sinn :
Um die reflektorischen Hilfen sinnvoll nutzen zu können, muß an schon deutlich mehr können und wissen, als schätzungsweise 90% aller Reiter.
Die konditionierten/ erlernten Hilfen hingegen, sind weitaus einfacher - sowohl in der Anwendung, als auch in den erforderlichen Voraussetzungen von Seiten des Reiters.
Sie bieten weniger differenzierte Einflußnahme, sind aber als Kommunikationsgrundlage deutlich unkomplizierter und bieten deutlich weniger Fehlerpotential. Was nützt die Möglichkeit differenzierter Einflußnahme, wenn sie nur Verwirrung stiftet und alle Beteiligten überfordert ?
Diese einfachen Hilfen können so dem Pferd geschult werden, daß es sie versteht und umsetzen kann. Dafür müssen sie aber einfach und klar sein. Für das "Basisgeschehen" reichen sie völlig aus.
Ich bin der Meinung, daß 90% der Reiter, damit, diese zu beherrschen absolut ausgelastet sind.
Von dieser Form der Hilfen sprach ich, im Zusammenhang mit dem inneren und dem äußeren Schenkel als Impulsgeber für den Einsprung.
Natürlich wirkt reflektorisch gesehen, der gleichseitige Schenkel auf den gleichseitigen Fuß, aber wie viele Reiter wissen, wann, welcher Fuß ihres Pferdes, genau wo ist ? Und darüber hinaus noch, welche Phase er genau wie beeinflussen muß, um einen bestimmten Effekt zu erzielen?
In soweit muß man die ganze Sache deutlich vereinfachen : ich brauche einen Code, ein
Signal, welches, egal in präzise welche Phase er gegeben wird, dem Pferd sagt : " ich möchte Rechtsgalopp!" oder "ich möchte Linksgalopp!" .
Das präzise Management sollte man "als Normalreiter", tatsächlich dem Pferd überlassen.
Wie sagte von Neindorff immer so passend " es braucht 10 Jahre bester Ausbildung um eine gutes Pferd nachreiten zu können- es braucht noch einmal mindestens genausolange, um eines ausbilden zu können..."
"Beste Ausbildung " meinte in diesem Fall, das tägliche Reiten mehrerer weit und gut ausgebildeter Lehrpferde, unter wachsamen Augen eines sehr guten Lehrers.
Diese Form der Ausbildung wird sich heute kaum mehr finden / finanzieren/ organisieren lassen. Bleiben wir alle daher also auf dem Teppich und beschäftigen uns erst einmal mit dem kleinen 1x1, anstatt sogleich über Quantenphysik diskutieren zu wollen !
Die einfachste Möglichkeit einem Pferd den Galoppcode zu lehren ist :
-versetzt gelegtes Bein und einseitiger Impuls des Schenkels.
-Kombiniert mit einer einseitigen Gewichtshilfe, die möglichst klug in die erforderliche Gesamtbalance des Pferdes für den Einsprung eingepasst sein sollte
- Nebst je nach Ausbildungsstand des Reiters, möglichst wenig behindernde bis unterstützende Zügelführung.
Damit kann man schon mal eine Menge erreichen- und das will erst mal gekonnt werden !
Ob der Impuls nun innen oder außen gegeben wird, entscheidet zum einen das Pferd und je nach Ausbildungstand des Reiters, kann dieser einschätzen was sinnvoller ist / ihm mehr liegt.
Das dezidierte Auseinanderfieseln der reflektorischen Galopphilfen für Einsprung und innerhalb der Gangart die Möglichkeiten der Bewegungsmodifikation zu diskutieren, ist zwar hochgradig interessant, wird aber meines Erachtens die allermeisten mehr verwirren, als ihnen nützen.
Und wenn es denn hier gemacht werden soll, so sollte man zumindest erwähnen, welche Voraussetzungen sowohl der Reiter, als auch das Pferd habenmüssen, um solche Hilfengebung zu nutzen / umzusetzen.
Die ständige Vermischung beider Formen der Einwirkung , wenn man sich darüber austauscht, schafft m.E. diese ganze Verwirrung....
Gruß S&P