ehm, das ist nicht ganz korrekt so, da werden Begriffe ein bisschen durcheinander gewirbelt.
Konditionierung ist der Prozess, wo ein Reiz mit einer Reaktion verbunden wird. Man unterscheidet die klassische und die operante Konditionierung.
in der klassischen Konditionierung wird irgendein unabhängiger Reiz mit einem "natürlichen", sprich unwillkürlichem (=vom lernenden Organismus nicht beeinflussbarem) Verhalten verbunden.
bekanntestes Beispiel: Futter löst unwillkürlich Speichelreaktion beim Hund aus. Also wird Futter mit einem unabhängigen Reiz (Glockenschlag) gleichzeitig verabreicht. Nach mehrmaliger Wiederholung reicht der Glockenschlag um die unwillkürliche Reaktion des Speichelflusses zu animieren. Das ist klassische Konditionierung. --> Auf unser Pferdeverhalten bezogen ist z.B. wird zb. das Lobwort "Brav" mit einem gleichzeitigen Leckerli verabreicht, irgendwann löst das Wort "Brav" die Erwartung des Leckerlis aus, weil die Assoziation so stark geworden ist.
operante Konditionierung, auch instrumentelle Konditionierung ist ein Reiz, welcher mit einem willkürlichen, d.h. bewusst steuerbaren, Verhalten verbunden wird. zb. ist jedes Stimmkommando (Schee-ritt, Tee-rab etc.) operant konditioniert. Das Kommando löst das vom Pferd steuerbare Verhalten aus.
Diese Begriffe haben erstmal noch gar nichts direkt mit positiver oder negativer Verstärkung zu tun. Es sind quasi deskriptive Begriffe, Überbegriffe.
Der Prozess WIE der Reiz operant konditioniert wird kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Durch positive oder negative Verstärkung, sowie durch positive oder negative Bestrafung.
Positive Verstärkung: Ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens hinzugefügt (=Belohnung).
Negative Verstärkung: Ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens weggenommen (= z.B. Druck wird gelockert, aufgehoben)
positive Bestrafung: ein unangenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens hinzugefügt (=Peitschenhieb, Ruck am Halfer etc.)
negative Bestrafung: ein angenehmer Reiz wird aufgrund eines Verhaltens weggenommen (kommt in der Tierausbildung eher weniger zum Zug. klassischer Erziehungsfall: Fernseh-/Computerverbot für Kids)
Merke: positiv und negativ wird hier im psychologischen Sprachgebrauch nicht mit einer emotionalen Wertung zu tun, sondern mit dem mathematischen Gebrauch von addition und subtraktion (hinzufügen oder wegnehmen einer Konsequenz).
Das ist einfach mal psychologisches Grundgerüst des Lernverhaltens.
Wichtig: Was als Belohnung oder was als Bestrafung empfunden wird, ist sehr individuell! Je geschickter der Ausbilder mit abgestuften Belohnungen hantiert, desto weniger kann er mit abgestuften Bestrafungen auskommen.
Je schwächer die Verbindung eines willkürlichen (steuerbaren) Verhaltens mit einem Reiz zusammenhängt, desto häufiger muss die Assoziation wiederholt werden. Ist die Konsequenz aber sehr stark (z.B. eine äusserst starke Belohnung bzw. eine äusserst starke Bestrafung) so reicht u.U. eine einzige Wiederholung. Es ist also überhaupt nicht so, dass per se die negative Verstärkung die "schnellere" Lernmethode ist. Sie braucht aber sicher weniger Kreativität des Ausbilders.
Was auch immer wieder vergessen wird: die intermittierende Belohnung. Das bedeutet auf ein Verhalten hin kommt nicht jedes Mal eine Belohnung, nur manchmal. Dies kann ein Verhalten äusserst stark festigen. Beispiel: der einarmige Bandit. Ab und zu kommt die Belohnung, häufig aber nicht. Die Hoffnung auf die Belohnung lässt das Verhalten äusserst zuverlässig auftreten. Es wird "spannend" gemacht. Auch hier wird ein geschickter Ausbilder mit diesem Mechanismus arbeiten, sobald eine Assoziation einigermassen gelernt ist. Es ist also auch nicht so, dass man "jedes Mal" belohnen muss. Nein. Die Belohnung ist viel wirksamer, wenn sie sparsam und gezielt angewendet wird. Hier kommt auch die Abstufung der Belohnung zum Zug. So kann man z.B. "ok"-Ausführungen einer Übungen mit einem einfachen Stimmlob belohnen und eine "einzigartigsupergute"-Ausführung mit einem Jackpot (Leckerlihaufen inkl Jubeltanz
) belohnen.
Es ist also völlig hinfällig, darüber zu diskutieren, was jetzt "besser" ist. Schlussendlich ist es eine reine Geschmacksfrage des Ausbilders, ob man lieber mit positiver Bestärkung oder negativer Verstärkung arbeitet. Wirksam ist beides und die meisten werden auch im "richtigen Leben", d.h. im Alltag (oft auch unbewusst) beides anwenden.
Ich persönlich bevorzuge einen Ansatz der die bewusste positive Verstärkung hervorhebt. Das bedeutet aber nicht, dass sowohl die negative Verstärkung (Druck wegnehmen) als auch die positive Bestrafung (Ruck, Gerte etc.) nie zum Zug kommt. Darum kommt man kaum herum. Je geschickter aber ein Ausbilder ist, je klarer er die Verbindungen zwischen Reiz und Verhalten herstellen kann, desto weniger und v.a. weniger vehement braucht man dies.
"Kommunikation" ist schlussendlich nichts anderes als gelernte Reiz-Reaktionsmuster. Ob nun mit negativer oder positiver Verstärkung. JEDE Kommunikation ist gelernt.
Nachtrag: damit die "Kommunikation" wirksam und "frisch" bleibt, wird der Ausbilder immer mal wieder die Stärke des Reiz-Reaktionsmusters auffrischen. Sei es durch die positive oder die negative Verstärkung. Selten ist "einmal gelernt" für immer gültig. Gerade für schwache Reiz-Reaktionsmuster oder für Reize, die selbstbelohnendes Verhalten unterbrechen bzw. die ein Verhalten auslösen, das ein Tier nicht unbedingt freiwillig von sich aus zeigen würde, wird man immer mal wieder die Assoziation des Reizes stärken müssen. Sei das nun durch die positive oder die negative Bestärkung. Dies wird auch innerhalb der gelernten Kommunikation immer wieder nötig sein. Wie oft bzw. wie vehement dies durchgesetzt werden muss ist wiederum auch sehr stark vom Individuum abhängig.