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Verfasst: Mo, 25. Aug 2008 18:20
von flocke
Hallo zusammen,

also ich persönlich finde es wichtig sowohl den "passiven Sitz" (wird auch Warnehmungssitz genannt) zu beherrschen als auch den "aktiven Sitz".

Wie soll ein Pferd denn die relevanten Hilfen verstehen wenn es ständig und meist äusserst störend "zugetextet" wird.

Ausserdem sind es ja meistens die Sitzfehler des Reiters, die man meint mit "groben" Einwirkungen beheben zu müssen.

Wenn ich allerdings merke, dass ich vom Vierbeiner "getestet" werde ... dann gibt es auch die passende Antwort auf die Testfrage :)


Gruss,

flocke

Verfasst: Fr, 29. Aug 2008 15:56
von esge
Volle Zustimmung für flocke!

Feines Reiten heißt für mich: Aktiv sein, wenn das Pferd nicht tut, was es soll.
Passiv sein, sobald und solange das Pferd tut, was es soll.

Das kann sich blitzschnell abwechseln. Aber man sollte immer wieder versuchen, "nichts" zu tun.
Erstens aus den Gründen, die Flocke genannt hat: Im Grunde stört jede Einwirkung das Pferd ja. Also möglichst wenig stören.
Zweitens: Das SChweigen der hilfen ist auch eine Belohnung fürs Pferd - finde ich. Konsequent so geschult weiß das Pferd dann irgendwann, dass es richtig ist, wenn ich oben schweige.

In Schönheit sterben ist für mich, wenn der Reiter auch dann nicht einwirkt, wenn es eigentlich nötig wäre.

Verfasst: Sa, 30. Aug 2008 08:23
von Celine
Danke esge, du hast es nochmal auf den Punkt gebracht. Jetzt hab ich es kapiert und bemühe mich seitdem, aktiver zu reiten. Manchmal sieht es dann vielleicht nicht so elegant aus, aber im Moment meine ich, dass es so besser klappt. Die letzten Male auf dem Reitplatz ging Herr Pferd jedenfalls bombig, und dann ist es auch mit dem Sitzen wieder leichter :roll:

Verfasst: Do, 04. Sep 2008 16:45
von FoxOnTheRun
Das ist genau der Punkt. Man darf bei allen Bestrebungen zum feinen Reiten nicht vergessen, daß es ein langer Weg ist, dahin zu kommen und es auf diesem Weg vielleciht auch mal nötig ist, daß man die Hilfen detulicher sieht. Zwischen deutlich und grob ist immer noch ein Unterschied.

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 14:49
von Pauline
*winkindierunde*
Bin neu hier und hab mir den interessanten Thread mal durchgelesen. Mir ist dabei einiges eingefallen, aber dann wurde eigentlich doch schon alles gesagt.

Esges Beitrag fand ich sehr treffend, aber natürlich auch noch andere.

Für mich kann es nicht nur den aktiven oder nur den passiven Sitz geben. Wie auch Bernie schon sagte: soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Diese Devise finde ich absolut richtig für das Reiten. Die Kunst ist herauszufinden, wieviel denn nun wann nötig ist. Und das kann keiner allumfassend erklären - das kann man nur beim jeweiligen Pferd erfühlen. Da hört dann nämlich leider die Theorie auf und die Praxis fängt an. Vielleicht ist es im vorliegenden Fall ein Problem der korrekten Körperspannung oder es liegt daran, daß die richtige Reaktion nicht genau auf den Punkt kommt? Am besten, du fragst das Pferd mal genau :wink:

Letzte Woche hatte ich gerade eine interessante und teilweise hitzige Diskussion. Es ging um 2 Statements. Sehr provokativ habe ich schon mehrfach mit einem Schmunzeln Oliveira (ich glaub zumindest, daß es O. war, bin mir nicht ganz sicher) zitiert:
Wer auf dem Pferd schwitzt, hat da nichts verloren.

Mir wurde daraufhin letzte Woche der Satz eines anderen Ausbilders entgegengeschleudert:
Wenn mir nicht der Schweiß über den Rücken rinnt, bin ich nicht richtig geritten.

Da ging's dann ab in der Diskussion :D. Beides ist übertrieben, denn natürlich schwitze ich auch mal auf dem Pferd (vor allem wenn es 30°C sind :wink:). Aber die Grundeinstellung, die hinter den jeweiligen Sätzen steckt finde ich sehr treffend. Ich habe mich für den ersteren entschieden.

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 14:54
von ottilie
Ich entscheide mich auch für den ersten Satz - und dehne den sogar noch aufs Pferd aus (wenn das Schwitzen denn vom Reiten kommen sollte und nicht von äußeren Einflüssen...)

Und ich möchte noch einen Satz von Desmond o'Brien anfügen, den wir am Wochenende mehrfach gehört haben:
Entweder reitet man gut oder man reitet erfolgreich.

Das "erfolgreich" bezieht sich hier auf das Reiten am Turnier, wo die Richter einfach bestimmte "Formvorschriften" für den Körper erfüllt sehen möchten, bspw. lange Beine. Ob der Reiter dann noch mitschwingen kann oder doch eher im Becken blockiert, steht auf einem anderen Blatt.
Selbstverständlich entscheide ich mich auch hier für die erste Version :wink:
Grüsse von
ottilie

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 14:58
von Josatianma
Ich bin auch ganz klar dafür, daß eigentlich weder Pferd noch ich schwitzen. OK, ich schwitze schon mal eher, aber dann, weil es eh warm ist oder ich mal wieder zu warm angezogen war.

Erst gestern hat eine Freundin von mir wieder die Erfahrung gemacht, daß die Richter doch ein eher aktives Reiten sehen möchten. Zumindest die von gestern. Im Rahmen eines Orientierungsrittes an dem sie mit meinem Pferd teilnahm gab es eine kleine Dressur. Sie hat recht gut abgeschnitten und es wurde ihr nachher nur gesagt, sie wäre zu lieb zu dem Pferd gewesen. Pico ist wohl in schönster feiner Anlehnung, etwas mehr in DH als in Selbsthaltung durch die Dressur marschiert. Die Richterin wollte hat mehr "Action" am Zügel und im Sitz des Reiters sehen. Mit solchen Erfahrungen kann ich den Spruch von Desmond nur unterschreiben.

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 15:06
von Jen
Josatianma hat geschrieben:Die Richterin wollte hat mehr "Action" am Zügel und im Sitz des Reiters sehen. Mit solchen Erfahrungen kann ich den Spruch von Desmond nur unterschreiben.
Soviel zum Ziel der "unsichtbaren Hilfen", wie jede/r vorschwärmt. ;)

Ich möchte eigentlich auch nicht schwitzen beim Reiten oder aus dem Atem kommen, dann mache ich nämlich was falsch und verspanne mich und mein Pferd schwitzt während der Dressurarbeit auch fast nie. Nicht mal nach einer anstrengenden Dressurstunde, wo wir hauptsächlich an der versammelten Arbeit dran sind und er viel piaffieren muss. Ich staune jedesmal, wenn nur die Sattellage und etwas zwischen den Hinterbeinen feucht ist. Er schwitzt eigentlich nur nach einem mehrstündigen anstrengenden Ausritt, den ich ab und zu für die Kondition mache. Ich gerate aber schneller aus der Puste, wie er :lol:

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 16:41
von Pauline
Man muß den Satz ja auch relativ sehen und nicht zu wörtlich... Wenn ich mich auf ein ganggewaltiges Pferd setze, komme ich durchaus ins Schwitzen und zwar nur vom Sitzen bleiben :wink:.

Der Satz von DOB ist auch sehr provokativ zu sehen. Ich würde auch ihn nicht generell unterschreiben, es gibt nämlich durchaus Richter die anders denken und diese Denke auch verbreiten möchten. Und es gibt erfolgreiche Reiter, die anders reiten und die Leichtigkeit zum Ziel haben.

Allerdings hatte ich genau zu dem Thema auch dieses Jahr eine Diskussion am Rande eines Turnierplatzes, wo ich normalerweise nicht mehr gerne hingehe. Da sagte nämlich eine aus meinem Stall, daß eine bestimmte Reiterin nicht gut war, weil man gar nicht gesehen hätte das sie einwirkt. Ich glaub, die findet mich jetzt ziemlich daneben, weil ich ihr vehement widersprochen hab. Naja, ich hab auch keine Ahnung vom Turnierreiten 8).

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 19:10
von Bernie
Der Meinung, dass ein Pferd bei der Gymnastizierung nicht schwitzen soll, kann ich absolut nicht zustimmen. Arbeitet ein Organismus und die Muskulatur effektiv und an der Leistungsgrenze, ist die Schweißproduktion etwas ganz Normales. Hier wären wir wieder beim Thema "fein reiten" vs. "in Schönheit sterben".

Alles mit Maß und Ziel, aber ich weiß von mir selbst (ich habe ein Pferd mit viel Gang), wie bequem es ist, so ein "wenig" zu reiten. Ich schwitze nicht (dieses Pferd zu sitzen ist anstrengend, noch anstrengender ist, ihn entspannt zu sitzen :wink: ) und das Pferd schwitzt auch nicht. Aber die Einheit war weder in Richtung Dehnung/strecken noch in Richtung Versammlung ergiebig. Dass die Muskulatur wirklich arbeitet, das ist einfach anstrengend. Natürlich haben weiter ausgebildete Pferde eine bessere Kondition.

Aber schwitzen ist mit Sicherheit nicht per se negativ besetzt und schadet auch manchem - meist zu dickem - Freizeitpferd nicht. Das hat gar nichts mit Stress zu tun.

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 20:41
von Anchy
Wenn ich mich sportlich betätige schwitze ich . Schwer, wenn meine Kondition schlecht oder ich mich übernommen habe, leicht jedoch immer im guten Konditionszustand.

Mein Pferd schwitzt nach einer anstrengenden Stunde schon leicht, ist es nass, würde ich mir eher Sorgen machen, dass ich über den Punkt der zumutbaren Belastbarkeit hinaus gegangen bin.

Manchmal wird sogar mir dabei warm, aber nicht vor lauter Treiben , sondern aus der Konzentration heraus.

Liebe Grüße
Anchs

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 20:55
von Cat_85
Bernie hat geschrieben:Arbeitet ein Organismus und die Muskulatur effektiv und an der Leistungsgrenze, ist die Schweißproduktion etwas ganz Normales.
Das sehe ich auch so. Den Unterschied sollte man sehen, wie das Pferd schwitzt. Ich es total durchnäßt und trieft vor Schweiß, ist entweder die Kondition im Eimer oder es war uneffektiv. Aber ein ordentliches Schweißbild an Stellen, wo Muskeln arbeiten sollen, ist vollkommen in Ordnung.

Mal davon abgesehen scheint es auch stark vom Pferd abzuhängen. Manche Pferde scheinen generell schneller zu schwitzen. Andere werden bei 25 Grad Außentemperatur erst richtig aktiv. :) Mein Pony kriegt grad schon Probleme, weil sie schon anfängt Winterfell zu kriegen, aber es noch gar nicht so kalt ist. Und übergewichtige Pferde schwitzen auch schneller.

Beim Reiten wird mir auch warm. Richtig doll schwitzen nur im Sommer oder bei gangstarken Pferden, was ich nich gewöhnt bin. :oops: Und letztens beim Springen, aber mehr vor lauter Aufregung und Adrenalin.

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 22:13
von Jen
in der chinesischen Kampfkunst gibt es die Weisheit, dass der Schweiss nicht mehr wie der Morgentau auf der Haut sein soll, also ein leichter Schweissfilm. dann vermehrt man das "Chi", man schöpft Energie und Kraft. Schwitzt man aber Bäche, verliert man "Chi", also Lebensenergie. Ich habe es selber am eigenen Leib gespürt, dass es funktioniert. Der losgelassene Muskel arbeitet sehr wohl sehr effektiv, es braucht extrem Kraft, Stabilität und Balance, man ist müde, hat vielleicht auch Muskelkater, aber man fühlt sich energetisiert und nicht ausgelaugt. Genau so soll sich auch mein Pferd fühlen. Und Bernie, wenn du die Fotos von meinen Ferien angeschaut hast, kannst du nicht ernsthaft behaupten, dass ein Pferd, das eine ganze Bahnlänge am Stück in dieser Hankenbeugung piaffieren muss, nicht effektive Muskelkraft braucht ;) nein, es macht echt einen totalen Unterschied, wenn das Pferd eben losgelassen arbeitet oder am Limit. Ich habe ihn in diesen Reitstunden gut 60min gearbeitet, sehr viel Trab, Galopp, Versammlung/Piaffe, sehr kurze Schrittpausen und ich habe echt gestaunt. Ich hätte es selber nicht erwartet. Er musste sich sehr anstrengen, aber er war nicht ausgelaugt oder "kaputt" am Schluss. Ich glaube, man kann das erst wirklich nachvollziehen, wenn man diesen Unterschied am eigenen Körper gespürt hat.

Verfasst: Mo, 08. Sep 2008 22:30
von horsman
zum Thema Schweißbildung beim Pferd (und Reiter :lol: ) muss man auch unterscheiden, ob die Schweißbildung aufgrund aufgehitzter also arbeitender Muskeln erfolgt, oder aufgrund psychichem Stress.
Letzteres führt m.E. zu insgesamt stark schwitzenden bis tropfenden Pferden und ist tunlichst zu vermeiden, da immer ein Zeichen von Stress, also fehlender innerer Losgelassenheit. => "über die Uhr geritten"

Natürlich kann auch beides zusammen kommen, dann ist es schwer zu unterscheiden, obwohl eigentlich immer auch am Auge und an der Körpersprache des Pferdes abzulesen, denke ich.

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 07:28
von Bernie
Jen, bin gerade wirklich verwundert, ich habe Dich doch gar nicht gemeint? Mein Beitrag war allgemein gehalten. Scheinbar hast Du Dich aber angesprochen gefühlt, weil Du mich jetzt direkt ansprichst in Bezug auf Dein Pferd (die Fotos sind mir nicht bekannt)?