Wo fängt Rollkur an?
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@ gimlinchen
unsere Reining-Leute im Stall „trainieren“ auch so – und die bewegen sich auf Niveau „Trainer – C“. Ich naives Englisch-Reiterlein wurde auch erst kürzlich aufgeklärt, was es mit dem „Fencen“ auf sich hat, schauderhaft. Aber mir geht es wie den anderen im Forum: ich versuche, weg zu sehen und sage nichts. Diese Leute änderst du eh’ nicht und ich habe leider auch die Erfahrung machen müssen, dass man den armen Pferden schon gar keinen Gefallen damit tut, die müssen es nämlich dann beim nächsten Mal ohne lästiges Publikum - doppelt - büßen.
Kürzlich war ein externer Reining-Trainer zum Kurs da, und da gab es wirklich auch schöne Bilder, viele seiner Aussagen waren echt ok, das hat mich ein bisschen versöhnt.
unsere Reining-Leute im Stall „trainieren“ auch so – und die bewegen sich auf Niveau „Trainer – C“. Ich naives Englisch-Reiterlein wurde auch erst kürzlich aufgeklärt, was es mit dem „Fencen“ auf sich hat, schauderhaft. Aber mir geht es wie den anderen im Forum: ich versuche, weg zu sehen und sage nichts. Diese Leute änderst du eh’ nicht und ich habe leider auch die Erfahrung machen müssen, dass man den armen Pferden schon gar keinen Gefallen damit tut, die müssen es nämlich dann beim nächsten Mal ohne lästiges Publikum - doppelt - büßen.
Kürzlich war ein externer Reining-Trainer zum Kurs da, und da gab es wirklich auch schöne Bilder, viele seiner Aussagen waren echt ok, das hat mich ein bisschen versöhnt.
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
- Finchen
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Hast Recht Chica, drum ganz differenziert betrachtet:
Rollkur mußte nicht erst in der FN erfunden werden, wird mindestens seit 25 Jahren in der Westernszene ausgiebig praktiziert. Wo das dann dort anfängt sich Rollkur zu schimpfen möchte ich nicht definieren, dafür sind hier im Forum schon zu viele Aussagen zu dem Thema zerpflückt worden, die allg. Definition "bißchen hdS" und "Rollkur" bzw die Grenze ist bisher noch nicht wirklich geglückt für meinen Geschmack.
Aber meine Definition beinhaltet Bilder wie im gezeigten Video, DAS ist def. Rollkur.
Rollkur mußte nicht erst in der FN erfunden werden, wird mindestens seit 25 Jahren in der Westernszene ausgiebig praktiziert. Wo das dann dort anfängt sich Rollkur zu schimpfen möchte ich nicht definieren, dafür sind hier im Forum schon zu viele Aussagen zu dem Thema zerpflückt worden, die allg. Definition "bißchen hdS" und "Rollkur" bzw die Grenze ist bisher noch nicht wirklich geglückt für meinen Geschmack.
Aber meine Definition beinhaltet Bilder wie im gezeigten Video, DAS ist def. Rollkur.
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@chica: nee, nicht die bösen westernreiter, es gibt bestimmt genug gute.
womit ich mir schwer tue, ist dass ich solche szenen wie auf dem video bei einem kleinen regioturnier x-mal sehe und es regt wenige leute auf. das ist normal und eben professionell. das hat nichts mit den guten leuten zu tun, über die ich mich freue und es hgibt auch welche. z.B. bei uns hatte ich einen sehr guten eindruck von oliver stein. natürlich sehe ich auch den nicht beim training... aber eine freundin hat ihre pferde bei ihm.
im grunde ist es wie in der FN-dressurszene udn überall sonst - der Druck erhöt sich,. dass so etwas eben nicht einfach so ok ist. das finde ich prima
womit ich mir schwer tue, ist dass ich solche szenen wie auf dem video bei einem kleinen regioturnier x-mal sehe und es regt wenige leute auf. das ist normal und eben professionell. das hat nichts mit den guten leuten zu tun, über die ich mich freue und es hgibt auch welche. z.B. bei uns hatte ich einen sehr guten eindruck von oliver stein. natürlich sehe ich auch den nicht beim training... aber eine freundin hat ihre pferde bei ihm.
im grunde ist es wie in der FN-dressurszene udn überall sonst - der Druck erhöt sich,. dass so etwas eben nicht einfach so ok ist. das finde ich prima
sei froh, daß Du ihn nicht im Trainig gesehen hast..... Er war früher hier in der Nähe und trainierte auf dem selben Reitplatz wie wir. Die Amerikaner sehen den Sport viel mehr "praktisch" orientiert. Da geht es nicht ums Pferd sondern ums Geld. Und was funktioniert wird gemacht. Die Reiningpferde haben ca. 1,5 Jahre Ausbildung vom rohen bis fertigen Pferd für die Futurity. Wenn man die Futurityläufe sieht, weis man daß die Pferde hart ausgebildet werden "müssen". Und talentiert sein für den Sport und ein gutes Nervenkostüm haben müssen um das alles weg zustecken. Wer im Sport erfolgreich sein will arbeitet so. Ich wüßte gerne einen guten erfolgreichen Reiter der nicht so ausbildet.
Das sind nicht die bösen Westernreiter. Das sind die erfolgreichen....
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Oh mir fällt da grade wieder eine kleine Anekdote ein ... Im letzten Jahr hatten wir bei uns im STall noch eine Westerntrainerin, die ein Turnier (Einsteigerturnier, untere Leistungsklasse) veranstaltet hat. Dort war auch ein Richter der EWU anwensend natürlich. Meine Freundin und ich haben die Platzaufsicht gemacht und auch 2, 3 mal darauf hinweisen müssen, dass sich die Reiter Ihren Pferden gegenüber ordentlich zu verhalten haben. Im Stübchen sassen wir also mit dem Chefrichter der EWU zusammen und es trug sich auf meine Frage folgender Dialog zu:
"Herr X, was mich wirklich interessiert, wie steht eigentlich die EWU zur Rollkur?"
"Ham wa nich!!!"
- großes, stummes Staunen aller Anwesenden (nicht-Westernreiter).
Also, dann schaun Sie mal auf den Platz, und das ist noch nicht mal Amateuerclass.
"Trotzdem, ham wa nicht, das ist ja nur ein Problem der Dressurreiter, die rollen Ihre Pferde ja oben. Wir rollen ja nur unten, da hat das Pferd den Kopf ja tief und geht ordentlich über den Rücken."
"Dann nehme ich an, dass Sie sich auch keine Gedanken um Prävention und Aufklärung machen, oder?"
"Nein, weil wir damit kein Problem haben. Außerdem tut die FN da ja genug ... Ich muss jetzt richten!" *stehtaufundgeht*
Tja, ohne Worte ... und der Herr Landesvorsitzende ist zwar wirklich nett, aber hat sich fachlich reichlich disqualifiziert mit seinem Beitrag...
"Herr X, was mich wirklich interessiert, wie steht eigentlich die EWU zur Rollkur?"
"Ham wa nich!!!"
- großes, stummes Staunen aller Anwesenden (nicht-Westernreiter).
Also, dann schaun Sie mal auf den Platz, und das ist noch nicht mal Amateuerclass.
"Trotzdem, ham wa nicht, das ist ja nur ein Problem der Dressurreiter, die rollen Ihre Pferde ja oben. Wir rollen ja nur unten, da hat das Pferd den Kopf ja tief und geht ordentlich über den Rücken."
"Dann nehme ich an, dass Sie sich auch keine Gedanken um Prävention und Aufklärung machen, oder?"
"Nein, weil wir damit kein Problem haben. Außerdem tut die FN da ja genug ... Ich muss jetzt richten!" *stehtaufundgeht*
Tja, ohne Worte ... und der Herr Landesvorsitzende ist zwar wirklich nett, aber hat sich fachlich reichlich disqualifiziert mit seinem Beitrag...
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Es wurde viel drüber gesprochen, aber nie gab es Bilder. In obigem Beitrag sollen am Ende bewegte Bilder über das Training mit den Hufschuhen zu sehen sein. Ich habe den Film noch nicht ansehen können und kann es leider nicht bestätigen.
Es wurde viel drüber gesprochen, aber nie gab es Bilder. In obigem Beitrag sollen am Ende bewegte Bilder über das Training mit den Hufschuhen zu sehen sein. Ich habe den Film noch nicht ansehen können und kann es leider nicht bestätigen.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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Die Sequenz mit den Hufschuhen ist sehr kurz und es wird auch nicht gezeigt, wie es funktioniert. Dafür sind wieder einige deftige Rollkurbilder zu sehen.
Liebe Grüße, Sabine
Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren
"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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@ craig schmersal
Das Video ist mehr als nur GRAUENHAFT - und ja - leider sieht man sowas viel zu oft! Vieles am Westernreiten ist nicht in Ordnung - Ich finds überhaupt nicht in Ordnung 3 Jährige Pferdekinder auf der Futurity sämtliche Manöver ausführen zu lassen.
Aber: es gab auch früher schon große unterschiede beim Westernreiten.
Deswegen orientiere ich mich mehr an der californischen Weise - hier wird ein Pferd bei sachgemäßen sanften Training mit 7/8 Jahren aufs Bit umgestellt, und nicht wie bei den höhreren Klassen und vielen texanischen Verfächtern schon mit 5.
Deswegen find ich es soooo sehr schade dass die californische Art und Weise nicht mehr wirklich vertreten ist....
Das Video ist mehr als nur GRAUENHAFT - und ja - leider sieht man sowas viel zu oft! Vieles am Westernreiten ist nicht in Ordnung - Ich finds überhaupt nicht in Ordnung 3 Jährige Pferdekinder auf der Futurity sämtliche Manöver ausführen zu lassen.
Aber: es gab auch früher schon große unterschiede beim Westernreiten.
Deswegen orientiere ich mich mehr an der californischen Weise - hier wird ein Pferd bei sachgemäßen sanften Training mit 7/8 Jahren aufs Bit umgestellt, und nicht wie bei den höhreren Klassen und vielen texanischen Verfächtern schon mit 5.
Deswegen find ich es soooo sehr schade dass die californische Art und Weise nicht mehr wirklich vertreten ist....
Liebe Grüße
Chris
Chris
Auch wenn dieser Thread schon etwas älter ist, ist das Thema ja nach wie vor latent vorhanden, auch wenn es nicht mehr derart medial aufgepuscht wird.
Eine Bekannte von mir ist eine (in meinen Augen) sehr gute und gefühlvolle Bereiterin, klassische deutsche alte Schule, 100% pro Pferd, langsame Ausbildung, toller Sitz. Wenn sie so die üblichen Freizeitreiter-Pferde reitet, liebe ich es ihr zuzusehen. Die Pferde laufen zufrieden, trotz natürlich noch vorhandener Fehler wirkt es für mich als Betrachter fast immer harmonisch und die Pferde kommen nur relativ selten (je nach Gebäude des Pferdes) hinter die Senkrechte, aber es ist immer genug Motor von hinten vorhanden.
Neulich sah ich sie auf einem ca. 5jährigen High-End-Zuchtprodukt mit diesen Wahnsinns-Bewegungen. Ich habe das Pferd vor dem Reiten kurz auf der Koppel gesehen, als es einwenig frei umhergetrabt ist, nicht in aufgeregter Manier, sondern einfach so und in einem „gemütlichen“ ich-dreh-mal-für-ein-paar-Schritte-eine-kleine-Runde-Trab. Was bei meinem Pferd einfach nur ausgesehen hätte wie ach-ich-schlurf-mal-irgendwie-ein-bisschen-durch-die-Gegend, hat bei diesem Pferd schon ausgesehen wie wenn es gerade eine Prüfung läuft. Ich hab da noch nie so darauf geachtet, aber die (deutsche) Pferdezucht hat echt züchterisch das hinbekommen, was man sonst erst nach langer Ausbildung des Pferdes erreicht, nämlich, dass sie vorne „hoch“ kommen und frei in der Schulter werden und schon im „Babyalter“ in freien Bewegungen optisch so laufen, wie sie es im Idealfall unter dem Reiten nach langer Ausbildung tun sollten.
Ich war also ganz gespannt, wie sich ein solches Pferd nun unter einer guten Reiterin bewegen würde. Hmmm, also das war das erste Mal, dass ich mir das Gereit optisch eigentlich nicht ansehen hätte wollen. Zunächst, als sie angetrabt ist, hab ich das noch wirklich schön gefunden, wie sich das Pferd bewegt hat, so schön „frei“ vorne, die Bewegungen schon „groß und weit“ auf Zirkel und ganze Bahn, total brav. Also von der Optik her hätte dieses Pferd einfach in dieser Haltung ewig laufen können und ich hätte jetzt (inbs. aufgrund des Alters) keine weiteren besonderen Anforderungen gesehen. Aber zu meinem Entsetzen hat sie nach und nach den Kopf immer weiter „runter geholt“ und das war dann schon ziemlich eng. Als sie dann irgendwann freudestrahlend gegenüber mir bemerkte, dass „es“ jetzt besser wird und ich gemeint hab, dass sich das Pony aber gleich mal mit dem Maul in die Brust beißen wird, hat sie mir nur kurz entgegnet, dass das Pferd aber jetzt zumindest fühlt es sich jetzt nicht mehr an wie eine Schlange und wird stabiler. Nach und nach kam die Nase dann auch wieder weiter hoch und nach vorne. Aber die ganze beeindruckende Bewegungsmanier (verglichen zum Anfang) war fast nicht mehr vorhanden – es wirkte dann mehr so wie ein „normales“ Pferd, wenn es korrekt geritten wird.
Wir haben danach noch ein wenig darüber geredet, insbesondere weil diese Reiteinheit so völlig anders ausgesehen hat, als das was ich bislang sonst von ihr gesehen habe. Ich habe sie gefragt, warum sie das Pferd so kurz und eng genommen hat, wo es doch schon zu Anfang so locker leicht gelaufen ist. Ihre Antwort: Es mag sein, dass es optisch schön ausgesehen hat, aber die hatte keine Einwirkungsmöglichkeit. Das Pferd hat sich unter ihrem Hintern zuviel in sämtliche Richtungen verbogen, wie eine Schlange, sodass eine Hilfengebung aus dem Sitz heraus auch nicht funktioniert.
Und jetzt kommt der eigentlich (für mich) interessante Punkt: Die Intention war also aus Reitersicht nicht „Rollkur reiten“, Kopf an die Brust, damit sich der Rücken aufwölbt, oder um den Hals zu dehnen oder um das Pferd hilflos zu machen, als Strafe oder sonstiges, sondern zuerst generell mal irgendeine Stabilität im Rücken/im Pferd zu erzeugen, aus welcher man dann anfangen kann, formende Hilfen zu geben.
Wer weiß wie sich ein Pferd anfühlt, wenn es am Sitz ist (und ich gehe davon aus, dass sämtliche Profireiter das wissen – auch wenn sie es z.B in Turniersituationen möglicherweise situationsbedingt nicht zeigen können) und dass, das eine wesentliche Vorbedingung für jegliches funktionierendes Pferdetraining (egal welche Disziplin) ist, dann ist – je nach Ausprägung der Hypermobilität des Pferdes – die „Rollkur“ eben EINE Möglichkeit zunächst einmal etwas Stabilität in das Pferd zu bringen um es dann weiter an den Sitz bringen zu können, was – wenns funktioniert – die Pferde fast automatisch in eine ihrem Ausbildungsstand entsprechende natürliche Aufrichtung bringt.
Ich glaube daher, dass die Neuentdeckung der Rollkur unter anderem den modernen Sportpferden geschuldet ist, welche durch ihre extremen Bewegungen eine angeborene Hypermobilität in sämtlichen Körperteilen mitbringen und man daher auf der Suche nach „Stabilität im Pferd“, damit man überhaupt erst mal eine sinnvolle Hilfengebung aus dem Sitz installieren kann, eben diese „Methode“ wieder entdeckt hat.
Wenn man davon ausgeht, dass sich das Pferd, wenn es hinter die Senkrechte kommt, den Hilfen entzieht, dann ist es völlig wurscht, ob das Pferd jetzt ein bisschen hinter der Senkrechten ist, oder sich aufrollt bis zur Brust - die Ursache ist die Gleiche.
Wenn ich die Rollkur so gestalte, dass ich gleich on Anfang an, den Kopf herunterziehe, "weil man das so macht", ohne auf die Signale vom Pferd zu höhren, dann ist das wahrscheinlich wenig sinnvoll. Wenn man allerdings versucht, das Pferd mit seinem Sitz einzurahmen und merkt, es weicht in sämtliche Richtungen aus, verbiegt sich und daraus dann, das "tiefe einstellen" entwickelt, dann ist die Rollkur praktisch ja das Ergebnis des Entziehens des Pferdes und dann wird man halt weiter schauen müssen, woher dieses Entziehen kommt, weil das Aufgerollte ist da nur das Symtom.
Der Vorteil ist halt, dass dieses „Kopf runter“ auch bei eher unkooperativen Pferden mittels deutlichen Zügelanzügen relativ leicht und vor allem schnell (!) zu erreichen ist um einmal irgendeine Kontrolle und Stabilität zu erreichen.
Es gibt mit Sicherheit andere Wege auch in diese Bewegungskünstler zu Beginn mehr (Rumpf)Stabilität zu bringen, aber es wird vermutlich länger dauern und man muss wahrscheinlich sich mehr Gedanken machen.
Man darf glaub ich auch nicht vergessen, dass Pferdetraining Zeit kostet. Wenn ich als Freizeitreiter eine halbe Stunde oder manchmal auch länger brauche, bis mein Pferd halbwegs „funktioniert“, ist mir das egal. Wenn ich aber an einem Tag viele verschiedene Pferde zu reiten hab und damit meinen Lebensunterhalt verdienen muss,, dann brauche ich ein relativ einfach anwendbares System, dass mir möglichst schnell den gewünschten Effekt verschafft. Und die „Rollkur“ hat sich hier für einen gewissen Pferdetyp offensichtlich als effektivste Maßnahme herausgestellt: Ich bekomme eine Stabilität im Pferderumpf um überhaupt erst mal irgendwie anzufangen mit dem Sitz sinnvoll einwirken zu können, ich bekomme psychologisch die Gehorsamkeit des Pferdes und es geht relativ schnell und ist relativ einfach auszuführen und ich kann dann anfangen an speziellen Dingen „zu arbeiten“. Wenn mans übertreibt, endet man auch hier – wie bei fast allen „Hilfen“ – in der Sackgasse: nämlich ein Pferd, dass sich aufrollt und keinen Schritt mehr geht, oder wahllos umherrennt, oder mit hüpfender Gruppe daherschleicht.
Und – unter der Voraussetzung, dass diese Maßnahme beendet wird, wenn man sie nicht mehr braucht, wenn sie ihren Dienst getan hat und man eben keine Zeit/Lust/andere Gründe hat, sich etwas anderes zu überlegen – finde ich daran auch nichts Verwerfliches: Wenn geschickt angewendet, ist es eben eine Methode dem Pferd begreiflich zu machen, das es den Anweisungen des Reiters nicht auskommt – ja und etwas anderes ist die ganze Reiterei nicht – ich kann es nur einmal netter verpacken, sodass das Pferd vielleicht auch selbst irgendein Interesse am Reiten bekommt, oder ich mach das ganze mehr als Befehl und Gehorsam - wird dann zwar alles ein wenig mechanischer, und verliert vielleicht etwas vom speziellen Charm, aber „funktionieren“ tut es trotzdem.
Eine Bekannte von mir ist eine (in meinen Augen) sehr gute und gefühlvolle Bereiterin, klassische deutsche alte Schule, 100% pro Pferd, langsame Ausbildung, toller Sitz. Wenn sie so die üblichen Freizeitreiter-Pferde reitet, liebe ich es ihr zuzusehen. Die Pferde laufen zufrieden, trotz natürlich noch vorhandener Fehler wirkt es für mich als Betrachter fast immer harmonisch und die Pferde kommen nur relativ selten (je nach Gebäude des Pferdes) hinter die Senkrechte, aber es ist immer genug Motor von hinten vorhanden.
Neulich sah ich sie auf einem ca. 5jährigen High-End-Zuchtprodukt mit diesen Wahnsinns-Bewegungen. Ich habe das Pferd vor dem Reiten kurz auf der Koppel gesehen, als es einwenig frei umhergetrabt ist, nicht in aufgeregter Manier, sondern einfach so und in einem „gemütlichen“ ich-dreh-mal-für-ein-paar-Schritte-eine-kleine-Runde-Trab. Was bei meinem Pferd einfach nur ausgesehen hätte wie ach-ich-schlurf-mal-irgendwie-ein-bisschen-durch-die-Gegend, hat bei diesem Pferd schon ausgesehen wie wenn es gerade eine Prüfung läuft. Ich hab da noch nie so darauf geachtet, aber die (deutsche) Pferdezucht hat echt züchterisch das hinbekommen, was man sonst erst nach langer Ausbildung des Pferdes erreicht, nämlich, dass sie vorne „hoch“ kommen und frei in der Schulter werden und schon im „Babyalter“ in freien Bewegungen optisch so laufen, wie sie es im Idealfall unter dem Reiten nach langer Ausbildung tun sollten.
Ich war also ganz gespannt, wie sich ein solches Pferd nun unter einer guten Reiterin bewegen würde. Hmmm, also das war das erste Mal, dass ich mir das Gereit optisch eigentlich nicht ansehen hätte wollen. Zunächst, als sie angetrabt ist, hab ich das noch wirklich schön gefunden, wie sich das Pferd bewegt hat, so schön „frei“ vorne, die Bewegungen schon „groß und weit“ auf Zirkel und ganze Bahn, total brav. Also von der Optik her hätte dieses Pferd einfach in dieser Haltung ewig laufen können und ich hätte jetzt (inbs. aufgrund des Alters) keine weiteren besonderen Anforderungen gesehen. Aber zu meinem Entsetzen hat sie nach und nach den Kopf immer weiter „runter geholt“ und das war dann schon ziemlich eng. Als sie dann irgendwann freudestrahlend gegenüber mir bemerkte, dass „es“ jetzt besser wird und ich gemeint hab, dass sich das Pony aber gleich mal mit dem Maul in die Brust beißen wird, hat sie mir nur kurz entgegnet, dass das Pferd aber jetzt zumindest fühlt es sich jetzt nicht mehr an wie eine Schlange und wird stabiler. Nach und nach kam die Nase dann auch wieder weiter hoch und nach vorne. Aber die ganze beeindruckende Bewegungsmanier (verglichen zum Anfang) war fast nicht mehr vorhanden – es wirkte dann mehr so wie ein „normales“ Pferd, wenn es korrekt geritten wird.
Wir haben danach noch ein wenig darüber geredet, insbesondere weil diese Reiteinheit so völlig anders ausgesehen hat, als das was ich bislang sonst von ihr gesehen habe. Ich habe sie gefragt, warum sie das Pferd so kurz und eng genommen hat, wo es doch schon zu Anfang so locker leicht gelaufen ist. Ihre Antwort: Es mag sein, dass es optisch schön ausgesehen hat, aber die hatte keine Einwirkungsmöglichkeit. Das Pferd hat sich unter ihrem Hintern zuviel in sämtliche Richtungen verbogen, wie eine Schlange, sodass eine Hilfengebung aus dem Sitz heraus auch nicht funktioniert.
Und jetzt kommt der eigentlich (für mich) interessante Punkt: Die Intention war also aus Reitersicht nicht „Rollkur reiten“, Kopf an die Brust, damit sich der Rücken aufwölbt, oder um den Hals zu dehnen oder um das Pferd hilflos zu machen, als Strafe oder sonstiges, sondern zuerst generell mal irgendeine Stabilität im Rücken/im Pferd zu erzeugen, aus welcher man dann anfangen kann, formende Hilfen zu geben.
Wer weiß wie sich ein Pferd anfühlt, wenn es am Sitz ist (und ich gehe davon aus, dass sämtliche Profireiter das wissen – auch wenn sie es z.B in Turniersituationen möglicherweise situationsbedingt nicht zeigen können) und dass, das eine wesentliche Vorbedingung für jegliches funktionierendes Pferdetraining (egal welche Disziplin) ist, dann ist – je nach Ausprägung der Hypermobilität des Pferdes – die „Rollkur“ eben EINE Möglichkeit zunächst einmal etwas Stabilität in das Pferd zu bringen um es dann weiter an den Sitz bringen zu können, was – wenns funktioniert – die Pferde fast automatisch in eine ihrem Ausbildungsstand entsprechende natürliche Aufrichtung bringt.
Ich glaube daher, dass die Neuentdeckung der Rollkur unter anderem den modernen Sportpferden geschuldet ist, welche durch ihre extremen Bewegungen eine angeborene Hypermobilität in sämtlichen Körperteilen mitbringen und man daher auf der Suche nach „Stabilität im Pferd“, damit man überhaupt erst mal eine sinnvolle Hilfengebung aus dem Sitz installieren kann, eben diese „Methode“ wieder entdeckt hat.
Wenn man davon ausgeht, dass sich das Pferd, wenn es hinter die Senkrechte kommt, den Hilfen entzieht, dann ist es völlig wurscht, ob das Pferd jetzt ein bisschen hinter der Senkrechten ist, oder sich aufrollt bis zur Brust - die Ursache ist die Gleiche.
Wenn ich die Rollkur so gestalte, dass ich gleich on Anfang an, den Kopf herunterziehe, "weil man das so macht", ohne auf die Signale vom Pferd zu höhren, dann ist das wahrscheinlich wenig sinnvoll. Wenn man allerdings versucht, das Pferd mit seinem Sitz einzurahmen und merkt, es weicht in sämtliche Richtungen aus, verbiegt sich und daraus dann, das "tiefe einstellen" entwickelt, dann ist die Rollkur praktisch ja das Ergebnis des Entziehens des Pferdes und dann wird man halt weiter schauen müssen, woher dieses Entziehen kommt, weil das Aufgerollte ist da nur das Symtom.
Der Vorteil ist halt, dass dieses „Kopf runter“ auch bei eher unkooperativen Pferden mittels deutlichen Zügelanzügen relativ leicht und vor allem schnell (!) zu erreichen ist um einmal irgendeine Kontrolle und Stabilität zu erreichen.
Es gibt mit Sicherheit andere Wege auch in diese Bewegungskünstler zu Beginn mehr (Rumpf)Stabilität zu bringen, aber es wird vermutlich länger dauern und man muss wahrscheinlich sich mehr Gedanken machen.
Man darf glaub ich auch nicht vergessen, dass Pferdetraining Zeit kostet. Wenn ich als Freizeitreiter eine halbe Stunde oder manchmal auch länger brauche, bis mein Pferd halbwegs „funktioniert“, ist mir das egal. Wenn ich aber an einem Tag viele verschiedene Pferde zu reiten hab und damit meinen Lebensunterhalt verdienen muss,, dann brauche ich ein relativ einfach anwendbares System, dass mir möglichst schnell den gewünschten Effekt verschafft. Und die „Rollkur“ hat sich hier für einen gewissen Pferdetyp offensichtlich als effektivste Maßnahme herausgestellt: Ich bekomme eine Stabilität im Pferderumpf um überhaupt erst mal irgendwie anzufangen mit dem Sitz sinnvoll einwirken zu können, ich bekomme psychologisch die Gehorsamkeit des Pferdes und es geht relativ schnell und ist relativ einfach auszuführen und ich kann dann anfangen an speziellen Dingen „zu arbeiten“. Wenn mans übertreibt, endet man auch hier – wie bei fast allen „Hilfen“ – in der Sackgasse: nämlich ein Pferd, dass sich aufrollt und keinen Schritt mehr geht, oder wahllos umherrennt, oder mit hüpfender Gruppe daherschleicht.
Und – unter der Voraussetzung, dass diese Maßnahme beendet wird, wenn man sie nicht mehr braucht, wenn sie ihren Dienst getan hat und man eben keine Zeit/Lust/andere Gründe hat, sich etwas anderes zu überlegen – finde ich daran auch nichts Verwerfliches: Wenn geschickt angewendet, ist es eben eine Methode dem Pferd begreiflich zu machen, das es den Anweisungen des Reiters nicht auskommt – ja und etwas anderes ist die ganze Reiterei nicht – ich kann es nur einmal netter verpacken, sodass das Pferd vielleicht auch selbst irgendein Interesse am Reiten bekommt, oder ich mach das ganze mehr als Befehl und Gehorsam - wird dann zwar alles ein wenig mechanischer, und verliert vielleicht etwas vom speziellen Charm, aber „funktionieren“ tut es trotzdem.