Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ja, echt spannend, die unterschiedliche Wahrnehmung.

SP: Ich habe ja auch nie behauptet, der Ritter-Lippi würde keine Last aufnehmen. Das tut er absolut - er fußt dabei nur eben seiner Anatomie entsprechend nicht weit unter (normalerweise findet ja in der Piaffe eine Verkleinerung der Grundfläche zwischen Vorhand und Hinterhand statt, bei ihm nicht). Der Braune in dem Beran-Video durchaus auch. Saxo piaffiert allerdings für meine Begriffe total auf der Schulter.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Lilith79 hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben: Aber:
offenbar gestresst - reisst den Kopf überhoch, als Pause angesagt (oder eher angebrüllt!) ist, wird wieder runtergezügelt ... die schrille und schreiende RL hätte ich vermutlich auch mal gezielt touchiert mit dem langen Gertendings ... ruhige Arbeitsstimmung mag ich anders. :?
:shock: Kicher, ist ja nicht verwunderlich wenn hier jeder auf nem Video was anderes sieht, wenn man schon so was soooo unterschiedlich wahrnimmt.

Ich finde die RL schreit kein bisschen, brüllt schon gar nicht und schrill finde ich ihre Stimme auch nicht (ich finde sie hat eine gute Sprechstimme). Ich finde sie spricht angenehm laut und klar, was den Vorteil hat, dass man das Gesagte auch auf dem Film verstehen kann (und ich hasse auch beim selber reiten nichts mehr als wenn ich die RL akustisch nicht verstehe) und wenn sie lobt wird ihre Stimme auch ruhiger. Bloß dieses "Oh oder Woah" ist etwas merkwürdig. Aber sonst finde ich die Arbeitsatmosphäre gelungen. Ich finde das Pferd auch nicht gestresst, sondern höchstens etwas aufmerksam elektrisch.
Ähm, da die Kamera HINTER der RL ist, offenbar auch deutlich weiter entfernt als das Pferd-Reiter-Paar, würde wohl die Reiterin allerbestens auch hören können, was die RL sagt, wenn wir es auf dem Video nicht so deutlich hören könnten.

Da es aber ist wie es ist - überlegt mal, wie viel lauter es eben in Ausrichtung nach vorne von der RL aus und so viel näher ist - und dass das Pferd noch viel feiner hört als wir ist ja auch kein Geheimnis.

Wenn dann ein Pferd so fein ist und offenbar hektisch, finde ich die Stärke in der Stimme und im Ton nicht förderlich um ein wenig Ruhe reinzubringen. Da sind mir andere "Töne" doch wesentlich lieber - grade wenn es dann zum Ende der Übung ein Lob sein soll - das muss auch keiner auf dem Film noch super verstehen können, finde ich. :lol:
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Schon mal an die Möglichkeit gedacht, dass die RL ein Mikro angesteckt hat, das ihre Stimme auf Lautsprecher überträgt? Es scheint sich um einen Kurs mit Zuschauern zu handeln, und die wollen ja auch hören, was die RL zu sagen hat (so kenne ich es jedenfalls von manchen - teuren - Kursen).
Oder die Reithalle hat eine Akustik, die einem Opernhaus Ehre machen würde. :wink:
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(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
charona
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Beitrag von charona »

Känau, Gawan! Ist in B, zuschauen kostet viel Geld, dann möchte man auch hören, was der RL sagt. Habe AB im April in NL gesehen und trotz Micro hat keines der Pferde sie falsch verstanden, auch wenn sie hier und da deutliche Sprache gesprochen hat, aber das nur am Rande
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Ja, echt spannend, die unterschiedliche Wahrnehmung.

SP: Ich habe ja auch nie behauptet, der Ritter-Lippi würde keine Last aufnehmen. Das tut er absolut - er fußt dabei nur eben seiner Anatomie entsprechend nicht weit unter (normalerweise findet ja in der Piaffe eine Verkleinerung der Grundfläche zwischen Vorhand und Hinterhand statt, bei ihm nicht). Der Braune in dem Beran-Video durchaus auch. Saxo piaffiert allerdings für meine Begriffe total auf der Schulter.
Natürlich verkleinert sich die Unterstützungsfläche des Lippis- sogar absolut, so wie es sein soll : von hinten nach vorne.
Und ich sehe keinen auf der Schulter piaffierenden "Saxo"- ich sehe ein Pferd, dass sich verkürzt, die Hanke beugt, den Rumpf zurückverlagert- natürlich aufgrund des stark abgebrochenen Halses noch sehr einseitig, aber dennoch innen schon sehr korrekt. Ich sehe ein unter die Hüfte stützendes Hinterbein und eine abgesenkte Kruppe, bei gehaltener Bauchmuskulatur. Sonst würde ja auch die Erhebung nicht funktionieren.
Das Pferd steigt ja nicht, es erhebt sich ja getragen.
Im Laufe der Ausführung kommt das Pferd immer mehr nach hinten und zwar aus sich heraus nicht aufgrund einer Begrenzung vorne. So wie auch der Araber aus Spielnases Clip.
Und zum Durchschwung : da eine Piaffe eine Schwung-lose Lektion ist es recht unerheblich wie weit das Bein durchschwingt ( was bei einem Vorwärts/ einer angestrebte optimierten SCHUBphase erforderlich ist) , sondern, wie und wo die STÜTZbeinphase gestaltet wird und wie das Pferd sich "aufnimmt"/ " zurücknimmt" /"zurückkommt". ( also wie es TRÄGT) Sprich, wie es den Rumpf über das Stützbein lagert.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

charona hat geschrieben:Känau, Gawan! Ist in B, zuschauen kostet viel Geld, dann möchte man auch hören, was der RL sagt. Habe AB im April in NL gesehen und trotz Micro hat keines der Pferde sie falsch verstanden, auch wenn sie hier und da deutliche Sprache gesprochen hat, aber das nur am Rande
Stimmt, jetzt wo du es sagst, der Braune auf dem Video scheint ja auch schlagartig das beruhigende "HOOO" in Entspannung umzusetzen!

Also mal ehrlich, ein Mikro verändert die Lautstärke - mein anderes Argument, dass sie NICHT beruhigend in der Art ist, kann nicht am Mikro liegen. Das Ergebnis sieht man doch am Pferd.

(mir wäre ehrlich gesagt auch egal was die anderen, zuschauenden hören, wenn die RL mir bzw dem Pferd ins Ohr jault in einer Art, die hektisch macht, denn ich zahle als Reiter ja auch den "teuren" Kurs)

Und da ICH nicht weiß, wer die Reiterin ist, ob sie fremd in der Halle ist, oder dort regelmäßig reitet, beurteile ich das auch nicht.
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Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Naja, wer sagt denn dass jeder Reiter Wert darauf legt, dass sein RL primär das Pferd ins Koma säuselt?

Mir macht das auf dem Video jetzt nicht den Eindruck, dass die Reiterin sich ihre RL anders wünschen würde und ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass yogische Tiefenentspannung beim Erlernen einer Piaffe unbedingt das Non-Plus-Ultra wäre (aber das ist reine Theorie, sowas reite ich ja nicht . :D )
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Jau, ich hab wahrscheinlich einfach sehr dicke Tomaten auf den Augen. Hier seh ich jedenfalls denselben Lipi ein Jahr früher und zumindest auf der linken Hand deutlich mehr Richtung Schwerpunkt fußen.

https://www.youtube.com/watch?v=Xwao-Xghibc
Tess
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Beitrag von Tess »

Was ich bei dem vor allem im ersten Video auch interessant fand, sind die fast schon eher vorständigen Vorderbeine in der Piaffe. Wieso ist das so? Macht er das in Erwartung auf die Levade? Schiebt er sich mit den Vorderbeinen auf die HInterhand?
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist das halt kein lehrbuchgerecht funktionierendes Pferd, eben wegen der körperlichen Gegebenheiten, dabei aber sehr willig und geschickt. Also friemelt er sich seine kurzen Beinchen unter dem Körper so zurecht, wie er´s fürs Gleichgewicht in der geforderten Lektion braucht. Sprich, wenn man als Pferd den Rücken nicht aufwölben/das Becken absenken kann oder will, muss man sich halt anders helfen, hier mit sehr starker Hankenbeugung, aber ohne die Beckenstellung zu verändern, und gefühlt eher einem Nach-hinten-schieben des Gewichts von der Vorhand als einem Von-hinten-drunterkommen der Hinterhand, falls man versteht, was ich meine. Aber wie gesagt, ich scheine generell was an der Linse kleben zu haben.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Rapunzel hat geschrieben:Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist das halt kein lehrbuchgerecht funktionierendes Pferd, eben wegen der körperlichen Gegebenheiten.
Ja, es ist schon fast eine Schande. Nicht nur das das Tier womöglich nicht die perfekten Anfordererungen anderer Rassemaßstäbe erfüllt. Es ist auch noch im Jahr 2008 (zweites Video) 19 und damit 2009 (erstes Video) 20 Jahre alt gewesen. Ein Alter, in dem so manch anderes Pferd sich leider schon auf der Warteliste für die Frührente eingetragen hat oder sogar gar nicht mehr existiert.

Ich persönlich bin sehr froh drum, dass uns das "Einheitspferd" bisher entgangen ist. Ich stehe auf unterschiedliche Pferde/Rassen sowie deren Charakter und Veranlagungen. Zu allem Überfluß mag ich den Ritterlippi in der Piaffe diverse male lieber sehen als so manch eine dieser gruseligen Pseudo-Hüpf-Piaffen aus dem Sport.
Wenn ich das rein optisch und subjektiv mit dem oftmals eher mittelmäßigen Durchschnitt vergleiche, komme ich eher zu dem Schluß, dass das eine oder andere Warmblut anscheinend nicht so recht für die Erfüllung seiner Aufgabend passend gebaut/gezüchtet wurde.
Solche Fragen stellen sich mir aber insgesamt zum Glück dann doch nur sehr selten und so kann ich mich hin und wieder auch dran erfreuen, wenn soetwas nicht perfekt gezeigt wird, man aber sehen kann, wenn sich da trotz aller "Problemchen" zwei wirklich bemühen etwas trotzdem im Rahmen ihrer Möglichkeiten so zu zeigen, dass es nicht erwürgt oder erzwungen erscheint.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Gegen das Pferd als Ganzes hat doch niemand was gesagt?! Ich finde den klasse, der ist geschickt und dynamisch und motiviert und die Levade ist super. Es ging nur schon einige Seiten vorher um ein bestimmtes Gebäudemerkmal, in diesem Fall eine flache Beckenstellung und etwas kurze Beine, und dass dieses gewisse anatomische und bewegungsablauftechnische Besonderheiten/Einschränkungen mit sich bringt. Darf man darüber nicht sprechen?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Tess hat geschrieben:Was ich bei dem vor allem im ersten Video auch interessant fand, sind die fast schon eher vorständigen Vorderbeine in der Piaffe. Wieso ist das so? Macht er das in Erwartung auf die Levade? Schiebt er sich mit den Vorderbeinen auf die HInterhand?
Das passiert, wenn das Pferd den Rumpf üben den Stützbeinen nach hinten verlagert. Deswegen ist ja die Aufstellung des Vorderbeines EIN Kriterium, ob eine Piaffe auf der Hinterhand getragen oder der Vorhand gestützt ( rückständig) wird - auf Fotos ist das manchmal sehr trügerisch, denn auch das Vorwärts in einer Piaffe bewirkt eine gewisse Rückständigkeit, bzw. ein Rückwärts eben eine Vorständigkeit. Also ist eine schlechte Piaffe, bei der das Pferd sich nach hinten entzieht, unter Umständen auf einem Foto sehr positiv in der Wirkung- weil das Vorderbein vorständig tendiert.
Hier aber sind es ja bewegte Bilder die schlicht von einer massiven Versammlung und einer optimalen Gewichtsverlagerung eben auf das Hinterbein zeugen. Die Levade ist dann die Steigerung, bei der die Bewegung aussetzt und nur noch hinten getragen wird.

Rapunzel ( Tomaten wegschnippst) der Lippi senkt doch das Becken massiv ab ???! Und wölbt ebenfalls massiv die Lende auf???! :shock:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Für meine Dioptrin beugt der extrem die Knie und Sprunggelenke, aber das Becken kippt kaum. Was ich auch nicht verwunderlich finde, weil es eben so gewachsen ist.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Nur kurz vom iphone getippt...

Ich meinte, dass es beim Pferd einen Mechanismus gibt, der Hüft-, Knie- und Sprunggelenk miteinander beugen lässt. Sprich, diese sind untrennbar miteinander in der Bewegung verbunden. Das Pferd kann die nicht separat voneinander beugen. Wenn eines beugt, beugen die anderen automatisch mit. Deshalb kann auch nicht eines mehr oder weniger als die anderen beugen. Leider sind meine Anatomie-Bücher noch alle für einen bevorstehenden Umzug eingelagert und ich kann nicht nachschauen. Ich meinte im Udo Bürger 'Der Reiter formt das Pferd' oder bei Gerd Heuschmann 'Finger in der Wunde' sei das beschrieben. Mag jemand da vielleicht mal nachschauen?
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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