Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Shkan hat geschrieben: Also werden auch in Spanien oder großen Zuchten PFerde im Winter aufgestallt zum aufpäppeln. Und - sind die dann unbrauchbar (aufpäppeln dauert auch ein paar Wochen, die sie dann wohl in der Box verbringen)?
Also zunächst einmal verstehe ich gerade auch nicht ganz, warum Du Dich angegriffen fühlst. Auch das, was ich geschildert habe, ist für MICH das Optimum. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass alles andere bodenlos schlecht ist. Nur: Als ich mich damals entschlossen habe, ein rohes Pferd zu kaufen, habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, mich über Aufzuchten zu informieren. Vor allem deshalb, weil es Landstriche in Spanien gibt, in denen eine Aufzucht auf großer Fläche gar nicht möglich ist. Für mich gab es damals (neben Ex- und Interieur sowie Papier) vor allem zwei Dinge, die wichtig waren: Fläche und genügend, möglichst altersgemischte Kumpel. Aber dazu gibt es durchaus verschiedene Meinungen, ich kenne auch genug Leute, die immer eine Herdenaufzucht mit verschiedenen Generationen vorziehen würden. Für beides gibt es gute Gründe.
Zu Deiner Frage: Nein, in den meisten Gegenden Spaniens wird dann nicht aufgestallt, sondern auf dem Campo separiert. Das Klima ist ja in weiten Teilen des Landes durchaus so, dass die Pferde ohne jedes Problem ganzjährig draußen sein können.
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Shkan
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Beitrag von Shkan »

@rapunzel: ich fühle mich nicht angegriffen, ich verstehe nur langsam die Welt nicht mehr :) Für mich ist ein Offenstall die zweitbeste Möglichkeit, ein Jungpferd aufzuziehen, an erster Stelle wird immer die Haltung in einer riesigen Herde mit riesigem Auslauf stehen (die gesundheitliche und soziale Komponente betreffend) - sofern ich mein Pferd später aussuchen kann und damit klarkomme, einen Wildfang zu haben. Wobei ich den "Kulturschock" für die Pferde schon sehr extrem finde und sie teilweise monatelang darunter leiden, von den freien Weiden plötzlich aufgestallt zu werden.

Und ich finde eben, dass gerade Pferde bei Offenstallhaltung und vernünftiger Jungpferdearbeit nicht vor 4 angeritten werden müssen, da ich auch irgendwie nicht verstehen kann dass 20Min. Arbeit unterm Sattel besser sein sollen :? Auch wenn Wallache oder Stuten sich weniger Bewegen, so würden sie es vermutlich auf riesigen Weiden auch in geringerem Maße tun als Hengste. Nur irgendwie hat sich die Diskussion ein wenig in die Richtung gewandt, dass Offenstallhaltung nicht gut und gesundheitsgefährdend ist, und nur die Aufzucht im riesigen Herdenverband das non-plus-ultra ist. Und das kann ich so nicht ganz akzeptieren.. :)
Shkan
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Beitrag von Shkan »

@Cubano: für mich standen einfach zu viele Punkte gegen eine weitere Aufzucht in Spanien oder anderswo, die ich vorher auch gut abgewägt habe. Einige Punkte habe ich bereits erwähnt, der allerwichtigste war wohl dass ich keine Wildfänge im Stall gebrauchen kann. Ich muss gewährleisten, dass die Tiere mit viel Menschenkontakt aufwachsen, sie sollen später auch von Kindern gehandelt werden. Ich habe sehr wohl gut darüber nachgedacht, ob sich mein Stall für Jungpferdeaufzucht eignet, und hatte da eigentlich überhaupt keine Bedenken.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Tja, so kann es gehen: Ich finde das Konzept, die Pferde in Ruhe und mit wenig Menschenkontakt (Ausnahme halt TA, Schmied und WK) aufwachsen zu lassen, eigentlich ziemlich gut. Und: Die Erziehung von meinem damals Dreijährigen verlief völlig unproblematisch. Eben, weil er noch keine großen Erfahrungen mit Menschen hatte – und somit mit unbefangener Neugier an alles Neue heranging. Und ganz ehrlich: den Kulturschock raus aus der großen Herde und rein in eine Zweiergemeinschaft hat das Pferd wirklich sehr gut weggesteckt. Genauso übrigens wie ein paar Jahre später den Umzug nach Deutschland mit wieder neuen Gegebenheiten.
Und ganz ehrlich: Ich bin sicher, dass sich junge Pferde auf großen Flächen sehr wohl deutlich mehr bewegen als im OS. Das sehe ich hier nun jedes Jahr, wenn die Jungwallache unseres Nachbarn, der ebenfalls züchtet, ab April hier rumspacken. Deshalb bleibe ich auch definitiv dabei: Jungpferdeaufzucht sieht im OPTIMALEN Fall eben genau so aus – Herde und viel Platz. Nur ist mir auch völlig bewusst, dass halt nicht jeder das Optimum bieten kann.
Ach ja: Angeritten habe ich meinen übrigens seinerzeit mit drei Jahren und acht Monaten.
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Ich glaube, meinem Tinker wäre es in Spanien eh zu warm. :D

Als wir damals entschieden, dass wir die Aufzucht unseres Junghengstes selbst übernehmen, da stellte sich eigentlich nur die Frage, ob wir in unserem Umkreis eine Jungpferdeaufzucht kennen, die bessere Bedingungen bieten würde als wir sie bieten können und ob wir ihn ruhigen Gewissens dorthin geben können, ohne dass wir ständig ein Auge drauf haben können.
Nachdem wir diese Frage verneinen mussten, haben wir die Gegebenheiten bei uns vor Ort soweit umstrukturiert, dass wir ihm, die für uns bestmöglichsten Bedingungen bieten konnten und außer, dass ich den Kerlen im Winter auch lieber durchgehend mind. die 4ha Weide hätte gönnen wollen, finde ich im nachhinein auch nicht viele Dinge, die hätten viel anders laufen hätten sollen.
Und gegenüber der üblichen Jungpferdeaufzucht hier, hatten sie eh das Paradies. Und für mich ist ein Punkt, der für das Selbermachen spricht auch ganz klar, dass eben viel zu häufig Jungpferde aus gutgemeinten Gründen Aufzuchten anvertraut werden und die Pferde dann bei Matsch und Regen doch nur im Laufstall mit Mistmatratze stehen, da nützen dann auch die großen Winterweiden nichts.
Deswegen bleibt es eben auch immer eine Frage der Machbarkeit in der Region oder eben die Möglichkeit das Pferd weit weg zu stellen, wenn man denn jemandem wirklich vertraut. Es wird eben zu häufig viel versprochen und dann nicht gehalten, so dass ich mein Jungpferd nicht so weit wegstellen würde, dass ich kein Auge mehr drauf haben könnte.


Ansonsten, angeritten wird unser jetzt mit knapp 4 Jahren. Und ich würde nicht eher anreiten, wenn ich die Haltung für zu bewegungsarm halte, dann doch lieber Handpferdereiten oder schnöde Spaziergänge, das bringt deutlich mehr für Knochen, Sehnen, Lunge als 20min lang Kreisel in der Halle zu drehen. ;)
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
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Shkan
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Beitrag von Shkan »

@sascha: wir haben gleich entschieden wie du :) 100e oder 1000e Kilometer weit weg wäre nicht in Frage gekommen, so wie Du mussten wir feststellen dass oft mehr versprochen als gehalten wird. Vor allem, wenn die Jungen nicht beim Züchter selbst bleiben. Und hier in unserer Gegend werde eigentlich ICH gefragt, ob ich nicht noch einen zur Aufzucht aufnehmen könnte, da laufen den anderen Züchtern die "Einsteller" weg weil's eben nicht passt. Von daher wollten wir es auch lieber selbst machen.

@Cubano: dann hast Du mit Deinem Pferd einen guten Griff gemacht, leider gibt es auch einige die Probleme bekommen, und man liest es auch immer wieder mal. Unser Falbe ist z.B. auch übersensibel, sehr schwierig und extrem misstrauisch. Ich weiss nicht, ob das was werden würde wenn ich den 3jährig holen würde :? Ich habe erst jetzt, nach 1,5 Jahren, langsam das Gefühl dass es besser wird, er nicht bei jeder Berührung zusammenzuckt und immer nur auf der Flucht ist. Und das ist schon eine recht lange Zeit...
Bei Deinem Züchter war vielleicht auch ein besserer Kontakt vorhanden, als er z.B. oft in Spanien üblich ist. Dort werden die Tiere für Hufpflege und TA in einen Zwangsstand getrieben und per "Ohren halten" fixiert. Ob SO ein Pferd dann als 3jähriger wirklich unvoreingenommen an den Menschen rangeht?? Meinen Falben hätte es wohl verdorben, oder hat es vielleicht schon..
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Bei meinen Züchtern wird 3 Jahre lang gar nichts mit den Pferden gemacht außer tägliche Kontrolle mit Nasestreicheln und Füttern, Wurmkuren und Hufe machen (das geht auch völlig stressfrei bei ganz rohen Pferden, wenn man es richtig macht). Dabei kommen die angenehmsten Pferde heraus, die völlig unvoreingenommen-cool an alles rangehen und einen gesunden, angstfreien Respekt vor Menschen haben. Ab und zu ist mal einer dabei, der so ist, wie du deinen Falben beschreibst (aber nicht durch schlechte Erfahrungen, sondern einfach ein stressigerer Grundcharakter). Solche haben sie dann früher eine Weile in den Stall geholt und mehr betüdelt. Hat sich aber nicht bewährt. Heute lassen sie so einen eher noch ein weiteres Jahr ganz in Ruhe und meist ist dann ganz von selbst die nötige Reife da und das Getue vorbei. Hätte ich aber früher alles auch nicht für möglich gehalten. Bei meinem ersten Pferd von dort hatte ich ein halbes Jahr für das "Nachholen der Grunderziehung" eingeplant und war dann ziemlich baff, als mir nach nicht mal einer Woche nichts mehr einfiel, was ich noch mit dem üben könnte, weil er alles einfach so gemacht hat.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Guten Morgen,

als ich das Männecken im letzten Jahr abgeholt hatte, frisch gelegt, habe ich ihn auf eine wirklich große Sommerweide stellen können, in einer gemischten Gruppe.

Auch wenn ich die Meinung nach langsamen Reifen auf großen Weiden voll teile, habe ich ihn nach drei Monaten nach Hause geholt, denn er fing an, ziemlich zu verrohen, er liess mich kaum ran und der Schmied sagte dann auch, er würde nicht mehr kommen, wenn das Männecken sich nicht bessere.

Hier muss er nun mit zwei Älteren vorliebnehmen, zumindest das Pony spielt gerne mit ihm.

Mir war auch nicht ganz wohl mit der Entscheidung, aber, in unserem individuellen Falle war sie akzeptabel.


LG Ulrike
Shkan
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Beitrag von Shkan »

@Rapunzel: war Dein Züchter eher klein oder sehr groß? Unsere Fohlen kamen von einem sehr großen Gestüt, da sind jedes Jahr an die 20-30 Fohlen da. Das summiert sich natürlich wenn jedes Jahr welche dazukommen, da werden die Pferde nicht ganz so intensiv betreut. Natürlich wird immer mit dem Pickup alles abgefahren und geguckt, ob eines verletzt ist, aber bei der Größe des Züchters laufen Wurmkuren oder Hufe-machen schon anders ab (Herde reintreiben, durch den Zwangsstand, Herde wieder raustreiben). Kraftfutter kriegen die Absetzer - so wie ich es mitbekommen habe - im ersten Winter, da sind sie in einem Laufstall untergebracht. Danach sind die Jungpferde nur noch auf den riesigen Weiden, kriegen im Winter Stroh zugefüttert. Mir war das zu riskant, ein Fohlen dort zu lassen, zumal es viel Geld kostet und ich zu Hause doch eine sehr gute Alternative habe. Und ein Teil der Pferde bleibt für mein Befinden doch etwas klein. Nur die Besten und stärksten werden meiner Meinung nach richtig gut. Ich fand es schade, dass das eine oder andere Fohlen mit etwas intensiverer Aufzucht vielleicht eine bessere Entwicklung gehabt hätte.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Rapunzel hat geschrieben:Bei meinem ersten Pferd von dort hatte ich ein halbes Jahr für das "Nachholen der Grunderziehung" eingeplant und war dann ziemlich baff, als mir nach nicht mal einer Woche nichts mehr einfiel, was ich noch mit dem üben könnte, weil er alles einfach so gemacht hat.
Guten Morgen,
so war es bei meinem auch. Und was ich von seinen Halbbrüdern kenne, verhält sich exakt genauso. Umgekehrt kenne ich gar nicht so wenige Jungpferde, die deutlich mehr Menschenkontakt hatten und dennoch nervige kleine Monster geworden sind. :wink: Das ist in meinen Augen vorwiegend eine Sache des Charakters.
@Sascha: Nicht, wenn Du nach Nordspanien gehst. :P
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Beitrag von Sheitana »

Cubano hat geschrieben: Guten Morgen,
so war es bei meinem auch. Und was ich von seinen Halbbrüdern kenne, verhält sich exakt genauso. Umgekehrt kenne ich gar nicht so wenige Jungpferde, die deutlich mehr Menschenkontakt hatten und dennoch nervige kleine Monster geworden sind. :wink: Das ist in meinen Augen vorwiegend eine Sache des Charakters.
Und es kommt in meinen Augen auch von zuviel Menschenkontakt. Denn viel häufiger, als dass man meint macht man mit den Jungen schon viel zuviel und verzieht eher, als dass man erzieht. Und hat danach quengelige Viehchers, die nur anstrengend sind.

Zum Thema Offenstall schlecht oder nicht: Das Problem ist doch, dass neuergings "Offenstall" auch ein Unterstand mit kleinem Paddock sich schon so nennt. Soviel mehr Bewegung ist da dann auch nicht.

@ Rapunzel Der Stall von dem du schreibst, gibt es da eine Internetadresse? Hunsrück ist bei mir um die Ecke.
LG
Sheitana
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Nandor
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Beitrag von Nandor »

Hierher haben Rapunzel und ich unsere Pferde.

http://www.smirr.de/

Nagut, ich hole meinen nächste Woche ab. Dann kann ich sagen, ob ich genauso zufrieden bin :D

Ich habe die jungen Pferde aber ganz genauso erlebt wie Rapunzel sie beschreibt.

@ Shkan: Ich würde sagen großer Züchter, auch etwa 20 Fohlen jedes Jahr
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Danke... :D
LG
Sheitana
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ah, Nandor hat schon alles geklärt ;-)
Bin seeeehr gespannt, wie der Große und du euch findet!
Nandor
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Beitrag von Nandor »

Och, da hat der Rizo es nicht schwer.

Mein unkooperativer Freiberger hat dafür gesorgt, daß er sich nicht mal anstrengen muß, damit ich ihn nett und unkompliziert finde.
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