Dt. Reitl. in die Praxis umgesetzt - was ist es u. was nicht
Moderatoren: Julia, ninischi, Janina
Jetzt mal ab von der nicht besonders sinnvollen theoretischen Fehlerguckerei.
Als Zweck der Dressur steht ja eine möglichst weitgehende ganzkörperliche Gymnastizierung des Pferdes auf Basis seiner natürlichen Bewegungsentfaltung.
Damit ist das Ziel eigentlich „Das Pferd soll unter dem Reiter schöner und ausdrucksvoller werden“ (hatte marquisa irgendwo vor einiger Zeit angesprochen).
Es soll sich im Rahmen seiner körperlichen Möglichkeiten entwickeln und entfalten.
Dass auf diesem Weg Lektionen und geforderte Bewegungsqualität in einer Entwicklung sind und es auch gar nicht sinnvoll sein kann zu jeder Zeit formale Perfektion anzustreben, dürfte jeder (außer vielleicht Paula ) als normal empfinden.
Daher ist der Blick auf die Entwicklung eines Pferdes über einen gewissen Zeitraum doch eigentlich der Prüfstein für die klassische Ausbildung und nicht ein einzelnes Bild.
Gezeigt wurden hier solche Bilder der Entwicklung
- mit der Neindorff-Folge „Lösen bis Versammlung“ (im Rahmen von einer Reiteinheit)
- von esge in einem dieser Threads mit Jungpferde- und den Piaffefotos ihres Pferdes (über einige Jahre) und
- von marquisa mit Fotos der Bewegung (über einige Monate bis Jahre)
Nimmt man esges Pferd, so finde ich die Entwicklung der Piaffe interessant, viel interessanter aber ist das Resultat der gesamten Ausbildung, nämlich die schöne muskuläre Entwicklung und die im Ausdruck des Pferdes (die ja das Ziel auch der Piaffe war). Entspricht also (meiner Ansicht nach) voll der Forderung „Pferd soll unter dem Reiter schöner werden“
Nimmt man Marquisas Pferd(e), so sind hier genauso positive Entwicklungen zu sehen - auf dem Weg zum angestrebten Ziel eines sinnvoll gymnatizierten Pferdes, das sich entwickelt und schöner wird.
Ich habe leider selber keine solchen Bilder, aber Heinz Meyer hat solche Bilddokumentationen in seinem Buch „Reiten und Ausbilden“. Hier einer seiner Beiträge zur Zielerreichung im Kapitel „Prinzipien der Ausbildung“.
Zu sehen ist Christine Stücklbergers Granat in der Piaffe, einmal mit fünf und einmal mit elf Jahre.
Fünfjährig sieht man ein Pferd, das so aussieht als sei es in einem Hühnerstall großgeworden, aber mit einer grundsätzlich guten Versammlungsfähigkeit. Elfjährig sieht man einen selbstbewusstes sehr schön bemuskeltes Pferd voller Kraft und Körperbeherrschung.
Das ist für mich ein sehr schönes Beispiel für den Reiter, der das Pferd formt.
Als Zweck der Dressur steht ja eine möglichst weitgehende ganzkörperliche Gymnastizierung des Pferdes auf Basis seiner natürlichen Bewegungsentfaltung.
Damit ist das Ziel eigentlich „Das Pferd soll unter dem Reiter schöner und ausdrucksvoller werden“ (hatte marquisa irgendwo vor einiger Zeit angesprochen).
Es soll sich im Rahmen seiner körperlichen Möglichkeiten entwickeln und entfalten.
Dass auf diesem Weg Lektionen und geforderte Bewegungsqualität in einer Entwicklung sind und es auch gar nicht sinnvoll sein kann zu jeder Zeit formale Perfektion anzustreben, dürfte jeder (außer vielleicht Paula ) als normal empfinden.
Daher ist der Blick auf die Entwicklung eines Pferdes über einen gewissen Zeitraum doch eigentlich der Prüfstein für die klassische Ausbildung und nicht ein einzelnes Bild.
Gezeigt wurden hier solche Bilder der Entwicklung
- mit der Neindorff-Folge „Lösen bis Versammlung“ (im Rahmen von einer Reiteinheit)
- von esge in einem dieser Threads mit Jungpferde- und den Piaffefotos ihres Pferdes (über einige Jahre) und
- von marquisa mit Fotos der Bewegung (über einige Monate bis Jahre)
Nimmt man esges Pferd, so finde ich die Entwicklung der Piaffe interessant, viel interessanter aber ist das Resultat der gesamten Ausbildung, nämlich die schöne muskuläre Entwicklung und die im Ausdruck des Pferdes (die ja das Ziel auch der Piaffe war). Entspricht also (meiner Ansicht nach) voll der Forderung „Pferd soll unter dem Reiter schöner werden“
Nimmt man Marquisas Pferd(e), so sind hier genauso positive Entwicklungen zu sehen - auf dem Weg zum angestrebten Ziel eines sinnvoll gymnatizierten Pferdes, das sich entwickelt und schöner wird.
Ich habe leider selber keine solchen Bilder, aber Heinz Meyer hat solche Bilddokumentationen in seinem Buch „Reiten und Ausbilden“. Hier einer seiner Beiträge zur Zielerreichung im Kapitel „Prinzipien der Ausbildung“.
Zu sehen ist Christine Stücklbergers Granat in der Piaffe, einmal mit fünf und einmal mit elf Jahre.
Fünfjährig sieht man ein Pferd, das so aussieht als sei es in einem Hühnerstall großgeworden, aber mit einer grundsätzlich guten Versammlungsfähigkeit. Elfjährig sieht man einen selbstbewusstes sehr schön bemuskeltes Pferd voller Kraft und Körperbeherrschung.
Das ist für mich ein sehr schönes Beispiel für den Reiter, der das Pferd formt.
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- Granat11_kopie.jpg (55.29 KiB) 11488 mal betrachtet
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- Granat5jaehrig.jpg (45.21 KiB) 11488 mal betrachtet
Witzig oder auch signifikant finde ich, dass sich die Grundform der Piaffe kaum verändert hat. Also wie sich das Pferd darin organisiert, wenn ihr versteht, was ich meine. Aber ja, aus dem Spargeltarzan ist ein Athlet geworden. Kaum 6 Jahre Arbeit und zack! verändert sich so ein Pferd...
Loslassen hilft
Herr Meyer weiß auf jeden Fall, was du meinst, und ist deiner Meinung. Sein Kommentar zu Granats Piaffe mit fünf Jahren ist:esge hat geschrieben:Witzig oder auch signifikant finde ich, dass sich die Grundform der Piaffe kaum verändert hat. Also wie sich das Pferd darin organisiert, wenn ihr versteht, was ich meine. ...
"In der Piaffe setzt der Wallach sich schon weitgehend, wie es die meisten Pferde selbst nach der Ausbildung nicht tun. Eine solche Anlage stellt freilich weder einen Freifahrschein noch eine Versicherung dar; die bedarf behutsamer Pflege, nicht der rückhaltlosen Ausnutzung:"
(Meyer, Heinz: Reiten und Ausbilden, 3. Aufl., Olms 2001, S. 166)
OT: Das Buch besteht aus der Serie von Ausbildungsartikeln, die Meyer in den frühen 1980er-Jahre für den "Reiter Revue" geschrieben hat. Sehr empfehlenswert und mit unter 20 Euro auch nicht teuer.
also im Prinzip hast du Recht grisu,
aber ich finde nicht dass man anhand von Fotos oder anhand der muskuläreren Entwicklung etwas über die Ausbildung sagen kann
Ein jeder fand Totti schön, gute Muskeln können das gar nicht gewesen sein..da er zu keinem Zeitpunkt reell ging
http://www.sportpferde-angerer.at/moorlands_totilas.htm
über muskuläre Entwicklung weiß man zu wenig, jedes Pferd jeder Rasse muss da unterschiedlich bewertet werden, ob ein Muskel locker oder fest ist sieht man auch nicht auf Fotos
Fotos können keine Entwicklung ausssagen.
Das ganze Pferd , ja genau
grisu
in der Bewegung
Reiten ist ja kein festhalten einer Millisekunde
man kann sehen was gerade nicht gut ist,
man kann von der Perspektive her und vom Moment oder an einer bestimmten Lektion etwas darstellen was vielleicht gar nicht so ist
wir können hier anhand von Fotos Vorstellungen beschreiben, Ideen darstellen
über das Geritten werden und sein kann man nicht wirklich was aussagen,anhand von einer Handvoll Fotos an unterschiedlichen Tagen
Danke für die Fotos von Granat!
aber ich finde nicht dass man anhand von Fotos oder anhand der muskuläreren Entwicklung etwas über die Ausbildung sagen kann
Ein jeder fand Totti schön, gute Muskeln können das gar nicht gewesen sein..da er zu keinem Zeitpunkt reell ging
http://www.sportpferde-angerer.at/moorlands_totilas.htm
über muskuläre Entwicklung weiß man zu wenig, jedes Pferd jeder Rasse muss da unterschiedlich bewertet werden, ob ein Muskel locker oder fest ist sieht man auch nicht auf Fotos
Fotos können keine Entwicklung ausssagen.
Das ganze Pferd , ja genau
grisu
in der Bewegung
Reiten ist ja kein festhalten einer Millisekunde
man kann sehen was gerade nicht gut ist,
man kann von der Perspektive her und vom Moment oder an einer bestimmten Lektion etwas darstellen was vielleicht gar nicht so ist
wir können hier anhand von Fotos Vorstellungen beschreiben, Ideen darstellen
über das Geritten werden und sein kann man nicht wirklich was aussagen,anhand von einer Handvoll Fotos an unterschiedlichen Tagen
Danke für die Fotos von Granat!
Zuletzt geändert von Paula am Sa, 22. Feb 2014 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
Die Winkelung der Hinterhand auf dem ersten Bild sieht steif, bemüht aus, Knie und Sprunggelenk sehen fest aus, auf dem zweiten Bild setzt er sich so geschmeidig und "leicht", schön....und ja, die Grundform ist gleich geblieben, sprich da hat niemand dran rummanipuliert, das Vorderbein höher zu kriegen oder sonstwas.
Das sieht "echt" entwickelt aus.
Dass man ein Pferd nach ein paar Jahren kaum wiedererkennt gibt es in gewissen Kreisen des Turnierzirkus heute auch, aber z.T. eher, weil die Gangarten regelrecht künstlich geworden sind, dass man gar kein natürliches Bewegungsverhalten mehr erkennt.
Das sieht "echt" entwickelt aus.
Dass man ein Pferd nach ein paar Jahren kaum wiedererkennt gibt es in gewissen Kreisen des Turnierzirkus heute auch, aber z.T. eher, weil die Gangarten regelrecht künstlich geworden sind, dass man gar kein natürliches Bewegungsverhalten mehr erkennt.
Ja da hast du Recht, Melli, die Piaffe auf dem zweiten Bild ist "gekonnt", die auf dem ersten wird von der Reiterin geritten, das Pferd ist aber im Grunde muskulär noch nicht in der Lage dazu. Auf dem zweiten Bild sieht man dann sehr gut die muskuläre und mentale Befähigung des Pferdes.Melli hat geschrieben:Die Winkelung der Hinterhand auf dem ersten Bild sieht steif, bemüht aus, Knie und Sprunggelenk sehen fest aus, auf dem zweiten Bild setzt er sich so geschmeidig und "leicht", schön....und ja, die Grundform ist gleich geblieben, sprich da hat niemand dran rummanipuliert, das Vorderbein höher zu kriegen oder sonstwas.
Das sieht "echt" entwickelt aus.
Dass man ein Pferd nach ein paar Jahren kaum wiedererkennt gibt es in gewissen Kreisen des Turnierzirkus heute auch, aber z.T. eher, weil die Gangarten regelrecht künstlich geworden sind, dass man gar kein natürliches Bewegungsverhalten mehr erkennt.
Melli, bei den von dir genannten Pferden sieht aber oft die Muskulatur - vor allem, wenn man den Sattel abnimmt, sicher nicht aus wie bei Granat...
In jedem fall sind Vorher/Nachherbilder immer sehr interessant. Ein Dressurreiter wird dann zum Bildhauer.
Bei Granat sieht man irgendwie, wie er als Fünfjähriger doll arbeitet, um diese Form zu liefern und als 11jähriger mit spielerischer Kraft vor sich hin protzt. Sowas mag ich sehr!
reiten hätte ich diesen Klotz aber niemals wollen oder können, uff!
In jedem fall sind Vorher/Nachherbilder immer sehr interessant. Ein Dressurreiter wird dann zum Bildhauer.
Bei Granat sieht man irgendwie, wie er als Fünfjähriger doll arbeitet, um diese Form zu liefern und als 11jähriger mit spielerischer Kraft vor sich hin protzt. Sowas mag ich sehr!
reiten hätte ich diesen Klotz aber niemals wollen oder können, uff!
Loslassen hilft
Was ich sehr schön zu sehen finde, ist die Veränderung auch im Sitz der Reiterin : beim Kind sitzt sie noch sehr "leise" und sanft, sie gestattet noch die Aufwärtstendenz der Hanke, wenn das Pferd sie benötigen sollte, der Schenkel liegt nach vorne und fordert noch nicht strikt den Anschluß des Hinterbeines, es ist noch mehr eine Frage. Auf dem fortgeschrittenen Bild hingegen sitzt sie "drin und dran" und der Schenkel fordert klar. - Sehr spannend das !
Meyers Buch ist für mich übrigens sozusagen eine Verkörperung der Fragestellung im Titel dieses Threads: Deutsche Reitlehre in der Praxis - was ist es, was ist es nicht? für mich selten so gut umgesetzt wie in dieser zum Buch zusammen gefassten Artikelserie. In der Tat hat mich das Buch damals mit der dt Reitlehre wieder ausgesöhnt und Querverbindungen für mich geschaffen, nachdem ich jahrelang mit einem pfui-bäh-deutsche-Reitlehre rumgelaufen war.
Loslassen hilft
Das ist interessant, weil die Artikelserie in der Reiter Revue bei mir mit dem Beginn des "bewussten Reitens" zusammengefallen sind. Unsere Reitlehrerin im Verein hatte sie empfohlen, und ihre Inhalte entsprachen genau dem, was von ihr gelehrt wurde. So war die "Deutsche Reitlehre" für mich schon früh sehr positiv besetzt.esge hat geschrieben:Meyers Buch ist für mich übrigens sozusagen eine Verkörperung der Fragestellung im Titel dieses Threads: Deutsche Reitlehre in der Praxis - was ist es, was ist es nicht? für mich selten so gut umgesetzt wie in dieser zum Buch zusammen gefassten Artikelserie. In der Tat hat mich das Buch damals mit der dt Reitlehre wieder ausgesöhnt und Querverbindungen für mich geschaffen, nachdem ich jahrelang mit einem pfui-bäh-deutsche-Reitlehre rumgelaufen war.
Erst viel später habe ich begriffen, dass ich damals ( und auch später) großes Glück mit meinen Ausbildern hatte und auch mit den Ställen, in denen ich geritten habe.