Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien

Rund um die klassische Reitkunst

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le_bai
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Beitrag von le_bai »

Gawan hat geschrieben:Im Original « Demander souvent, se contenter de peu, récompenser beaucoup »
(etwa: oft nachfragen, sich mit wenig zufrieden geben, viel belohnen; 'demander' hat ein weites Bedeutungsfeld, das von 'um etwas bitten' über 'fragen' und 'beantragen' bis zu 'verlangen' reicht)
Wird verschiedenen Franzosen zugeschrieben, auf die Schnelle habe ich im Internet Baucher, Faverot de Kerbrecht und Etienne Beudant gefunden.
den von esge finde ich auch gut :))

und ja, dass kann man nicht oft genug im hirn einhämmern.

vielleicht sollte ich das mal für mich an die Bande pinseln :D
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

Wiebs hat geschrieben:Maulfrei, ich finde, du hängst dich immer noch viel zu sehr daran auf, wo die Nase des Pferdes ist und lässt dabei hintenunter fallen, dass an der Nase noch ein ganzes Pferd hängt.
Grins, ich kann deinen Gedanken total nachvollziehen! :wink:
Nur dass ich inzwischen die Ansicht vertrete, dass es anders herum ist und die Nase eine ganze Menge über das aussagt, was hinten noch an Pferd dranhängt (incl. Reiter)!

Natürlich achte ich beim Reiten nicht nur auf die Nase :)
Wiebs hat geschrieben: Danke aber für den Anstoß dieser Diskussion, denn ich habe im Laufe dieses Threads viele Denkanstöße gehabt! :)


Für Denkanstöße ist so ein Forum ja auch gedacht! Freut mich, wenn mein Thread mit dazu beitragen konnte :)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

[/quote]"maulfrei :o)"
Ich denke, NvdS als besonders wichtiges Prinzip spiegelt auch eine bestimmte Einstellung zum Partner Pferd wieder.
Wer hdS toleriert oder bewusst einsetzt, teilt diese Einstellung schlicht nicht![/quote]

Moins!
Siehst Du - und genau DAS ist so der Punkt, an dem ich wirklich anfange, die Hardcore-Nase-vor-Populisten echt nicht mehr ernst zu nehmen. Hier haben sich Reiter mit langjähriger Erfahrung aus ganz verschiedenen Reitweisen (von deutsch bis französisch) sehr dezidiert und fachkundig darüber unterhalten,warum es Fälle gibt, in denen es Sinn macht, ein Pferd mal rund und enger einzustellen. S. z.B. die Beispiele von Esge mit der Quarterine, Rapunzel mit einem ihrer beiden Spanier und S&P (bei der ich gerade vergessen habe, um welchen Pferdetyp es ging). Und nun kommst Du, und sprichst all diesen Leuten mal eben im Kollektiv eine vernünftige und pferdegerechte Einstellung ab? Mit welchem Hintergrund bitte? Sorry, aber Deine eigenen Reitbilder und Videos taugen beim beim besten Willen nicht dafür, NvdS als besonders pferdeschonend zu präsentieren. Dennoch würde ich im Leben nicht darauf kommen, Dir eine falsche Einstellung zu Deinem Pferd zu unterstellen.
Persönlich finde ich es immer wieder ebenso schade wie anstrengend, wenn statt Argumentationen die Moralkeule zum Tragen kommt. Und das ist mir auch zu wenig. Mir ist es auch zu wenig, wenn theoretisch alte Klassiker rauf und runter zitiert werden. Zumal diese auch im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Schaue ich z.B. Trainings-Video von Neckermann aus den 1960er-Jahren an, komme ich nicht umhin, festzustellen: Damals wurde auf den sogenannten schwingenden Rücken einfach noch nicht so viel Wert gelegt - der gute Asbach ist nämlich ein ziemlicher Schenkelgänger, die Aufrichtung ist oft genug auch absolut, die Bewegung geht nur relativ selten durchs Pferd. Es kommt halt auf die Prioritäten an: Geht mir die Form über alles oder der Inhalt?
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
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C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Cubano hat geschrieben: Moins!
Siehst Du - und genau DAS ist so der Punkt, an dem ich wirklich anfange, die Hardcore-Nase-vor-Populisten echt nicht mehr ernst zu nehmen. Hier haben sich Reiter mit langjähriger Erfahrung aus ganz verschiedenen Reitweisen (von deutsch bis französisch) sehr dezidiert und fachkundig darüber unterhalten,warum es Fälle gibt, in denen es Sinn macht, ein Pferd mal rund und enger einzustellen. S. z.B. die Beispiele von Esge mit der Quarterine, Rapunzel mit einem ihrer beiden Spanier und S&P (bei der ich gerade vergessen habe, um welchen Pferdetyp es ging). Und nun kommst Du, und sprichst all diesen Leuten mal eben im Kollektiv eine vernünftige und pferdegerechte Einstellung ab? Mit welchem Hintergrund bitte? Sorry, aber Deine eigenen Reitbilder und Videos taugen beim beim besten Willen nicht dafür, NvdS als besonders pferdeschonend zu präsentieren. Dennoch würde ich im Leben nicht darauf kommen, Dir eine falsche Einstellung zu Deinem Pferd zu unterstellen.
Persönlich finde ich es immer wieder ebenso schade wie anstrengend, wenn statt Argumentationen die Moralkeule zum Tragen kommt. Und das ist mir auch zu wenig. Mir ist es auch zu wenig, wenn theoretisch alte Klassiker rauf und runter zitiert werden. Zumal diese auch im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Schaue ich z.B. Trainings-Video von Neckermann aus den 1960er-Jahren an, komme ich nicht umhin, festzustellen: Damals wurde auf den sogenannten schwingenden Rücken einfach noch nicht so viel Wert gelegt - der gute Asbach ist nämlich ein ziemlicher Schenkelgänger, die Aufrichtung ist oft genug auch absolut, die Bewegung geht nur relativ selten durchs Pferd. Es kommt halt auf die Prioritäten an: Geht mir die Form über alles oder der Inhalt?
Puh, Danke. Ich hätte es gerade nicht so sachlich formulieren können. :x
padruga
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Beitrag von padruga »

Das liegt einfach daran, dass NvdS dem Naturell eines Pferdes entspricht, so läuft es von Natur aus (wenn man vom Imponiergehabe einmal absieht).

HERRJE was soll das "Naturell" denn hier. Maulfrei, das Imponiergehabe gehört auch mit dazu. Was machst du wenn du ein Pferd reitest, gut am Zügel stehend, schwungvoll laufend, gute Rückentätigkeit, du versammelst es mehr, du lobst es, das Pferd brilliert und findet sich selber immer schöner, schiebt sich zusammen, strahlt und plötzlich wird das Pferd vor dir groß und breit und der Kragen vorm sattel kommt hoch. Von unten gesehen: Pferd schiebt sich "über den Widerrist nach hinten" (weiß nicht wie man das beschreiben kann, sieht dann so aus wie ein Hengst in Imponiergehabe) und wird mit den Vorderbeinen noch erhabener. Und stell dir vor in diesen Momenten ist die Nase dann plötzlich tatsächlich hinter der Senkrechten. Nicht vom Reiter gemacht und auch kein Ausweichverhalten des Pferdes oder hinter das Gebiss kriechen, sondern einfach megageiles Reitgefühl und volle Begeisterung des Pferdes. Da ist es mir sowas von schnurzegal wo da die Nase ist, und ob das jetzt klassisch ist oder nicht, diese Momente sind für mich einfach genial und fühlen sich auch stimmig und richtig an. Trotz hdS.
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Padruga, ich glaube du hast Maulfrei falsch verstanden.

Sie schreibt ja, dass man stark unterscheiden muss zwischen
1."gelegentlich aus Versehen vorkommendem hdS", 2."toleriertem hdS", 3."absichtlich kurzfristig eingesetzten hdS" und 4."auch über längeren Zeitraum aktiv gerittenem hdS"
Die Situation, die du beschreibst, fällt für mich unter 1.!!

Das hat gar nichts zu tun mit dieser Einstellung:
Ich denke, NvdS als besonders wichtiges Prinzip spiegelt auch eine bestimmte Einstellung zum Partner Pferd wieder.
Wer hdS toleriert oder bewusst einsetzt, teilt diese Einstellung schlicht nicht!
Die geht wohl eher von einem Fall der Nummer 3. und 4. aus.

Manchmal hab ich das Gefühl, dass im Laufe der immer hitziger werdenden Diskussion das Gegenüber ABSICHTLICH falsch verstanden wird, bzw. man erst gar nicht versucht zu überlegen, was der User wohl damit meinen könnte – man geht immer gleich vom schlimmsten aus.
Und dann noch persönlich werden ... unnötig, traurig ...mir fehlen die Worte.

Schade! :?
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Spielnase hat geschrieben: Manchmal hab ich das Gefühl, dass im Laufe der immer hitziger werdenden Diskussion das Gegenüber ABSICHTLICH falsch verstanden wird, bzw. man erst gar nicht versucht zu überlegen, was der User wohl damit meinen könnte – man geht immer gleich vom schlimmsten aus.
Und dann noch persönlich werden ... unnötig, traurig ...mir fehlen die Worte.
Breitgrinst: Also erstens glaube ich nicht, dass der Satz mit der Einstellung zum Pferd falsch zu verstehen war. Und zweitens würde ich wirklich vorschlagen, Du liest Dir mal in aller Ruhe die bisherigen Postings durch. Vor allem die derjenigen „Übelreiter“, die HdS auch mal bewusst reiten. Wobei die übrigens ausnahmslos der Gruppe 3 zuzuordnen sind. Da wirst Du persönliche Angriffe nicht finden, sorry. Das wiederum verhält sich bei der Nase-vor-um-jeden-Preis-Fraktion ein wenig anders. Und damit schließt sich wieder der Kreis zu Maulfreis Behauptung, was die Einstellung zum Pferd angeht.
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esge
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Beitrag von esge »

Na ja, Maulfrei hatte da schon den ein oder anderen Klops in ihrem Text... Ganz schön arg weit aus dem Fenster gelehnt...
Loslassen hilft
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ich frage mich halt, warum ich mir die Mühe mache, dezidiert zu erklären, wenn es dann mit einem : " du hast halt die falsche Einstellung -Schulterzuck" weggewischt wird....

Zitat:
Ich denke, NvdS als besonders wichtiges Prinzip spiegelt auch eine bestimmte Einstellung zum Partner Pferd wieder.
Wer hdS toleriert oder bewusst einsetzt, teilt diese Einstellung schlicht nicht!

Das finde ich bedauerlich, es watscht einen einfach ab...


:cry:
esge
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Beitrag von esge »

S+P: Mit den Urgesteinen, die wie ich Pferdeforen schon seit inzwischen 20 Jahren besuchen, gibt es einen Running Gag. Wir sagen immer: Damals, als ich noch reiten konnte..."
Wir waren auch sooooo genial damals! hatten den vollen Durchblick. Mensch, waren wir gut - damals.... Bis dann die Wirklichkeit kam und etwas, was sich Erfahrung nennt. Oder älter werden, grmpf.
Loslassen hilft
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

Also mir ist diese Ansicht von Maulfrei auch zu extrem, weil sie in gewisser weise impliziert das man sein Pferd ausnutzt usw.

Für den Fall das ein Pferd eine kurze Phase während der Ausbildung mal hinter die Senkrechte kommt und der Reiter dies ignoriert bzw begleitet, sollte jedem Mensch klar sein das man dies unter shit happens einordnet.


Das bewusste einstellen und mag es noch so "lovely deep and round" sein ist meiner Meinung nach einfach eine Manipulation die nicht klassisch ist. Und mit Sicherheit ist, durch die Erfolge die gerollkurte Pferde feiern, eine Stimmung entstanden die ein "ach so übel ist das ja nicht ich mach es halt mit noch weniger Kraft und ich helfe meinem Pferd ja" widerspiegelt.

Mir ist diese Gradwanderung zu heikel bei den ganzen Warnungen die ausgesprochen werden. Vor allem habe ich das Gefühl das dies eines dieser "Tricks" ist zu mechanisieren so wie ich es aus den Lehren von Racinet/Baucher kenne. Lass uns geschickt hier ziehen dann erreiche ich dieses, lass und den Schritt diagonalisieren dann fällt die Piaffe leichter, lass uns durch Verrenkungen den Unterkiefer lockern dann entspannt sich mein Pferd und so weiter.

Ich glaube das hier tatsächlich ein Teil Trickserei in den Alltag einfließt und salonfähig wird.

Die Frage ist jetzt akzeptiere ich es als Neuerung der Reiterei, weil Reitkunst sich immer im Wandel befindet, oder ziehe ich eine Grenze weil ich durch das altbekannte zu den gleichen Resultaten komme? Setze ich die Grundsätze der Reiterei aufs Spiel und riskiere eine weiter Verkomplizierung und erkaufe mir damit die Schattenseite der Nachahmungen.
„Was es alles gibt, das ich nicht brauche!“ [Aristoteles]
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

@Maulfrei,
ich gebe ehrlich zu, dass es mir sehr schwer fällt, Deine Gedankengänge aus Deinem langen Posting nachzuvollziehen - besonders vor dem Hintergrund der seitenlangen und überaus fundierten Diskussion vorher. Einiges haben ja die Vorschreiber schon angesprochen, dem stimme ich zu. Mir ist spontan diese Äußerung aufgestoßen:
maulfrei :o) hat geschrieben: ......
Apropos Trab...

...und hier bin ich wieder bei meinem Ausgangsthread:
Auch jetzt aktuell werden wieder im "Ritte..." Thread Videos von Pferden eingestellt, die einen andressierten "Zirkustrab" zeigen.
Ein Trab, bei dem die Vorhand showy angehoben wird, der Oberam im Trab nach oben gehoben wird, zum Auffußen aber wieder zurückgeführt wird - das Pferd fußt nicht dorthin, wohin es zeigt - hat keinerlei gymnastischen Nutzen (außer den, die Schulterfreiheit zu erhöhen - wie ein Spanischer Schritt...). Die Parallelität des diagonalen Vorder- und Hinterbeines geht verloren, der Takt ist dahin...
Ich konnte leider nicht umhin, als ich das gelesen habe, hatte ich spontan die Bilder Deines Arabs im spanischen Trab vor Augen... Natürlich ist das eine andere Lektion (deren Sinn und Unsinn eine andere Diskussion wäre), aber siehst Du Deine eigenen hohen Ziele erfüllt, wenn Dein Arab sich derart bewegt? Bitte verstehe mich nicht falsch, ich habe große Achtung vor dem, was Du Deinem Pferd beigebracht (das heißt für mich in Deinem Fall tatsächlich "andressiert" - auch vom Sattel aus) hast und Eure Beziehung ist toll. Nur mit dem "klassischen" Hintergrund in Sachen Ausbildung und Reiten habe ich so meine Zweifel.

LG Elisabeth
Zuletzt geändert von Tossi am Fr, 31. Jan 2014 20:09, insgesamt 1-mal geändert.
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
padruga
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Beitrag von padruga »

Spielnase:
Die Situation, die du beschreibst, fällt für mich unter 1.!!
Das würde heißen kurz aus Versehen hdS? Nö, da würde ich das nicht einordnen. Es ist kein Versehen, sondern das gehört zu seinem Bewegungsablauf und der Balanceverschiebung in diesen Momenten mit dazu. Aus Versehen impliziert 1. dass es was negatives ist und 2. ich das eigentlich nicht will und 3. mir das "passiert " ist. Das passt aber alles nicht. Es ist weder aktiv erritten noch ein Versehen. da gibt es noch viele andere" Punkte" außer denen die Maulfrei beschreibt. Eher in die Richtung wie Maulfrei schreibt:
...Im Optimalfall soll das Pferd durch die Dressur auch Selbstbewusstsein/Stolz ausstrahlen...
. Tja, auch da kann es eben vorkommen, dass es hinter die Senkrechte kommt, siehe imponierender Hengst
Und dann noch persönlich werden ... unnötig, traurig ...mir fehlen die Worte.
Ja, ich finde es auch traurig, ... aber eher dass sich hier etliche Leute wirklich Mühe machen, persönliche hdS-Sonderfälle detailliert zu beschreiben (was ich sehr interessant finde), sogar persönliche Bilder reinstellen, auch auf die Gefahr hin von den anderen zerrissen zu werden, und dann nur so Kommentare wie jetzt von Maulfrei kommen, die zeigen, dass eigentlich überhaupt keine Bereitschaft besteht, sich das Ganze auch überhaupt mal vorzustellen oder die Resolutheit der eigenen Ansicht mal in Frage zu stellen.
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

Cubano hat geschrieben: Und nun kommst Du, und sprichst all diesen Leuten mal eben im Kollektiv eine vernünftige und pferdegerechte Einstellung ab?
WO bitte habe ich deine letzte Aussage geschrieben?? Ich schrieb EINE bestimmte Einstellung zum Pferd.
Gemeint habe ich die Einstellung, seinem vierbeinigen Partner gegenüber kein Risiko eingehen zu wollen.
Hier gibt es außer mir noch diverse andere UserInnen, die bewusst versuchen, hdS zu vermeiden. Vermutlich aus ähnlichen Gründen wie ich - nämlich aus Sorge, sie könnten ihrem Pferd damit schaden.
Diejenigen, die bewusst hdS reiten, teilen diese Sorgen nicht - aus unterschiedlichen Gründen.

@esge, S&P:
Ich hatte ja schon in einem anderen Beitrag geschrieben, dass Korrekturpferde ein Fall für sich sind. Über hdS quasi als "Krankengymnastik" für Pferde kenne ich mich nicht aus und kann das nicht beurteilen, ich bin weder TA noch Physio noch sonstwas.
Aber hierbei handelt es sich doch um Ausnahmen!!!
Es gibt vermutlich viel mehr Korrekturpferde, die durch falsches Reiten hdS erzeugt wurden, als Pferde, denen hdS als Krankengymnastik gut tut - oder???

HdS also mit der Aussage in Verbindung zu bringen, es hätte für Pferde einen gymnastischen Nutzen, fände ich extrem gefährlich - es wäre quasi Wasser auf die Mühlen der Rollkur-Befürworter und würde das Reiten hdS legitimieren.

Ich beziehe mich mit meinen Sorgen nicht auf "Sonder-Spezialfälle", sondern auf die breite Masse der hdS-ReiterInnen, wie sie in jedem Reitstall, auf jedem Turnier, im Profi-Dressursport - und auch hier im Forum anzutreffen sind...
...sowie auf die Videos im "Ritte..."Thread.

@Tossi: Beim Spanischen Trab muss ich auch immer an Totilas denken...Ich übe ihn mit meinem (schüchternen!) Arab, damit er mal vorne abhebt, die Schultern freibekommt und mutiger wird - für ca. 2 Zirkelrunden, gerne am Schluss einer Reitstunde und ohne Reiter. Die anderen ca. 58 Minuten einer Stunde über ich dies natürlich NICHT, sondern arbeite/reite/spiele "normal" mit ihm und versuche mich in den Basics :wink:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Maulfrei,
du hast wirklich nicht verstanden, was ich versuchte, in vielen Beiträgen zu erklären und zu beschreiben. Ich versuche es noch einmal.
Es ist ein riiiesiger Unterschied darin, ob man ein Pferd gezielt aktiv hdS bringt, oder ob ein Pferd diese Haltung - mangels Unvermögen oder aufgrund einer falsch "beigebrachter" Vorstellung von "wie es sein soll"- einnimmt und man es dahingehend gewähren lässt- aus unterschiedlichen Gründen. Man ihm quasi Zeit zugesteht, es besser zu machen.

Um darzustellen, warum eben besagtes Längen des Halses in meinen Augen so eklatant wichtig ist, muß ich etwas weiter ausholen- Adam und Eva, sozusagen :

Es gibt bestimmt mechanische Zusammenhänge zwischen einem langen- im Sinne des nach vorne aus der Halsbasis gelängten- Halses und dem Runden des Genicks.
Und es gibt bestimmte reiterliche Mittel- in diesem Fall unter Zuhilfenahme des Zügels-, die ebenfalls die Gefahr in sich bergen, daß sie vom Pferd auch mit einem Nachgeben /Runden im Genick beantwortet werden, obwohl sie nicht darauf zielen, sondern vielmehr besagtes Längen aus der Halsbasis bewirken(sollen).

Dem Pferd zu vermitteln "mach dich lang" ist eine sehr kniffelige Angelegenheit, weil ein Reiter von Natur aus auf dem Pferderücken nicht eingeplant ist, folglich einen gewissen Streßfaktor darstellt( das natürliche Gefüge ist gestört) und somit beim Pferd als Fluchttier- latente Fluchtbereitschaft = Hals kurz, Kopf hoch, bewirkt.

Der Eingriff in die natürliche Blalancesituation des Pferdes durch die Anwesenheit des Reiters, sowie die Tatsache, das das freie uneingeschränkte Handeln des Pferdes beschnitten wird, tun ihr Weiteres.

In soweit steht der Wunsch eines Reiters , beim Pferd einen gelängten Hals zu erwirken, dimetral zu der natürlichen Reaktion eines Pferdekörpers auf die Anwesenheit des Reiters.

Andersherum aber, ist das Längen des Halses aus seiner Basis einer der Kernpunkte, um das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen und DENNOCH gleichzeitig das Reitergewicht leicht tragbar zu machen.

( das ist auch DER Unterschied zu einer Balanceregulation ausschließlich über den Hals, ohne die Berücksichtigung der Verbindung vom Hals zum Rumpf, bei dem der Rumpfabsingt und der Wiederrist nicht aufgefächert wird)

Es ist damit erforderlich,um eine Situation zu schaffen, in der der Pferdekörper die Störung von außen kompensieren kann und ein neues Umgehen damit zu ermöglichen- was dann wiederum den Streß durch die grundsätzlich unnatürliche Anwesenheit eines Menschen auf dem Pferd massiv zu reduzieren vermag.

Und jetzt kommen wir ans Eingemachte :

Wie genau setze ich meine Schwerpunkte im Erreichen von
- Balance und
-Tragefunktion.

Es gibt Pferde, die sind z.B. weich, instabil, eher kraftlos. Hier ist diese Verbindung vom Hals zum Rumpf ganz leicht zu trennen- sie nehmen den Hals hoch und lassen den Rumpf sacken ( wie bei deinem Araber zu sehen) , ober "brechen" vor der Schulter ab. Sie tun das in jeder Situation bei der auch nur ein Faktor ihnen diese Möglichkeit eröffnet, weil es in ihrer Natur liegt.

Bei diesen Pferden ist die Herstellung einer belastbaren Verbindung von Hals und Rumpf der erste und wichtigste Punkt und kommt nach meiner festen Überzeugung sogar noch VOR dem schaffen eines vernünftoigen Gleichgewichtes- bzw. dieses kann nur Hand in Hand damit erfolgen.

Diese Pferde haben mit dem Prinzip Baucher " Balance vor Bewegung" ( also sozusagen Vermeidung der Vorlastigkeit um jeden Preis- vor allem !) oft eine wirkliches Problem. Und man kann zwar diese Prinzipien in Grundzügen berücksichtigen, braucht davor aber einen "Arbeitschritt" : Das Stabilisieren und Längen der Halsbasis.

ERST DANACH, kann man den Hals in Baucher´scher Manier nutzen, denn erst dann, hat der Hals die Anbindung an den Rumpf, die seine Nutzung als Balanceinstrument ermöglicht.

Und in soweit kommt bei solchen Pferden erst DANACH, die Phase in der ich alles vermeide, was Vorlastigkeit produziert- z.B. ein leichtes Absenken des Genicks und damit u.U. eine leichte Einstellung Hds der Stirnlinie.


Und hier sind wir bei einem DER Knackpunkte um die sich der Streit dreht :
- wie gewichte ich und warum !

Egal, ob ich ein Pferd - in der Annahme, der Hals müsste "runter", herunterzubble/ brutal herunterriegle ( eine Frage der Verzweiflung und des technischen Könnens)- weil ich verzweifelt suche, die Halsbasis zu längen.

Oder ob ich einem Pferd bei jedem Versuch, sich ein wenig Erleichterung zu verschaffen und das Genick sinken zu lassen- mit dogmatischer Konsequenz dasselbe mit Demi arrets wieder hochhole/ brutal hochzerre!!!. ( eine Frage der Verzweiflung und des technischen Könnens) Weil ich die Vorlastigkeit des Pferdes verzweifelt zu vermeiden versuche.

Beides wird nicht dem Pferd gerecht und beides zeugt nicht von wohlwollender Milde , von freundlichem Zugetan sein und von sorgsamer Achtsamkeit dem Pferd gegenüber.

Vielmehr muß man bei aller Priorität auf einen der beiden Punkte : Balance UND Funktion, die Mittel ins Verhältnis zum Zweck setzen und eine gewisse Milde in der Ausführung meiner Anforderung gegenüber dem Pferd walten zu lassen. -Davon bin ich überzeugt und diese Überzeugung spiegelt sich in all meinen Beiträgen hier wider. -

Und das kann in vielen Fällen eben bedeuten, daß das Pferd durchaus auch mal leicht eine Position HdS SELBST EINNEHMEN kann.
Das Kostet dann ein Stück Balance, ja !
Das strikte und unnachgiebige Bestehen auf Genick höchster Punkt aber kann u.U. kosten, daß das Pferd in der Funktion überfordert ist.

Was immer man macht : Die Mittel, die zum Ziel führen sollen, müssen angemessen sein ! Und das aufmerksame sich Einfühlen in die Bedürfnisse des Pferdes, darf nicht von starren Dogmen bezüglich einer Formvorgabe und einer strikten Einhaltung EINES Eckpunktes der Arbeit behindert werden.
Das gilt sowohl für die " Hals muß rund sein und Rücken muß arbeiten" als auch " Genick muß höchster Punkt sein" -Fraktion.
Individuelle Lösungen und Vorgehensweisen sind gefragt !!!
Dogmen- gleich welcher Färbung, verstellen den Blick !!!
So, ich habe fertig . :D
Einen sonnigen Samstag S&P

da mein Text sicher von Fehlern strotzt- die ich nun im Eifer des Getippes auch nicht sehe, werde ich ihn sicher ein-zwei-dreimal :wink: noch korrigieren- wenn es mir beim wiederholten Male auffällt.... bitte um Nachsicht, ich bin nicht gut im Schreiben...
Zuletzt geändert von saltandpepper am Sa, 01. Feb 2014 08:46, insgesamt 1-mal geändert.
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