Mein Großvater hat noch bei den Ulanen gedient.
Der hat dann dafür gesorgt, daß ich zu einem Reitlehrer kam, der noch von der preußischen Kavallerieschulen Hannover stammte.
Danach bin ich zu einem Reitmeister gewechselt.
Ebenfalls auf die Initiative meines Großvaters hin.
Ich habe also noch das "Preußische Reiten" gelernt.
Wir wurden damals schon sehr restriktiv auf das Pferd gesetzt.
Aber, es wurde immer darauf geachtet, daß man im Becken beweglich blieb.
Verspannungen oder übermäßige Bewegungen im Sattel wurden sofort geahndet.
Wie oft hat es durch die Halle geschallt:
"Würge da nicht so rum!
Du sollst ruhiger sitzen!"
Was heute so als "aktiver Sitz" verkauft wird, hat damit nichts zu tun.
Überhaupt nichts.
Natürlich sind dem Streben nach dem korrekten Sitz gewisse Grenzen gesetzt. Dann nämlich, wenn die jeweilig angeborenen anatomischen Grenzen des betreffenden Reiters erreicht werden.
Das Verlockende an diesen Videos ist halt, daß das alles sehr gefällig wirkt. Aber in einigen Passagen wird es dann deutlich, daß doch gewisse Defizite bestehen. Eben, weil ein nur gefälliger Sitz alleine nicht ausreicht.
Besonders deutlich wird das beim Anhalten, da fußt das Pferd nicht unter und stellt ein Hinterbein heraus. Auch ist der Übergang zum Halten auslaufend.
Bei den Seitengängen auf dem ersten Video überwiegt das Seitwärts. Das ist ebenfalls ein Indiz dafür, daß die vorwärts- treibenden Hilfe fehlen.
Bei dem zweiten Pferd (der Schimmel nach der Fotostrecke) wird das besonders sichtbar:
Hier ist deutlich zu sehen, daß die Seitwärts- Bewegung nur über die Einwirkung mit der Hand erzeugt wird. Da dieses Pferd auf Hackamore vorgestellt wird, fällt die doch recht grobe Einwirkung mit der Hand besonders deutlich ins Auge.
Das letzte Pferd aus diesen Videos bekommt die Reiterin gar nicht an die Hilfen gestellt. Aufgrund seiner Anatomie wird dieses Pferd jedoch eine stärkere Einwirkung über den Sitz erfordern. Im Gegensatz zu den anderen Pferden ist das nämlich kein "Selbstläufer". Der will schon geritten werden.
Das hat aber mit "Gewürge" immer noch nichts zu tun.
Nur halt mit einem "geschlossenem Sitz"!
Und mit dem hier erwähnten Hohlkreuz ist das so ähnlich, wie bei der Henne und dem Ei:
Sitzt die Reiterin so, weil sie ein ausgeprägtes Hohlkreuz hat?
Oder hat sie das Hohlkreuz, weil sie so sitzt?
Ich hatte übrigens das Vergnügen, auf der Hund und Pferd einen Schüler des Bent Branderup live auf seinem Pferd zu sehen. Ein Schüler, der mittlerweile selber als Ausbilder tätig ist.
Dessen Sitz hätte man in meinen jüngeren Zeiten als "Pfefferstoßer" bezeichnet. Dessen Sitz ist so überzogen gerade gerichtet, daß der schon fast wie eine Karikatur wirkt. Die Folge war, daß das betreffende Pferd nur deutlich untertourig vorgestellt werden konnte. "Schwung" war beim besten Willen nicht zu erkennen.
Aber auch das werden wohl einige Leute hier anders sehen.
Leider habe ich kein aktuelles Video gefunden.
Das aber mag auch genügen:
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=% ... UGpJ5kaXzw
Trotz der "Schwimmweste" kann man auch hier erkennen, daß der Reiter deutlich "vor die Bewegung" kommt.
Auch wenn es gefällig aussieht, aber in den Seitengängen tritt des Pferd nicht unter den gemeinsamen Schwerpunkt. Vielmehr "schiebt" der Reiter das Pferd vor sich her.
Und ganz besonders fällt auf:
Bedingt durch diesen extrem überstreckten, geraden Sitz kommt auch dieser ebenfalls auf die Oberschenkel.
Und, sorry, wenn ich das mal so sage, aber auch andere Teile des männlichen Körpers kommen da in Kontakt zum Sattel.