Der Jungpferde-Erfahrungsaustausch-Thread

Allgemeines rund ums Pferd

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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@claustim: Ursprünglich ging es um den Erfahrungsaustausch derjenigen, die sich gerade aktuell damit beschäftigen. Natürlich ist dann auch die Erfahrung von jemanden sehr interessant, der sich bereits seit längerem damit beschäftigt. Aber dann bitte nicht immer allgemein oder völlig am vorhergehenden Post vorbei.


Schade, dass wir nicht noch jemanden aus dem "Racinet"-Bereich haben. Das wäre sicher auch spannend.

@s&p/phanja: Wieviel longiert ihr, bevor ihr euch auf eine junges Pferd setzt (jetzt bitte nicht unbedingt völlig an Zeiten festhalten). Longiert ihr überhaupt?

Die Handarbeit kommt soweit ich das beurteilen kann bei der allgemeinen Ausbildung nach der SdA mittlerweile ja überhaupt nicht mehr vor. Zumindest sehe ich nirgends die Ausbilder die Pferde an der Hand arbeiten. Ich glaube, dass ich da schon Glück habe mit meinen RL, dass er dies beherrscht und auch schulen kann - obwohl er aus einer deutschen RL-Schmiede kommt.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Haben wird doch! Silence! Oder schreibt sie hier nicht mehr?
Da Racinet ja sehr Baucher orientiert gearbeitet hat, waren für ihn auch zu anfangs die Punkte Gleichgewicht / Balance am Wichtigsten.
Durch Kieferreflexion im Stand, Arbet im langsamen Schritt, immer wieder durch "Bearbeiten des Maules" und der Ausnutzung entsprechender Reflexe das Hochhohlen des Widerrist.
Dies hat er auch durch eine spezielle Verschnalltechnik bei jungen Pferden an der Longe erarbeitet, die er nur an wenige wiedergegeben hat. Das Pferd sollte sich seinen Impuls über das Abstossen am Gebiss zum Antreten selbst holen, aber nicht ans Gebiss herandehnen, sondern von ihm wegkommen, so dass kaum Anlehnung bestand.
Ich habe es gesehen und fand die Verschnallung sehr abenteuerlich und absolut nur etwas für sehr sehr erfahrene Hände, wie der Rest auch.

Nach dieser Schule darf sich erst ein ausbalanciertes Pferd in schnelleren Gangarten bewegen.
Balance vor Bewegung.

Nach Ansicht dieser Schule stellt sich Takt und Losgelassenheit so nach der Zeit selbst ein, es wird also nicht gezielt an ihr gearbeitet.

Ein weiterer Punkt, die sehr frühe Arbeit an der Traghaft und der natürlichen Schiefe durch Seitengänge.
Racinet ging davon aus, dass ein schiefes Pferd nicht taktklar gehen kann, der Takt sich also auch durch die Arbeit an den Seitengängen mit der Zeit einstellt.

Ein interessanter Ansatz.

LG
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Anchy: silence hat hier (leider) schon lange nicht mehr geschrieben.
Liebe Grüße, Sabine

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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Das habe ich nicht mitbekommen, da ich auch lange nicht mehr hier war!

Anchy
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emproada
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Beitrag von emproada »

Anchy hat geschrieben: ich denke, wer sich ein Jungpferd kauft, sollte zumindest dazu in der Lage sein, denn das Problem des Beritts wird auf ihn zukommen.
Natürlich sollte man dazu in der Lage sein es auch zur Not selbst machen zu können, ich persönlich möchte es aber gar nicht selbst machen wenn es nicht unbedingt sein muss. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass ich ein paar Leute kenne, die es ganz ordentlich hinbekommen sollten. :wink:
Viele Grüße Tina
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Fujai2008
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Beitrag von Fujai2008 »

Hätte ich die Möglichkeit bei mir am Stall, würd ich mein Pferd in Beritt geben und dann lernen, das nachzureiten, was der - idealer Weise - feine Reiter meinem Pferd beigebracht hat. Da es aber nicht so ist, mach ich es selber. Bis jetzt ohne Probleme. Aber es dauert halt viel länger. Ich hab ihn grad an mein Gewicht gewöhnt, er wird momentan noch von meinem Freund geführt dabei. In wenigen Tagen denke ich kann ich auch schon vom Sattel aus die Gewichts- und Schenkelhilfen geben. Er kennt die Signale und Befehle für die Gangarten und Stopp schon aus der Boden-bzw. Handarbeit. Jetzt kommt halt noch die Gewichts- und Schenkelhilfe dazu. Er wird gebisslos geritten; ich verwende einen Kappzaum ohne Eisen. Ich arbeite nach Büchern und Lehrfilmen. Und ja, ich longiere ihn regelmäßig am Kappzaum nach der Methode von B. Teschen. Ich halte aber nichts von einem Schema oder einem Weg - man muss dem Pferd gerecht werden. Was nutzt es, sich an Racinet oder andere zu halten, wenn das Pferd Platzarbeit - noch dazu in Zeitlupentempo - hasst und immer fauler und gelangweilter wird. Meine oberste Prio ist, mein Pferd bei Laune zu halten in der Ausbildung. Er soll gerne Lernen, ich will seine Neugier bewahren und seinen Lerneifer. Klar kann man auch mit Druck die Lektionen pauken. Pferd wird sie irgendwann auch abspulen - aber das ist nicht meine Vorstellung vom Zusammensein mit meinem Pferd. L.G. Anja
Phanja

Beitrag von Phanja »

Fujai2008 hat geschrieben:Meine oberste Prio ist, mein Pferd bei Laune zu halten in der Ausbildung. Er soll gerne Lernen, ich will seine Neugier bewahren und seinen Lerneifer. Klar kann man auch mit Druck die Lektionen pauken. Pferd wird sie irgendwann auch abspulen - aber das ist nicht meine Vorstellung vom Zusammensein mit meinem Pferd. L.G. Anja
Ich finde, das ist eine tolle Einstellung und du hast das wirklich schön gesagt :D
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich halte aber nichts von einem Schema oder einem Weg - man muss dem Pferd gerecht werden. Was nutzt es, sich an Racinet oder andere zu halten, wenn das Pferd Platzarbeit - noch dazu in Zeitlupentempo - hasst und immer fauler und gelangweilter wird.
Stimmt. Aber gerade deshalb
Meine oberste Prio ist, mein Pferd bei Laune zu halten in der Ausbildung. Er soll gerne Lernen, ich will seine Neugier bewahren und seinen Lerneifer.
finde ich es halt spannend sich auch mal mit anderen Wegen zu beschäftigen. Ob es für das Pferd die richtigen sind muß man immer anhand des Pferdes entscheiden und auch an einem selber.

Ich werde mit meinem Jungspund sicher eine gewisse Menge an Bodenarbeit machen, aber generell bin ich nicht der Bodenarbeiter par excellence. Trotzdem beschäftige ich mich durchaus damit, um eben neue Wege und Möglichkeit zu entdecken, die ich vielleicht in meine Arbeit einfließen lassen kann.
Liebe Grüße, Sabine

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Lirio
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Beitrag von Lirio »

Ich finde die verschiedenen Ansichten und Ausbildungswege die hier aufgezeigt werden sehr interessant!

Ich werde meinen Kleinen auch selbst ausbilden und habe vor, nach Stahlecker zu arbeiten. D.h. Das erste halbe Jahr bis Jahr wird nur vom Boden aus gearbeitet (erarbeiten von Gas/Lenkung/Bremse bis hin zu Seitengängen) und erst dann wird das Erlernte vom Sattel aus abgerufen. Damit das ganze Programm nicht nur aus Arbeit am Platz/Halle besteht, werde ich sicher auch viele Spaziergänge, Freiarbeit, etc. ergänzen. Zusätzlich möchte ich dann wenn ich mal einiges im Sattel abrufen kann, bei diversen Ausbildern (z.B. Voßeler, Kalfsterman, Wägenbaur) Kurse gehen. Wöchentlicher Unterricht/ Beritt nach meiner Vorstellung ist bei mir in der Nähe nicht möglich.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Lirio: Ja, du hattest das schon mal geschrieben und mir dann auch geantwortet. Gerade das Vorgehen nach Stahlecker finde ich super interessant. Deshalb noch einmal die Frage: arbeitest du auch direkt mit Kandare (wenn es dann an der Zeit ist)? Hast du dich damit schon näher beschäftigt für folgende Frage: mein Jungspund soll ja 4jährig (wenn er dann körperlich und geistig so weit ist) durchaus an Turnieren in entsprechenden Prüfungen starten - dort darf ich aber sicher nicht mit Kandare starten :wink: . Wäre das Vorgehen nach Stahlecker auch denkbar mit Trense? Reitet er überhaupt auf Trense? Ich habe vor Eweigkeiten mal die DVDs rezensiert, kann mir aber dort nur an den Einsatz der Kandare erinnern. In sein Buch habe ich noch nicht reingeschaut, lese aber gerade das Aktuelle. Wirst du deine Vorgehensweise irgendwo festhalten?

Spannend fände ich hier wirklich, wenn wir eventuell Tagebücher führen, die für die einsehbar sind, die in etwa zeitgleich mit der Ausbildung anfangen, um die unterschiedlichen Vorgehensweisen zu sehen, und zu vergleichen.
Liebe Grüße, Sabine

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Lirio
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Beitrag von Lirio »

@josa: :D Doppelt hält besser!

Stahlecker himself propagiert reiten auf Kandare, da er sie als schonender und Pferdegerechter empfindet. Ich selbst finde seine Ausführungen dazu schlüssig und einleuchtend.
Selbstverständlich ist die Arbeit auch auf Trense möglich und auch ich werde zu Beginn auf Trense arbeiten. Wenn ich ausreiten gehe oder auch mal ein bisschen springe, werde ich auch immer auf Trense zäumen...

Ich habe vor, dass ich ein Tagebuch eröffne, sobald ich Flori zu Hause habe und ich beginne ihn zu arbeiten. In der Zwischenzeit kann ich dir das Arbeitsbuch (Praktisches Ausbildungsbuch) empfehlen, in dem die Ausbildung systematisch beschrieben ist. D.h. jeder einzelner Ausbildungsschritt, jeder Ausbildungstag ist genau beschrieben.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Lirio: Ja, ich hatte bei deiner Antwort nur irgendwie gerade nicht die Möglichkeit zu antworten. :D . Tagebuch hier oder auf einer anderen Plattform? Ich werde mal sehen, vielleicht kann ich das Buch an der Messe in Dortmund günstig bekommen 8)
Liebe Grüße, Sabine

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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Nur am Rande zum Thema Kandare:
der "Kopfpapst" unter den Tierärzten hat in einem sehr interessanten Vortrag zum Thema Gebiß und Gebisse (Pferdezähne und das für dazwischen zum Reiten :wink: ) die nicht unerhebliche Einwirkung einer Kandarre auf die Nervenenden im Genickbereich hingewiesen.
Diese auch im Genick wirkende Hebelsache wäre mir bei einem Jungpferd aus dem Bauch heraus fehl am Platze, weil ich meine dadurch ein Nachgeben im Genick ggf. zu bekommen, das sonst rein von den restlichen muskulären Zusammenhängen her an der Stelle noch nicht gegeben (möglich?) wäre.
Gast

Beitrag von Gast »

Josatianma hat geschrieben:@claustim: Ursprünglich ging es um den Erfahrungsaustausch derjenigen, die sich gerade aktuell damit beschäftigen. Natürlich ist dann auch die Erfahrung von jemanden sehr interessant, der sich bereits seit längerem damit beschäftigt. Aber dann bitte nicht immer allgemein oder völlig am vorhergehenden Post vorbei.
Sag mal Josatianma, was ist für Dich ein "Jungpferd"?
Das hätte ich jetzt doch sehr gerne gewußt.

Weil ich dann wüsste, ob da ein Fünfjähriger drunter fällt, der bedingt durch meinen Unfall seit einem Jahr nicht mehr unter dem Sattel gearbeitet wurde.

Dieses Pferd habe ich übernommen, als es vom Ausbildungsstand her maximal mit dem Reitergewicht vertraut gemacht worden war. Wenn da zuvor zehn mal ein Reiter drauf gesessen hat, dann wäre das schon sehr hoch gegriffen.

Die Anweisung an den Gestüts- eigenen Bereiter: "Am Wochenende kommt der Käufer, setzt dich da mal drauf!" trifft es eher! Anweisung von Mittwoch!

Soviel zum Thema, daß ich derzeit kein junges Pferd unter dem Sattel haben sollte!
Aufgrund meiner jetzt vorliegenden Behinderung ist mir auch die Problematik der Suche nach geeignetem Beritt bestens vertraut. Nur zusätzlich verschärft durch die Tatsache, daß das Pferd auch noch auf die Belange eines Behinderten hin ausgebildet werden muß.

Ich habe da schon einige Anfragen gestartet. Bis hinauf zur FN. Wohin ich private Kontakt unterhalte. Kontakte, die bereits seit mehreren Jahrzehnten bestehen. Kommentar: "Das wird aber schwierig"!

Komme mir also bitte nicht mit dem Einwand, ich wäre derzeit nicht qualifiziert, mich zu diesem Thema äußern zu können.

Du meldest Dich doch auch zu Wort.
Hast du denn derzeit auch ein Nachwuchspferd unter dem Sattel?
Bisher kann ich nämlich nicht erkennen, daß dem so ist!

In den letzten 6 Jahren habe ich jedes Jahr junge Pferde auf das Anreiten vorbereitet. Teilweise auch selber angeritten. Jedes Jahr. Nicht nur eigene Pferde. Sondern auch für andere! Nur dieses Jahr nicht. Mit nur einer Hand dürfte das wohl auch endgültig beendet sein. Daß bedeutet jedoch nicht, daß ich kein junges Pferd mehr im Stall habe.
Im eigenen Stall!
Im eigenen ZuchtbetriebI
Auf der eigenen Deckstation!
Mit zumindest teilweise ausgezeichnetem Nachwuchs (Staatsprämie)!
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chica
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Beitrag von chica »

@claustim - zu Deiner Information: Josatianma hat selbst ein Jungpferd, für den in naher Zukunft die Ausbildung beginnt.

@all - ansonsten finde ich, dass es keiner der hier Anwesenden nötig hat, präpotent mit Wissen und Können zu prahlen! Dieser Thread soll lediglich dem Informationsaustausch dienen, durchaus auch gerne kontrovers, aber bitte sachlich zum Thema. Mit abgedroschenen allgemeingültigen Floskeln und "ich bin aber besser als Du" ist hier keinem geholfen und macht nur schlechte Stimmung. Das brauchts nicht. Bitte nutzt diesen Thread hier weiterhin, um euch freundlich über aktuell anfallende Anforderungen der Jungepferdeausbildung auszutauschen. Und das mit Respekt und Anstand. ALLE! Dankesehr.
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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