Unterhals

Rund um die klassische Reitkunst

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skywalker

Beitrag von skywalker »

Ich hatte ja im "hohe Kunst" Thread in Frage gestellt, ob man immer der Reitweise am Unterhals die Schuld geben soll/muss...

Nach soundsovielen Seiten hier hoffnungsvoll Mitlesen frage ich mich jetzt aber immer noch, wie bei (m)einem Pferd, das 4jährig ungeritten zu mir kam und von Natur aus ("coole Socke hoch 10") am liebsten mit der Nase im Sand herumschlurft, ein solcher Unterhals entstehen kann, wie er ihn halt nun mal hatte (und noch immer hat).

Das Problem an all den Videos ist ja schon, dass wir nicht wissen, woher der Unterhals kam, und wie lange die jeweils dargestellte Reitweise schon ausgeführt wird. Bei dem Arab könnte das genausogut erst 1, 2 Wochen der Fall sein (und er könnte vorher im Distanzsport gewesen sein, wo zuschauende Dressierer vielleicht die Hände überm Kopf zusammenschlugen, wie man denn ein solches Pferd nur über Distanzen jagen kann, ohne es zu gymnastizieren, worauf die Reiterin sich nunmehr , dem Arab Wohl wollend, dem Racinet-Lager zuwandte .... nur eine Gedankenspekulation à la "wie du's machst, machst du's falsch").
Motte
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Beitrag von Motte »

skywalker hat geschrieben:Ich hatte ja im "hohe Kunst" Thread in Frage gestellt, ob man immer der Reitweise am Unterhals die Schuld geben soll/muss...

Nach soundsovielen Seiten hier hoffnungsvoll Mitlesen frage ich mich jetzt aber immer noch, wie bei (m)einem Pferd, das 4jährig ungeritten zu mir kam und von Natur aus ("coole Socke hoch 10") am liebsten mit der Nase im Sand herumschlurft, ein solcher Unterhals entstehen kann, wie er ihn halt nun mal hatte (und noch immer hat).
So'n Unterhals kann auch durchaus gebäudetechnisch bedingt sein. Gibt es irgendwo Bilder von deinem Pferd?
skywalker hat geschrieben: Das Problem an all den Videos ist ja schon, dass wir nicht wissen, woher der Unterhals kam, und wie lange die jeweils dargestellte Reitweise schon ausgeführt wird. Bei dem Arab könnte das genausogut erst 1, 2 Wochen der Fall sein (und er könnte vorher im Distanzsport gewesen sein, wo zuschauende Dressierer vielleicht die Hände überm Kopf zusammenschlugen, wie man denn ein solches Pferd nur über Distanzen jagen kann, ohne es zu gymnastizieren, worauf die Reiterin sich nunmehr , dem Arab Wohl wollend, dem Racinet-Lager zuwandte .... nur eine Gedankenspekulation à la "wie du's machst, machst du's falsch").
Also - ich hab mir das Arabären-Schimmel-Video grad nochmal angeschaut. Der Unterhals ist da das geringste Problem - das arme Tier schreit geradezu nach einer ruhigen, beständigen Hand - und dann wär da vom Unterhals ratzfatz nix mehr zu sehen.
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Anna
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Beitrag von Anna »

Danke Motte, das habe ich mit "wenn man das Pferd so reitet" gemeint. Ich wusste nur nicht, ob ich das in diesem Tread schreiben darf :)
"Reiten ist das schönste Hobby - man lernt Verzicht und Demut" - Björn Zauss
padruga
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Beitrag von padruga »

Also, ich glaube der Unterhals von dem Araberschimmel imVideo kommt sicherlich nicht durch die Reitweise, sondern erscheint eher angeboren. Aber die Reitweise die da gezeigt wird, sowie der Ansatz überhaupt von Baucher, ist bei einem solchen Hals einfach komplett kontraproduktiv. Es gibt recht viele andere Möglichkeiten, solch einen Hals unproblematisch umzubilden, eine hat Rioja ja schon erwähnt:
An der Reiterin´s Stelle hätte ich zum Halten durchpariert, gelockert und neu angesetzt und sobald wieder eine Blockade auftritt, wieder ein Schritt zurück (nicht wörtlich). Naja, wäre mein Vorgehen.
ja, und das sehe ich auch so:
Also - ich hab mir das Arabären-Schimmel-Video grad nochmal angeschaut. Der Unterhals ist da das geringste Problem - das arme Tier schreit geradezu nach einer ruhigen, beständigen Hand - ...
Zum errittenen Unterhals mal noch ein paar alte Kamellen ausgegraben, bitte steinigt mich nicht: Ein sehr deutliches Beispiel dafür ist meiner Meinung nach Labiat, der mit einem normalem Hals in das Projekt, und mit einem recht üppig ausgebildeten Unterhals wieder aus dem Baucher-Projekt rauskam.
Finesse
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Beitrag von Finesse »

Stimmt, da wa doch dieser wunderschöne ausdrucksstarke Fuchs der am Schluss ein Schatten seiner selbst war :twisted:
maurits

Beitrag von maurits »

die Labiatvideos zeigten doch sehr deutlich wohin die Reise ging.
ich fand den auch sehr grottig zum Abschluss des "Projektes", wobei die Bückeburger Hofreitschule für mich auch nicht zu den Koryphäen unter den Ausbildern gehört.


lg
maurits
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Irgendwie ist das doch ein bisschen wie Philippe Karl: Es klingt alles ganz nett, aber richtig kapiert hat´s keiner und es gibt auch anscheinend kein einziges vorzeigbares Pferd, das nach dem System ausgebildet wurde - zumindest sind sämtliche ersichtlichen Projekte und Paradepferde gruselig. Und trotzdem glauben viele Leute dran.
Faszinierend!
maurits

Beitrag von maurits »

Glaube versetzt bekanntlich Berge.
sab
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Beitrag von sab »

Ja, und es ist auch ein bisschen wie bei dem nackten Kaiser- der Glaube bringt die leute dazu , ihn angezogen zu sehen bzw. ein schickes Pferd. Wir normal Ungläubigen sehen dagegen nur dürre Zausel mit dickem Unterhals.


LG

Sabine
Jolly
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Beitrag von Jolly »

es geht auch anders herum:
am Anfang der Ausbildung:
Bild

und 6 Jahre später auf dem Höhepunkt seiner Distanzkarriere
Bild

wenn ein Pferd durch die Dressurarbeit nicht besser wird, kann man sich das doch eigentlich alles sparen, oder nicht?
padruga
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Beitrag von padruga »

Schööön!!!!
wenn ein Pferd durch die Dressurarbeit nicht besser wird, kann man sich das doch eigentlich alles sparen, oder nicht?
so ists
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Jolly, sehr schön, und wie wurde der ausgebildet?
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

padruga hat geschrieben:Schööön!!!!
wenn ein Pferd durch die Dressurarbeit nicht besser wird, kann man sich das doch eigentlich alles sparen, oder nicht?
so ists
yep, da stimme ich auch zu - und das meinte ich mit dem Hinweis, dass für die "ungute" freigewählte Haltung ohne Einfluß beim genannten Beispiel Distanzritt dann nicht extra rumgefuhrwerkt werden muss, um ungüstige Halsung noch zu unterstützen. :wink: editiert: das habe ich im Hohe-Kunst-Thread geschrieben! :oops:

Und das "negativ" Beispiel Distanzreiten hast du ja mit deinen Bildern auch schön auf den Kopf gestellt! Toll!
Jolly
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Beitrag von Jolly »

Danke :D

Rapunzel, hmm, eigentlich nirgends nach ... als ich ihn kaufte, hatte ich zwar schon seit 10 Jahren ein eigenes Pony bzw. Pferd, hatte aber nie Reitunterricht.
Ich habe ihn dann im Gelände geritten und für Distanzritte trainiert. Also im Gelände geradeaus. Nach vier Jahren hab ich dann angefangen Unterricht zu nehmen, das untere Bild entstand also zwei Jahre nachdem ich im Sommerhalbjahr alle 14 Tage mit ihm zu einer FN-Reitlehrerin gefahren bin, die aber zu der Zeit schon bei Horst Becker und Raphael Jurado ritt, also recht offen war. Die restliche Zeit habe ich ihn im Gelände geritten, da ich keinen Reitplatz hatte. Man muss allerdings sagen, dass dieses Pferd charakterlich ein Traum ist und alles für seinen Reiter tut, er kann quasi Gedanken lesen...
Das Bild sieht hübsch aus, aber wirklich reel über den Rücken ist er nie gelaufen, wie sich das anfühlt habe ich dann bei einem weiteren Reitlehrer mit ihm erlebt, leider war er da schon in einem Alter, wo die Zipperlein einsetzten und nach solchen Highlights autschte er dann die nächsten Tage, so dass er inzwischen in Altersteilzeit gegangen ist :wink:
Inzwischen reite ich bei einem RL der sich an die alten Meister hält, aber dieses Wissen mit dem Feldenkrais-Gedanken des Lernens kombiniert.
Ich reite (inzwischen) gerne Dressur, aber nur um im Gelände und im Wettkampf die Früchte zu ernten. Distanzreiten macht mir einfach mehr Spaß, wenn das Pferd rittig ist. Und das Distanzreiten scheint auch eine gute Kombination zum Dressurreiten zu sein, viele Dinge, die für ein Distanzpferd selbstverständlich sind, muss ein Dressurreiter sich mühsam erarbeiten...
Scholli
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Beitrag von Scholli »

@horsmän
OK das Giraffenbeispiel ist jetzt nicht das beste. Und sie sind anders konstuiert wie Pferde. Aber der Hals geht nicht nach unten bei Ermattung der Muskulatur. Das Band (sorry nicht Sehne) ist stärker!
Das geht soweit das wenn diese den Kopf senken um zu trinken danach der Kopf regelrecht nach oben "geschleudert" wird.

Stimme da vollkommen zu das rein "optisch" ein tief angesetzter Hals einen Unterhals mehr wirken lässt.

Nimmt man aber mal an das das Rückenband doch einen Miteinfluss auf die Entstehung eines Unterhalses hat, liegt es vielleicht an der Dehnung des Oberhalses und des Zugs am Band.

Bei einer korrekten Dehnungshaltung wird ja die Oberlinie auch gedehnt. Der Unterhalsmuskel wird dann "schwabbelich". Die Muskulatur an der Oberlinie arbeitet.

@Jolly
SCHÖN :!:
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