Parelli - Was haltet ihr davon?

Allgemeines rund ums Pferd

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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Rahani hat geschrieben:Wenn Du meinen Beitrag aufmerksam gelesen hättest, hättest Du sicher auch gelesen, dass dieses Kreiseln am kurzen Seil nur eine kurze Zeit geübt wird, bis der Anfänger sich auskennt mit all den neuen Hilfen, die er anwenden muss. Ich denke auch beim Longieren macht ein Anfänger nicht von vorn herein alles richtig.

Von ersten Moment an bekommt man vorallem gesagt, dass man das Pferd NIEMALS unnötig lang kreiseln lassen sollte, da es für das Pferd überhaupt keinen Sinn macht. Bekommt man das beim normalen Longieren auch gesagt? Nein, da läuft ein Pferd verschnürt wie ein Postpaket - in der Regel eine halbe Stunde - herum, ohne dass man ihm in irgend einer Weise erklärt, was das für einen Sinn haben sollte. Ach ja - Gymnastizierung! Stimmt das war es ja!

LG
Rahani
Rahani, sorry, aber Ironie macht es grade nicht besser! Wieso einen Mist mit anderem Mist (CG am kurzen Seil mit sinnlosem Zentrifugieren mit starrer Hilfszügelverschnallung) vergleichen?
Hast du denn aufmerksam gelesen, dass eben mein Beitrag die Frage enthielt, WAS der Sinn des CG sein soll, wozu nicht gleich das gelernt wird, was dann hinterher prima werden soll? Die Frage hat ja auch grade schon jemand anderes gestellt.

Tatsache leider: jahrelange Kursteilnehmer von PNH zeigen hier in der Gegend immer noch genau das meiner Meinung nach sinnlose Kreiseln am kurzen Seil, täglich, vor jeder Reiteinheit.

Zu behaupten man könne an der Longe nicht so sinnvoll gymnastizieren wie ein Parelli finde ich mutig - ein Beispiel für diese herausragende Gymnastizierungskunst hätte ich auch gerne. Bisher erscheinen mir die schon genannten Longier-Beispiele gar nicht so schlecht an der Longe zu arbeiten.
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chica
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Beitrag von chica »

Rahani hat geschrieben: Bekommt man das beim normalen Longieren auch gesagt? Nein, da läuft ein Pferd verschnürt wie ein Postpaket - in der Regel eine halbe Stunde - herum, ohne dass man ihm in irgend einer Weise erklärt, was das für einen Sinn haben sollte. Ach ja - Gymnastizierung! Stimmt das war es ja!
Wenn Du Dich in diesem Forum einmal genauer umgesehen hättest (anstatt Dich nur anzumelden, um PNH zu verteidigen), wäre Dir sicher aufgefallen, dass hier sicher niemand ein verschnürtes Pferd sinnlos im Kreis rumscheucht...

Vorurteile verurteilen, aber selbst voll davon sein. Das kann ich leiden.
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ähm. niemand hat gesagt, dass wir so longieren, oder?
die diskussion wird leider so unsachlich, dass sie keinen spaß mehr macht.
ich bin hier raus. tschöööö
Nicole
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Beitrag von Nicole »

gimlinchen hat geschrieben:die diskussion wird leider so unsachlich, dass sie keinen spaß mehr macht.
ich bin hier raus. tschöööö
Geb ich dir voll und ganz recht.Schade aber das war abzusehen...
Nakim

Beitrag von Nakim »

ja schade....
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Sady
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Beitrag von Sady »

Bei Parelli ist es genauso wie bei allen anderen "Reitweisen". Sie ist sehr abhängig davon, wie sie umgesetzt wird. Problematisch finde ich, das "schlechtes Parelli" sehr schnell zu Lasten des Pferdes geht. Vielen Leuten fehlt es daran, Ihr Pferd objektiv zu beurteilen. Sie setzen Funktionalität mit gut gleich, damit meine ich - es funktioniert, also ist es gut und im schlimmsten Fall ist das auch noch gleichzusetzen mit "mein Pferd hat Spass, denn es tut, was es soll". Das kann eben sehr nach hinten losgehen. Aber wo ist das anders? Dieses Problem trifft man doch tendentiell in allen Reitweisen an. Es gibt eben recht viele Leute, die Parelli machen und darunter gibt es eben auch viele, die es nicht umsetzen können und wo dann ein unschöner Eindruck entsteht. Insbesondere ist das sehr abhängig vom Trainer.

Ich kenne Trainer, die würde ich nicht mal in die Nähe meines Pferdes lassen. Aber ich kenne auch Trainer, die tun uns beiden einfach gut und inspirieren.

Nicht gut ist es - auch wie in allen Reitweisen - wenn man nicht mehr nachfragt, sondern einfach alles als gegeben nimmt, was einem gesagt wird. Dann wird die Beschäftigung einseitig und man verliert die Objektivität, man wird sozusagen "betriebsblind".

Dabei bietet das System selbst soviele Möglichkeiten, flexibel zu sein. Es versteht sich eigentlich auch nicht als vollständige Ausbildung, sondern als Grundausbildung, nach der man für alle Disziplinen gewappnet ist. Das war aber nicht immer so. Vor 8 oder 9 Jahren habe ich dem System damals den Rücken gekehrt, weil es sehr starr war und eben die notwendige Flexibilität nicht bot. Damals war in der Tat nicht erwünscht, das Pferd zu füttern. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Systemen, hat sich parelli weiter entwickelt. Inzwischen ist das anders, weshalb es auch für mich wieder interessant geworden ist. Ich muss mich nicht verbiegen, sondern ich kann meine eigene Philosophie und Erfahrung einbringen. das "Schema F" so wie damals gibt es nicht mehr. Es wird sehr flexibel auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten des Pferdes und der Menschen eingegangen und so gibt es sehr viele alternative Lernvorschläge. Aber Parelli hat es durch seine damaligen Aktivitäten eben leider geschafft, sich einen eher negativen Ruf zu erarbeiten der jetzt nur sehr schwer wieder gerade zu biegen ist (siehe Finchen ;)) Und wer nicht dran geblieben ist, der hat sich leider vielleicht nicht mit weiterentwickelt. Dieses beispiel sehe ich sehr häufig ...

Was die Exklusivität und die kosten angeht, da muss man sicher abstriche machen. Das Geld für den Savvyclub oder parelliconnect zahlt man nicht, um dazuzugehören, sondern um Lehrmaterialien zu bekommen. Lehrmaterialien sind nun mal kostenpflichtig, genauso wie mich auch niemand umsonst unterrichtet. Wir sind nun einmal in einem digitalen Zeitalter, wo Medien auch online kostenpflichtig sind, wenn qualitativ gut. DVDs kosten deutlich mehr Geld. Für knapp 80 Euro pro Jahr bzw. 8 Euro im Monat bekommt man z. B. eine digitale Mitgliedschaft. Dabei sind die kompletten Medien für das Level 1, 8 Mal im Jahr eine neue DVD (bzw. diese dann online), Magazin, 25% Rabatt und und und. Das soll ausdrücklich keine Werbung machen, sondern ich möchte damit einfach verdeutlichen, dass man für sein Geld auch etwas geboten bekommt. Ich finde den Preis durchaus günstig, wenn man mit solchen Medien arbeiten kann. Auch die Preise für die Kurse etc. finde ich durchaus ok. Dass allerdings dieses Event z. B. von Linda neulich ein absoluter Fantasiepreis ist, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Das hat ein wenig was von Liebhaberpreise. Es hat nichts mit dem objektiven Wert der Leistung zutun, ein Oldtimer bringt auch nicht viel Leistung und kann ein Vermögen kosten ...

Eure Beispiele, die genannt wurden als "Kontra-Punkte", sehe ich ganz genauso und schließe mich an. Aber das empfinde ich weniger als ein "Parelli Problem", als ein ganz allgemeines Problem der Menschen. Es ist immer so gut wie das, was Mensch draus macht! Diese schlechten Beispiele treffe ich auch in der schule der Légèreté an oder in der klassischen Reitkunst oder im "FN Reiten", oder oder oder ...

Kommunikation entspricht in den weitesten Teilen konditionierung. Denn Konditionierung heißt nichts anderes als Lernen. Und wenn das Pferd die Verhaltensweisen aus der Herde bereits kennt, so muss es dennoch durch Konditionierung erstmal lernen, wie es uns zu verstehen hat - in jeder Reitweise.


@Jen
ich habe auch den Eindruck, dass du zwar leider viele schlechte Beispiele gesehen hast, was schade ist, aber durchaus eine objektive Meinung bildest ;) Menschen sind eben verschieden und jeder empfindet Dinge nun einmal anders. Allerdings stelle ich fest, dass auch du die Formen der operanten Konditionierung wie viele andere _meiner Meinung nach_ nicht ganz richtig definierst und das ist ein ganz großes Problem im Umgang mit Natural Horsemanship.
Jen hat geschrieben:
1) der positive Verstärker (=Belohnung, zb. Futter)
2) der negative Verstärker (=eine Bestrafung bleibt aus, zb. Druck wird weggenommen)
3) die Bestrafung durch eine unangenehme Konsequenz (zb. Schlag)
4) die Bestrafung durch entziehung angenehmer Konsequenzen (zb. Aufmerksamkeit entziehen, Liebesentzug)

Parelli arbeitet genauso mit der Operanten Konditionierung, wie alles andere. Der einzige Unterschied zwischen den unterschiedlichen Methoden sind die Arten und Häufigkeiten der Verstärker, die benutzt werden.

Konditionierung hat oft einen negativen Beigeschmack, weil viele nicht so recht wissen, was es ist. Es ist schlicht eine Beschreibung, wie man lernt. Völlig ohne Wertung. Wir alle kommen an der Konditionierung nicht vorbei. Ob wir wollen oder nicht, ist egal. Es passiert trotzdem. Besser ist, man versteht's, dann kann man es auch geschickter anwenden. ;)
In der Tat arbeitet Parelli deutlich mehr mit negativer Verstärkung als mit positiver. Ich finde allerdings in deiner Beschreibung die negative Verstärkung schon ein wenig sehr pragmatisch beschrieben ;) Mit Strafe sollte Verstärkung natürlich nichts zutun haben, denn Strafe ist etwas, was ein Verhalten nicht positiv beeinflussen kann. Sie dient nur dazu ein Verhalten für den Moment abzuschalten, gibt dem Pferd aber keine Information dazu, wie es sich stattdessen verhalten soll. Ich gestehe durchaus zu, dass es von einigen Leuten als Strafe empfunden wird, wenn man den Druck steigert, aber das ist sinngemäss und lerntheoretisch eben nicht richtig, weil, wie gesagt, Strafe nicht dazu führen kann, das ein Verhalten wiederholt gezeigt wird. Denn Verstärkung führt immer dazu, das die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten erneut gezeigt wird, steigt, während Strafe dazu dienen soll, das die Auftrittswahrscheinlichkeit des Verhaltens sinkt. Die negative Verstärkung ist im Prinzip das Gegenstück zur positiven Bestärkung, etwas, was das Pferd zu vermeiden versucht. Bei der negativen Verstärkung kann ein Verhalten, was grade geschieht, positiv beeinflusst werden. Ein aversiver (negativer) Reiz verschwindet, sobald das Verhalten positiv verändert wurde. Man kann einem Pferd das Kopfsenken beibringen, indem man wartet, bis es freiwillig den Kopf senkt und das dann verstärkt, oder man „drückt“ solange im Genick nach unten, bis das Pferd den Kopf senkt, um dem Druck zu entgehen. Sobald es den Kopf senkt, verschwindet der aversive Reiz, also der Druck im Genick, und bestärkt das Pferd so. Es hat gelernt, dass es besser ist, den Kopf zu senken um so dem Druck zu entgehen. Zwar wird das Pferd mit einer negativen Verstärkung ebenfalls lernen, das Verhalten schneller und zuverlässiger zu ändern, die eigentliche Motivation, das Verhalten gerne zu ändern, der Anreiz, dass es sich lohnt, ist jedoch im Gegensatz zur positiven in geringerem Maße vorhanden, aber eben nicht ganz verschwunden.

Nun wird in der Tat auch bei Parelli mit Futterlob und Stimmlob und Handlob gearbeitet. Meiner Erfahrung nach erhöht das durchaus die Motivation des Pferdes, nach einer negativen Bestärkung nicht nur durch das abstellen des unangenehmen Reizes zu belohnen, sondern auch zu füttern bzw. anderweitig zu loben. Allerdings macht dies aus einer negativen Bestärkung noch lange keine positive. Denn bei einer positiven Bestärkung müsste man grundsätzlich davon ausgehen, dass das Verhalten des PFerdes ohne unserer zutun und dem Auftreten von Druck zustande kommt - wer kann das schon sagen? Wer definiert, ab wieviel Gramm wir von Druck ausgehen? Selbst wenn irgendwann mal mehr Druck dazu geführt hat, dass das Pferd sein verhalten ändert, wäre die Vorstufe von Druck schon eine negative Verstärkung. Und genau das beobachte ich auch bei vielen anderen Pferdemenschen. Sie definieren positive Bestärkung darüber, ob man das Pferd zusätzlich belohnt durch Futter, Hand oder Stimme. Aber das allein macht noch keine positive Bestärkung. Sondern die Form der Bestärkung hat lediglich etwas damit zutun ob das Pferd eigeninitiativ etwas zeigt und ich das dann bestärke oder ob ich mich einbringe, in dem ich dem Pferd eine Aufgabe stelle. Denn wenn ich mich einbringe und eine "Forderung" stelle, dann ist in den meisten Fälle doch grundsätzlich auch mit einer Vorstufe von Druck oder negativem Reiz verbunden. Wenn ich z. B. möchte, das das Pferd eine Hinterhandwendung macht und ich zeige auf die Vorhand, dann würde ich in den meisten Fällen doch eingreifen, wenn keine Reaktion des Pferdes folgt. Das wäre dann ebenfalls schon eine negative Verstärkung. Hinzugehen und dem Pferd zu sagen "schau, ich zeig dir wie du dich bewegen musst. kannst du das Bein hier bewegen? Ja, genau so!" und auch wenn ich dafür wirklich nur andeuten muss, wäre es eine negative Verstärkung, weil ich mich einbringe. Es ist eben nicht immer alles schwarz-weiß zu sehen sondern kommt immer auf den Ausführenden an, was man daraus macht. Ich höre immer wieder "ich arbeite nur mit positiver und nicht mit negativer Verstärkung". In der Praxis ist das doch für die meisten Leute gar nicht so umsetzbar. Das hören sie dann nie gerne, aber das ist einfach Fakt. Und negative Verstärkung heißt eben nicht zwangsweise auch negativ für das Pferd, es ist eine neutrale Sache und der Umgang mit ihr ist maßgeblich für die Motivation und den Lernerfolg. Die Menge macht das Gift!


Man darf nie vergessen, genug positive Akzente für das Pferd zu setzen, es muss ausgewogen sein, das macht es für das Pferd spannender. Ich habe im Parellilager sehr häufig mitbekommen, dass immer wieder darauf geachtet wird, dass das Pferd seine natürliche Neugierde behält, gerne mitarbeitet und durchaus auch selbstinitivative zeigen darf. Wer erwartet. dass das Pferd keinerlei eigenitivative mehr zeigt und sein Pferd in die "erlernte Hilflosigkeit" treibt, weil er jede Frag des Pferdes abweist, der hat es nicht verstanden - weder bei Parelli, noch bei anderen Methoden.

Hier wurde außerdem noch gesagt, dass Parelli als Monolog mit dem Pferd, nicht als Dialog geführt wird. Das kann ich nicht bestätigen. Denn das Pferd hat immer die Chance, zu reagieren, genauso wie ich auch. Ein Dialog ist ein Austausch von informationen zwischen zwei Parteien. Dabei hat mein Pferd immer doch auch die Möglichkeit, die Frage falsch zu beantworten oder einen anderen Vorschlag zu machen. Letztlich kann ich dann sagen "ok, find ich auch nett" oder "jap, versteh dass du dazu jetzt keine lust hast, aber hey, lass uns das noch schnell erledigen und dann machen wir etwas anderes". Es steht doch niemals geschrieb, dass man sein Pferd bei der falschen Reaktion gleich anschreien soll a la "Hey, hast du nicht gehört, du sofort was ich sage, oder es setzt was. und wenn das jetzt ncht klappt, dann machen wir das so lange, bis das klappt". Pat hat mal gesagt "Wenn dein Pferd nein sagt, hast du entweder die Frage falsch gestellt oder die falsche Frage gestellt". Das finde ich auch immer wieder treffend und animiert zur Selbstreflektion.

Sehr schön sind hier auch die Beiträge von Skywalker, denn sie sind sehr treffend. Ein guter Horseman hinterfragt, warum etwas nicht funktioniert und auch das ist Teil der Parelli-Lehre. Kein lehrer sagt - sanktioniere sofort, wenn dein Pferd nicht richtig antwortet. Aber man muss sich eben mit dem System auseinandersetzen und da bietet Parelli soviele Möglichkeiten zur Selbstschulung. Wer sich nur oberflächlich damit beschäftigt wird auch keine guten Ergebnisse erzielen. Möglicherweise funktioniert es trotzdem, aber das macht die Ergebnisse eben nicht besser (siehe oben).

Leider muss ich jetzt los und das Lesen auf Seite 5 des Threads unterbrechen. Aber ich schicke meinen Post mal trotzdem ab ;)

LG Sady
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

In meinem alten Stall war der Besi ja Parellitrainer und auch Berni Zambali war ab und an da, um Kurse zu geben. Was ich von diesen beiden Horsemännern gesehen habe fand ich sehr ansprechend, der Stallbesi ist selbst sogar eher klassisch angehaucht geritten (mit seinem Hafi auch alle Seitengänge, Piaffe, Galoppwechsel).
Die Umsetzung der anderen aus dem Stall war gemischt, aber größtenteils ganz okay. Meine damalige RB hat sich dafür interessiert und deshalb auch mal eienen Bodenarbeitskurs mit Junito gemacht, was den beiden sehr gut tat. Allerdings habe ihr das Kreiseln untersagt, wegen Spat und Arthrose (dies stößt mich auch bei anderen eher ab, ohne Aufwärmen wird recht schnell zum engem Kreiseln im Trab übergegangen).

Ich denke Parelli kann eine schöne Ergänzung sein, um besser mit dem Pferd klarzukommen (vor allem am Boden), ist für mich aber keine Reitweise (ich habe manchmal das Gefühl, dass dies einige Leute so missverstehen und dann "harmonisch" mit einem ungymnastiziertem Pferd durch die Gegend zu hoppeln), sondern vor Allem für den Menschen da, damit das Pferd diesen besser versteht ;-). Aber die Theorie sollte eher in den alltäglichen Umgang mit einfließen, anstatt 1 Stunde "Parellitrainig" zu machen...
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Sady hat geschrieben:Ich kenne Trainer, die würde ich nicht mal in die Nähe meines Pferdes lassen. Aber ich kenne auch Trainer, die tun uns beiden einfach gut und inspirieren.
Unterdessen habe ich den Gratismonat bei Parelliconnect genutzt, um mir viele Videos mit dem Super-Alpha-Männchen himself anzusehen, und bin dabei zu dem Schluss gekommen, dass er für mich in die Kategorie derjenigen Trainer gehört, denen ich niemals mein Pferd anvertrauen würde.

Ich fand das, was ich sah und las, weder theoretisch noch praktisch überzeugend.
Besonders schlimm fand ich die Vorführungen mit bisher nicht parellisierten Pferden, die er teilweise eine Ewigkeit auf dem Platz rumscheuchte, das Führseil rumschlenkerte, bis es dem Pferd den Karabinerhaken an den Unterkiefer knallte, oder mit dem Stick so neben dem Kopf des Pferdes rumfuchtelte, dass es auch mal einen Schlag abkriegte (pardon, “es wurde nicht geschlagen, es ist nicht rechtzeitig ausgewichen”). Die Pferde wirkten auf mich gestresst und verwirrt, was teilweise wohl auch an der didaktisch zweifelhaften Idee lag, mit den Pferden ein Kalt-Heiss-Spiel zu spielen, d.h. sie sollten selber rausfinden, was der Mensch von ihnen will, z.B. auf ein Podest zu steigen.
Es erschliesst sich mir auch nicht, warum jemand, der “die Welt zu einem besseren Ort für Pferde machen will”, ein gerade mal zweijähriges Pferd anreiten muss.

Zweifellos lassen sich mit dieser Methode brave, gehorsame, unterwürfige Pferde ausbilden, aber meiner Ansicht nach hat das nicht damit zu tun, dass die Pferde den Menschen als Führer anerkennen, sondern dass sie lernen, nur gerade das zu tun, was von ihnen verlangt wird, Dienst nach Vorschrift sozusagen. Wer Wert auf ein solcherart funktionierendes Pferd legt, Bitte sehr, mein Ding ist es nicht.

Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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Beitrag von gimlinchen »

das super alpha männchen ist wer?
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

gimlinchen hat geschrieben:das super alpha männchen ist wer?
Pat Parelli
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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Beitrag von alimat01 »

Gawan hat geschrieben:
Sady hat geschrieben:Ich kenne Trainer, die würde ich nicht mal in die Nähe meines Pferdes lassen. Aber ich kenne auch Trainer, die tun uns beiden einfach gut und inspirieren.
Unterdessen habe ich den Gratismonat bei Parelliconnect genutzt, um mir viele Videos mit dem Super-Alpha-Männchen himself anzusehen, und bin dabei zu dem Schluss gekommen, dass er für mich in die Kategorie derjenigen Trainer gehört, denen ich niemals mein Pferd anvertrauen würde.

Ich fand das, was ich sah und las, weder theoretisch noch praktisch überzeugend.
Besonders schlimm fand ich die Vorführungen mit bisher nicht parellisierten Pferden, die er teilweise eine Ewigkeit auf dem Platz rumscheuchte, das Führseil rumschlenkerte, bis es dem Pferd den Karabinerhaken an den Unterkiefer knallte, oder mit dem Stick so neben dem Kopf des Pferdes rumfuchtelte, dass es auch mal einen Schlag abkriegte (pardon, “es wurde nicht geschlagen, es ist nicht rechtzeitig ausgewichen”). Die Pferde wirkten auf mich gestresst und verwirrt, was teilweise wohl auch an der didaktisch zweifelhaften Idee lag, mit den Pferden ein Kalt-Heiss-Spiel zu spielen, d.h. sie sollten selber rausfinden, was der Mensch von ihnen will, z.B. auf ein Podest zu steigen.
Es erschliesst sich mir auch nicht, warum jemand, der “die Welt zu einem besseren Ort für Pferde machen will”, ein gerade mal zweijähriges Pferd anreiten muss.

Zweifellos lassen sich mit dieser Methode brave, gehorsame, unterwürfige Pferde ausbilden, aber meiner Ansicht nach hat das nicht damit zu tun, dass die Pferde den Menschen als Führer anerkennen, sondern dass sie lernen, nur gerade das zu tun, was von ihnen verlangt wird, Dienst nach Vorschrift sozusagen. Wer Wert auf ein solcherart funktionierendes Pferd legt, Bitte sehr, mein Ding ist es nicht.

Tanja Xezal

Ich führe Gespräche dieser Art ja häufiger und irgendwie bin ich es leid - aber ich habe trotzdem das Bedürfnis es nun nochmal zu sagen:

Aber erstmal muss ich Dir Respekt zollen: Wenigstens jemand, der es sich angeguckt hat!!

Ich verstehe die Kritik - und teile sie sogar.
Parelli so ausgeführt, wie hier offensichtlich erlebt und beschrieben - nein, das will ich auch nicht. Aber wenn es so viele gibt, die gute Erfahrungen gemacht haben: Könnte dann vielleicht nicht auch was drinstecken, was gut sein könnte? Warum sind nur Parelli-Fans oft so verbohrt - und die Gegner oft genauso? Ich habe einmal nur auf eine "Methode" vertraut - und damit übelst auf die Nase gefallen. Seither lass ich das schön bleiben - was manchmal recht anstrengend ist. Es wäre einfacher zu sagen: Das stimmt - fertig.
Es kommt halt auch drauf an, von wem man es lernt - und - wie hier schon mehrfach geschrieben - was man SELBST DRAUS MACHT!

ICH habe gelernt - und das bei Parelli! - , dass mein Pferd Problemlöser werden soll - dass es mitdenken soll, nicht funktionieren. Das hat seine Grenzen - ja, manche Dinge müssen "funktionieren" - ich kann schlecht akzeptieren, dass mein Pferd das Problem Hunger so löst, dass es mich dafür über den Haufen rennt.....
Aber diese Arbeit hat sich auf vielen Ausritten bewährt: er hat gelernt, die fremden Dinge nicht mehr hektisch hiner sich zu bringen,sondern anzuschauen und in Ruhe - selbst - zu lösen.

Das war für MICH Parelli (geht sicher auch ohne oder anders- klar) - Woher kommen nur die vielen unterschiedlichen Erfahrungen? Sind es die Trainer/Instruktoren und das, was sie weitergeben? Sind es wir, die wir ja immer selektiv sehen? Oder woher rührt das?

Aber ich glaube, diese Fragen übersteigen die Ausgangsfrage des Threads, oder?

Gut, jeder muss selbst seinen Weg finden - und kann das bei der Vielzahl der Methoden glücklicherweise auch. Ich wollte nur mein Bedauern äußern, dass sich beide Seiten (teilweise) so stur zeigen (Ausnahmen sind natürlich immer vorhanden - will niemanden auf den Schlips treten) - Befürworter kaum Kritik akzeptieren und Gegner keinen positiven Beitrag. Kann man nicht auch Stellung beziehen und trotzdem halbwegs offen sein?
Zeigt man - wie weiter vorne z.B. - ein Video heißt es: nun DAS ist ja nicht Parelli - hä?

Vielleicht liege ich aber auch einfach falsch und bin gedanklich nicht in einem - Was haltet ihr davon? - sondern "Vor- und Nachteile- Thread"?

Grüße,
Nina
skywalker

Beitrag von skywalker »

alimat01 hat geschrieben:Woher kommen nur die vielen unterschiedlichen Erfahrungen? Sind es die Trainer/Instruktoren und das, was sie weitergeben?
Ich habe gerade meinen 5. Instruktor kennengelernt und würde deshalb deine Frage bejahen: Es sind die Instruktoren, meiner Meinung nach, die so unterschiedliche Ergebnisse hervorrufen.

Im Mai hatte ich einen Kurs mit Instruktor, ... zu dem werde ich sicher nicht mehr gehen. Viel Druck, nur am Pferd herumkorrigiert, kaum Lob, sehr demotivierend für mich selbst, .... hier stand tatsächlich das "Funktionieren" im Vordergrund.
2 Monate später ein Kurs mit anderem Instruktor - kaum Druck, dafür viel positive Verstärkung (fast schon Richtung Clickerei - soviel zu "das gibts bei Parelli ja nicht"), massenhaft Leckerlis, ...

Wenn ich es nicht wüsste, würde ich wohl nie auf die Idee kommen, dass beide nach dem selben System arbeiten und Ausbilder des gleichen Systems sind (völlig offiziell lizensierte und ausgiebig be-sternte Instruktoren)! Das war wie Tag und Nacht und hat mir nochmal bestätigt, dass das Parelli-Programm (so wie ich ziemlich zu Anfang beschrieben hatte, was nur irgendwie nie wer glauben will) sowas von dehnbar ist und interpretierbar in alle Richtungen, sodass man glaub ich wirklich sagen kann: wenn jemand einen funktionierenden Roboter an der Seite hat (oder aus anderem Blickwinkel: ein verlässliches, gehorsames Pferd) und sagt, das ist Parelli-Methode - so ist das dessen Parelli-Weg, und das Pferd das Ergebnis, das er wollte. Wenn jemand einen motivierten, neugieriegen, mitdenkenden Partner hat (aus anderem Blickwinkel: freches, ungehorsames Nein-Sager-Pferd), und sagt dies ist das Ergebnis der Parelli-Methode, dann stimmt das auch, und es ist das Ergebnis, das er wiederum wollte - er hat im Parelli-Weg halt andere Abzweigungen genommen.

So seh ich das mittlerweile, und langsam versteh ich, warum ich manchmal das Gefühl habe, dass - wenn Leute von parelli reden - sie etwas gänzlich anderes beschreiben als es für mich ist - es ist denk ich tatsächlich derart dehnbar und interpretierbar...
Vielleicht doch zu vergleichen mit einer Sprache (im übertragenen Sinne jetzt) - man kann in ein und derselben Sprache einen furchtbar langweiligen Roman schreiben, oder ein wunderschönes rührendes Gedicht, oder eine Schimpftirade loslassen, oder einen spannenden Krimi - es bleibt die gleiche Sprache, wird nur unterschiedlich angewendet, indem man bestimmte Facetten hervorhebt und manche weglässt.

Jedenfalls war dieses Aufeinanderprallen innerhalb kurzer Zeit der ziemlich gegensätzlcihen Interpretationen zweier "hochrangiger" Instruktoren für mich ziemlich augenöffnend.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich wollte nur mein Bedauern äußern, dass sich beide Seiten (teilweise) so stur zeigen
DAS ist nicht nur ein Phänomen in Bezug auf Parelli sondern zieht sich durch viele Bereiche der Reiterei.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Nicole
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Beitrag von Nicole »

Josatianma hat geschrieben:
Ich wollte nur mein Bedauern äußern, dass sich beide Seiten (teilweise) so stur zeigen
DAS ist nicht nur ein Phänomen in Bezug auf Parelli sondern zieht sich durch viele Bereiche der Reiterei.
Das ist mir in den letzten Tagen auch so extrem aufgefallen und das in wirklich verschiedenen Richtungen.
Dieser Dogmatismus unter den Reitern geht mir persönlich mittlerweile so auf den Senkel. Ich frage mich warum das so ist. Warum kann man andere nicht leben lassen?

@Alimath01 und Skywalker:
*Daumenhoch*
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