Rückenaufwölbung - warum?
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- Finchen
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gimlinchen hat geschrieben:Joke?
in dem Zusammenhang war das tatsächlich ein fataler Schreibfehler, ein Joke ist es mindestens für die Pferde nämlich meist so gar nicht.....
@Paula:
ich bin sicher es war nicht die Frage, ob dein Post ernst gemeint war - sondern ein Hinweis auf den Schreibfehler, die Trabschleicherei ist Jog.
Moins, yep, das meinte ich in etwa.Paula hat geschrieben:cubano, besagte Pferde haben Elastikgurte und werden nicht fest gegurtet...
Aber es stimmt es sitzen Reiter drauf die ihre Pferde pisacken...
Nicht bösartig, aber da wird der Sperriemen zugeknallt und rückwärts gezogen und mit den Bei nen geklemmt, auf das Pferd die Rübe runter nimmt.
Die Schwierigkeit bei solchen Pferden ist meinen Augen übrigens die, dass man sie reiten muss, DAMIT sie sehen, dass sie keinen Grund haben, sich zu verspannen. Am Anfang ist das ein echter Teufelskreis (ich hab für Satteln und Trensen bei Cubano anfänglich anderthalb Stunden und die stoische Gelassenheit eines Zen-Buddhisten gebraucht), den muss man aber in aller Ruhe unterbrechen. Das heißt, in solchen Fällen MUSS man auch mal über Verspannungen hinwegsehen, damit man irgendwann an den Punkt kommt, an dem es beim Pferd klick macht. Der Schimmel schnaubt übrigens heute, als Zeichen seiner inneren Losgelassenheit, normalerweise schon nach ein paar Schrittrunden ab. Vorher fange ich bis heute mit dem nicht mal den Trab an…
Spannenderweise bleiben auch solch positiven Erkenntnisse beim Pferd lange haften: Der Schimmel hat ja Monate gebraucht, um hier im neuen Land, im neuen Stall und mit Stutengesellschaft halbwegs relaxt umgehen zu können. Reiten war anfänglich eine Katastrophe an Unterhals und Taktfehlern Aber auch da habe ich mein altes Rezept rausgekramt: einfach nett und freundlich weiterreiten. Scheint wieder mal zu funktionieren.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
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Es gibt Pferde, die sind komplett durchlektioniert - die führen die Lektionen aus, egal, wie sehr jemand darauf herumhampelt (manchmal staune ich, dass die braven Gäule es trotzdem noch machen!). Meistens sind diese Pferde (die für den Laien weit ausgebildet erscheinen) jedoch nicht gut über den Rücken und stellen den Kopf und Hals fest.
Geht man wirklich ernsthaft an das Problem heran, kann sich der Anblick des Pferd-Reiter-Paars zunächst massiv verschlechtern und Lektionenreiterei ist zunächst nicht möglich. Dennoch ist dieser Weg gut und richtig, denn wenn das Pferd wieder den Rücken aufmacht und die Anlehnung wirklich aus einer Kommunikation zwischen Hand und Maul besteht, dann werden nach dieser Korrektur die bereits erlernten Lektionen viel ausdrucksvoller und schöner (weil wirklich korrekt durchgeführt).
Nicht jeder Reiter ist jedoch bereit, diesen steinigen Weg zu gehen ...
Filmchen: guckt Euch den Klimke an, oder auch seine Tochter. Da schwingt es mit angehobenem Widerrist.
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber die Reining-Pferde greifen doch am Schwerpunkt vorbei (also darüber hinaus - treten also "zu weit unter"). Wenn diese Beobachtung richtig ist, ist doch völlig klar, dass da weder ein lockerer Rücken noch ein angehobener Widerrist möglich ist.
Geht man wirklich ernsthaft an das Problem heran, kann sich der Anblick des Pferd-Reiter-Paars zunächst massiv verschlechtern und Lektionenreiterei ist zunächst nicht möglich. Dennoch ist dieser Weg gut und richtig, denn wenn das Pferd wieder den Rücken aufmacht und die Anlehnung wirklich aus einer Kommunikation zwischen Hand und Maul besteht, dann werden nach dieser Korrektur die bereits erlernten Lektionen viel ausdrucksvoller und schöner (weil wirklich korrekt durchgeführt).
Nicht jeder Reiter ist jedoch bereit, diesen steinigen Weg zu gehen ...
Filmchen: guckt Euch den Klimke an, oder auch seine Tochter. Da schwingt es mit angehobenem Widerrist.
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber die Reining-Pferde greifen doch am Schwerpunkt vorbei (also darüber hinaus - treten also "zu weit unter"). Wenn diese Beobachtung richtig ist, ist doch völlig klar, dass da weder ein lockerer Rücken noch ein angehobener Widerrist möglich ist.
- Finchen
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Hm, irgendwie reden wir hier aneinander vorbei... das stimmt ja alles, bzw zeitweise, in den Lektionen ist das so, sonst eher weniger Untertreten... aber drum meinte ich es ja als nur höflich gemeinte "Korrektur" der Aussage, dass "hinten drunter" reicht.Max1404 hat geschrieben: Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber die Reining-Pferde greifen doch am Schwerpunkt vorbei (also darüber hinaus - treten also "zu weit unter"). Wenn diese Beobachtung richtig ist, ist doch völlig klar, dass da weder ein lockerer Rücken noch ein angehobener Widerrist möglich ist.
Also, denke wir sind uns einig... vielleicht wenn wir sagen "hinten drunter" ist AUCH wichtig, mit den entscheidenden Faktoren zusammen dann eine gute und erforderliche Basis!?
Danke cubano, deine Erfahrungen bestätigen mich in meiner Arbeit , mein Pferd hat auch Gurtenzwang und legt das selben Verhalten an den Tag. Wie sich auf ihn Losgelassenheit anfühlt kann ich leider noch nicht beurteilen;) Mein Pensionist hat es mir allerdings immer wieder mal erfühlen lassen und ich wage zu behaupten wenn es mal da ist erkennt man den Unterschied sofort.
Annie, das ist eine eklig-langwierige Geschichte. Aber freundlich sein, dranbleiben, hilft. Und meiner war nun echt verhunzt, der hatte außer dem Gurtzwang noch so einige andere unschöne Dinge – durchgehen zum Beispiel konnte er ganz klasse. Heute weiß er, dass es keinen Grund mehr dafür gibt, weil ich zwar konsequent seine Mitarbeit einfordere, ihm aber nix tue, wenn er was nicht versteht oder körperlich nicht leisten kann. Es ist bloß bisweilen schwierig mit der Konsequenz, weil man ja dem Pferd vermitteln will, das ihm nix passiert. Das lernt es aber nur dadurch, dass man halt reitet…
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Finchen, jetzt bringst Du mich zum grübeln
Zum Western, also ich möchte es jetzt mal verstehen: in den Lektionen greifen sie zu weit am Schwerpunkt vorbei "Bananenhaltung"/ Karpfenrücken/ aufgewölbter Rücken - sehr statisch, in Extremausprägung im Sliding Stop), und sonst erreichen sie ihn nicht und fallen komplett auseinander und latschen auf der VH? Meinst Du das? Das ist nämlich das, was ich in den sehr wenigen Reinings, die ich jemals gesehen habe, bemerkt habe. Ich frage deshalb, weil ich hoffe, dass die wenigen Ritte, die ich gesehen habe, nicht repräsentativ für die Szene sind.
Das wäre dann ein Unterschied zur "Klassik", wo man sich bemüht, das Pferd im gesamten Verlauf der Reiteinheit in Richtung Schwerpunkt treten zu lassen. Der Rahmen verändert sich, je nachdem, ob ich eine Verstärkung reite oder versammelt. Und natürlich auch, wenn ich die Zügel aus der Hand kauen lasse und die Dehnung nach v/a fordere. Idealerweise ändert sich bei der Dehnungshaltung weder die Aktivität der Hinterhand noch das Maß, in dem das Pferd untertritt.
Irgendwann in meinem Leben habe ich mal einen Film gesehen, in dem eine Reiterin ihr Pferd im Trab von Versammlung über Arbeitstrab und Mitteltrab zum starken Trab geritten hat (oder war es umgekehrt?) und die Veränderung des Rahmens und der Trittlänge dabei sehr schön zu erkennen war. Die Flüssigkeit dieser Übergänge hat mich damals beeindruckt.
Zum Western, also ich möchte es jetzt mal verstehen: in den Lektionen greifen sie zu weit am Schwerpunkt vorbei "Bananenhaltung"/ Karpfenrücken/ aufgewölbter Rücken - sehr statisch, in Extremausprägung im Sliding Stop), und sonst erreichen sie ihn nicht und fallen komplett auseinander und latschen auf der VH? Meinst Du das? Das ist nämlich das, was ich in den sehr wenigen Reinings, die ich jemals gesehen habe, bemerkt habe. Ich frage deshalb, weil ich hoffe, dass die wenigen Ritte, die ich gesehen habe, nicht repräsentativ für die Szene sind.
Das wäre dann ein Unterschied zur "Klassik", wo man sich bemüht, das Pferd im gesamten Verlauf der Reiteinheit in Richtung Schwerpunkt treten zu lassen. Der Rahmen verändert sich, je nachdem, ob ich eine Verstärkung reite oder versammelt. Und natürlich auch, wenn ich die Zügel aus der Hand kauen lasse und die Dehnung nach v/a fordere. Idealerweise ändert sich bei der Dehnungshaltung weder die Aktivität der Hinterhand noch das Maß, in dem das Pferd untertritt.
Irgendwann in meinem Leben habe ich mal einen Film gesehen, in dem eine Reiterin ihr Pferd im Trab von Versammlung über Arbeitstrab und Mitteltrab zum starken Trab geritten hat (oder war es umgekehrt?) und die Veränderung des Rahmens und der Trittlänge dabei sehr schön zu erkennen war. Die Flüssigkeit dieser Übergänge hat mich damals beeindruckt.
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@Max und gimlinchen:
alles richtig zur Reining etc... aber das meinte ich doch, dass das beschriebene "hinten drunter" alleine mal noch gar nix bewirkt, denn die SIND teilweise hinten drunter, aber der ganze vordere Teil paßt nicht dazu, zudem ist es wenn dann oft zu weit... alles richtig, bestätigt aber doch, dass eine pauschale Aussage "hinten drunter" das alleine eben noch nicht schafft, was das Ziel ist, ein lockerer Rücken. irgendwie habe ich momentan ein Talent es nicht ausdrücken zu können, was ich meine. Mir ging es gar nicht drum wie wann weshalb ein Reiner sein Pferd mit der Hinterhand untertreten läßt, sondern nur drum zu sagen Hinterhand tritt unter reicht alleine eben noch nicht aus für den Rücken, den wir meinen/wollen.
alles richtig zur Reining etc... aber das meinte ich doch, dass das beschriebene "hinten drunter" alleine mal noch gar nix bewirkt, denn die SIND teilweise hinten drunter, aber der ganze vordere Teil paßt nicht dazu, zudem ist es wenn dann oft zu weit... alles richtig, bestätigt aber doch, dass eine pauschale Aussage "hinten drunter" das alleine eben noch nicht schafft, was das Ziel ist, ein lockerer Rücken. irgendwie habe ich momentan ein Talent es nicht ausdrücken zu können, was ich meine. Mir ging es gar nicht drum wie wann weshalb ein Reiner sein Pferd mit der Hinterhand untertreten läßt, sondern nur drum zu sagen Hinterhand tritt unter reicht alleine eben noch nicht aus für den Rücken, den wir meinen/wollen.
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das Rücken aufwölben ist schlicht eine anatomische Notwendigkeit, wenn man Biegung, Durchlässigkeit, Schwung usw haben möchte.
Die Rückenwirbel haben insgesamt bis zu 10 Gelenkflächen pro Wirbel. im oberen Bereich sind sie über die sogenannten "Facettengelenke" miteinander verbunden. Jeder einzelne Wirbel ist über mannigfaltige Kleinstmuskelsfasern kreuz, quer, oben, unten und mit den Rippen verbunden und verspannt.
Damit das Pferd eine Rotation in der Wirbelsäule hinbekommen kann, muss es die Facettengelenke öffnen, also den Rücken nach oben wölben. Das muss die Bauchmuskulatur und die Brustmuskulatur übernehmen für den vorderen Teil (Brustwirbelsäule) - Widerrist heben.
für den hinteren Teil übernimmt das die Bauchmuskulatur und die Muskelkette der Hinterhandstrecker, die über den Glutaeusmuskel, der in den langen Rückenmuskel ansetzt, den langen Rückenmuskel von hinten in der Bewegung anhebt und spannt.
Kommt das Abschieben des Hinterbeins mit dem Anheben zusammen, hebt sich der hintere Rücken, es entsteht "Schwung".
Erreichen kann man das durch ganz simples Arbeitstempo und große gebogene Linien.
Seitengänge funktionieren nur mit aktiver Bauchmuskulatur und geöffneten Facettengelenken, denn nur dann kann die Wirbelsäule rotieren, so dass das Hinterbein unter den Schwerpunkt tritt und sich wiederum in Folge davon der Rücken hebt.
Hoffe das macht irgendwas klarer.
Die Rückenwirbel haben insgesamt bis zu 10 Gelenkflächen pro Wirbel. im oberen Bereich sind sie über die sogenannten "Facettengelenke" miteinander verbunden. Jeder einzelne Wirbel ist über mannigfaltige Kleinstmuskelsfasern kreuz, quer, oben, unten und mit den Rippen verbunden und verspannt.
Damit das Pferd eine Rotation in der Wirbelsäule hinbekommen kann, muss es die Facettengelenke öffnen, also den Rücken nach oben wölben. Das muss die Bauchmuskulatur und die Brustmuskulatur übernehmen für den vorderen Teil (Brustwirbelsäule) - Widerrist heben.
für den hinteren Teil übernimmt das die Bauchmuskulatur und die Muskelkette der Hinterhandstrecker, die über den Glutaeusmuskel, der in den langen Rückenmuskel ansetzt, den langen Rückenmuskel von hinten in der Bewegung anhebt und spannt.
Kommt das Abschieben des Hinterbeins mit dem Anheben zusammen, hebt sich der hintere Rücken, es entsteht "Schwung".
Erreichen kann man das durch ganz simples Arbeitstempo und große gebogene Linien.
Seitengänge funktionieren nur mit aktiver Bauchmuskulatur und geöffneten Facettengelenken, denn nur dann kann die Wirbelsäule rotieren, so dass das Hinterbein unter den Schwerpunkt tritt und sich wiederum in Folge davon der Rücken hebt.
Hoffe das macht irgendwas klarer.
Wenn die Richtung nicht stimmt, nützt auch Galoppieren nichts.
wenn der Galopp aber besonders schön ist, ist die Richtung auch egal.
wenn der Galopp aber besonders schön ist, ist die Richtung auch egal.
Ich finde den Begriff aufwölben nach wie vor irreführend.
Er verführt manche Reiter dazu zu denken, dass das Pferd nur den Kopf in den Sand stecken muss, um den Rücken aufzuwölben. Oder das Pferd zu rollen, weil es dann angeblich besser den Rücken aufwölbt. Das ist aber nicht so. Damit ein Pferd über den Rücken schwingt, muss man einfach nur richtig reiten. Sehr simpel, aber auch sehr schwer. Abkürzungen gibt es nicht.
Er verführt manche Reiter dazu zu denken, dass das Pferd nur den Kopf in den Sand stecken muss, um den Rücken aufzuwölben. Oder das Pferd zu rollen, weil es dann angeblich besser den Rücken aufwölbt. Das ist aber nicht so. Damit ein Pferd über den Rücken schwingt, muss man einfach nur richtig reiten. Sehr simpel, aber auch sehr schwer. Abkürzungen gibt es nicht.