Das glaube ich auch. Ich glaube, 90% ist Veranlagung und Glück. Vielleicht sogar noch mehr als 90%. Ich denke da an ein Pferd bei uns im Stall, das über 20 ist und läuft und läuft und läuft. Meistens heizt die Besitzerin durch´s Gelände. Aufwärmen? Ja klar, eine Runde Schritt in der Halle, dann wird angaloppiert. Geraderichten? Was ist das? Versammeln? Nie gehört.Das Umstellen auf die Weide geschieht in drei Tagen: heute vier Stunden, morgen acht, übermorgen den ganzen Tag. Hat das Pferd schon mal Kolik gehabt oder Rehe? Nööö!Rapunzel hat geschrieben:Das Problem ist doch, dass das alles sehr relativ ist.
Unser erstes Pferd war ein Reitpony mit 75 % Araberanteil. Hatte mal eine gute Grundausbildung genossen, doch dann kam es zu uns - eine Familie von 4 Reitanfängern. Damals war er 8. Wir sind dann allesamt sage und schreibe 22 Jahre (!!!) auf diesem Pferd herumgefallen, er musste alle Anfängerfehler ausbaden von Wanderritten mit nicht passenden Sätteln über falsches oder gar kein Training und, und, und. Der ist in den 22 Jahren bei uns nie sinnvoll gymnastiziert worden. Trotzdem war er bis zum 30. Lebensjahr kerngesund und voll reitbar und musste erst mit 32 wegen totaler Abnutzung der Zähne und ein paar anderen Altersgebrechen getötet werden. Er hatte einen fetten Unterhals, aber einen schnurgeraden Rücken und war tipptopp auf den Beinen. Länger hätte der doch auch mit bester Gymnastizierung nicht gehalten!
Ebenso die Trakehnerstute unseres Nachbarn, die Zeit ihres Lebens mit einem katastrophalen Sattel und halbjährlichen Beschlagsperioden, einem unerkannten Kieferbruch und anderen Lappalien gelebt hat und ebenfalls mit über 30 noch gut reitbar war. Die war so stocksteif, dass sie beim ersten Versuch des Longierens, als ich sie mal in seinem Urlaub betreut habe, stumpf umgefallen ist, weil sie bis dahin nur geradeaus ins Gelände gegangen war (das aber täglich).
Natürlich sind das Einzelfälle, aber gerade hier gibt es ja massenweise Leute, die sich sehr viele Gedanken um sinnvolle Ausbildung ihrer Pferde machen und trotzdem sind die Dinger ständig kaputt - nicht kaputtgeritten, sondern halt einfach durch Unfälle, Veranlagung oder Pech mit irgendwelchen Zipperlein belastet. Weil es eben auch viel Glückssache ist, wie lange ein Pferd gesund bleibt.
Aber das Pferd ist gesünder als manches andere Pferd, das ich kenne.
Ich bin mittlerweile zynisch geworden. Es gibt Pferde, die gehen vermutlich auch bei Philippe Karl nach kurzer Zeit kaputt und andere halten alles aus. Man steckt seine Hand in eine Lostrommel und zieht etwas heraus, wenn man ein Pferd kauft.