Pferd "kann" nicht galoppieren

Rund um die klassische Reitkunst

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Jamie
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Beitrag von Jamie »

Wie sieht es bei euch denn so mit Seitengängen aus?
Man kann es nicht pauschalisieren, aber ein guter Anhaltspukt zum Beginnen der Galopparbeit auf dem Platz ist, wenn das Pferd Schulterherein im Trab kann. Denn dann sind sie in der Regel ausbalanciert genug um damit kaum noch Probleme zu haben.
Bei uns war das ein guter Anhaltspunkt und es hat sich gelohnt so lange zu warten.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Unter Umständen muss man auch warten, bis das Wachstum abgeschlossen ist.

Meiner war jahrelang auch ein "Galopp-Analphabet", der sogar auf der Koppel lieber getrabt als galoppiert ist.
Sein Problem war, dass er die Hinterbeine nicht weit genug unter den Körper bringen wollte (ist ja anstrengend :wink: ) und er sich lang gemacht hat.
Wirklich am Galopp arbeiten kann ich erst, seit er 8 und ausgewachsen ist.
Viele Grüße
Sabine
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Ach das ist alles sehr interessant für mich!
Unsere 5jährige Lipizzanerin hat auch noch große Probleme mit dem Galoppieren: Beim Freilaufen lassen kommt sie ins Rasen, wenn ich Galopp fordere, deshalb lasse ich es da ganz. An der Longe probiere ich es ab und zu und lobe aber für den ersten Galoppsprung ganz doll und lasse sie gleich wieder in den Trab fallen, weil sie auch da sonst ins Rasen kommt. So ist das Angaloppieren an sich schon etwas besser geworden. Auch die Behandlung durch eine Ostheopatin hat eine Verbesserung gebracht: weniger Kreuzgalopp.

An Galopp auf dem Platz unterm Reiter denke ich noch gar nicht.

Stattdessen galoppieren wir im Gelände: Anfangs war es sehr schwer, sie da überhaupt in den Galopp zu kriegen, sogar wenn ein anderes Pferd mitgaloppierte. Zuerst ging es nur, wenn es sehr bergauf ging. Inzwischen klappt das schon ganz gut und sie galoppiert dann auch sehr schön.

Eure Beiträge bestätigen mich darin, mit dem Galoppieren auf dem Platz ruhig noch zu warten, bis sie noch besser ausbalanciert ist und durch entsprechende Gymnastizierung auch die Kraft hat, langsam genug zu galoppieren, um um die Kurven zu kommen.
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Riposada
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Beitrag von Riposada »

ich staune
Tess
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Beitrag von Tess »

Hö??
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unicorn
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Beitrag von unicorn »

Hallo, ihr sprecht ja über junge Pferde...
Das Wachstum bringt es manchmal mit sich, dass die Pferde körperlich sehr gehandicapt sind, was das Galloppvermögen angeht. Liest mal hier:
http://www.wege-zum-pferd.de/praxisblog ... ch-bringt/
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Riposada hat geschrieben:ich staune
Hallo, habe dieses Post gerade erst gesehen! Staunst du über die Galoppschwierigkeiten von Rosana? War das "zuhause" noch/schon besser?

Im Gelände galoppiert sie inzwischen übrigens richtig toll, springt leicht an und lässt sich gut regulieren.
An der Longe ist es noch nicht wesentlich besser geworden, habe aber auch nicht viel geübt, weil das Reiten soviel Spaß macht... :oops:

Nächste Woche kommt ein kompetenter Mensch zum gucken, den werde ich mal zum Thema Galopp befragen, wann er damit auf dem Platz bei ihr anfangen würde.
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Pferdialog.de
Gast

Beitrag von Gast »

Manche frühere Ausbilder haben Pferde erst galoppierne lassen, wenn die einige Jahre schon unter dem Sattel waren und die Piaffe gelernt haben. Extrem Ansatz, aber sicher nicht mal so falsch.

Denn das größte Problem für das Pferd im Galopp ist die Balance und die muss es genauso erst unter dem Reiter finden, wie es diese im Trab gefunden hat.
Wenn obendrein das Pferd auch noch im Wachstum ist, dann macht es die Sache ohne Reiter auch nochmal schwieriger.

Ich würde dem erstmal nicht soviel Beachtung schenken und vor allem im Trab arbeiten um hier die Balance weiter zu verbessern.

Im Übrigen: Das "rasen" im Galopp ist ein Beweis für die fehlende Balance, Pferde suchen dann über das Tempo die Balance. Dies sollte natürlich nicht das Ziel in der Ausbildung des Pferdes sein, auch nicht an der Longe.
Wenn man es also trainiert, dann sind viele Übergänge Trab/Galopp sinnvoll und sobald das Pferd anfängt im Galopp zu rennen, durchparieren in den Trab, neu angaloppieren. Balance muss trainiert werden, gezielt und in Ruhe.
Thomas Ritter
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Beitrag von Thomas Ritter »

Ein schlechter Galopp wird nicht dadurch besser, dass man das Pferd mit Gewalt zwingt zu galoppieren. Im Gegenteil. Ein unausbalanciertes Pferd kann dadurch Angst bekommen - und der Galopp wird immer schlimmer. Auch wenn es keine Angst bekommt, uebt ein unausbalancierter Galopp die falschen Muskeln und das falsche Koerpergefuehl.
Ganz allgemein verbessert man einen schlechten Galopp in der Regel nicht durch Galoppieren, sondern dadurch, dass man dem Pferd das dafuer noetige Gleichgewicht und die noetige Kraft in den richtigen Muskelgruppen gibt. Das geschieht in der Trabarbeit, vor allem durch Volten, Achten und Seitengaenge. Daher sagte man frueher: "Die Trabarbeit bildet den Galopp aus und bereitet den Schritt vor." Es gibt bestimmte Uebungen, die das Pferd in eine Haltung bringen, in der ihm der Galopp als logischer naechster Schritt erscheint, sodass es quasi seine eigene Idee ist, zu galoppieren.
Ich habe selbst auch schon einige Pferde geritten, die erst recht gute Seitengaenge im Trab gingen, bevor sie anstaendig galoppieren konnten.
Barocke Pferde mit starken Kutschpferde Blutlinien tun sich im Galopp oft schwer.
Bietet das Pferd einen einigermassen ausbalancierten Galopp im Gelaende an, dann koennte das darauf hindeuten, dass die Bahn zu eng ist und das Pferd mehr Platz zum Wenden benoetigt als die Reitbahn ihm bietet. In diesen Faellen kann es durchaus hilfreich sein, wenn man draussen im Gelaende hin und wieder galoppiert, waehrend man in der Bahn nur Schritt- und Trabarbeit macht, um das Gleichgewicht und die Biegsamkeit zu verbessern.

Thomas Ritter
Zentaure

Beitrag von Zentaure »

jo, dem schließe ich mich an. Ein Galopp auf der Schulter dem Gleichgewicht hinterherjagend wird nie (auch nicht nach 100 Jahren) ein guter durchgesprunger Galopp.
Und vorallem ein unausbalancierter Galopp, das Pferd hineinjagend also dazu zwingen, sorgt dafür dass unser Pferd nach dem Galopp komplett verspannt ist, da aus dem Gleichgewicht. Entweder der Reiter merkt das nicht, oder aber er wird zum Punkt O zurückgeworfen. Bringt einfach gar nichts,will sagen.
Zentaure

Beitrag von Zentaure »

wobei bei dir nicht das Problem ist, das dein Pferd im Galopp davonrennt, sondern verhalten galoppiert, stockend hüpfend, aber auch das sorgt für Gleichgewichtsprobleme und zieht Verspannung nach, das wird sich nicht ändern, indem man einfach Galoppieren übt. Ändetr sich erst wenn die HH genügend Kraft hat für den Galopp und es sich insgesamt besser trägt und das Pferd durchlässig geworden ist.
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Gawan
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Re: Pferd "kann" nicht galoppieren

Beitrag von Gawan »

Epona hat geschrieben:Hallo zusammen!
Nun bin ich langsam echt ratlos. Mein Pferd ist nun 5 Jahre alt, seit ca. 6 Monaten unter dem Sattel und vorher habe schon über eine längere Zeit longiert.
(...)
Dann gibt es viele Leute, die sagen, sie warten mit dem Galopp, bis das Pferd ihn anbietet. Wie sieht das Anbieten denn aus? Im Gelände fordere ich den Galopp nämlich nicht, er galoppiert von alleine.
Hallo Epona
mein Pferdl ist bald 6 und galoppiert auch noch nicht unter dem Sattel. Da ich gelernt habe, darauf zu warten, dass er den Galopp von sich aus anbietet, macht mir das nichts aus. Wenn er auf der Weide galoppiert, dann meist geradlinig und wie aus der Kanone geschossen, also nicht das, was ich beim Reiten haben will.
Das Anbieten kann z.B. so aussehen: Ich longiere Gawan regelmässig im Schritt und Trab, und wenn er besonders viel Energie hat und zudem gut aufgewärmt ist kommt es gelegentlich vor, dass er bei einem Handwechsel im Trab im zweiten Bogen vom Trab in den Galopp wechselt. Er hält den Galopp zwar noch nicht länger durch, doch lobe ich ihn ausgiebig für die paar Sprünge, die er schafft. Statt also den Galopp als solchen anzugehen, übe ich mit ihm häufig Handwechsel im Trab (bis er die konnte, hat es auch gedauert), um ihm die Gelegenheit zu geben, aus einer guten Position, also gebogen, ausbalanciert und nicht übereilt, anzugaloppieren. Erst wenn er an der Longe schön galoppiert, werde ich das auch beim Reiten ins Programm aufnehmen.

Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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Pleistozaen
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Beitrag von Pleistozaen »

Ich kann das obige unterschreiben, hab auch die Erfahrung gemacht, dass der hastige, unbalancierte Galopp meines Wallachs, der sogar oft mit Kreuzgalopp gemischt war, wunderbarerweise wie von selbst besser geworden ist nur durch intensive Seitengänge im Schritt.

SG
Viktoria
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Danke für die Beiträge.
Ich habe keine Probleme damit, mit dem Galopp auf dem Platz noch zu warten, es gibt im Schritt und Trab ja genug zu tun :wink: !

Das Anbieten kann z.B. so aussehen: Ich longiere Gawan regelmässig im Schritt und Trab, und wenn er besonders viel Energie hat und zudem gut aufgewärmt ist kommt es gelegentlich vor, dass er bei einem Handwechsel im Trab im zweiten Bogen vom Trab in den Galopp wechselt. Er hält den Galopp zwar noch nicht länger durch, doch lobe ich ihn ausgiebig für die paar Sprünge, die er schafft.
Das klingt gut! Sobald wir an der Longe im Trab gute Handwechsel hinzubekommen, werde ich mal darauf achten, ob das für Rosana passen würde.

Ich glaube ich lass das mit dem Angaloppieren an der Longe jetzt einfach auch noch mal ne Weile. Denn dabei geht immer die Losgelassenheit völlig verloren und es dauert hinterher eine ganze Weile, bis sie wieder in einer guten Haltung läuft. Das bringt dann ja nix.
Galoppieren mit Reitergewicht üben wir ja im Gelände und da macht es allen Beteiligten Spaß.
Thomas Ritter: Bietet das Pferd einen einigermassen ausbalancierten Galopp im Gelaende an, dann koennte das darauf hindeuten, dass die Bahn zu eng ist und das Pferd mehr Platz zum Wenden benoetigt als die Reitbahn ihm bietet.
Ja, das ist in unserem Fall bestimmt der Grund. Auch das Anspringen an sich auf dem Kreisbogen fällt ihr noch schwer. Sie bekommt da die Beine nicht sortiert und hüpft oft mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig los, was dann oft im Kreuzgalopp mündet) während es geradeaus - sogar mit Reitergewicht - kein Problem zu sein scheint.
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Thomas Ritter
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Beitrag von Thomas Ritter »

Ganz allgemein kann man sagen: Wenn ein Pferd Probleme mit einer Uebung hat, sollte man das troubleshooting damit beginnen, dass man sich fragt, welche spezifischen Anforderungen sie an das Pferd stellt und welche Voraussetzungen es mitbringen muss, damit die Uebung gelingt. Dann kann man diese Voraussetzungen durch eigene Uebungen testen. In der Regel wird man sehr schnell bestimmte Beobachtungen machen koennen, was dem Pferd noch schwer faellt. Ist man fuendig geworden, dann arbeitet man an diesen notwendigen Faehigkeiten, die das Pferd besitzen muss. Hat man gute Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht, dann kann man die urspruengliche, schwierige Uebung reiten um zu kontrollieren, ob oder wie weit sich das Pferd verbessert hat.
Auf den Galopp angewendet: Das aeussere Hinterbein muss Pferd und Reiter in den Galopp heben. D.h. der Reiter muss das aeussere Hinterbein belasten koennen. Geht das nicht, wird das Pferd im Kontergalopp oder Kreuzgalopp angaloppieren, oder auch im Trab weglaufen.
Das Pferd muss sich problemlos nach innen biegen lassen. Faellt es auf die innere Schulter, wird es sich nach aussen biegen und im Kontergalopp oder Kreuzgalopp angaloppieren.
Der Galopp hat eine gewisse Affinitaet mit dem Travers. D.h. das Pferd sollte es dem Reiter erlauben, die Kruppe bei Bedarf etwas nach innen zu bringen. Schwingt die Hinterhand nach aussen, ist es dem Pferd physisch unmoeglich, richtig angaloppieren.
Das ist die Checkliste fuer das Pferd. Daneben gibt es auch eine Checkliste fuer den Reiter. Man muss sich naemlich fragen, wie man dem Pferd die Aufgabe durch seinen Sitz und seine Hilfengebung erleichtern kann. Diese Checkliste ist im Grunde ein Derivat der Pferdecheckliste. Man muss sich selbst fragen:
Verlagere ich mein Gewicht im Einsprung auf den aeusseren Hinterfuss? Viele Reiter fallen nach vorne-innen und belasten damit die innere Schulter. Das Pferd kann dann physisch unmoeglich den verlangten Uebergang ausfuehren.
Rahme ich den aeusseren Hinterfuss genuegend ein, damit er nicht nach aussen entkommen kann?
Schiebe ich unbewusst mit der inneren Huefte das Pferd vorwaerts anstatt es sich in der Schulter heben zu lassen? Wenn der Reiter zu viel schiebt, dann wird das Pferd im Trab schneller werden, anstatt zu galoppieren.
Mit solchen und aehnlichen Fragen kann man das Problem schnell eingrenzen.

Thomas Ritter
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