Schwebephase

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

padruga hat geschrieben:
dass vermehrt schwungvolle, kadenzierte Bewegungen im normalen Schlachtgetümmel (aufgrund der rascheren Ermüdbarkeit des Pferdes, langsameren Reaktionszeit, höheren Anforderungen an den Reitersitz , etc.) eher hinderlich /unerwünscht waren.


Mal ganz unhistorisch vom heutigen Standpunkt aus: Wie soll das gehen – Versammlung ohne Kadenz und Schwung? Wenn ich diese beiden Begriffe subtrahiere, bleibt von der Versammlung nämlich nur noch "langsam reiten" übrig…vielleicht habe ich gerade einen Knoten im Kopf, aber irgendwie gehören die Begriffe für mich so untrennbar zusammen, dass ich mich mit dieser Schlussfolgerung gerade schwer tue.
LG
Andrea
padruga
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Beitrag von padruga »

Am einfachsten beim Vergleich von 2 Pferde in der Piaffe und gesenkter Hinterhand:
Da gibt es welche die schwingen richtig schön durch und der Reiter wird mitbewegt.
Und dann gibt es so Vertreter die scheinen nur so statisch dazustehen und "heben halt die Beine hoch" ohne dass der ganze Körper mitmacht.
(Weißt du was ich meine oder soll ich youtube durchforsten?)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Also, ich verstehe, was du meinst, aber wiedersprichst du dir damit nicht selbst? Das IST doch dann Kadenz und Schwung, was du als erstes beschreibst, nur eben "auf der Stelle".
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

padruga hat geschrieben:Am einfachsten beim Vergleich von 2 Pferde in der Piaffe und gesenkter Hinterhand:
Da gibt es welche die schwingen richtig schön durch und der Reiter wird mitbewegt.
Und dann gibt es so Vertreter die scheinen nur so statisch dazustehen und "heben halt die Beine hoch" ohne dass der ganze Körper mitmacht.
(Weißt du was ich meine oder soll ich youtube durchforsten?)
Ne, musst Du nicht. Auch ich verstehe was Du meinst…
Aber - wie Rapunzel schon sagte – das erste ist eine Piaffe mit Schwung und Kadenz, das andere halt mattes Getrippel Und somit der Unterschied zwischen echter Versammlung und auf der Stelle rumhampeln 8) Denn eine echte Piaffe zeichnet sich exakt dadurch aus – und auch durch eine Schwebephase…
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Cubano hat geschrieben:
padruga hat geschrieben: Denn eine echte Piaffe zeichnet sich exakt dadurch aus – und auch durch eine Schwebephase…
Gab es hier nicht irgendwo in diesem Forum einen Link zu einer wissenschaftlichen Arbeit, die untersucht hat, dass in der Piaffe keine Schwebephase existiert?
Ich tendiere nämlich auch zu dem Standpunkt, dass es in der Piaffe keine Schwebephase gibt. :kopfkratz:
Aber natürlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Fußgetrippel und einer über den Rücken schwingenden Piaffe.

Übrigens bin ich der Auffassung, dass das Pferd von MS sehr wohl über den Rücken geht, auch wenn die Gänge flach, laufend und nicht kadenziert sind. Aber wahrscheinlich können wir uns ewig darüber unterhalten ob oder ob nicht; Gewissheit hätten wir nur, wenn wir uns selbst in den Sattel dieses Pferdes schwingen würden :wink:
Viele Grüße
Sabine
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padruga
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Beitrag von padruga »

das erste ist eine Piaffe mit Schwung und Kadenz, das andere halt mattes Getrippel Und somit der Unterschied zwischen echter Versammlung und auf der Stelle rumhampeln Denn eine echte Piaffe zeichnet sich exakt dadurch aus
jaja, das meine ich ja...
ABER:
1.Dieses schreckliche Getripple ist halt reihenweise als sog. "Piaffe" tutuliert überall zu bewundern...

2. außerdem ... mal nur als spontane Überlegung....
zurück in die Vergangenheit aufs Schlachtfeld:
Um da sehr schnell zu wenden oder aus dem Stand sehr schnell losgaloppieren zu können, eignet sich eine sehr schwungvoll/kadenzierte gerittene Piaffe/Versammlung möglicherweise etwas weniger. (Ich glaube das entspricht eher nur der Theorie, dass diese Haltung wirklich am meisten Wendigkeit bringt). Aber vielleicht teste ich das mal als Zweibeiner aus (aber erst wenn niemand zuguckt...)
padruga
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Beitrag von padruga »

Übrigens bin ich der Auffassung, dass das Pferd von MS sehr wohl über den Rücken geht
ich auch!
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stromboli20
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Beitrag von stromboli20 »

ich habe mir jetzt einige Piaffe-Videos angesehen und auch nach ständigem Stoppen der Sequenzen keine Schwebephase erkennen können:

http://www.youtube.com/watch?v=_6QYTJrGwEo

http://www.youtube.com/watch?v=R6Z6F0LN9sA

http://www.youtube.com/watch?v=sXUa92Sx ... re=related
horsman
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Beitrag von horsman »

Lt. wissenschaftlicher Messung aus der Tabelle weiter vorne:
Piaffe = Null Schwebephase. Piaffe ist ja auch kein Hüpfen !

Und wenn ich mir die Kunststiche im la Gueriniere so anschauen (könnten natürlich etwas geschönt sein, aber Fotos gibt es nunmal nicht) dann finde ich die Pferdevsehr schwungvoll und dynamisch. Deutlich über dem, was man heute zu sehen kriegt (einschl. Totilas).
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Also, dass es in der Piaffe ne Schwebephase gibt, ist wohl eher die Ausnahme.

Padgura: Aber das ist doch keine Geschmacksfrage, zu der jeder seine private Meinung haben kann - entweder das Pferd geht über den Rücken oder nicht. Wir diskutieren doch auch nicht darüber, ob´s ein Schimmel ist oder nicht.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Rapunzel hat geschrieben:Also, dass es in der Piaffe ne Schwebephase gibt, ist wohl eher die Ausnahme.
Mal eben auf die Schnelle ergoogelt…

"Das Piaffieren besteht darin, dass die trabähnliche Bewegung nahezu auf der Stelle mit einer kurzen Schwebephase zwischen den diagonalen Tritten ausgeführt wird. "
Mich würde übrigens bei der Untersuchung, die weiter vorn zitiert wurde, auch mal interessieren, welche Parameter da zugrunde lagen; vor allem wie viele und was für Pferde da erforscht wurden.
padruga
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Beitrag von padruga »

Aber das ist doch keine Geschmacksfrage, zu der jeder seine private Meinung haben kann - entweder das Pferd geht über den Rücken oder nicht
Stimmt schon, wenn der Rücken nicht dabei ist. Aber es gibt einige solcher unspektakulärer Piaffen, bei denen die Rückentätigkeit durchaus trotzdem gegeben ist. Nur halt energiemäßig insgesamt wenig "Einsatz". wie eben in dem Beispiel von MS. das ist dann schon Geschmacksfrage finde ich.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Cubano hat geschrieben: Mal eben auf die Schnelle ergoogelt…

"Das Piaffieren besteht darin, dass die trabähnliche Bewegung nahezu auf der Stelle mit einer kurzen Schwebephase zwischen den diagonalen Tritten ausgeführt wird. "

Mich würde übrigens bei der Untersuchung, die weiter vorn zitiert wurde, auch mal interessieren, welche Parameter da zugrunde lagen; vor allem wie viele und was für Pferde da erforscht wurden.
Eine Übersetzung eines Artikels von Hilary Clayton zur angeblichen Schwebephase in der Piaffe findet sich hier:
http://www.jennyneuhauser.ch/schwebephase-2.html

Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
padruga
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Beitrag von padruga »

Schön zusammengefasst.
dann "hätten" wir das ja dann jetzt mit der fehlenden Schwebephase in der Piaffe endlich, oder?
moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo,

dass sich die Diskutanten in diesem Forum über das Problem der Schwebephase einig sind, ist gut und lobenswert. Schließlich ist der Beweis mit modernen, hochaulösenden Zeitlupenaufnahmen leicht zu bringen, wie schon General Decarpentry 1959 gezeigt bezgl. der Pirouette hat, als er so schön formulierte: "Die Galoppirouette im Dreitakt stellt sich so selten dar, dass man sagen könnte, es gäbe sie nicht:"

Das eingentliche Problem liegt anders. Die FN wird weder von modernen Aufzeichnungen, noch von vernünftigem Nachdenken Gebrauch machen und ihre Positionen und die Schwebephase überdenken. Ich möchte wetten, dass die dieselbe auch noch in 20 Jahren durch die Richtlinien geistern wird und sei es nur, um das Fehlen der "Schwunghaftigekeit"im Schritt zu belegen.

Irgendwie, bitte, ohne jemand zu nahe treten zu wollen, erinnert mich das am Mariä Himmelfahrt. Jeder weiß, dass es nicht möglich ist und.........besteht auf dem Feiertag.

Grüße,

Dörr
Reiten sie ihr Pferd glücklich. (N. Oliveira)
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