"Nieder mit PK": Wie niedrig ist Augenhöhe?

Rund um die klassische Reitkunst

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elfenglanz
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Beitrag von elfenglanz »

Ich hab sogar theoretische Mathematik studiert mit Abschluss und versteh gar nix...
morimur
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Beitrag von morimur »

Sportniete war ich auch, in Schwimmen 0 Punkte höhöhö. Bin nicht hingegangen, weil ich meine Sportlehrerin gehaßt habe. :evil:
Und reiten haben sie in der Schule nicht angeboten....

Das janusköpfige an PK ist, das er auf der einen Seite einem phantastische Sachen zeigen kann und man nur staunend auf dem Pferd draufsitzt und sich fragt, wie hat er das jetzt hinbekommen, man auf der anderen Seite genauso staunend dasitzt und sich fragt, was soll das jetzt. Ich habe unter seiner Anleitung ein extrem schwieriges, eigensinniges, explosives und hochintelligentes Pferd ausgebildet, das ich allein längst nicht so gut und so schnell so weit gebracht hätte. Dadurch hat wiederum dieses Pferd mich eine Menge Sachen fühlen lassen, die mich in Quantensprüngen weitergebracht haben und ich habe Dinge verstanden, die mir vorher nicht klar waren (glaube ich zumindest im Moment :shock: ). Andererseits saß ich sehr oft auf dem Pferd und dachte nur, halt bitte die Klappe und laß mich einfach reiten, ich weiß jetzt im Moment genau, was für mein Pferd richtig ist und kriege das auch hin, wenn ich nicht gestört werde.
Also alles im allem ist alles extrem zwiespältig. Zwischen traumhaft und alptraumhaft.
Ich habe mir die CD´s teilweise angeschaut und kann die angeführten Kritiken nur teilweise teilen. Ich glaube allerdings zu verstehen, was den Kritikern fehlt, bin allerdings der Meinung, das diese sehr viele Sachen überhaupt nicht erkennen.
Mir geht es teilweise so, daß Kritikpunkte, die ich vor der intensiven Beschäftigungit PK hatte und die ich währendessen nicht mehr so stark sah, wieder da sind. Ich umgekehrt aber Dinge erkenne, die vorher mir sich nicht erschlossen.
Es ist und bleibt einfach zwiespältig, hat seine Vorteile und seine Nachteile. Deshalb kann ich nur wiederholen: ich nehme die Vorteile, die ich subjektiv für mich erkennen und umsetzen kann und das, was meiner Meinung nach nachteilig ist, versuche ich, anders zu machen.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

orest hat geschrieben: In der Versammlung sollte das Pferd meiner Meinung auch kürzer und aufgerichteter werden. Aber das wird hier ja völlig unterschiedlich wahrgenommen...
Hmm, ich weiß gar nicht, ob das so unterschiedlich aufgenommen wird: Mir ist bei PKs Pferden in der Versammlung die Oberlinie zu kurz. Und die sollte eigentlich genau da am längsten sein. Sonst ist das Ganze eben aufgekröpft.
Wo Du die Geschichte mit "gegen die Hand treiben" schreibst: Irgendwie habe ich das schön öfter als Kritik gehört, und hätte gern mal gewusst, was genau PKler da tun. Bei FNlern verhält es sich ja so, dass die treibende Hilfe kommt, während die Hand freundlich stehenbleibt - also gar nichts macht. Genau betrachtet, reden wir hier von einer Trennung von Hand und Bein. Wie machen das denn PKler? Die HH muss ja irgendwie in jeder Reitweise unters Pferd und ich habe noch nie so recht verstanden, wo genau da die Unterschiede in der Herangehensweise sind.
Kann vielleicht mal jemand Licht in mein persönliches Dunkel bringen? :wink:
Ansonsten sind mir Menschen, die Mathe als Lieblingsfach bezeichnen, oder es gar studieren, seeeehr suspekt :D
@Morimur: Zum Schulsport hatte ich nie Lust, da habe ich mehr durch Fehlzeiten geglänzt. Ausnahme: Hoch- und Weitsprung… 8)
horsman
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Beitrag von horsman »

Cubano
eine Hand die freundlich stehen bleibt macht nicht automatisch gar nichts.
Wenn sie, während sie da so steht, schon 15 kg hält, tut sie nämlich doch sehr viel, obwohl sie nur "freundlich steht" und eigentlich ja gar nichts macht.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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Jen
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Beitrag von Jen »

@morimur und Saltandpepper
Hut ab vor eurer Differenziertheit!

Ich kann nur für mich reden: ich habe meine Erfahrungen mit PK und seiner Frau gemacht und auch wenn er einem sicher viele tolle Sachen beibringen kann, war mir der Preis dafür zu hoch. Ich habe nur ein Pferd. Ich möchte mit diesem Pferd lernen. Ich gehe gewisse Experimente ein, aber diese müssen in einem überschaubaren Rahmen bleiben. Ich habe einen Kurs mit meinem Pferd bei Bea Borelle besucht und danach nie wieder, weil das Pferd dies ganz deutlich nicht vertragen hat. Ich werde nicht an meinem Pferd, mit dem ich schon damals grundsätzlich KEINE Probleme hatte und die geforderten Lektionen auch ohne grosse Kritik gezeigt wurden, als Versuchskaninchen missbrauchen. Vielleicht war es damals der falsche Zeitpunkt für so einen Kurs, vielleicht war es tatsächlich alles nicht richtig für meine pferd, who knows. Aber dieses zwiespältige muss ich nicht haben! Ich hatte und habe das Glück, RL gefunden zu haben, die mich weiterbrachten, ohne dass ich das Gefühl hatte, im totalen Zwiespalt zu sein. Klar, es gab immer Momente, wo ich kurz gezweifelt hatte, wo ich an mir gezweifelt hatte, wo ich vielleicht auch mal am Pferd gezweifelt hatte (er war auch hochexplosiv und hochsensibel), wo ich an einer Einschätzung des RLs gezweifelt hatte oder diese nicht ganz geteilt habe... aber im Grossen und Ganzen hab ich mich einfach sicher und wohl gefühlt bei Leuten, wo ich wusste, wird mein Pferd nicht verdorben! Dieses Gefühl hätte ich bei PK aber nicht! Und was bei meinem Pferd damals vorgegangen ist, sehe ich einfach an vielen Ecken und Enden wieder und ich finde es einfach nur schade und unnötig. Mag sein, dass mir da ein "Mysterium" der Reiterei verborgen bleibt oder ich unwissend bis in alle Tage bleibe. Aber ich weiss eines: PK wird mein Pferd nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dann eher bei jemandem, den ich vorher gut kennenlernen könnte und der ELEMENTE aus der PKschen Schule mit der klassischen Schule verbindet und zu dem ich VERTRAUEN habe. Denn Vertrauen finde ich das allerwichtigste. Nicht nur vom Reiter zum Pferd und vom Pferd zum Reiter, sondern auch vom Reiter zum Ausbilder und umgekehrt.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
morimur
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Beitrag von morimur »

Kann vielleicht mal jemand Licht in mein persönliches Dunkel bringen?

Hmhm, vielleicht probieren:

Die Hand soll dem Maul des Pferdes immer folgen, denn nur, wenn der Abstand zwischen Pferdemaul und Reiterhand immer der gleiche ist, egal wie das Pferd seinen Kopf bewegt, ist die Verbindung immer von gleicher Intensität für das Pferd und für das Pferd verändert sich vom Gefühl im Maul her nichts. Bei einem Pferd, das noch keine ruhige Kopfposition hat, führt dies zwangsläufig dazu, daß die Hand den Bewegungen des Pferdekopfes entsprechend unruhig aussieht. Tatsächlich ist sie aber im Verhältnis zum Pferdemaul ruhig, denn für das Pferd verändert sich nichts. Deshalb kann eine vermeintlich ruhige Hand, die völlig unverändert ihre Position hält, für das Pferd sehr wohl sehr unruhig sein, weil es aufgrund seiner noch nicht ruhigen Kopfposition ständige Veränderungen in seinem Maul fühlt.
Deshalb soll die Hand immer dem Maul folgen. Ist das Pferd weiter geschult, dann soll umgekehrt das Pferd immer der Hand folgen und von sich aus die Verbindung zu Hand aufrechterhalten. Man könnte es auch anders formulieren: Das Pferd sucht die Hand und die Anlehnung, welche die Reiterhand gestatten muß.
Das ganze hat noch einen anderen Effekt: das Pferd lernt, daß es egal was es tut, die Reiterhand nicht los wird, sprich, der Reiter immer die Kontrolle über die Verbindung behält. Dies ist meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Aspekt, denn sehr viele Pferde entziehen sich der Verbindung dadurch, daß sie vermeintlich "leicht" in der Hand werden, in dem sie minimal das Genick beugen und dabei faktisch, den Zug in die Hand aufgeben. Es muß die dauerhafte Verbindung auch als Kontrolle über sein Tun akzeptieren. Und somit dem Reiter Führungskompetenz zugestehen.

Die HH kommte von selber dann bei, wenn man erstens auf ein fleißiges Vorwärts achtet und zweitens, das Pferd in einer guten Balance ist. Das Pferd wird dann automatisch damit beginnen, die Hinterbeine unter den Körper schwingen zu lassen anstatt nach hinten heraus, das hatte ich aber bereits erklärt. Es wundert mich zum Beispiel, daß bei allem Gewüte über die CD´s niemand gesehen hat, wie extrem die HH bei den Paraden zum Halten sich beugen, die Last aufnehmen und von selbst geschlossen zum Stand kommt. Ohne nachtreiben etc. Nur aus dem Gleichgewicht heraus. Und dieser Effekt ist immer zu beobachten, egal bei welchem Pferd, wenn man ihm erlaubt, das Halten in einer natürlicheren Balance vorzunehmen. Das man sich bei den Paraden durchaus mehr Dehnung in der Oberlinie wünschen könnte, steht auf einem anderen Blatt Papier und muß jetzt in diesem Zusammenhang nicht zum tausendsten Mal widergeläut werden. Es wird ja niemand daran gehindert, das versammelte Halt mit der Oberliniendehnung zu kombinieren.

Mir ist bei PKs Pferden in der Versammlung die Oberlinie zu kurz. Und die sollte eigentlich genau da am längsten sein. Sonst ist das Ganze eben aufgekröpft.

Sehe ich auch so, aber PK defininiert Versammlung für sich halt total anders aus einer ganz anderen Denke heraus: für ihn ist Versammlung Energie kombiniert mit Langsamkeit. Das komplett anders gedacht als wir es so gewohnt sind, aber wenn man das mal so nimmt und darüber nachdenkt, dann ist durchaus sehr interessant.
Das mit der Oberliniendehnung sieht er leider total anders, seufz, mit genau dem Argument habe ich mal nen echten Einlauf kassiert. Hat mich aber nicht überzeugt, Seunig fand und finde ich da wesentlich überzeugender (Von der Koppel bis zu Kapriole S.315ff)
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smilla
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Beitrag von smilla »

morimur hat geschrieben: Das mit der Oberliniendehnung sieht er leider total anders, seufz, mit genau dem Argument habe ich mal nen echten Einlauf kassiert. Hat mich aber nicht überzeugt, Seunig fand und finde ich da wesentlich überzeugender (Von der Koppel bis zu Kapriole S.315ff)
Das finde ich jetzt mal total interessant und wichtig zu wissen. Man KANN schlichweg nicht vergleichen, weil es so wenig Gleiches gibt..
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Erst mal ein freundliches Hallo an alle!

Bisher war ich neben meiner Vorstellung nur stiller Mitleser,möchte aber hier meine Überlegungen bzgl. der Auswirkungen des Halsanhebens aus Sicht der Biomechanik mit euch teilen.

Ein Anheben des Halses ist nur dann sinnvoll,wenn daraus ein gleichzeitiges Anheben und Öffnen des Widerristes resultiert.Nur dann bleibt mein Spannungsbogen der oberen Verspannung erhalten,nur dann kann sich der Rücken aufwölben,das Kreuzdarmbein absenken und die Hanken reell beugen.

Dazu muss der Reiter sein Pferd konsequent am Sitz haben.


Was passiert,wenn sich sowohl Reiter,als auch Pferd noch nicht in diesem Ausbildungsstadium befinden?

Kopf und Hals werden mittels Handeinwirkung angehoben,wobei in den meisten Fällen der Arm-Kopfmuskel stark überdehnt und der Widerrist Richtung Boden gedrückt wird.
Der Bogen der oberen Verspannung wird unterbrochen,der Rücken wird hängengelassen, wird eine echte Hankenbeugung inkl.Absenkung des Kreuzdarmbeines kann nicht stattfinden.
Ebenso kann die Hinterhand infolge dessen nicht mehr richtig durchschwingen.
Eine Anlehnung im klassischen Sinne vom Maul über Genick,....bis in den Hinterfuß finde ich nicht,mir zeigt sich ein dreigeteiltes Pferd.

Wie kann ich durch ein Anheben des Halses ein reelles Herandehnen (Dehnungshaltung) erwirken?

Ich glaube,dass durch das starke Überdehnen des Armkopfmuskels bei Entlassung aus der hohen Kopfposition ein Fallenlassen des Halses inkl. Entstauchung der oberen Verspannung als Relaxierungsmaßnahme erfolgt.
Wobei ich keine reelle Dehnung an die Hand feststellen kann,da mir auch das kosequent vermehrt unterschwingende Hinterbein fehlt.

Ein Pferd nicht gescheit am Sitz zu haben ist jedoch kein ausschließlich PK-relevantes Phänomen,sondern Reitweisenübergreifend zu beobachten.

Ich denke auch,dass ein kurzzeitiges Anheben des Halses dem fortgeschrittenen Reiter durchaus mitunter ein echtes (kurzfristiges)Hilfsmittel darstellen kann,da es,richtig angewendet,den Armkopfmuskel vorübergehend entspannen und eine Balanceverschiebung Richtung Hinterhand induzieren kann.
Es sollte aber nicht dauerhaft angewendet werden.

Gehen wir noch mal zurück zum weniger versierten Reiter:

Was veranlasst ihn,nach dieser Methode zu reiten,was gibt ihm das Gefühl,auf einem richtigen Weg zu sein?

Ich frage jetzt mal bewusst provokativ:

Ist diese extreme Kopf-Hals-Abstellung,sowohl nach oben,als auch im lateralen Bereich nicht auch ein gewisses "Hilflosmachen" des Pferdes,wenn es denn dauerhaft (mit kurzzeitigen Unterbrechungen)in dieser Haltung geritten wird?
Ist es,böse formuliert, die Kehrseite der Rollkur?

Ich selbst tue mich auch ein wenig schwer,den Sinn in der extremen seitlichen Halsabstellung zu erkennen und würde mich freuen,wenn jemand seine positiven Erfahrungsbericht kundtun würde.

Wenn jemand den postiven Ausbildungsverlauf dokumentieren kann,sei es durch Beschreibung oder Videos,würde ich mich freuen.

Viele Grüße :wink:
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Horsmän, nimm es mir nicht übel, aber ich lehne es jetzt wirklich mal ab, über schlechtes FN-Gereit mit 15 kg in der Hand zu diskutieren :D
Viel lieber hätte ich eine konkrete Antwort auf meine Frage, die ich aber vielleicht selbst zu schwammig formuliert habe. Deshalb mal praxisbezogener: Wie reitet man bei PK einen Übergang, sagen wir vom Trab in den Schritt?
@Morimur: Siehste, dass PK eine völlig andere Auffassung von Versammlung und der Sache mit der Oberlinie hat, war mir völlig neu…
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

@morimur: vielen Dank für deine aufschlussreichen Erläuterungen,da sind sehr viele interessante Ansatzpunkte dabei,die sich teilweise auch in anderen Lehren wiederfinden.

Da macht das Zuhören einfach spaß!

Die Sache mit dem geschlossenen Halten in Balance ist ein sehr schöner Aspekt,ja,ich erinnere mich an telweise sehr schöne Hankenbeugungen (ist schon ein wenig her,dass ich die DVDs gesehen habe :oops: ),wo der Reiter das Pferd am Sitz hatte.

Die Frage ist doch,ob es dazu der massiven hohen Handeinwirkung (auch und gerade bei den weiter ausgebildeten Pferden) bedarf,welches zwangsläufig eine Verkürzung der Oberlinie mit sich bringt und ein Dehnen in die Parade vereitelt.

Ist die Parade dann noch gut bzw. in dieser Form erstrebenswert??
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Beitrag von Belfigor »

Morimur,

vielen Dank für deine herausragenden Beiträge!
Wollte dir dafür danken und auf diesem Weg nur mal mitteilen, dass du für mich ein sehr wohltuender "Orientierungspunkt" geworden bist in der ganzen Diskussion um PK und die seinen!

Bitte mach' weiter so, ich freue mich immer, wenn wieder ein neuer Kommentar von dir hinzukommt!

LG
"Die Wahrheit kann man nicht verbrennen, denn sie ist das Feuer."
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Beitrag von horsman »

Cubano,
du hast meinen Gedankengang nicht richtig verstanden. Ich wollte mich nicht über schlechtes FN-Reiten mit 15kg in der Hand auslassen.

Deswegen derselbe Gedanke nochmal noch mal ausgedrückt :

Eine Hand die nur freundlich da steht und Null kg in der Hand hat, weil das Pferd sich dahinter verkriecht und sich aufkröpft, tut auch nicht Nichts. Denn würde man die Zügel lang lassen, würde das Pferd sich nicht mehr aufkröpfen und seinen Hals strecken. Und obwohl die Hand nur freundlich da steht und Nichts tut, tut sie in diesem Fall eben doch mehr als nur Nichts.

Die Vorstellung von der Hand, die „Nichts“ tut, ist mE nur dann wirklich zu realisieren, wenn man die Zügel nicht anfasst. Alles andere ist Augenwischerei.
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Beitrag von Ennah2 »

Moin. Es lohnt sich mal wieder sehr, hier mitzulesen. @Morimur: Deinen Ausführungen bzgl. der ruhigen Hand, sowie des Anhebens des Kopfes zwecks Schwerpunktverlagerung kann ich nur zustimmen. Aber: Wenn diese hohe Kopfposition beibehalten wird OHNE Dehnung der Oberlinie, kann das m.E. nur ungesund für das Pferd sein. Hat PK dir erklärt, wie er die schädigende Wirkung dieser Haltung - ohne die Dehnung der Oberlinie - ausschließen/vermeiden will/kann?
@Marquisa: Der dehnende/entspannende Effekt, den du ansprachst, tritt aber erst ein, wenn das Pferd aus dieser hohen Kopf-/Halshaltung entlassen wird. Das ist dann aber nur ein momentaner Effekt. Hieraus leite ich ab, dass die hohe Kopfhaltung in der Form, wie PK sie betreibt, nur ein Korrekturmittel sein kann. Als Dauerzustand ist sie (ohne Dehnung der Oberlinei) m.E. eindeutig schädlich!

Zu PK's Interpretation von Versammlung: Die komponente "Energie" kann ich gut nachvollziehen (ich habe eine iberische Stute, die sich zu einem "Kugelblitz zusammenballen konnte", und aus dieser Position zu spontanen Aktionen in alle Himmelsrichtungen fähig war). Wie kann ixch jedoch die Komponente "Langsamkeit" interpretieren?
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

@ horsman:

ich verstehe deine Anführung nicht richtig:

Wenn ein Pferd nicht an die Hand herantritt,sondern sich dahinter verkriecht und ich die Hand einfach nur stehenlasse (das Pferd aber nicht durch treibende Hilfen an die Hand heranbekomme) wirke ich in diesem Moment jedenfalls nicht aktiv mit der Hand ein.
Meine Hand sucht also nicht die Verbindung zum Maul,sondern wartet ab,bis das Pferd dies tut.Ist also passiv.

Was aber,wenn es brav dahinter bleibt?

Den PK Ansatz:erst folgt die Hand dem Maul,dann umgekehrt ist interessant.

Wann,bzw. ab welchem Punkt der Ausbildung erfolgt denn dieser Umkehrschluss?
morimur
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Beitrag von morimur »

Zu den Arm-Kopf-Muskel-Geschichten:

Wieder nur meins subjektive Meinung:
Die Arm-Kopf-Muskulatur wird leider in fast allen Fällen unter einer konstanten Spannung gehalten, die auf die Dauer zu einer muskulären Verkürzung führen kann. Diese Muskulatur hat folgende Funktion, zum einen beugt sie das Genick aktiv und zum anderen zieht sie das Vorderbein samt Aufhängeapparat nach vorne. Dies erklärt z.B warum die Rollkurpferde in dem Moment, wo man sie mal vorne hochläßt, die Vorderbeine so extrem hoch schmeißen: der kurze Halsmuskel läßt einfach nix anderes zu.
Das Dehnen dieser Muskulatur ist daher besonders wichtig, denn auf die Dauer verkürzt sich das Schrittmaß und es kommt sehr schnell zu Taktverschiebungen und zu einer komischen Bewegung in der Schulter im Moment des Auffussens. Für mich sieht es aus, als ob das Pferd mit der Schulter in den Boden knallt.
Durch die seitlichen Flexionen, sowie das Anheben des Halses kommt es zu einer Dehnung dieser Muskulatur.
Da Muskeln antagonistisch angelegt sind, ist es für die gesamte Losgelassenheit des Halses wichtig, das auch die untere Seite gedehnt und entspannt ist, sonst kann auch der Oberhals nicht loslassen. Und da der Hals nun mal Teil der Wirbelsäule ist, pflanzen sich Verspannungen über den Rücken usw fort.
Weiterhin ist zu beachten, daß eine Dehnung der Unterhalsmuskulatur auch dann stattfindet, wenn das Pferd die Nase nach vorne nimmt (Gegenbewegung zum Genickbeugen). Daraus folgt, daß bereits eine leichte aktive Beugung des Genicks kontraproduktiv für die Losgelassenheit sein kann. Deshalb hat die aktive Beizäumung in der Remontenausbildung auch überhaupt nix zu suchen, denn sie behindert das Pferd. Die Rundheit im Pferd, welche im Laufe der Ausbildung entsteht, kommt daher, daß das Pferd sich immer mehr im Widerrist erheben kann und Hals und Kopf quasi wie ein Lampion an der biegsamen Stange einen größeren Bogen bilden.

Langsamkeit: einmal ein langsamer Bewegungsrhythmus aber auch eine geringere Geschwindigkeit.
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