Hohe Hand Pro und Contra

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@Minou - da möchte ich mal widersprechen.
Wenn das Pferd widersätzlich ist und aufgrund der hohen Hand zu etwas aufgefordert wird, was sich dann nicht in Leichtigkeit auflöst, dann ist das Pferd bestensfalls verdreht, aber sicherlich nicht gebogen. Das macht einen Unterschied.

Außerdem hab ich letztens gelesen, daß ein Pferd mit hohem Kopf und weggedrücktem Rücken (von dem ich jetzt bei Deinem Beispiel einfach ausgehe, ansonsten wäre es ja nicht widersätzlich) eher instinktiv Fluchtreflexe entwickelt. Nur bei rundem Rücken und eher gesenktem Kopf ist auch Entspannung angesagt. Insofern kann ich nicht nachvollziehen, daß man ein Pferd in dieser Art besser an was vorbeibringt als wenn man das Pferd schauen lässt und konstanten Zügelkontakt hat.

Aber nochmals - es handelt sich um einen kurzen Moment, in dem ich auf diese Weise einen Reflex auslösen will, und nicht um eine Dauereinsatzmethode. Weil beim Dauereinsatz - egal um was es sich handelt - jedes Pferd abstumpft.
Auch Sporen sind "Verstärkungen" des Reiterbeins und insofern als Korrektur zu sehen. Sind somit Sporen von Haus aus abzulehnen, nur weil es Reiter gibt, die damit nicht umgehen können und ständig mit den Sporen im Pferd hängen - von bewußt und unbewußt mal ganz abgesehen?

Die Diskussion auf diesem Niveau ist echt müssig :roll:
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minou
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Beitrag von minou »

@Ottilie

Ich hab mich vielleicht falsch ausgedrückt. Ich meinte das extreme Biegen mit z.B. der inneren hohen Hand. Ich finde, das ist wie eine Zwangsjacke.
Klar, eine tiefe Kopf/Halsposition ist das Ideale um ein ängstliches Pferd ruhig zu bekommen. Das muß man jedoch erst mal hinkriegen.
Bei unseren Westernreitern wird die einseitige hohe Hand schon zum Dominieren benützt.
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Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ok, das macht es etwas klarer.
Wobei die hier gemeinte "hohe Hand" immer beidseitig eingesetzt wird, insofern hinkt der Vergleich also nochmal :wink:
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emproada
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Beitrag von emproada »

@Filzi: Dauerhaft hohe Hand? :kopfkratz: Mit welcher Begründung das denn?
Viele Grüße Tina
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

ottilie hat geschrieben:Ok, das macht es etwas klarer.
Wobei die hier gemeinte "hohe Hand" immer beidseitig eingesetzt wird, insofern hinkt der Vergleich also nochmal :wink:

Ist das so?
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

emproada hat geschrieben:@Filzi: Dauerhaft hohe Hand? :kopfkratz: Mit welcher Begründung das denn?
Ich habe damals nicht nach gefragt, ich habe nicht viele Stunden genommen, weil es mir nicht logisch erschien.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@Alkasar - also ich dachte schon :?: Lasse mich aber gerne eines besseren belehren...
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padruga
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Beitrag von padruga »

@horseman:
was aber, wenn nichts passiert? wenn das Pferd dir diese angenehme Reaktion nicht gibt, sondern schwer auf der Hand wird und bleibt, nicht abkaut? wie fragst du weiter? oder was änderst du ansonsten, damit sich der gewünschte Dialog wieder ergibt?
Je nachdem, wenn ein Pferd schwer in der Hand liegen würde, würde ich einen Schritt zurück gehen und ihm z.B. so gut wie gar keine Anlehnung mehr bieten und ihn erst über Tempounterschiede etc. und über fast hängenden Zügeln dazu bringen, dass er selber keinen Vorteil mehr darin hat, wenn er sich auf die Vorhand schmeißt. Wenn er dabei den Kopf hochheben würde, und ev. sogar erst mal steifer im Hals werden würde, würde ich das erst mal in Kauf nehmen, dafür dass er lernt sich nicht nach vorne abzustützen und drauf zu lümmeln. Erst im zweiten Schritt würde ich mich dann dem Kontakt mit dem Maul intensiver zuwenden.
...wenn das Pferd dir diese angenehme Reaktion nicht gibt, sondern ... nicht abkaut?
Das ist vielleicht auch eine Ansichts-/Geschmackssache: ich persönlich bin kein Freund von wilder Kauerei und Schäumerei im Maul. Ich verlange auch kein übermäßiges Abkauen und kein Öffnen des Mauls. Nur ein Lockersein, das geht meiner Meinung auch ohne starke Kiefermobilität. Ich mag eher dieses Lutschen am Gebiss, das was in der Literatur immer so nett als "Kosten des Gebisses" beschrieben wird. Wo die Zunge aktiv das Gebiss (ein paar Millimeter oft nur) bewegt nach oben hinten und wieder loslässt, das sieht man von außen überhaupt nicht. (Und das ist eigentlich mit Zügel-"Dialog" immer zu bekommen.) Ist wie Bonbons lutschen...
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Padruga, super Beitrag. ganz meine Meinung. :wink:
esge
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Beitrag von esge »

Dieses kleine Kauen ist sicher das, was man im Endeffekt haben möchte. Aber bei sehr maulträgen Pferden gehe ich persönlich da lieber den Umweg über viel Aktivität ehe es dann wieder ruhiger werden darf. Die maulinaktiven Pferde sind nämlich nach meiner Erfahrung auch sonst inaktiv. Die versuche ich quasi von allen Enden her zu aktivieren: Hinten durch energisches Vorwärts, abgewechselt mit vielen übergängen, Seitengängen, etc-Gängen, hauptsache ---gängen, damit die Hinterkarre beweglich und aktiv wird. außerdem das Hirn, weil das PFerd ständig die Balance verändern muss.
Und aber auch vorn, indem ich mit Flektionen das Maul aktiviere. Eins ohne das andere erscheint mir eine Verschwendung von Möglichkeiten.
Allerdings gebe ich gern zu, dass es mir ein Greuel ist auf einem Pferd zu sitzen, das mir das Gefühl gibt, es würde sich im Tiefschlaf oder geistiger Vollabwesenheit befinden. Aber nochmal: Das Ideal ist auch in meinen Augen ein ruhig, mit geschlossenem Maul vor sich hinlutschendes Pferd. Kann ich das (noch) nicht haben, nehme (erzeuge!) ich lieber das überaktive.
ein auf die Hand legen aktzeptiere ich grundsätzlich nicht. Da entziehe ich dem Pferd sofort den Kontakt. Was aber z.B. mit hoher Hand ganz wunderbar geht.
Inm Grunde tut man doch immer das Gegenteil von dem, was das Pferd abweichend von der Reitlehre anbietet: Ein Pferd, das sich vorhandlastig stützen möchte, versuche ich hinten genügend zu beleben, es vorn zu heben und ihm den Kontakt zu entziehen. Ein Pferd, das sich ständig heraushebt, versuch ich in die Tiefe zu reiten. (wo diese Pferde dann meist erstmal stützig werden. Dann s. Plan A) Und Pferde, die gar keinen Kontakt zur Hand möchten, reite ich mit möglichst ruhiger, steter "deutscher" Anlehnung und habe die dann sogar vorübergehend ganz gern mal mehr auf der Hand.
Das Endziel soll immer das in leichtem, aktiven Kontakt von hinten an die Hand tretende Pferd sein - und es ist dann relativ egal, ob ich diese Hand dann etwas höher oder tiefer platzieren möchte. (Hat z.B. auch was mit der Oberkörper- und Armlänge eines reiters zu tun, wie hoch oder tief die Hand entspannt getragen werden kann)
Loslassen hilft
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ich bedanke mich wirklich für die letzten Beiträge. Denn ich habe virtuell schon auf die Tischkante gebissen...da sich die Leute mit einer Intensität über Hohe Hand und/oder Rollkur/LDR unterhalten und mit soviel Energie darüber diskutieren. Da saß ich mehr oder weniger vor dem PC und dachte immer wieder: und wo bleibt das Pferd? Wo bleibt das handwerkliche Reiten? individuell abgestimmt, was das Pferd gerade braucht?

Denn was mache ich mit einem Pferd, das die Hohe Hand so dringend braucht wie ich die Pest, ich aber nach PK reiten will? :shock: Nur rein mal so zum Überlegen.

Ich investiere meine Zeit und Energie viel lieber in das korrekte Ausbilden meines Pferdes. Klar diskutiere ich gerne auch in Foren, sonst wäre ich nicht hier. Aber in letzter Zeit ging die Forenwelt über mit Hoher Hand und Rollkurdebatten.

ich könnte stundenlang über Sitz, Seitengänge für was und wie eingesetzt je nach der natürlichen Schiefe (SEHR interessant) und Übergänge diskutieren...ich liebe Übergänge, da trennt sich die Spreu vom Weizen. ;) Das sind einfach so umfassende Dinge, die mir wichtig sind, jeden Tag erlebe ich es beim Training. Die Praxis steht bei mir schon noch vor der Theorie.

also bedanke ich mich für die letzten Beiträge und geh jetzt mein Pferd reiten, mit den Hilfen, die es eben benötigt, damit es mich versteht. Und ich lerne daraus und versuche, die Hilfen zu minimieren. Aber ich mache kein Dogma daraus. Mir kann übrigens jederzeit jemand beim Reiten zuschauen, ich verstecke mich nicht hinter zitierten Worthülsen.
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msmccurry
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Beitrag von msmccurry »

Ich will mich mal kurz für die vielen Eindrücke bedanken! Natürlich wird die hohe Hand nur für einen Moment eingesetzt - nämlich dann wenn die Biegung gewünscht ist. Das ganze funktioniert mit 2 Fingern und ist Keinesfalls ein gezerre oder geziehe! Die Trainerin reitet nicht immer mit hoher Hand nur wen es erforderlich ist! Da ich gute Erfahrungen gemacht habe und mein Pferd und ich uns dabei wohlfühlen (alles ist so Zwanglos und ohne Druck) werden wir es weiter beibehalten! Danke Euch!
Lebe und genieße jeden Tag als wäre es dein Letzter!
Wer auf einem Pferd sitzt ist dem Himmel ein Stück näher!
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msmccurry
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Beitrag von msmccurry »

@flizi nein verunsichert hast du mich nicht denn wenn ich sehe und spüre das etwas funktioniert und mein Pferd gesund läuft dann ist es für mich der Richtige Weg! Ich wollte nur mehrere Meinungen zu diesem Thema hören!
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Catja&Olliver
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Beitrag von Catja&Olliver »

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:fressen:
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Catja, und? Hast Du Dir eigentlich das gesamte Video angesehen? Die Einwirkung mit einer höher getragenen oder mit beidseitig höher getragenen Händen ist nichts verwerfliches oder neues, es ist eine Hilfe, eine Korrektur, die man einsetzt, wenn es notwendig ist. Muss man kein so ein Bohei drum machen. *schulterzuck*

Schönes Video. Viel interessanter finde ich ja das Gesamtbild Pferd auf dem Video, aber dieser screenshot unterstreicht genau das, was ich oben zu sagen versuchte. Manche legen ihr Augenmerk auf bestimmte Punkte, die ich nicht verstehe.
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