Heuschmann und Phillipe Karl in Verden

Rund um die klassische Reitkunst

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tamiro
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Beitrag von tamiro »

@SK

Ich verstehe durchaus deine Reaktion, wenn man ständig so viel Kritik über PK und seine Reiterei lesen und hören muß, daß einem da mal der Hut hoch geht. Und PK höchstpersönlich wird es da vielleicht nicht anders gehen.

Aber sollte man da dann nicht endlich drüber nachdenken, ob eben jene "Deppen" vielleicht gar nicht solche Deppen sind, sondern sich auch gewisse Gedanken zur Reiterei gemacht haben?
Ich finde es arrogant, immer nur zu behaupten, nur man selbst wäre belesen genung, um die Reiterei zu durchblicken!

Ich finde es witzig, denn scheinbar setzt sich ein sehr alter Streit (Baucher - Steinbrecht) nun wieder fort. Lustig.

LG Sandra
horsman
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Beitrag von horsman »

ja, leider setzt sich der Streit Baucher - Steinbrecht heute wieder fort, weil anscheinend niemand gelernt hat, dass beide "Systeme" Recht haben und die Vielfältigkeit der Anwendungen bei der Vielfältigkeit der Pferde berücksichtigt werden muss und im Grunde in vielen Punkten auch so verschieden gar nicht sind. Mal abgesehen davon, dass Steinbrecht heute wahrscheinlich bei vielen der intern. Vorzeige-Dressurreitern die Galle hoch käme, und die derzeitig vielfach vorgelebte Skala der Ausbildung auch nicht seiner Lehre entspricht.

Oliveira hat für sich die Synthese der Schulen Baucher, la G. und Steinbrecht zusammengeführt, ohne sich so dermassen wie PK im Systemenstreit zu verschleißen. Dann schon lieber auf dem Pferd und an seinen Schülern - da wäre PKs Energie auch besser aufgehoben.

Reiterlich, da braucht man nicht lange überlegen, ist PK dem guten Herrn Heuschmann und auch dem Herrn Hess wohl einige Pferdelängen voraus.

Dummerweise hat er diesen Streit mit der FN / FEI gesucht. Nun zieht es ihn immer weiter dort herein. Er sollte versuchen, die FN/FEI "einen guten Mann" sein zu lassen und sein Ding machen, Pferde gute ausbilden und Reiter gut ausbilden. Die Turnierreiterwelt wird er allein nicht mehr retten können. Die ist längst versumpft.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

horsmän hat geschrieben:Oliveira hat für sich die Synthese der Schulen Baucher, la G. und Steinbrecht zusammengeführt, ohne sich so dermassen wie PK im Systemenstreit zu verschleißen
Ganz kleiner OT-Exkurs :roll: :
Ich glaube nicht, daß diese Argumentation greift, denn niemand weiß, wie es NO heute gehen würde, wo jeder mit jedem vernetzt ist und jeder Pups binnen Sekunden überall nachzulesen ist... möglicherweise hätte er es verstanden, das System intelligenter zu nutzen, möglicherweise hätte er genauso Schiffbruch erlitten. Und möglicherweise hätte er einfach sein Ding gemacht, ohne sich überhaupt irgendwo einzumischen.
Prinzipiell finde ich gut, daß es Leute gibt, die Dinge beim Namen nennen. Schlußendlich ist jeder einzelne gefordert, sich selber ein Bild zu machen und entsprechend zu handeln und zu leben. Nicht nur was die Reiterei betrifft, aber das würde jetzt zu weit führen :oops:
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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horsman
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Beitrag von horsman »

nunja, du magst Recht haben, dass das Umfeld heute anders ist als in den 70-80ern Jahren.

Intelligent wäre es aber nun gewesen aus Oliveiras Erfahrungen und Arbeit nutzen zu ziehen und die "Lager" gewinnbringend für die Pferde zusammen zu führen. Da wäre auch die FN mal gefordert gewesen.
Mary
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Vereinigung der Schulen

Beitrag von Mary »

Ich sehe das genauso wie horsmän. N.O verband die Schulen ohne Dogmatismus und voila, einer der besten Reiter die ich je gesehen habe.
Wenn ich mich recht erinnere äusserte er sich sogar dazu, von wegen gemässigter Baucherismus und Verbund der Schulen.

mfg mary
Schulterherein ist das Aspirin der Reitkunst.
Nuno Oliviera
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Catja&Olliver
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Beitrag von Catja&Olliver »

Danke fuer den Heuschmann-Artikel! :D

Ich bin dabei den ins Italienische zu uebersetzen, und da stocke ich an einem Satzt der fuer mich keinen Sinn hat:

"Die Kautaetigkeit wird vielmehr hervorgerufen durch die Aktivierung der jeweils angesprochenen Bauchmuskulatur des hinteren Rueckens (obere Muskelkette) einerseits sowie andererseits durch die Aktivierung der Kiefergelenke, die zu einem Anspannen der unteren Muskelkette fuehrt."

Die Frage was er damit meint ist mir im Moment zweitrangig. Erst einmal moechte ich verstehen was er da behauptet: wieso zaehlt er die Bauchmuskulatur zum hinteren Ruecken (und zur oberen Muskelkette). Und soll das nachgeben im Kiefer nicht den Unterhals entspannen? Was ist dann bei ihm die untere Muskelkette? Bei mir geht es da bischen drueber und drunter :wink:
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Mmmh, hat jetzt Herr Heuschmann aus dem Brief an M. Karl einen Artikel für Pegasus gemacht? M. Karl zitiert nicht den Artikel aus der Pegasus sondern einen persönlichen Brief. Und da frage ich mich: was war zuerst da - die Antwort auf den Brief oder der Artikel in der Pegasus?
Liebe Grüße, Sabine

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Saludos,
eindeutig war die Mail zuerst da. Genau das löst bei mir ja komplettes Unverständnis aus: Die Mail an PK hat Heuschmann bereits im November geschrieben – direkt nach der Veranstaltung in Verden. Wäre es PK also um die sachliche Diskussion im Sinne der Pferde gegangen, hätte er von November bis Anfang März darauf reagieren könnten. Tat er aber nicht, weil er laut HP "andere Prioritäten" hatte. Prompt reagiert hat PK dann allerdings, als Heuschmann mit der Pegasus gesprochen hatte. Und in diesem Interview, was dem Artikel zu Grunde liegt, hat Heuschmann halt die Kritikpunkte nochmals zusammengefasst, die auch in der Mail stehen - welche auch sonst?
Wobei die ganze Aufregung in meinen Augen der berühmte Sturm im Wasserglas ist – die Kritik in dem Pegasus-Artikel ist dermaßen milde, darüber hätte sich niemand aufregen müssen. Mal ganz davon abgesehen, dass es in meinen Augen unstrittig ist: Reduziert man die SdL auf die hohe Hand, was ja durchaus vorkommt, ist das einfach schlechtes Reiten. Das ist ja auch in keiner RW irgendwie anders: Missinterpretiere ich die SdA so, dass ich vorn festhalte und hinten stochere, ist das ebenfalls schlechtes Reiten – in beiden Fällen hat das überhaupt nichts mit der Theorie, sondern mit der Umsetzung zu tun… Schon allein deshalb verstehe ich nicht, warum PK da nun so das Gefieder spreizt.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich sehe in dem Heuschmann-Artikel jetzt auch keine harsche Kritik am PK-System vom Reiten her bzw. empfinde es nicht so.
Liebe Grüße, Sabine

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Beitrag von Ari44 »

Ich verstehe die Aufregung PKs über den Artikel in der Pegasus auch überhaupt nicht *schulterzuck*. Keine Ahnung, was wirklich dahinter steckt, interessiert mich auch nicht im Geringsten.

Und ansonsten: darf ich mich eigentlich aufs Pferd wagen, ohne Baucher, Steinbrecht, La G. und/oder sonstewas gelesen zu haben? Und, Asche auf ihr Haupt, meine RL hat das auch nicht.... Und die ist trotzdem gut, so richtig gut sogar! Ein "goldener" A....." :wink: ist dann oft doch viel mehr wert als alle Literatur, die einem einen solchen eh nie bescheren wird. Meine bescheidene Meinung.

@bernie, danke :) .
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Beitrag von Alkasar »

Ari44 hat geschrieben: Und ansonsten: darf ich mich eigentlich aufs Pferd wagen, ohne Baucher, Steinbrecht, La G. und/oder sonstewas gelesen zu haben? Und, Asche auf ihr Haupt, meine RL hat das auch nicht.... Und die ist trotzdem gut, so richtig gut sogar! Ein "goldener" A....." :wink: ist dann oft doch viel mehr wert als alle Literatur, die einem einen solchen eh nie bescheren wird. Meine bescheidene Meinung.
Ja und nein :D Wie heisst es so schön: wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen. Weiss grad nicht mehr, wer das gesagt hat. (Binding, Bürger??)

Trotzdem finde ich, dass theoretisches Wissen auch von Vorteil ist. Gerade weil wir unseren "Sport" oder unser Hobby mit einem Lebewesen verbringen, haben wir eine große Verantwortung. Und wenn ich sehe, wieviel Ahnungslosigkeit oft herrscht, einfach ein "Nichtwissen" aber auch ein "Nichtnachfragen und-denken" kann ich nur jedem die Literatur zum Thema ans Herz legen. Als Ergänzung und Erklärung zum Fühlen. Und wenn man eine Reitlehre anwendet sollte man vielleicht auch wissen, wo sie herkommt, wo die Grundsteine gelegt wurden und warum.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Beitrag von Alix_ludivine »

Alkasar hat geschrieben:Wie heisst es so schön: wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen. Weiss grad nicht mehr, wer das gesagt hat. (Binding, Bürger??)
Goethe :wink:

Ich finde es wiedermal schade, dass Herr Karl seine Energie so verschwendet. Irgendeinen Grund muss er ja haben, dass er jedesmal so intensiv auf irgendeine Kritik reagiert. Eigentlich sollte er sich doch da mit seinem Allerwertesten draufsetzen, wenn er selber von seinem "System" so überzeugt ist, oder?

LG Alix
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Beitrag von Cubano »

Alkasar hat geschrieben:
Ari44 hat geschrieben:
Ja und nein :D Wie heisst es so schön: wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen. Weiss grad nicht mehr, wer das gesagt hat. (Binding, Bürger??)

Trotzdem finde ich, dass theoretisches Wissen auch von Vorteil ist. Gerade weil wir unseren "Sport" oder unser Hobby mit einem Lebewesen verbringen, haben wir eine große Verantwortung. Und wenn ich sehe, wieviel Ahnungslosigkeit oft herrscht, einfach ein "Nichtwissen" aber auch ein "Nichtnachfragen und-denken" kann ich nur jedem die Literatur zum Thema ans Herz legen. Als Ergänzung und Erklärung zum Fühlen. Und wenn man eine Reitlehre anwendet sollte man vielleicht auch wissen, wo sie herkommt, wo die Grundsteine gelegt wurden und warum.
Moins,
also, um genau zu sein, stammt das Zitat weder von dem Einen, noch von dem anderen, sondern von Goethe. Um genau zu sein, aus seinem „Faust“ :D
Was die Gewichtung Theorie und Praxis angeht, bin ich zwiegespalten: Ich kenne mindestens genauso viele Leute, die in schönster Ahnungslosigkeit aufs Pferd klettern, dafür aber ein ganz gutes Gespür im Hintern haben, als solche, die theoretisch jede Muskelkette nebst Funktion benennen und alle Reitklassiker zitieren können, denen aber auf dem Pferd jegliches Gefühl für das richtige Timing der Hilfen fehlt. Unterm Strich sind mir die Ersteren lieber
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Beitrag von Alkasar »

Cubano hat geschrieben:...also, um genau zu sein, stammt das Zitat weder von dem Einen, noch von dem anderen, sondern von Goethe. Um genau zu sein, aus seinem „Faust“ :D
Uups, danke! Lesen bildet eben doch;-)
Cubano hat geschrieben:Was die Gewichtung Theorie und Praxis angeht, bin ich zwiegespalten: Ich kenne mindestens genauso viele Leute, die in schönster Ahnungslosigkeit aufs Pferd klettern, dafür aber ein ganz gutes Gespür im Hintern haben, als solche, die theoretisch jede Muskelkette nebst Funktion benennen und alle Reitklassiker zitieren können, denen aber auf dem Pferd jegliches Gefühl für das richtige Timing der Hilfen fehlt. Unterm Strich sind mir die Ersteren lieber


*Unterschreib* Da sind mir die ersteren auch lieber :D Ich persönlich lerne auch eher über die Praxis als theoretisch. Aber gefühltes und gelesenes Wissen zu verknüpfen hat mir immer wieder Aha-Erlebnisse gebracht und macht ausserdem Spaß. Zudem finde ich es ganz hilfreich, wenn man Wissen und Erfahrungen im Unterricht weitergeben will. Aber da hat natürlich jeder seine eigenen Methoden.
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Beitrag von Jen »

Für einen Reiter "reicht" es vielleicht aus, zu fühlen. Jedoch sind Gefühle trügerisch, weil sie sich ständig verändern.

Für einen Reitlehrer jedoch, reicht es nicht aus zu fühlen. Man muss einem anderen Menschen auch kommunizieren können, was dieser wie und warum zu welchem Zeitpunkt tun soll und was er besser zu unterlassen hat. Und dazu reicht nun mal nicht Gefühl im Hintern, sondern man muss auch ein gewisses "Metawissen" darüber haben.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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