Unterschiedliche Herangehensweisen - was ist richtig?

Rund um die klassische Reitkunst

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skippi
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Unterschiedliche Herangehensweisen - was ist richtig?

Beitrag von skippi »

Hallo Ihr,
ich bin mir nicht ganz sicher ob das hier her gehört , falls ich falsch liege bitte ich um entschuldigung.
Aber ich bin im Moment in einem meiner bissher größten Zwiespälte meines reiterlichen weges.
ich hatte vor einigen Tagen eine Reitstunde bei einem FN Reitlehrer und fand sie, bis auf einige kleinigkeiten sehr gut( war selber erstaunt), eigentlich reite ich aber eher nach Bea Borelle und auch Andrea Jänisch.
Ich bin eigentlich der Ansicht das man sich überall das rausnehmen sollte was einem Hilft aber hier bin ich mir nicht sicher denn ich finde das einfach sehr große Unterschiede zwischen den beiden Ansichten liegen.


Um es mal zu konkretisieren: Mein Pony ist sehr Vorhandlastig, deshalb haben wir angefangen ihn vorne über den Zügel hoch zu holen und ihn durch übergänge und viel Rückwärts richten auf die Hinterhand zu bringen. Das hat auch Erfolge erzielt aber zwischenzeitlich hat er gaz schön in der Rückenmuskulatur abgebaut und ich habe wieder mehr an der Dehnung gearbeitet.

In der "FN-Stunde" haben wir ihn allerdings eher bis zum Buggelenk gedehnt gelassen ihn in der Position durchs Genick gestellt und durch Paraden ihn dazu gebracht, dass er sich Biegt und leicht bleibt.
Das hat ach sehr gut geklappt.
Und ich sollte ihn mehr Vorwärts schicken wenn er wieder auf den Zügen gebüffelt hat.
Auch sollte ich mehr treiben um seine Hinnterhand zu aktivieren.

Kurz gesagt ist meine Frage, Kann ich das anze kombinieren und stimmt es, dass durch einen vermehrt treibenden Schenkel die Hinnterhand aktiviert wird?

liebe Grüße Christina
die Ausbildung eines Pferdes gleicht einer Leiter bei der eine Sprosse zur nächsten führt
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

nach meiner Erfahrung ist das vorwärts-Abwärts-Reiten, so wie es deine FN RL beschreiben genau richtig. Zunächst muss Du wohl wieder korrigieren, was dein "von vorne über den Zügel hochholen" ruiniert hat. Wenn man ein Pferd am Zügel hochholt (Aufwärtsparaden), ohne dass man genügend von hinten nachreitet, bricht der Rücken weg und genau das hast Du ja auch erlebt.

Wenn ein Pferd stark auf der Vorhand geht , muss man es durch richtiges gymnastizieren umformen. Zunächst muss das Pferd taktrein und losgelassen über den Rücken und an den Hilfen gehen.

Ist das erreicht, aktiviert man die Hinterhand insbesondere durch viele Übergänge und später durch vermehrtes Reiten der Lektion Schulter-Vor bzw. Schulterherein. Man muss strikt vermeiden, dass das Pony ins Rennen kommt, also eher etwas unter Tempo reiten, dann aber fleißig machen (ist bereits in einem anderen Thread beschrieben). Vorwärts bedeutet nicht schnell, sondern fleißig, das ist ein riesen Unterschied. Es gilt, je langsamer ein Pferd geht, desto fleißiger (mehr vorwärts) muss es gehen, wenn es Takt und Schwung erhalten will.

Also am Besten: Mach genau so weiter, wie deine neuen RL es empfehelen.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
skippi
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Beitrag von skippi »

Als wir gemerkt haben , dass sein Rücken abbaut haben wir sofort wieder mehr Dehnung mit eingebaut und es wurde sofort besser . Das heißt sein Rücken ist wieder gut.
Meine frage wäre dann, woher weiß ich ,dass mein Pferd losgelassen und taktmäßig geht denn meine neuer RL sagt das Skipper sich in der Bauchmuckulatur fest macht woran merke ich das?
Und wie erreiche ich, dass er über den Rücken geht( tut mir leid, dass ich so blöde Fragen stelle :oops: )
Und wie mache ich ihn fleißig, ohne das er ins rennen gerät?
Mein Ziel ist nämlich auf garkeinen Fall vorne ziehen und hinten klopfen.
Seitengänge arbeite ich mit ihm schon eine weile und er geht sie alle im Schritt und im Trab, travers und Schulter herein auch schon teilweise im Galopp.

Und eine letzte Frage, bekomme ich ihn so von der Vorhand und somit auch vom Zügel, also trainiere ich auch mit dem V/A die muskuatur so das sie ihm die Möglichkeut gibt sich selber zu tragen? Denn abwärts gehen kann er sehr gut denn er hat einen sehr tiefen Halsansatz

vielen Dank für eure Hilfe
liebe Grüße Christina
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Und eine letzte Frage, bekomme ich ihn so von der Vorhand und somit auch vom Zügel, also trainiere ich auch mit dem V/A die muskuatur so das sie ihm die Möglichkeut gibt sich selber zu tragen?
Das ist eine Frage der Balance. Das Erste ist, dass Du am Anfang einen sehr feinen Grad hast zwischen "Auf der Vorhand" - in gutem V/A - übern Zügel. Es gilt also erstmal das v/a soweit zu stabilisieren, dass Dein Pferd es wirklich ausbalancieren kann und dann trägt er sich auch selber und dann kommt auch die richtige Muskulatur. Das muss aber mit viel Gefühl geschehen, weil gerade am Anfang die Pferde das nur schwer halten können. Das ist es besser, sie immer wieder neu ins v/a zu schicken, wenn sie die Balance verloren haben. Also abbrechen und neu anfangen.
skippi hat geschrieben:Seitengänge arbeite ich mit ihm schon eine weile und er geht sie alle im Schritt und im Trab, travers und Schulter herein auch schon teilweise im Galopp.
Sorry, aber wie kannst Du Seitengänge reiten und aber fragen wie Du merkst, ob ein Pferd losgelassen und taktmäßig und über den Rücken geht? Verstehe ich nicht.. Das sind doch alles Grundlagen, die da sein sollten, bevor man sich in die Seitengänge wagt..

LG Alix
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skippi
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Beitrag von skippi »

Ich habe nicht gesagt, dass er nicht losgelassen ist ich habe gefragt wie ich es merke.
Er ist immer leicht an der Hand und kaut wenn er in den Seitengängen geht und wenn Losgelassenheit usw die Notwendige grundlage ist dann kann ich doch davon ausgehn, dass er losgelassen ist?
grüße
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Du merkst es daran, das dein Pferd zunehmend durchlässiger wird, d.h. dass es die Hilfen annimmt, ohne dass Du viel auf dem Pferd arbeiten musst.

Deine Fragen vollständig zu beantworten würde sicher einige hundert Seiten füllen. :roll:

Fang einfach damit an, dein Pferd sauber in den Grundgangarten zu reiten. Wenn das auf geraden und gebogenen Linien gut funktioniert, das Pferd also ausbalanciert ist, leicht aber stet Anlehnung in der Hand sucht und taktrein und schwungvoll geht, reitest Du vermehrt Zirkel und Volten und läßt ihn dabei mit der Hinterhand übertreten. Dabei soll das Pferd vermehrt Anlehnung am äußeren Zügel suchen, Schenkelgehorsam entwickeln und bereits etwas mehr Last mit dem inneren Hinterbein aufnehmen.

Das kombinierst Du dann mit Übergängen und Tempiwechseln im Trab und später im Galopp, wobei der Grundsatz gilt, je langsamer das Pferd geht, desto mehr Vorwärts muss Du realisieren. Immer wieder das Pferd mit Kreuz und Sitz zurück nehmen und dann durch die treibende Hilfe die Hinterhand schnell machen (ohne dass dabei das Pferd ins rennen kommt).

Erst dann beginnt man damit, Schutervor und Schulterherein auf geraden und gebogenen Linien zu reiten, wobei das Pferd auch in den Seitengängen stets in guter Anlehnung am äußeren Zügel, schwungvoll und losgelassen gehen soll. Dadurch verbesserst Du die Geraderichtung des Pferdes.

Mit zunehmender Übung und vermehrter Lastaufnahme mit der Hinterhand richtet sich das Pferd dann mehr und mehr auf. Die Nase muss nun vor die Senkrechte kommen, ohne dass die Anlehnung, der Schwung oder der Takt verlorengeht.

Bis das in allen Gangarten wirklich gut funktioniert dauert es mindestens 1-2 Jahre, dann gehts weiter...
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Beitrag von skippi »

@ Steffen: Vielen dank für deine Tips das hilft mir doch schon etwas und für den Rest frage ich einfach Leute mit denen ich verbal reden kann damit hier niemend einen Schreibkrampf bekommt :D
Was ich bisher von dir erfahren habe bestätigt jedenfalls meine momentanen Gedanken und auch das was ich in hinsicht auf die Anatomie gelesen habe
vielen vielen Dank
und liebe Grüße
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