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Versammlung und Schwingen

Verfasst: Di, 22. Nov 2016 14:48
von ninischi
Kiruna Karmina hat geschrieben:
Mir geht nun noch Folgendes durch den Kopf:
Gilt das "groß" und "drunter" und "schwingen" wirklich auch in höchster Versammlung??? Oder muss man da zum freien Vorwärts unterscheiden?
Ich frage so dumm, weil ich immer wieder höre, dass Grand Prix Reiter die großen, schwingenden Bewegungen auch "klein und schnell kriegen" müssen, um z.B. die Pirouette vorzubereiten, was bei der heute bevorzugten Pferdezucht-Richtung verdammt schwierig ist.

Erstmalig kam ich auf dieses Erfordernis durch das Video (Link ist leider nicht mehr abrufbar), in dem Jean Bemelmans Uthopia mit Carl Hester unterrichtet. Das war ein gutes Jahr vor Rotterdam, wo dieses Paar sich als Senkrechtstarter erwies. Bemelmans verwendete viel Zeit und Geduld darauf, den Galopp von Uthi klein und agil zu bekommen - wie hingetupft.
"Quickquick - quickquick -quickquick" lautet dort seine unermüdliche Anweisung. Das klingt für mich etwas anders gewichtet als "rompompom".
Vielleicht können mir die Experten hier helfen, das aufzudröseln?

Und:
Kann ein Pferderücken in Phasen allerhöchster Versammlung wirklich immer Schwingen? Ist das so gewünscht? Versammlung erfordert ja ein Höchstmaß an Körperspannung.
Was ist da überhaupt physiologisch möglich und was nicht? Und bis zu welcher Frequenz und dann nicht mehr oder auch nicht mehr so deutlich von außen wahrnehmbar?
Dass direkt NACH der Versammlung ein starkes Schwingen und gaaanz viel Untertritt möglich ist, ist mir klar. Darum ist ja auch ein häufiger Wechsel, ein Spielen mit den verschiedenen Spannungszuständen mittels Tempowechseln, gerade auch innerlhalb einer Gangart, so wertvoll.

Bin gespannt auf Eure Einschätzungen.

Verfasst: Di, 22. Nov 2016 15:14
von Rapunzel
Ich glaube, wir müssten den ganzen Verlauf vom Einstellen des MS-Videos an rüberkopieren, sonst geht der Faden verloren, oder?


Hm, großartig schwingen kann ein Pferd in starker Versammlung eher nicht. Das war es aber auch nicht, was mir an dem Video von MS missfiel - sondern dass der Falbe so oft hinten beidbeinig abfußte und der Galopp nicht durchgesprungen und insgesamt nicht losgelassen war. Auch das breite Fußen sollte eigentlich bei dem Ausbildungsstand "abgehakt" sein. "Klein und agil" muss es auf jeden Fall sein für so eine Vorführung. Aber trotzdem wäre halt losgelassen und durchgesprungen wünschenswert. Also schon "Rompompom", aber eben leise und schnell. Einigen wir uns auf "Rompimpim" ;-)

Verfasst: Di, 22. Nov 2016 16:26
von mor
Vielleicht (und hier ist meine ganz laienhafte Überlegung) ist viel wichtiger als eine große Amplitude im Rücken zu erhalten, dass das Pferd sich jederzeit wieder SOFORT losschicken lässt, d.h. dass die Hinterhand so kraftvoll engagiert ist, dass jede Bewegung möglich ist.

Also: mMn haben le_bai und Rapunzel Recht in ihrer Interpretation von MS Vorstellung, denn was mich persönlich stutzig machte war, dass der Falbe in der Arbeitspirouette (ca. Minute 1:10) doch nicht ganz den Takt hält, was bei einem wirklich sehr weit ausgebildeten Pferd eigentlich nicht passt.
Wären die Lektionen vorher nicht eigentlich eine gute Vorbereitung gewesen, die die Pirouette hätten verbessern müssen? Vorausgesetzt, das Vorwärts ist immer abrufbar.

Das jetzt auf die Gefahr hin, mich völlig blamiert zu haben :oops: ..

Verfasst: Di, 22. Nov 2016 20:13
von Kiruna Karmina
Danke, Ninischi, für den neuen Thread.
Hier das Video:
https://www.youtube.com/watch?v=2bGiNQYGKEY

Zum breiten Treten der HH:
Kann das auch der Seitswärtsbewegung in extrem starker Biegung geschuldet sein?
Könnte jemand mal ein Video einstellen, wo man Galopptravers von hinten in der von Euch gewünschten Version sieht?
Das wäre zum Vergleich mal interessant.

Wie ich darauf komme:
Bei 0.12, auf der "gerade" (also nicht in Seitwärtshaltung) gesprungenen Volte tritt diese Breittreten nämlich noch nicht auf.

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 07:41
von Wuschel
Soweit ich die Theorie verstanden habe, sollen Takt und Losgelassenheit in der Arbeit die Gradmesser dafür sein, ob das Pferd die Aufgabe noch in ALLEN Gelenken schwingend erfüllen kann, (egal, wie klein die Bewegung noch sein mag) oder ob es sich schon irgendwo versteift, und man wieder in leichter zu erfüllende Bewegungen zurückkehren muss.

Grüsse Wuschel

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 09:04
von Kiruna Karmina
Das jetzt auf die Gefahr hin, mich völlig blamiert zu haben :oops: ..[/quote]

Wieso? Hast Du doch gut begründet.
Passt schon!

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 09:24
von Jen
ah, an dieses Video mit Bemelmans und Hester kann ich mich auch noch gut erinnern :D Klein und schnell (= aktiv und reaktionsfreudig zündend), ist aber nicht kurz und abgehackt (hektisch). Das ist halt so ne qualitative Beschreibung, die Grundproblematik der Dressur. ;)

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 10:40
von Kiruna Karmina
Am Rande:
Weiß Du noch, wie er Uthi als "englische Antwort auf Totilas" bezeichnete und das ganze Publikum über diese Anmaßung lachen musste?

Und ein Jahr später war Uthopia der Star.
Und Carl Hester, noch ganz ungläubig, fiel plötzlich diese Prophetie ein.

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 11:49
von Motte
Rapunzel hat geschrieben:Ich glaube, wir müssten den ganzen Verlauf vom Einstellen des MS-Videos an rüberkopieren, sonst geht der Faden verloren, oder?


Hm, großartig schwingen kann ein Pferd in starker Versammlung eher nicht. Das war es aber auch nicht, was mir an dem Video von MS missfiel - sondern dass der Falbe so oft hinten beidbeinig abfußte und der Galopp nicht durchgesprungen und insgesamt nicht losgelassen war. Auch das breite Fußen sollte eigentlich bei dem Ausbildungsstand "abgehakt" sein. "Klein und agil" muss es auf jeden Fall sein für so eine Vorführung. Aber trotzdem wäre halt losgelassen und durchgesprungen wünschenswert. Also schon "Rompompom", aber eben leise und schnell. Einigen wir uns auf "Rompimpim" ;-)
Genau das ist es doch, wo sich die Spreu vom Weizen trennt - was also ein gutes Dressurpferd von einem sehr guten Dressurpferd unterscheidet. Große Bewegungen sind bei der heutigen Zucht in der Regel kein Problem. Das Problem ist das schnelle Hinterbein, was die großen Bewegungen kanalisiert. Das kann man in Maßen trainieren, aber grundsätzlich - wenn es eben nicht vorhanden ist - ist das schon ein Nachteil.

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 13:02
von Rapunzel
Öhm, aber der besagte Falbe ist ja kein "heutiges" Dressurpferd mit großen Bewegungen, die man erstmal kleiner kriegen muss, sondern eher ein recht normales Pferd mit der iberischen Neigung zum Tikitiki - was für mich ein festgehaltener keiner Hackelgalopp ist. So einen reell zu versammeln, ohne ihn in dieser Neigung noch zu verstärken, ist halt anders schwer.

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 13:45
von Kiruna Karmina
Ich glaube, Motte meinte damit die angesprochene Problematik, vor der heute Grand-Prix-Reiter stehen.

Insofern ist Ihr Kommentar m.E. treffend.

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 15:08
von Rapunzel
Ah!

Verfasst: Mi, 23. Nov 2016 19:23
von Motte
Richtig, Kiruna Karmina, so habe ich das gemeint. :wink:

Verfasst: Do, 24. Nov 2016 14:24
von FNB
mor hat geschrieben:Vielleicht (und hier ist meine ganz laienhafte Überlegung) ist viel wichtiger als eine große Amplitude im Rücken zu erhalten, dass das Pferd sich jederzeit wieder SOFORT losschicken lässt, d.h. dass die Hinterhand so kraftvoll engagiert ist, dass jede Bewegung möglich ist.


Das jetzt auf die Gefahr hin, mich völlig blamiert zu haben :oops: ..
Huhu, ich bin ja nicht so der super Reiter, dennoch kann mein rechteckiges Fjord (kurze Beine, langer Rücken) einige Piaffe Tritte. Und ja, da schwingt bestimmt nicht mehr viel im Rücken. Er wird um etliches kürzer (sieht man wunderbar auf Fotos) und da KANN einfach dann nix schwingen, da er die Muskeln anspannt.

Jedoch, da gehe ich völlig konform, muss man direkt daraus wieder losschicken können mit Raumgriff. Dann kommt wieder Schwung in den Rücken. Das hat bei uns eine ganze Zeit gedauert, da er nach den Piafftritten "auf der Stelle verhungerte". Seit einiger Zeit kann ich ihn jedoch nun vorwärts schicken, er zündet gut. Ich meine, dass seitdem die Piaffe sich nochmal gesetzt hat.

Locker ist er im Rücken, sogar fast zuviel lt. Osteopathin hat er nicht eine Verspannung im Körper.

Verfasst: Do, 24. Nov 2016 14:31
von FNB