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Erfahrungen mit der Koerperbandage

Verfasst: So, 13. Sep 2015 19:21
von bea
Hallo zusammen!

Wer arbeitet mit Körperbandage? Zu welchem Zweck? Nur an der Longe oder auch beim Reiten? Mit was für einer Verschnallung? Ab wann konntet ihr Erfolge erkennen?

Mein Schwarzer ist ja relativ lang im Rücken, hebt den Brustkorb nicht an und schaufelt gerne hinten raus. Ich hab nun begonnen, an der Longe konsequent mit Körperbandage zu arbeiten, um ihn verstärkt zum Vortreten zu bringen. Wir sind momentan nach seinem krankheitsbedingten "Teil-Ausfall" voll im Aufbau-Training, das aus relativ viel Longenarbeit besteht.
Zum Befestigen der Körperbandage nutze ich einen Longiergurt und mach nur eine Bandage um die Hinterhand. Als ich auch um die Vorhand eine zweite Bandage angebracht hatte, hatte er die Tendenz, mit der Brust dagegen zu drücken, was natürlich absolut kontraproduktiv ist.
Vom Bewegungsmuster her läuft er mit der Körperbandage definitiv geschlossener und somit besser als ohne - allerdings kommt sein arthrosebedingten Taktfehler auch viel stärker zur Geltung. Kann das veränderte Gangverhalten direkt mit der Körperbandage zusammenhängen, oder ist es eher ein optisches Phänomen, dass man diie Taktunreinheit wegen der Bandage besser erkennen kann?

Ich habe mir auch überlegt, beim Reiten die Körperbandage zu nutzen. Allerdings sind wir momentan ausschließlich im Gelände unterwegs, und da frage ich mich, ob es nicht eventuell gefährlich werden könnte, falls er mal irgendwo einhängt oder so?

Fragen über Fragen - aber auch wenn ihr keine Antworten habt, würden mich eure Erfahrungen mit der Körperbandage interessieren.

Verfasst: So, 13. Sep 2015 20:26
von Wiebs
Ich nutze die Körperbandage auch gern beim Reiten und nicht nur bei der Arbeit vom Boden. Im Gelände habe ich es aber noch nicht ausprobiert.

Was die Arthrose und den Taktfehler angeht, kann es eventuell sein, dass die Körperbandage eine kompensatorische Bewegung oder ein Ausweichmuster verhindert und die Einschränkung durch die Arthrose dann deutlicher wird.
Das ist aber nur eine Vermutung, mit mehr Wissen oder Erfahrung kann ich bei der Frage leider nicht dienen.

Verfasst: Do, 17. Sep 2015 14:03
von oecone
Hallo!

Seit gestern nutze ich diese Körperbandage auch. Bei mir ist es eine lange Fleecebandage, die an den unteren Ringen des Longiergurtes befestigt ist.
Allerdings muss ich sagen, dass der Einsatz für mich eine gewisse Bankrotterklärung ist. Ich habe es seit dem Griffelbeinbruch im vergangenen Jahr nicht geschafft, dass mein Pferd die Hinterfüße wieder mit unter den Schwerpunkt nimmt :? Dazu kamen noch technische Sattelprobleme, so dass das Teil für über 2 Monate in England war.
Der Ersatzsattel passte zwar dem Pferd annähernd, mir aber überhaupt nicht. Mein Pferd hat unter mir gemacht was es wollte. Ich habs nicht gemerkt :oops: Jetzt haben wir den 'Schaden' :shock:
So, gestern habe ich longiert und wieder gesehen, dass meine Stute nicht untertritt. Verzweifelt eine Bandage geholt, anmontiert, und nach ein paar sehr flotten Runden hat Madame tatsächlich die Hinterhand mitgenommen.
Es hat dann noch eine Weile gedauert bis sie sich gedehnt hat. Gepasst hat ihr das erst mal nicht. Dieses 'iiiih Arbeit' stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber als sie dann gegen Ende nochmal ordentlich abgeschnaubt hatte, war es auch für sie in Ordnung.
Das werde ich als Behelfslösung jetzt mal eine Weile beibehalten.

Grüßle
oecone

Verfasst: Do, 17. Sep 2015 15:00
von Julia
Also für mich ist sie alles andere als eine Bankrotterklärung :wink:
Ich finde sie echt gut.

Ich habe immer wieder Pferde die einfach gar nicht wissen dass da hinten noch ein Po mit 2 Beinen dran hängt... und da nicht jedes Pferd direkt in dem Zustand ist dass ich es ihm übers Reiten vermitteln kann finde ich die KB ein tolles Mittel dafür.

Ich nutze sie aber ausschließlich an der Longe, gerne in Kombination mit Stangenarbeit.

Im Gelände wäre mir das irgendwie zu heikel..man weiss ja nie.

Verfasst: Do, 17. Sep 2015 16:19
von oecone
Du machst mir Mut, Julia :) ,aber gestern habe ich das für mich tatsächlich als Bankrotterklärung empfunden. So hatte ich es ja auch geschrieben.

Grüßle
oecone

Verfasst: Do, 17. Sep 2015 16:27
von Josatianma
Ich habe die Körperbandage schon an der Longe und unter dem Sattel genutzt. Allerdings habe ich immer eine elastische Bandage benutzt. Gerade bei großen und langen Pferden besteht oft das Problem, dass sie nicht so ganz wissen, wo sie anfange und aufhören.

Beim Friesen muss ich immer wieder im Kopf haben, dass sie Kutschpferde sind. Sie schaufeln oftmals mehr nach hinten raus als eben der moderne Warmbluttyp. Und bei Sachen an der Brust denken sie auch gerne sie müssen etwas ziehen.

Die Körperbandage habe ich immer in der "Kuhle" der Hinterhand angelegt und von dort am Longiergurt in etwas Buggelenkshöhe festgemacht. Beim Sattel in etwa die gleiche Höhe. Fleecebandagen eignen sich in meinen Augen gar nicht für die Körperbandage, da sie einfach fest sind bzw. mit der Zeit einfach ausleiern. Eine elastische Bandage hat immer den Effekt eines Gummibandes: wenn das Pferd nach hinten rausschaufelt wird es beim Vorschwingen entsprechend unterstützt. Sehr gut geeignet sind auch die Terrabänder, die es in unterschiedlichen Stärken gibt. So kann ich im Laufe der Zeit den Schwierigkeitsgrad für das Pferd steigern.

Ins Gelände würde ich damit definitiv nicht gehen. Da wäre mir auch die Gefahr zu groß. Vielleicht muss man doch einmal über einen Baumstamm steigen.

Verfasst: Do, 17. Sep 2015 18:46
von Julia
Ja, *beiJosaunterschreib* es macht nur Sinn mit einer elastischen Bandage!

Verfasst: Fr, 18. Sep 2015 14:15
von oecone
Danke Ihr zwei :) Elastikbandagen haben ich auch. Da werde ich zwei aneinander nähen müssen (Ponygröße), aber das macht nix, dann habe ich an beiden Enden einen Klettverschluss :wink:

Da es nun schon mehrfach erwähnt wurde, dass Reiten damit auch kein Problem ist, werde ich das auch ausprobieren und ggf. nachhaltig einsetzen - und auch gerne berichten, wenn gewünscht.

Mein Pferd ist aber das Gegenteil vom Friesen. Arabermix. 1,50 m, quadratisch, steile Schulter. Der Hals ist zwar auch hoch angesetzt, aber etwas kurz und mit nicht optimaler Ganaschenfreiheit.
Mein Pferdchen neigt zum Trippeln, und der dicke Unterhals ist mehr oder weniger ein ständiger Begleiter.

Ich denke aber, wenn ich die Dehnungsbereitschaft bei gleichzeitiger aktiver Hinterhand wieder hinbekomme, dann schwindet auch der Unterhals auf ein verträgliches Maß.

Grüßle
oecone

Verfasst: Sa, 19. Sep 2015 20:08
von bea
Danke euch für die Erfahrungsberichte. Spannend!
Ich bin vor allem dankbar für den Input mit der elastischen Bandage. Bisher habe ich einfach jeweils die Bandage verwendet, die ich halt hatte - und die war aus Fleece. Mein Schwarzer nimmt die Bandage zwar sehr gut an und schaufelt weniger hinten raus als ohne Bandage, aber ich sehe ein, dass eine elastische Bandage noch mehr Unterstützung bietet beim Vortreten. Ich werd mir auf jeden Fall mal eine elastische Bandage besorgen!

@Wiebs: Ich teile deine Vermutungen zum Verhindern des Ausweichmusters.

@Josa: Deine Ausführungen zu den Friesen kann ich unterstützen. Genau aus dem Grund verwende ich bei meinem "Zugpferd" nun nur noch die Bandage um die Hinterhand und nicht mehr zusätzlich um die Brust.

Verfasst: Mo, 21. Sep 2015 11:49
von oecone
Mit der Elastikbandage habe ich es jetzt auch ausprobiert.
Besser als Fleece, da es jede Bewegung mitmacht.
Und, hey, mein Pferd hat eine fleißige Hinterhand! :D
Allerdings fällt ihr die Dehnungshaltung damit richtig schwer.
Das ist richtig Arbeit. Für sie, und auch für mich sie dahin zu bekommen.
Immerhin weiß ich jetzt, wo wir gezielt dran arbeiten müssen :wink:

Grüßle
oecone

Verfasst: Mo, 21. Sep 2015 14:56
von -Tanja-
Ich arbeite seit Anfang Juli mit Kurti (5 Jahre, Noriker, Kaltblut) mit der Körperbandage auf Hinweis unserer Osteo/Physio damit. Er soll lernen, sich besser in seine Hinterhand einzufühlen, zu merken, wie lang er ist, wo er anfängt und quasi aufhört. Er trägt dabei immer einen Longiergurt, hintenherum die Longier-Bandage von Corinna Lehmann (gabs mal als Geschenk für ein Cavallo-Abo) und vorneherum die Longier-Bandage von Krämer. Das Kuddelmuddel mit normalen Fleece-Bandagen vom Bandagieren wollte ich nicht. An meinen Longier-Körperbandagen sind Karabiner dran und sie lassen sich so stufenlos verstellen, was ich sehr praktisch fand.

Ich nutze die Körperbandagen hauptsächlich beim Longieren bzw. der Equikinetic-Arbeit. Die Bandage vorneherum wurde mir mit der Begründung von der Osteo empfohlen, dass das Pferd sich insgesamt wesentlich besser spüren kann, wenn es auch vorne eine "Begrenzung" wahrnimmt. Das kann man gut an sich selbst erfühlen, wenn man sich einmal nur eine Hand auf den Rücken in der Nierengegend legt und ein weiteres Mal zusätzlich noch vorne die andere Hand auf die Brust legt. Man spürt sich "dazwischen" viel intensiver.

Insgesamt kann ich bei Kurti nun nicht wirklich sagen, daß die Körperbandage bei ihm viel bringt. Er ist aber ohnehin eher der phlegmatische Typ (was durchaus nicht negativ gemeint ist), sehr in sich selbst ruhend und ein Energiesparmodel. Eine Gewöhnung an die Bandagen war insoweit auch überhaupt nicht nötig - dran ans Pferd und feddich. Habe aber insoweit schon von anderen gehört, daß deren Pferde da ziemlich hibbelig wurden beim ersten Mal.

Nachdem ich mit meinem Hafi Amor (21 Jahre alt) in der Equikinetic etwas ins Stocken kam, ich mehr an der Hinterhandaktivität arbeiten wollte, aber alle "Knöpfe" die ich probiere, nicht so recht was brachten (Übergänge, Touchieren an verschiedenen Stellen), habe ich heute auch bei ihm erstmals die Körperbandage vorne und hinten eingesetzt: wow! Die Hinterhand kam gleich viel besser drunter. Tja, ich bin halt leider die Sorte Mensch, die für derartige Erleuchtungen immer etwas länger braucht. Danke insoweit für diesen Thread hier. :lol: :roll: :wink:

Zum Reiten würde ich das eigentlich auch gerne mal nutzen, aber da habe ich mit meinen Körperbandagen dann doch Probleme in der Anbringung am Sattel. Da stören die Karabiner nämlich dann. :wink:

Verfasst: Do, 01. Okt 2015 16:28
von oecone
Weil hier geschrieben wurde, dass man mit der Körperbandage auch reiten kann, habe ich das nun auch ausprobiert.

Die vermehrte Hinterhandaktivität spüre ich deutlich. Das hilft mir sehr, da ich seit längerem gänzlich ohne RL auskommen muss.
Mittlerweile habe ich auch eine sehr liebe Miteinstellerin, die mir hier und da auch mal Feedback gibt wenn ich reite. Auch sie sagt, dass mein Pferd nun deutlich besser untertritt.

VA an der Longe ist nach kurzer Zeit kein Problem mehr gewesen.
Das fast noch interessantere ist, dass mein Pferd viel besser in der Spur bleibt. Der innere Hinterfuß trifft das Siegel des inneren Vorderfußes. Vorher hat sie immer ein wenig die Hinterhand rausgedreht.

Vermutlich hätte ich mich weiter mit meinem Pferd abgemüht, irgenwann verzweifelt Sporen angezogen, wenn mich dieser Thread nicht anmiert hätte, eine Bandage rauszukramen und es einfach mal zu probieren. Danke!

Grüßle
oecone

Verfasst: Do, 01. Okt 2015 16:47
von Fluli
Mal 'ne blöde Frage: Meint ihr denn, dass das Training mit der Bandage auch für nachher (sprich: wenn man wieder ohne arbeitet) etwas bringt und das Pferd quasi "lernt" vermehrt unterzutreten?
Falls dies nicht der Fall wäre, dann ist die Bandage ja tatsächlich nur etwas, um über einen gewissen Zeitraum vielleicht mehr Muskeln aufzubauen und den Schwung zu intensivieren. :kopfkratz:
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Bandage langfristig die Hinterhand aktiver werden lässt. Vielleicht stehe ich aber gerade irgendwie auf dem Schlauch... :lol:

Fluli

Verfasst: Do, 01. Okt 2015 17:45
von bea
Ich denke schon, dass die Bandage auch nachhaltig ist. Mein Ziel zumindest ist es, sie mit der Zeit wegzulassen - zuerst vielleicht nur gelegentlich, dann immer länger. Ob das in der Praxis dann funktioniert ist eine andere Frage, aber für mich ist es schon ein Hilfsmittel, das mit der Zeit obsoltet werden sollte.

Verfasst: Do, 01. Okt 2015 18:40
von -Tanja-
Ich hab da eher die Bedenken, daß sich die Pferde irgendwann an das Gefühl der Bandage gewöhnen und dann nicht mehr darauf reagieren. Das hat meine Osteo allerdings verneint. Die Pferde bräuchten aber auch ziemlich lange, um das Bewegungsgefühl umzusetzen; sie sprach hier von ca. sechs Monaten.