Hallihallo
Danke fürs "wieder aufleben lassen" des Themas.
Ich denke es ist wichtig, dem Pferd eine klare Idee von jedem Schritt zu geben, den man gerne möchte. Dass man jeden dieser Zwischenschritte lobt und so bestätigt. Aber man das innere Bild dessen, was man möchte, klar weiter kommuniziert.
Man kann gerne alle duzend Zwischenschritte loben, dem Pferd aber das Gefühl geben, dass es auf dem Weg zu etwas grösserem ist.
Und nach einiger Selbstreflexion muss ich auch gestehen, dass diese so schön zurechtgelegten "Phasen" und Zwischenschritte oft auch einfach nur mangelndes Können aufzeigen. Wenn ich ein Pferd nicht aus seiner für mich fehlerhaften "Pseudopiaffe" herausführen kann, liegt das sicher an meiner mangelnden Erfahrung und an meinem mangelnden Wissen darüber, wie ich dem Pferd das anders verständlich machen könnte.
Ich habe selber bei meinen Pferden erste Erfahrungen mit der Piaffe gemacht und auch Korrekturen von tollen Fachmenschen bekommen.
Sie verbesserten innert Minuten, was ich mir vorher längere Zeit so "zurechtgelegt" hatte.
Wenn ein Pferd für den Schritt xy in seiner Ausführung gelobt wird, dann empfindet es diesen als goldrichtig. Schliesslich hört man damit immer auf und es kriegt ein Lob dafür. Warum also sollte es sich über alle Massen anstrengen, etwas zu verbessern? Es strebt nach unserem inneren Bild und nach der Erfüllung unserer Ziele. Wenn wir die Pferde auf diese Art trainieren natürlich. Also meine machen das.
Wenn ich die Anforderung nicht genug hoch habe, das innere Bild zu unklar oder schwach ist oder ich nicht weiss WIE ich das noch verbessert soll, bliebt das Pferd in seiner Komfortzone oder wird mit der Zeit sogar schlechter.
Für mich muss unter dem Strich das Pferd einfach gut gymnastiziert sein (Seitengänge im Schritt und Trab, versammlungsfähig sein und geschmeidig an den Hilfen sein) um direkt erste Piaffetritte zu machen.
Alle Umwege, mit denen man sich fast jahrelang herumschlägt, führen meiner Meinung nach zu guten Dingen aber nicht zu einer guten Piaffe.
Wenn ein Pferd z.B immer aus einigen halben Tritten heraustraben darf, wird es den Gedanken der Piaffe lange Zeit nicht haben. Es muss "an Ort" eine Lösung finden. Diese aufzuzeigen verlangt vom Menschen viel Wissen, Timing und Feingefühl.
Wenn ein Pferd im Viertakt dahintrippelt und man die Hoffnung hat, es mache irgendwann mal einen Piaffetritt, wird das in vielen Fällen leider schief gehen. Man muss vom Pferd einen Piaffetritt "fordern", die Idee dazu vermitteln. Viel stärker am inneren Bild festhalten.
Logisch drillt man das Pferd nicht dahin. Aber wenn man tatsächlich an der Lektion als Ausdruck maximaler Versammlung mit maximaler Energie arbeiten will, sollte man schon diese Energie und Versammlung "senden" und keine Ausweichbewegungen rundherum.
Nicht jedes Pferd kann direkt zur Piaffe, mir ist das klar! Es gibt Pferde mit Schwierigkeiten und Handicaps. Ich selber habe aber 2 Pferde mit total ungünstigen Voraussetzungen anpiaffiert. Mit Halbwissen, im Lernprozess drin, mit allen Veränderungen (die ich durchlief) verschiedener Reitweisen-Schwerpunkte.
Beide piaffieren für ihre Verhältnisse ganz ordentlich. Aber beide hätten früher ordentlich piaffiert, wenn ich "in der Piaffe selber" nicht alle Ausweichbewegungen über Jahre zugelassen hätte in der Annahme, dass sie der Piaffe schlussendlich dienen.
Hätte ich die "Rund um die Piaffe" hilfreichen Übungen klarer kultiviert, wäre auch die Piaffe guten Gewissens nachher klarer gewesen für das Pferd.
Das ist meine derzeitige Meinung. Die ist sicher in einigen Jahren auch wieder durch neue Erlebnisse geprägt
Richard Hinrichs und Wolfgang Krischke waren meine prägendsten Vorbilder im Thema Piaffe. Sie sind Meister in dem was sie tun. Und ihr Timing ist einfach genial. Sie gehen den Weg sehr klar und beständig. Wenn ein Pferd bereit ist für die Piaffe, dann ist die Vorarbeit so sauber gewesen dass das Pferd innert Kürze auch einige Piafftritte zeigt. Ohne viel Nebengeräusche. Mit einem stolzen Gefühl, der Erwartung und dem inneren Bild des Menschen gefolgt zu sein und maximale Kraft auf der Stelle präsentiert zu haben.