Unterhals und andere Problemchen...

Rund um die klassische Reitkunst

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Poetin
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Unterhals und andere Problemchen...

Beitrag von Poetin »

Hallo ihr Lieben,

eine Freundin von mir hat ein echtes Problem: Sie hat vor 4 Jahren einen damals 12 jährigen Wallach übernommen, der Zeit seines Lebens verheizt wurde. Also viel ins Gelände, Gas ohne Bremse und wenn Bremse, dann mit beiden Zügeln in die Eisen. Daraus entwickelte sich über die Jahre ein prächtiger Unterhals und ein Pony, welches bei jeder kleinen Drucksteigerung mit Kopf hoch, Rücken weg und zackeln reagiert. Sie hat ihn in den letzten 4 Jahren schon wesentlich ruhiger bekommen, aber es ist ihr bisher nicht gelungen, diesen furchtbaren Unterhals wegzureiten. Er ist auch wirklich schwierig zu reiten: Nimmt man etwas zu viel auf, rollt er sich gern ein, wird man etwas deutlicher in der Hilfengebung, drückt er sich gleich heraus, will man ihn stellen, weicht er mit der Schulter in die andere Richtung aus, nimmt den Hals zum Teil zwar in die gewünschte Richtung, schaut aber mit dem Kopf fast wieder ein klein wenig nach außen. Man hat ein bisschen das Gefühl, dass man auf einer Schlange sitzt, die man nicht greifen kann. Da er sehr guckig ist, neigt er sowieso dazu, sich heraus zu heben und lässt sich ungern fallen. Sie ist mit ihrem Latein ein wenig am Ende und da sie im Moment kein Internet hat, habe ich ihr angeboten, dies hier mal zu posten, da hier bestimmt der ein oder andere ist, der den ein oder anderen Tipp hat. Zum Hals nochmal: Zusätzlich zum Unterhals hat er tiefe Kuhlen am Hals direkt vor dem Widerrist links und rechts und verdickte Ganaschen. Der Rest des Körpers sieht gut aus von der Bemuskelung her. Aber der Hals... :cry:

Freue mich auf eure Antworten.

Liebe Grüße,
Poetin
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

Hallo Poetin,

hört sich an, als müsse das Pferd nochmal von grundauf "neu" gymnastiziert werden... deiner Freundin also ein etwas längerer, mühsamer Weg bevorsteht.

Ich habe mir auch mal ein Korrekturpferd mit massivem Unterhals gekauft, Rücken wegdrücken und losrennen inklusive. Dieses Verhaltensmuster war sehr schwierig zu beeinflussen/korrigieren.

Geholfen hat mir bei diesem Pferd das Longieren durch die Geitner-/Dualgassen; weil das Pferd sehr neugierig war, hat es beim Durchschreiten der Gassen immer den Kopf fallen lassen, um sich die Gassen näher anzusehen sozusagen; ich hatte den Eindruck, dass das Pferd gespürt hat, dass ihm diese Haltung gut tut, weil es so den Weg in die Tiefe gefunden, das Fallenlassen im Genick gelernt hat und diese Haltung dadurch auch von alleine eingenommen hat; wie gesagt, das Pferd kannte vorher auch nur Kopf hoch, Unterhalt raus, Rücken weg und rennen...

Das ist aber nur ein kleiner Impuls, der m.E. relativ leicht umzusetzen ist; die Arbeit an der Doppellonge etc. also grundlegende klassische Gymnastizierung ist sicherlich sowieso der richtige Weg, setzt aber halt auch das entsprechende Können voraus, was ja offensichtlich nicht vorhanden ist.

Ich glaube auch nicht, dass man sich diese Geitnergassen kaufen muss, wichtig ist wohl, dass irgendetwas - optisch stimulierende - am Boden liegt, wodurch das Pferd die Nase runternimmt... Vielleicht funktioniert es bei dem Burschen ja auch so wie bei mir. Wichtig dabei: die Position beim Longieren, nicht an der Schulter bremsen, sondern über die Hinterhand kontrollieren, also von schräg hinten auf das Pferd einwirken...

Oder kennst du vielleicht das Buch von Ina Cygon, "Der klassische, einfache Weg..."? Sie beschreibt darin, wie man mittels Chiron-Sitz und Manipulation ein Pferd dazu bringt über den Rücken v/a zu laufen... Ich habe vor Jahren Kurse bei ihr belegt und war immer wieder überrascht, wie positiv die Pferde auf diese Art der "Reiterei" reagierten und sich verbesserten. Sie hat diese Methode hauptsächlich so begründet, dass sie auch "Normalreitern" einen Weg aufzeigen wollte, wie sie ihre Pferde über den Rücken gymnastiziert gekommen. Muss man sich aber auch näher damit beschäftigen, ist nämlich auch nicht in zwei Worten zusammenzufassen... Aber wenn deine Freundin für neue Weg offen ist, kann dieses Buch bzw. dieser Weg auf keinen Fall schaden...

Ansonsten: paßt der Sattel? Sind die Zähne ok? Überhaupt: ist das Pferd gesund oder braucht es evtl. Hilfe in Form von Physiotherapie/Osteopathie?
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Poetin
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Beitrag von Poetin »

Hallo Belfigor,

vielen Dank für deine Antwort. Ich werde es ihr so schnell es geht, erst einmal so weiterleiten. Meine erste Idee war auch, am Boden zu arbeiten, damit man vor allem auch sofort sehen kann, welche Muskelgruppen das Pferd benutzt. Beim Reiten ist es manchmal schwierig zu beurteilen, ob der Unterhals nun schon rauskommt oder nicht oder ob das Pferd hdS kommt oder nicht. Ansonsten sind Sattel und Zähne okay. Wie es physiotherapeutisch aussieht muss man abklären. Da war wohl bisher noch niemand da. Aber da ist mit Sicherheit auch was im Argen. Es kann kaum sein, dass das Pferd verspannungsfrei ist.

Viele liebe Grüße,
Poetin
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

Hallo Poetin,

ja, ich denke auch - hab's aber nicht ausdrücklich betont - dass das Pferd zunächst vom Boden aus gearbeitet werden sollte, also zumindest was die Geitnergassen betrifft...
Jetzt, wo ich mir so in Erinnerung rufe wie schlimm das Anfangs mit meinem "Unterhals-raus" Pferd war, komme ich aber wieder ganz stark auf Cygon zurück in Gedanken und da kann das Pferd schon geritten werden, ist manchmal möglicherweise auch einfacher.
Wäre sicherlich toll, wenn deiner Freundin damit ein neuer Weg aufgezeigt werden könnte.

Drück die Daumen, dass sich was bewegt...

Liebe Grüße, Lena
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myNio
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Beitrag von myNio »

longieren könnte man ihn ja vllt auch vorübergehend mit Chambon, um den gewünschten Weg zu zeigen..
Ansonsten sind Dualgassen wirklich super, wobei die eher als Ruhezone gelten sollen, laut Geitner.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Eine Bekannte hat sich vor ein paar Jahren ein Pferd mit ganz ähnlichen (aber wohl schwächeren) Problemen gekauft. V.a. dieser "Schlangenhals" kommt mir sehr bekannt vor.

Bei so einem Pferd würde ich glaube ich die Finger von Hilfszügeln lassen; mir wäre die Gefahr zu groß, dass das Pferd damit dauerhaft eine Haltung einnimmt/einnehmen muss, die ihm eigentlich wehtut. Dann lieber langsam in kurzen Reprisen über direkte Hilfen die Haltung vermitteln, die man möchte.

Aber richtiges Longieren und Boden-/Handarbeit ist mMn ein guter Ansatz, damit das Pferd erstmal eine Ahnung davon bekommt, wie es sich bewegen kann. Eventuell ist auch der Longenkurs von BT eine Idee. Nicht dass ich da jetzt so ein Riesenfan von wäre, aber es ist ein ganz guter Weg, um dem Ottonormalpferdebesitzer die Prinzipien des Longieren ohne HZ näherzubringen.

Vielleicht helfen ihm auch einzelne Stangen am Boden, den Hals fallenzulassen. Trotzdem halte ich es für sinnvoller, dem Pferd über Hilfen den Weg in eine gesunde Haltung zu zeigen, damit diese reproduzierbar wird.

Auf jeden Fall wünsche ich viel Glück mit dem Pony :wink:

LG, Lou
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Hi zusammen,
bei einem Pferd mit diesem Muster würde ich auf alle Fälle über die massive seitliche Biegung des Halses einsteigen. Das Pferd ist in der gesamten Oberlinie verspannt und verkürzt und "hängt" zwischen den Schultern, weil die Rumpfträgermuskulatur gänzlich erschlafft und außer Funktion ist.

Die Ansätze von Frau Teschens "Longierkurs" , die Lucy erwähnt, sind ein sehr sinnvolles Tool für diese Problematik. Das gerade gebogene Führen und daraus das deutlich gebogene Longieren OHNE Hilfszügel ist ideal, denn sie aktivieren die Rumpfträgermuskulatur und dehnen und entspannen die Oberline jeweils einseitig. Das fällt dem Pferd wesentlich leichter, als wie z.B. ein Jambon bewirkt, gleich eine beidseitige Dehnung anzustreben. Folglich sind die Pferd damit sehr viel kooperativer und leichter zu motivieren.

Diese Arbeit läßt sich auch wunderbar mit Dualgassen, Pilonen und Stangenarbeit kombinieren, wenn eine gute Basis erarbeitet ist. Das sorgt für Abwechslung und gibt zusätzliche Bewegungsanreize.

Reiten würde ich dieses Pferd eine zeitlang auf gar keinen Fall, weil die Fähigkeit, sich im Rumpf zu heben und die Oberlinien loszulassen und zu dehnen mit Reitergewicht noch schwieriger ist.

Wenn die gezielte passende Gymnstizierung konsequent erfolgt, kann eine sehr deutliche und grundlegende Verbesserung bereits nach 4-8 Wochen erreicht sein ( wenn nicht bereits schön tiefergehende Schäden an der WS u./o. den Gliedmaßen bestehen, dann muß man schauen) . DANACH ist ein guter Zeitpunkt, um die anschließende, aufbauende Gynastizierung unter dem Sattel fortzuführen.

Stichpunkt Sattel : wenn hinter dem Wiederrist deutliche Dellen sind sollte auf alle Fälle die Passform des Sattels überprüft werden, ein unpassender Sattel begünstigt beim Pferd massiv das von dir geschilderte Bewegungsmuster.


Besteht die Problematik bereits über Jahre, ist es ebenfalls warscheinlich, daß das Pferd deutliche Blockaden im Übergang von HWS zu BWS hat, ebenso in der BWS und oft ist auch die HH in Mitleidenschaft gezogen- zB. blockierte ISGe.

Die Prognose bei einem solchen Pferd hängt ganz und gar ab von der Konsequenten Ausführung einer sinnvoll aufgebauten, gezielten Arbeit, am besten unter fachmännischer/ Fachfraulicher Anleitung.

Sie ist aber gar nicht schlecht. Im letzten Jahr bekam ich eine Stute vorgestellt, die genau diese Problematik hatte, daneben : Takener mit viel XX, vorne Athrose, hinten Spat, Kissing Spines, 19 Jahre alt, noch nie gut geritten, hysterisch und lahmend. Dieses Pferd haben wir 8 Wochen nur an der Hand gearbeitet, dann 8 Wochen an der Longe gezielt weitergefördert und danach vorsichtig wieder sehr wohldosiert an die Gymnastizierung unter dem ( dann passenden) Sattel herangeführt.
Heute, nach 14 Monaten läuft das Pferd wirklich passabel :

Es lahmt nicht mehr, hat keine Rückenschmerzen mehr, der Sattelzwang ist weg, der Sattel mußte wegen massiven Muskelaufbaus bereits zum 3. mal geweitet werden.
Sie geht im Schritt und Trab bereits in einer sehr guten Haltung mit Spannungsbogen und locker über den Rücken schwingend. Dehnt sich sauber nach v/a an ´s Gebiß hin, kaut. Etwas, was sie noch niemals vorher unter dem Reiter getan hat.
Der Galopp ist aufgrund ihres Nervenkostüms noch eine große Herausforderung, aber sie ist ja erst 20 :wink: und hat ja noch Zeit damit auch noch ein Umgehen zu finden.
Insgesamt ist sie viel, viel entspannter, rennt nicht mehr kopflos los, scheut kaum noch und hat das entspannte Abschnauben fest im Programm.

Es ist also nie zu spät, noch einemal "Grund" in die Ausbildung und Gymnastizierung eines älteren Pferdes zu stecken.
Sie dankt es damit, daß sie heute über die Weide saust und nach Jahren endlich wieder bocken kann.... :D und ihr Gesicht hat sich von verschreckt, irre und hysterisch, in aufmerksam, freundlich und manchmal sogar richtig gelassen gewandelt.
Ich wünsche viel Kraft, gute Hilfe und viel Erfolg !
Jamie
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Beitrag von Jamie »

longieren könnte man ihn ja vllt auch vorübergehend mit Chambon
Wenn ein Chambon elastisch ist- war doch so, oder?- dann würde ich es nicht empfehltne.
Durch elastische Hilfszügel lernen Pferde NICHT sich zu dehnen. Denn immer wenn sich das Pferd streckt, nimmt der Zug zu, so dass es bewusst lernt sich hinter den Zügel zu stellen. Und das wäre absolut absolut kontraproduktiv...
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Jamie hat geschrieben:Wenn ein Chambon elastisch ist- war doch so, oder?
Nein, ein Chambon ist nicht elastisch. Was du meinst ist ein Halsverlängerer.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Beitrag von Poetin »

Stichpunkt Sattel : wenn hinter dem Wiederrist deutliche Dellen sind sollte auf alle Fälle die Passform des Sattels überprüft werden, ein unpassender Sattel begünstigt beim Pferd massiv das von dir geschilderte Bewegungsmuster.
SaP: Er hat Kuhlen VOR dem Widerrist, also am Hals. Was auf jeden Fall auch auf fehlende Muskulatur hindeutet, aber nicht hinter dem Widerrist, was auf einen unpassenden Sattel zurück zu führen wäre. Der Rücken sieht gut aus.

Sie hat heute, nachdem ich ihr gleich von euren Tipps berichtete, ihn das erste Mal in der Halle mit Kappzaum longiert. Vorher ein bisschen in Stellung geführt und dann im Schritt und Trab longiert, mit vielen Übergängen und mit viel Ruhe, damit er garnicht erst ins Rennen kommt. Und, sie war begeistert. Sie sagt, sie hätte ihr Pferd nicht wieder erkannt. Er war total relaxed, hat den Hals fallen gelassen und sich schön gestreckt und gedehnt.. Ich kann es kaum glauben, muss es mir bei Zeiten mal ansehen.

Viele liebe Grüße,
Poetin
Gast

Beitrag von Gast »

Ich würde nach dem Prinzip KISS (Keep it simple & stupid) vorgehen.

Reine Longenarbeit mit Kappzaum ohne Ausbinder und erstmal Zwanglosigkeit bei dem Pferd herstellen, dann Takt und Losgelassenheit und in diesem ganzen Prozess Balance herstellen und das Vorwärts/Abwärts erarbeiten und zwar ein VA wo die Nase am Ziel 5-10cm über dem Boden getragen wird bei aktiver Hinterhand. Das braucht etwas Zeit, aber ist die simpleste Methode ein nie richtig ausgebildetes Pferd von Anfang neu zu starten, ohne Verbiegungen, Verschnallungen oder sonstige Spielereien/Tricksereien.
Wenn das Pferd erstmal anfängt zwanglos zu gehen entsteht automatisch die Tendenz den Hals fallen zu lassen und je besser es die Balance findet, um sehr mehr Schritte und auch tiefer wird es den Hals tragen. Dadurch baut sich innerhalb weniger Wochen der Unterhals massiv ab, Hinterhandmuskulatur, Rücken, Bauch, Schulter, Brust und sogar der Oberhals bekommen mehr und vor allem natürliche Muskeln - dabei hebt sich auch immer mehr der Rücken und der Wiederrist macht vor allem dabei auf. Erarbeiten natürlich über viel Loben, Pferd soll ja verstehen was man will.
Idealerweise, wenn es geht, auch immer die lange Seite entlang longieren, auf Geraden tut sich das Pferd leichter sich zu balancieren.

Wenn das dann gut geht entsprechend unter dem Sattel bei völlig hingegeben Zügel arbeiten und dann mit der Zeit die Anlehnung suchen.
Absolute Basisarbeit die Zeit in Anspruch nehmen wird, aber das Ergebnis ist reel und dauerhaft.

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass wenn etwas an der Basis nie richtig da war es keinen Sinn macht mit irgendwelchen Hälse abbiegen, (Hilfs)Zügel einspannen, Longenkursseitengänge oder ähnliches irgendwas hintricksen zu wollen - die Basis entsteht dadurch trotzdem nicht, wie auch?! :roll:

Also KISS, ist einfach, kann jeder, ist solide und für Dauer.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Headroom42 hat geschrieben:Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass wenn etwas an der Basis nie richtig da war es keinen Sinn macht mit irgendwelchen Hälse abbiegen, (Hilfs)Zügel einspannen, Longenkursseitengänge oder ähnliches irgendwas hintricksen zu wollen - die Basis entsteht dadurch trotzdem nicht, wie auch?!
Du kannst dir deine arroganten Seitenhiebe auch in keinem Thread verkneifen, was? :D

Wo ist da bitte "Trickserei" wenn man, wie S&P so schön beschrieben hat, dem Pferd über seitliches Dehnen des Halses im Stand Muskeln zeigt, die jahrelang in der Versenkung verschwunden waren? Ist es getrickst, wenn man die Seiten erstmal seperat dehnt, bevor man beide auf einmal erwartet (würde ich ja eher als simple und stupid bezeichnen...)?

Was ist da getrickst, wenn man dem Pferd mittels eines vorsichtigen (sicher noch nicht lehrbuchgerechten) Übertretens Bereiche lösen kann, die man mit einer Stunde vorwärtstraben nur durch Zufall erreicht?

Die Basis muss erarbeitet werden, klar. Aber das funktioniert nunmal nicht nur über vorwärtsgehen (ganz abgesehen davon, dass du nicht sagst, WIE du ein Pferd, das 16 Jahre seines Lebens so rumlief, einfach so ins VA schickst), sondern da können andere NMittel durchaus den Weg erleichtern. Letztendlich wollen wir doch alle ein Pferd, dass erstmal zwanglos und entspannt ohne Reiter läuft (=Basis?). Nur dass hier einige (sinnvoll und anatomisch begründet!) erklären, wie sie dahinkommen, während du sagst, dass das Blödsinn ist, aber keine Alternativen aufzeigst.

LG, Lou
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass wenn etwas an der Basis nie richtig da war es keinen Sinn macht mit irgendwelchen Hälse abbiegen, (Hilfs)Zügel einspannen, Longenkursseitengänge oder ähnliches irgendwas hintricksen zu wollen - die Basis entsteht dadurch trotzdem nicht, wie auch?! Rolling Eyes
Sicher schon zig Pferd gearbeitet, die die oben beschriebene Problematik haben, so daß du aus reichhaltigem Wissensschatz sicher sein kannst, das das von dir Beschriebene funktioniert, oder?

Ich kann mir die Optik des Ponys ganz gut vorstellen, da im alten Stall ein Pony stand, welches genau passen könnte.

Ohne jedoch das Pony und deren Reiterin/Besitzerin und die äußeren Möglichkeiten gesehen zu haben, ist es jedoch sehr schwer Tipps zu geben. Sicher muß die Muskulatur erstmal korrekt umgebaut werden und dem Pferd der richtige Weg gewiesen werden. Dafür gibt es unterschiedliche Wege. Aber auch der sinnvolle Einsatz von Hilfszügeln an der Longe kann hier gut sein. Aber welche Hilfszügel kann man nur in der Arbeit mit dem Pony erfahren. Doppellonge könnte auch sehr hilfreich sein.

Es soll hier jetzt nicht über Hilfszügel beim longieren diskutiert werden, dafür gibt es einen anderen Thread und dort können Erfahrungen und Meinungen nachgelesen werden.

Reiterlich wird es sicher schwer für einen nicht ganz so erfahrenen Reiter dieses Pferd zu korrigieren. Generell können dir die Tipps in einem Forum zwar in gewisser Weise vielleicht weiterhelfen, aber generell würde ich einfach guten Unterricht empfehlen.
Liebe Grüße, Sabine

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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Ich bin kein Freund von Hilfszügeln. Meiner Ansicht nach fördern sie nicht den richtigen Einsatz der Muskeln. Das von Gast beschriebene Arbeiten allein hat uns nicht geholfen. Die Maus eierte immer noch auf dem Zirkel, ließ den Kopf nicht fallen und blieb im Hals steif wie ein Brett (obwohl sie immer schon die Tendenz nach unten zeigt, nur eben als auf der Vorhand gehender Trüffelsucher).

Uns haben sehr die Stellung-/Biegungübungen sowie Abkauübungen zuerst vom Boden an der Hand, dann im Stand unter dem Sattel und daraus anreiten, geholfen. Und ich denke, auch das kann man nach KISS dem Pferd erklären, wie man eigentlich alles dem Pferd auf diese Weise erklären sollte. :)
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
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Beitrag von le_bai »

ich habe mein pferd mit dieser fehlhaltung über massagen im stand für dehnung belobt. später im schritt.
die dehung des unterhalses ist für manche pferde mit massiven schmerzen verbunden. erst nachdem im schritt über mehrere schritte einigermaßen dehnung möglich war, habe ich NUR IM TRAB ein chambon genutzt. parallel immer massage, biegung, entspannen ... den einsatz von HZ halte ich nur temporär von positiver wirkung. länger als 3 wochen war das teil nciht im einsatz.
ich war erstaunt - trotz des alters und langer arbeit in dieser haltung ging es sehr schnell. jedoch war der unterhals nicht EXTREMST und pferd an sich bringt viele reitpferdepoints mit.
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