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Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 14:22
von Tossi
Schweift zwar etwas vom Thema ab, aber:

ich habe mal gelernt (ohne das weiter zu hinterfragen) dass es frühreifere Rassen (z.B. Vollbüter, Quater) und spätreifere Rassen (z.B. Vollblutaraber oder natürlich Isländer) gibt. Immerhin arbeitet die jeweilige Zucht seit Generationen so.

Mal eine Frage an die veterinärmedizinische Fakultät hier im Forum: Gibt es wissenschaftliche Vergleiche z.B. an Hand von Röntgenaufnahmen zwischen verschiedenen Pferderassen im Alter zwischen 2 und 4 Jahren, die belegen, dass Pferde unterschiedlicher Rassen früher oder später erwachsen werden?

Wenn nicht, das wäre doch ein schönes Thema für eine Promotion "Dr. vet."

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 14:44
von ottilie
Anmerkung der Moderation:
Ich hab das mal aus diesem Fred rauskopiert, damit sich hier eine eigenen Diskussion entwickeln kann.

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 14:52
von Sheitana
Interessante Frage. Allerdings frage ich mich, ob z.B. Quarter und Vollblüter wirklich frühreif sind, oder mit der Aussage nicht nur die frühe Ausbildung gerechtfertigt wird... :wink:

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 14:54
von Gast2
ich bin kein Vet.med.
aber das ist ein Thema, über das ich mich ernstlich aufregen kann.

Ein Pferd ist ein Pferd ist ein Pferd, und Knochen sind Knochen, und Sehnen und Bänder sind Sehnen und Bänder. Punkt.

Vollblüter und Quarter sind doch nur deswegen "frühreif", damit man früher draufrumschrubben und Geld verdienen kann.

Kaltblüter sind "frühreif", weil man sie gerne frühzeitig in Arbeit nehmen will (2jährig an der Kutsche, 3jährig geritten), bevor sie "zu stark" werden. Tolle Ausrede für mangelnde Grunderziehung.

Warum ausgerechnet Isländer als spätreif tituliert werden, hab ich noch nie verstanden (vielleicht hat es immer so lange gedauert, sie auf den großen Weiden einzufangen *g*). Offensichtlich die Isländerzüchter inzwischen auch nicht mehr. In Island gibt es auf dem Landsmot eine Prüfung für 4jährige gerittene Hengste (Stuten auch?), und zwar in allen 4 oder 5 Gängen, will sagen 3jährig eingeritten ist also nicht so außergewöhnlich.
Außerdem bekommt man inzwischen auf dem Deutschen Markt standardmäßig 5jährige als gut eingetöltet verkauft, noch vor 15 Jahren wurden 5 jährige gerade mal begonnen mit Tölt, und dann 6jährig als gut eingetöltet verkauft.

Und über die Warmblutszene braucht man wohl gar nicht zu reden...

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 15:33
von Escape
Ich glaube schon das es sowas wie frühreife Pferde gibt,aber dennoch befürworte ich nicht das man diese auch früher Arbeiten darf als andere Pferde.
Das ganze will ich jetzt auch nicht auf bestimmte Rassen beziehen ,aber auf bestimmte Pferde.
Das beste Beispiel sind meine beiden.Vater und Tochter.
Vater Escape hab ich als Absätzer gekauft.
Er sah Zeitweise echt schlimm verbaut aus und ich hatte eigentlich schon die Hoffnung aufgegeben das dieses Pferd irgendwann noch mal nach "Pferd" aussehen wird.Er fing dann aber an sich mit 3,5 Jahren zu formen und hat inzwischen ein sehr harmonisches Gebäude.Daher gegang seite wirkliche Reiterliche Ausbildung als der 4 Jahre und paar Monate alt war.
Anders als seine Tochter.Die Kleine Miss sah nicht einen Moment hässlich,verbaut oder sonst irgendwie aus.Sie erinnert heute mit nicht mal 2 Jahren an ein fertiges Pferd.Ist auch gut 10 cm größer als ihr Vater es in ihrem Alter war.Auch hat sie mehr Gleichgewicht als ihr Vater (beim Freilaufen, auf der Weide,in Wendungen und und und).

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 16:45
von Tossi
Danke ottilie

Kennt hier jemand "Endospink" ( http://www.youtube.com/endospink )? Da werden die Vollblüter für die Rennbahn mit 18 Monaten (!!!) "gestartet".

Trotzdem, Paul ist echt ein irrer Typ und hat schon ein ganz besonderes Horsefeeling (und inzwischen schon eine große Fangemeinde in allen Lagern)...

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 16:55
von Lala
Bei der ganzen Diskussion darf dann auch nicht vergessen werden, dass es Arbeit und Arbeit gibt.
Ob jetzt da einige wenige Minuten etwas mit einem Jungpferd gemacht wird, oder ob es eine "Standard-Sportpferde"Trainingseinheit ist, wo (leider) eine Stunde fast nur in Trab und Galopp gearbeitet wird ist ein riesen Unterschied...

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 17:28
von Tossi
baura schrieb:

"Ein Pferd ist ein Pferd ist ein Pferd, und Knochen sind Knochen, und Sehnen und Bänder sind Sehnen und Bänder. Punkt"

Also, das möchte ich so nicht stehen lassen. Immerhin gibt es Pferderassen vom Mini-Falabella bis zum Shire-Horse und das ist eine Rassenbandbreite fast wie zwischen Chihuahua und Irish Wolfhound (und bei Hunden gibt es erwiesenermaßen sehr große Unterschiede in der Entwicklungsgeschwindigkeit zwischen den Rassen, auch wenn sich zumindest theoretisch alle miteinander kreuzen lassen).

Zudem haben sich die Pferderassen weltweit teilweise über Jahrhunderte in relativ isolierten Populationen und unter höchst unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und Futterangeboten entwickelt. Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass es zwischen der Arabischen Halbinsel und den Shetland-Inseln zu Unterschieden bei der Entwicklung von Knochen, Sehnen und Bänder der Equiden kommen kann.

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 22:32
von Jen
Das Skelettwachstum ist nicht rassenspezifisch schneller oder langsamer, sondern genauso gleich schnell bzw. individuell wie beim Menschen. man kann gewisse Raster darüber legen (Zahnwechsel, Geschlechtsreife, Schliessen der Wachstumsfugen etc.) und diese mit Zeitspannen angeben. Aber die bleiben immer Durchschnittswerte, wo die einen oder anderen Individuen nach oben oder unten rausfallen.

Ob eine Rasse frühreif oder als spätreif gilt ist eher dem geschichtlichen Verwendungszweck und dem damit verbundenen heutigen wirtschaftlichen Aspekt (z.b. Feldtest) verbunden. Auch hat sich die Zucht vieler Rassen so entwickelt, dass sie auch Rittigkeitswerte mit einbezieht und da werden die "leistungsbereiteren" und "einfacheren" Pferde bevorzugt. Das heisst noch lange nicht, dass die wirklich früher reif sind, wenn sie einfacher mitmachen, was der Mensch von ihnen will (Stichwort Rennpferde, Dressurpferde, Quarter Horses etc. die sehr oft schon sehr früh angeritten werden). Nur weil man es mit ihnen "machen" kann (sie sich nicht wehren), heisst noch lange nicht, dass es auch gut für sie ist.

Meiner meinung nach kann man davon ausgehen, dass die meisten Pferde grundsätzlich viel später reif sind, als viele davon ausgehen.

Es gibt einen guten Artikel von einer Vet. auf Englisch, über das Wachstum von Pferden. wo es genau um dieses Thema geht und wo sie auch gut erklärt, wie das mit diesen Wachstumsfugen und dem Skelettwachstum geht. Und sie spricht sich vehement gegen diese Unterscheidung der Rassen in früh- und spätreif. ich finde ihn leider gerade nicht mehr, werde ihn einstellen, wenn mir der Name der Dame wieder einfällt.

Verfasst: Mo, 15. Mär 2010 22:56
von Jen
haha, ich hab's sogar schon gefunden! Und zwar geht es um Dr. Deb Bennett. Sie forscht(e?) in den Gebieten der Klassifikation, Anatomie, Evolution und Biomechanik von Pferden. Hier der Artikel, den ich meinte: (ab S. 6 geht es genau um die oben gestellte Frage). Der Artikel beantwortet eine Frage einer Pferdebesitzerin, die ein 2.5jähriges Tennessee Walking Horse namens "Ranger" hat und Dr. Deb fragt, was sie zu seinem Exterieur meint und ab wann man ein Pferd anfangen soll zu reiten.

Hier die Antwot in Kürze:
Ranger is not mature, as I said, as a 2 1/2 year old. This is not because Ranger is a "slow-maturing" individual or because he comes from a "slow maturing" breed. There is no such thing. Let me repeat that. no horse on earth, of any breed, at any time, is or has ever been mature before the age of six (plus or minus six months). so, for example, the Quarter Horse is not an "early maturing" breed - and neither is the Arabian a "slow maturing" breed. As far as their skeletons go, they are the same.

http://www.equinestudies.org/ranger_200 ... 8_pdf1.pdf

Frühreife Rassen?

Verfasst: Di, 16. Mär 2010 08:42
von Mary
Soweit ich mich erinnere, ist das Pferd erst mit 7 Jahren komplett mit seiner körperlichen Entwicklung fertig.Bei Gueriniere steht auch das sie die Pferde mit 7 Jahren einritten.
Ich hab mit meinem Pony erst mit 4 Jahren begonnen es einzureiten 6 Monate lang immer ein wenig ,dann 6 Monate Weide. Und erst mit 5 Jahren langsam mit der Arbeit begonnen. Da ich ihn 2 jährig kaufte haben wir viel gespielt mit Planen, Ball etc. und lange Spaziergängegemacht. Wenn man sich diese Zeit nimmt hat man eine gute Vertrauensbasis bevor man in den sattel steigt.Mit 8 Jahren hatte ich dann das Gefühl jetzt ist die Pupertät vorbei!

mfg mary

Verfasst: Di, 16. Mär 2010 08:51
von Sambuli
Dazu habe ich auch noch eine Frage bzw. Anmerkung. Dass Pferde erst mit rund 6 Jahren ausgewachsen sind, ist mir klar.

Aber heisst das, dass Belastung bis dahin schädlich ist?

Ich weiss z.B., dass Militaryreiter die Hände von Pferden lassen, die bis 6 nur auf der Wiese rumstanden. Die werden anscheinend selten leistungsfähig und hart genug für grosse Vielseitigkeitsprüfungen.

Sie plädieren für suksessive Belastung ab sicher 4 Jahren. Mit der Begründung, dass Sehnen und Bänder nur durch Belastungsanreize gestärkt werden. Das heisst halt dann auch, dass die Pferde bis 6jährig sicher schon kleinere Prüfungen gelaufen sind.

Lg Melanie

Verfasst: Di, 16. Mär 2010 11:24
von Carmen
Ich glaube, es gibt einfach Rassen, die früher "fertig" aussehen. Dazu gehören Vollblüter und manche Warmblüter. Da wirken bereits 2-3jährige wie Erwachsene. Rein körperlich. Wie das Skelett aussieht, fragt dann keiner. Nach der Psyche sowieso nicht, und seelisch sind es immer noch Kleinkinder. Studien dazu kenne ich aber leider keine, und die meisten Tierärzte, die ich kenne, reiten leider auf der Schiene der frühreifen Rassen. :?

Verfasst: Di, 16. Mär 2010 12:44
von Gast2
naja,
wenn man mit 4 Jahren anfängt was mit dem Pferd zu machen, ist das doch ok.
Aber die meisten "frühreifen" werden ja schon 2jährig, bzw. max. 2,5jährig geritten.

Verfasst: Do, 18. Mär 2010 21:45
von sumond
Ich glaube nicht, dass es frühreife Rassen gibt. Eben, wie oben beschrieben, reifen Knochen und Skelett bis ca. 7 Jahre. Solange wachsen auch Pferde aller Rassen noch. Es gibt allerdings Reitern und Züchter die warten können und solche die es nicht können.

Mein Pferd wird jetzt drei und ich habe vor ihn dieses Jahr im Herbst an das Reitergewicht zu gewöhnen. Im Frühjahr 2011 möchte ich dann richtig mit dem Reiten starten. Bis sieben habe ich aber vor ihn schonend und vorsichtig zu belasten (d. h. nicht zu viel und kein Turniertraining).