Unterschied Pelham und Kandare mit Unterlegtrense

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Moderator: ninischi

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Miri
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Unterschied Pelham und Kandare mit Unterlegtrense

Beitrag von Miri »

Hallo :)
ich kenne mich mit Gebissen nicht sooo gut aus und ich verstehe den Unterschied zwischen einem Pelham und einer Kandare mit Unterlegtrense nicht! Beides wird doch mit 4 Zügeln geritten und man kann bei beiden Gebissen bestimmen ob man die Kandare wirken lassen will oder nicht?!
Kann mir das bitte jemand erklären?
Danke!!
Liebe Grüße, Miri
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

Ein Pelham ist eine gebrochene (Beweglich mit Gelenk in der Mitte) Kandare ähnlich einem Snaffle with Shanks aus dem Westernreiten.

Durch die Wirkung der Hebel kann es zu einem verstärktem "Nußknackereffekt" des Gelenkes kommen, als dies bei einer einfachen Trense der Fall ist.

Der Vorteil des Pelhams ist sicher das wenige Metall im Maul des Pferdes.

isomer
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Miri
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Beitrag von Miri »

Hallo,
danke für deine Antwort!
Ist das hier dann trotzdem eins (nicht gebrochen) oder eine Fälschung?
http://www.ice-line.de/iceline/popup_im ... 57ec62f7f7
Wird als Pelham verkauft :?
Liebe Grüße, Miri
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

Da bin ich überfragt!! Für mich waren Pelhams immer gebrochen, sehe aber auch gerade das es einige ungebrochene gibt.....

Der Unterschied zur Kandare ist mir dann allerdings nicht klar.
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chica
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Beitrag von chica »

Pelhams gibt es in der Tat auch ungebrochen.
Wahrscheinlich ist die Einwirkung mit Kandare doch wesentlich feiner, weil man die Möglichkeit hat, die Kandare ganz wegzulassen und nur mit der Trense einzuwirken.
LG Ines
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cavalo lusitano
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Pelham vs. Kandare

Beitrag von cavalo lusitano »

Pelhams gibt es gebrochen und ungebrochen. Das Bild zeigt ein Polo Pelham ohne Zungenfreiheit.
Persönlich lehne ich gebrochene Gebisse mit Hebelwirkung ab, weil sie recht scharft sind. Ich habe selber ein Pferd, dass durch ein gebrochenes Gebiss mit Hebelwirkung (Pessoa) komplett versaut war im Maul und auch noch jetzt -nach 2 Jahren- ist es immernoch nicht ideal. Also lieber die Finger davon lassen :evil:

Der Unterschied ist einfach. Bei einem Pelham können 4 Zügel eingeschnallt werden. Teilweise werden bei Pelhams auch Pelhamriemchen verwendet. Das ist eine Art Brücke zwischen den Verschnalllöchern Gebiss - Hebel, so dass man nur 2 Zügel benutzt. Ist aber auch nicht optimal, sonder wiederrum schärfer und ein feines Einwirken ist definitiv nicht möglich.

Eine Kandare bietet nur die Möglichkeit, die Zügel in die Hebel einzuschnallen, somit braucht man ein 2. Gebiss, die Unterlegtrense.
Das Arbeiten auf Kandare ist wesentlich feiner und für Pferde und Reiter im fortgeschrittenen Stadium gedacht. Meiner Meinung nach sollten ALLE!!!! Lektionen auf Trense geritten werden können, dann kann der Reiter sie mit der Kandare verfeinern. Das geht aber nur als Kombi Stange und gebrochenes Gebiss. Bei einem Pelham habe ich aber nur Stange oder gebrochenes Gebiss.

Der Vorteil ist auch, dass ich bei der Kombi Unterlegtrense/ Kandare differenziert auf die Gebisse einwirken kann (Trense zum Heben/ Stellen und Kandare zum Dehnen). Das setzt aber unbedingt eine französische Zügelführung vorraus und das dem Pferd stellende, hebende und dehnende Zügelwirkungen bekannt sind, die sind vorher mit Trense zu erarbeiten. Die Kandare eigenet sich also nicht als Ausbildungsgebiss.

Meine Erfahrung ist einfach, dass ein Pelham grobmotorisch wirkt, selbst wenn man 4 Zügel benutzt. Also entweder Trense, Kandare mit Unterlegtrense oder gebisslos.
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Beitrag von padruga »

Per se grobmotorischer finde ich jetzt nicht unbedingt... Wenn ein Pferd schon sehr fein zu reiten ist und man so reitet dass NIE stärkerer Zug (also mehr wie das Gewicht einer Pflaume) an einem der 4 Zügel entsteht, dann finde ich ein gebrochenes Pelham sogar sehr viel feiner wie Kandare und Unterlegtrense. Und Pferd oft zufriedener, da weniger im Maul.
Gebrochene Pelhams im Gelände und bei heftigeren Pferden, die man "mal halten muss" halte ich wegen ihrer doppelten Nussknackerwirkung jedoch für eine reine Katastrophe.
Ungebrochene und unelastische Pelhams finde ich für die Dressur auch zu grob, da man nie differenziert nur eine Seite anfühlen kann und sich immer das ganze Gebiss mit bewegt.
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chica
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Beitrag von chica »

@padruga - Danke für die Erklärung.
Womit wir wieder beim alt bekannten und hier schon so oft zitierten Spruch wären: "Ein Gebiss ist nur so scharf wie die Hand, die es führt" - egal ob Trense, Pelham oder Kandare. Unheil kann man mit allem anrichten.
Und laut Deiner Ausführung - die mir logisch erscheint - ist auch mit Pelham feines, differenziertes Arbeiten möglich.

Sollten mein Pony und ich jemals Kandarenreife erreichen, werden wir sicherlich auch mit Pelham arbeiten, da für Kandare mit Unterlegtrense überhaupt kein Platz im Maul ist.
LG Ines
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cavalo lusitano
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Beitrag von cavalo lusitano »

padruga hat geschrieben:Per se grobmotorischer finde ich jetzt nicht unbedingt... Wenn ein Pferd schon sehr fein zu reiten ist und man so reitet dass NIE stärkerer Zug (also mehr wie das Gewicht einer Pflaume) an einem der 4 Zügel entsteht, dann finde ich ein gebrochenes Pelham sogar sehr viel feiner wie Kandare und Unterlegtrense. Und Pferd oft zufriedener, da weniger im Maul.
Gebrochene Pelhams im Gelände und bei heftigeren Pferden, die man "mal halten muss" halte ich wegen ihrer doppelten Nussknackerwirkung jedoch für eine reine Katastrophe.
Ungebrochene und unelastische Pelhams finde ich für die Dressur auch zu grob, da man nie differenziert nur eine Seite anfühlen kann und sich immer das ganze Gebiss mit bewegt.
Meine Meinung ist, dass es ein Pelham nicht feiner ist als eine Kandare, habe ja schon erklärt warum. Wenn ein Pferd so fein ist, warum überhaupt ein Pelham? Dann kommt wohl nur ein Pelham mit gebrochenem Mundstück in Frage, da sollte man aber dann komplett die Zügel an den Hebeln ruhen lassen, aber dann brauche ich ja kein Pelham. :?:

Bei der Kombi Trense/ Kandare kann ich halt das Pferd nach belieben immer wieder in die Dehnung schicken, bzw. es zur Maulaktivität auffordern.

Ein Pelham kann nicht die Feinheit bringen, wie eine Kandare.

Aber das muss sicher jeder selber feststellen und entsp. seinen Fähigkeiten und die des Pferdes anpassen. Ich persönlich drücke mich regelrecht vor dem Reiten mit 4 Zügeln :oops:
chica hat geschrieben: Womit wir wieder beim alt bekannten und hier schon so oft zitierten Spruch wären: "Ein Gebiss ist nur so scharf wie die Hand, die es führt" - egal ob Trense, Pelham oder Kandare. Unheil kann man mit allem anrichten.
Das habe ich früher auch oft zitiert, aber manche Gebisse würde ich von vorne herein nicht in das Maul meines Pferdes machen, selbst wenn ich die Zügel nicht in die Hand nehmen würde, dazu gehören eben auch gebrochene Pelhams, die Folgen können verhehrend sein. Das gilt aber eben für so einige Gebisse, egal ob Trensen, Pelhams oder Kandaren....
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Beitrag von padruga »

Wenn ein Pferd so fein ist, warum überhaupt ein Pelham? .
Ich stimme dir ja bei dass das jeder für sich selber entscheiden muss, ich wollte ja nur meine Meinung dazu mitteilen. Eben wenn ein Pferd gut auf Kandare schon geritten ist und man geht dann auf das Pelham über, dann kann die Verbindung noch feiner werden. Und das Pferd zufriedener weil es nur EIN Teil im Maul hat.
.... da sollte man aber dann komplett die Zügel an den Hebeln ruhen lassen, aber dann brauche ich ja kein Pelham.
Doch, es macht SCHON einen Unterschied ob du Kandarenzügel hast, selbst wenn diese nur durchhängen und gar nicht benutzt werden. Und das Zügelgewicht macht ja auch schon ganz viel aus.
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Everl
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Beitrag von Everl »

@Miri: möchtest Du denn eins der angefragten Gebisse verwenden, und falls ja: warum?
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Beitrag von FoxOnTheRun »

Meines Erachtens ist die Einwirkung eines Pelhams nicht mit der Einwirkung von Kandare mit Unterlegtrense zu vergleichen.

Eine Kandare bietet viel differenziertere Möglichkeiten der Einwirkung und bietet für Versammlung und Dehnungshaltung eben genau entweder Einwirkung auf die Trense OHNE Hebelwirkung aber MIT gebrochenem Gebiss, oder eben umgekehrt, Einwirkung am Kandarenzügel MIT Hebelwirkung OHNE gebrochenem Gebiss.

Beim Pelham hat man immer den Nachteil, daß man entweder am ungehebelten Zügel ebenfalls mit ungebrochenem Gebiss einwirken muß, womit eine einseitige Zügelhilfe kaum möglich ist und Stellung und Biegung nicht zu erarbeiten sind, oder man hat eben die Einwirkung am gehebelten Zügel mit gebrochenem Gebiss mit allen oben genannten Nachteilen.

Nicht umsonst wird das seit jeher Pelham beim Springen und im Gelände eingesetzt und nicht in der Dressur.
LG Foxi
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Beitrag von padruga »

In der spanischen Reitweise wird sehr wohl auch 4 zügelig Dressur geritten, halt nicht mehr bei höherer Ausbildung, aber anfangs schon. Trensenzügelsind da in in den Ringe direkt am Gebiss. Leider ungebrochene Stange, daher der große Nachteil wie du schreibst, fast keine Möglichkeit nur einseitig einzuwirken. Finde ich auch nicht so toll, oft laufen diese Pferde auch nicht ordentlich gebogen und sind nicht wirklich durchlässig.
Mit dem doppelt gebrochenen Pelham habe ich ich die Möglichkeit der normalen seitlichen Trenseneinwirkung (ohne dass Kinnkette und Genickriemen groß in Einsatz kommen). Also stellende und auch aufrichtende Wirkung! Und ich kann Spannungen im Kiefer/ Genick einseitig ganz sachte lösen. Und ich habe die Möglichkeiten über die kandarenzügel den Grad der Aufrichtung zu bestimmen bzw. den Hals zu dehnen. Bei leichter Annahme der Kandarenzügel wirkt als erstes - lange bevor es zu dem gefürchteten Nussknackereffekt kommen könnte- der Genickriemen und gibt dem Pferd den Impuls sich zu lockern und zu dehnen. Ich reite auch manchmal zwischendrin normal auf Kandare und Unterlegtrense, ich und mein Pferd ziehen aber das Pelham vor.
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Beitrag von Miri »

Hallo,
danke für eure Antworten!! Ich merk schon, da gibt es sehr wohl Unterschiede :)

Everl hat geschrieben:@Miri: möchtest Du denn eins der angefragten Gebisse verwenden, und falls ja: warum?
Hallo Everl :wink: Nein, ich reite immer mit doppelt gebrochener Wassertrense oder manchmal mit Schenkeltrense :wink: Ich halte weder mich noch das Pferd für Kandarenreif. Aber mir ist jetzt schon oft beim Stöbern in Onlineshops das mit dem Pelham-KandarenÄhnlichkeit aufgefallen :o

Liebe Grüße, Miri
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cavalo lusitano
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Beitrag von cavalo lusitano »

padruga hat geschrieben:Eben wenn ein Pferd gut auf Kandare schon geritten ist und man geht dann auf das Pelham über, dann kann die Verbindung noch feiner werden. Und das Pferd zufriedener weil es nur EIN Teil im Maul hat.
Der Weg ist mir nicht bekannt und habe noch nie davon gehört, dass ein Pelham verfeinernder wirkt als die Kandare. Ich stimme Foxontherun zu. Ein Pelham bleibt immer ein Kompromiss. Es ist halt keine Trense und keine Stange. Eine Kandare mit Untelegtrense bietet beides.
Es mag sein, dass es Pferde gibt, die mit einem Gebiss zufriedener sind, aber bisher habe ich das selbst bei Pferden mit kleinem Maul, dicker Zunge, flachem Kiefer noch nie erlebt, es ist eine Frage der korrekten Verschnallung und Lage im Maul. Ich würde ein Pelham auch nur für "geradeaus" einsetzen.
Selbst eine stellende Arbeit am oberen Zügel eines Pelhams kann es nicht mit einer Trense aufnehmen. Das Gebiss ist wesentlich stärker im Maul fixiert und bietet nie die feine Korrektur eines Trensengebisses.

Die iberischen Pelhams (Vaquerokandaren) und auch die portugiesischen Pelhams, die Du ansprichst, gibt es auch gebrochen, aber Vaquerokandaren und portugiesische Kandaren sind sehr scharf und wir reden hier von Gebrauchsreiterei. Ich habe selber Doma Vaquera Erfahrung und kann Dir versichern, dass diese Gebisse es in der Variation nicht mit einer Kandare mit Unterlegtrense aufnehmen können.
Zuletzt geändert von cavalo lusitano am Do, 06. Mär 2008 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
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