Pferd für Dressur absolut nicht motivierbar - was tun??

Rund um die klassische Reitkunst

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annette
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Beitrag von annette »

Hallo Eyreen,
ich habe auch ein Pony, was in der Halle sehr faul sein kann. Im Gelände ist er zügig unterwegs, auf dem Platz geht es noch so gerade. In der Halle eine Schlaftablette. Dem fehlt gesundheitlich gar nichts. Der hat einfach keinen Bock auf anstrengendes Arbeiten. Der tut dann so, als könnte er nur schlurfen und nicht laufen und guckt gelangweilt in der Gegend rum.
Wenn dann beispielsweise sein am meisten gehasster Pferdefeind in die Halle kommt, wird er auf einmal 5 cm grösser und kann rennen und jedesmal wenn wir dem anderen näher kommen wird er schneller und kann richtig laufen. Ich weiss dann wieder mal, aha, was hier fehlt, ist der Respekt vor mir.
Ich mache dann Zügel weg, Galopp, Trab, Galopp, erstmal vorwärts, damit der Motor warm wird und der Kleine wach wird und er weiss, dass das hier ernst und dringend ist. Dabei setze ich auch die Gerte ein und wenn er nicht ordentlich läuft, auch mal kräftiger. Irgendwann merkt er, das ist hier sehr ernst und es wird hier gearbeitet, und dann macht er mit.

Man muss mal folgendes sehen: Wenn der Herdenchef meines Ponies nur mit dem Ohr wackelt, macht das Pony einen 20m Sprint aus dem Stand. Und wenn ich drauf sitze, kann der nicht mal richtig antraben? Bei meinem Pony weiss ich ziemlich sicher, der will mich veräppeln, wenn er nicht läuft.
LG Annette
padruga
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Beitrag von padruga »

1. Auch wenn alle Tierärzte sagen das Pferd hat keine Schmerzen mehr, kannst du es nie mit Sicherheit ausschließen. Deine Beschreibung klingt doch sehr danach. Nicht nach großen Schmerzen, aber nach "kleinen Resten" davon. Auch dass es beim Freilaufen und im Gelände (größere Abwechslung, Ablenkung) besser ist könnte darauf deuten. Klingt paradox, aber je ruhiger und entspannter die äußere Situation ist, desto eher machen sich oft leichte dezente Gelenkschmerzen bemerkbar und umso eher wird eine Schonhaltung eingenommen. Bei Ablenkung (der Zoff letztens von dir, der Spaß auf der Koppel, die Anregung im Gelände) treten sie mehr in den Hintergrund. (So wie man selber Zahnweh bei einem spannenden Film besser vergisst...)
2. Wurde schon von anderen geschrieben: Reitplatz ist ev. negativ besetzt inzwischen, das heißt du musst die Motivation ganz neu aufbauen. Auf Reitplatz gehen muss heißen Spaß haben, Neues erleben, schöne Zeit mit dir erleben, keine Überforderung erleben .. und vor allem... nicht deine Enttäuschung:
3. Wie auch schon vorher jemand schrieb: Die eigene Einstellung verändern!! Ich selber kenne das Gefühl auch, wenn man mit seinem Pferd schon recht weit war, nach dessen Krankheit/Unfall alles tut damit es dem Tier wieder gut geht.. und dann doch sehr enttäuscht ist wenn man nicht mehr so weiter machen kann wie zuvor, obwohl alle Tierärzte sagen dass organisch alles wieder o.k. ist. Das einzige was hilft ist es zu akzeptieren, eigene Vorstellungen zu relativieren und dem Pferd so zu begegnen wie es ist. Schauen durch was es motiviert wird. Das Reiten mal in den Hintergrund stellen und dem Pferd und sich Zeit geben. Neue Begegnungsmöglichkeiten und Ansatzpunkte finden. Nicht an schleifenden Zehen festgucken... nicht das Pferd mit der eigenen Enttäuschung lähmen...
4. Ihn mit deiner Begeisterung und Freude über ihn bei der "Arbeit" überschütten, bis er selber auf sich stolz ist "was für ein toller Kerle er doch ist" und was er doch Tolles kann... und "süchtig" wird nach der Möglichkeit der Selbstbestätigung auf dem Reitplatz. Klappt bei Hengsten oft besonders gut. (Boxenpferde sind da manchmal natürlich etwas zugänglicher als ausgelastete Weidepferde, die man erst davon überzeugen muss, dass das Leben MIT Mensch NOCH toller ist als ohne)
Eyreen
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Beitrag von Eyreen »

@padruga: Danke für Deinen tollen Beitrag!! Vermutlich hast Du recht..

Gestern war auch die neue Tierärztin da... eine ganz nette, sehr junge Person. Sie hat bei beiden sehr genau und akkurat die Zähne gemacht, alles überprüft, nach dem Gebiß geguckt, sich alle Probleme angehört und durchgesprochen. Von seinen Zähnen her lag nicht sehr viel daneben, auf den ersten Blick ist auch von der Halswirbelsäule kein Problem ausgehend. Nachdem er aber eine Sedierung hatte, kommt sie erst morgen wieder und wir werden ihn gründlich und mit viel Zeit durchchecken (sie ist ja wie gesagt auch ausgebildete Chiropraktikerin). Sie wird ihn sich auf harten Boden anschauen, an der Longe, im Freilauf.. und auch ganz genau suchen, ob nicht doch noch irgendwo ein Problem im Rücken steckt. Wenn morgen alles ganz gut aussieht, überlegt sie ob sie gemeinsam mit ihrem Mann nochmal vorbeikommt wenn ich reite. Er ist ein vielseitiger Trainer für Dressur und Springen, lt. ihr bildet er sehr viele junge Pferde aus und wäre etwas in der Richtung, was ich suche - möglicherweise ergibt sich die Gelegenheit, hie und da mal Unterricht zu bekommen (*grusel*...alle meine Fehler fliegen auf.. wird das peinlich). Sie wollen sich dann, wenn es denn klappt, nochmal ankucken wo das Problem liegt wenn er unterm Sattel läuft...

Natürlich hoffe ich, dass ich zumindest über diesen schlechten Punkt drüber komme, bevor ich Unterricht nehme.. es würde uns beide noch ein wenig mehr unter Druck setzen, und das möchte ich vermeiden. Momentan ist Reiten sowieso nicht angesagt, da es dem Hengst nicht so gut geht.. er hatte bis heute Nesselfieber wegen irgendeiner allergischen Reaktion, wird morgen chiropraktisch behandelt und am Wochenende max. locker longiert... nächste Woche sehe ich dann weiter...

Ich berichte aber was morgen beim Renken rausgekommen ist!

Liebe Grüsse, Silke
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Jen
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Beitrag von Jen »

oh, schön, da tut sich ja was und scheint ja vielversprechend zu sein :)

und wegen dem...:
Eyreen hat geschrieben:möglicherweise ergibt sich die Gelegenheit, hie und da mal Unterricht zu bekommen (*grusel*...alle meine Fehler fliegen auf.. wird das peinlich). Sie wollen sich dann, wenn es denn klappt, nochmal ankucken wo das Problem liegt wenn er unterm Sattel läuft...

mach dir da mal keine grossen Sorgen. Niemand ist perfekt und je mehr du dir sorgen machst, desto mehr verspannst du dich. von dem her wäre es besser vorher ein paar Notfalltropfen zu nehmen und das ganze ein bisschen aus Distanz betrachten. ja ich weiss, ist immer einfacher gesagt als getan. aber ein RL ist sich gewohnt nicht perfekte Reiter zu unterrichten. sonst hätte er ja gar keine Arbeit und wie blöd wäre denn das denn für ihn... ;)
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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Hallo!

Ich mische mich mal frecherweise ein. :wink: Das Video konnte ich mir leider nicht ansehen, aber ich versuche trotzdem mal zu sagen, was mir so aufgefallen ist. Immer natürlich unter der Voraussetzung, das Pferd ist gesund.

Zum einen: Wie sieht es eigentlich mit deinem Sitz aus? Wie locker bist du denn, wenn ihr auf dem Platz reitet? Wenn du da schon mit schlechtem Gefühl anfängst und der Meinung bist, das klappt ja eh nicht, dann bekommst du dein Pferd nicht locker.

Dass du ständig an der Longe nachtreiben musst, ist scheinbar das gleiche Problem wie das Schlurfen unterm Sattel. Du musst ihm klar machen, dass du nur einmal etwas forderst und eine prompte REaktion erwartest. Wenn du hundertmal bittest, warum soll er beim ersten Mal reagieren?

Dann sagst du, du gehst nur einmal die Woche auf den Platz. Ich würde es öfter tun. Einmal die Woche richtig arbeiten, ist verdammt anstrengend. Im Gelände schlampt man meist etwas, reitet kaum Wendungen etc. Platzarbeit ist für ihn anstrengend, also muss er sich erst an diese Belastung gewöhnen.

Reite ihn am langen Zügel rein auf Gewicht und schau, ob er da motivierter ist. Vielleicht ruckst du einfach ganz ohne es zu merken am Zügel, sobald er antritt. Vielleicht gibst du beim Antreten einfach nicht mit dem Zügel nach und hältst die Hände starr. Das erstickt jeden Vorwärtsdrang im Keim.
Lass dich von jemanden beim Reiten beobachten oder filmen. Dann kannst du dir das Video 100mal ansehen, wenn nötig und selbst analysieren, was du wann machst und wie dein Pferd darauf reagiert. Kleinigkeiten haben oft große Wirkungen.

Hast du den Sattel überprüfen lassen? Wenn der irgendwo drückt, und wenns noch so unmerklich ist, dann verspannt das Pferd.

Noch was: Warum reitest du Seitengänge, wenn du dein PFerd scheinbar nicht richtig gelöst bekommst? Klar macht SH locker u. durchlässig, aber Losgelassenheit muss schon vorher da sein, sonst musst du ziehen und zerren, um dein Pferd in diese Postionen zu bekommen. Gerade wenn die Hinterhand schleift, vielleicht lieber erstmal nur große gebogene Linien reiten und viele Übergänge.

Und reite ganz ganz abwechslungsreich. Also nicht: 3 Runden Schritt, dann Zirkel bei A, dann Zirkel bei C, dann Schlangenlinie... Denk dir was aus. Lass ihn, wenns die Knie zulassen, mal über niedrige Cavaletti traben. Evtl. auch an der Longe. Lass die Ausbinder weg. Dein Pferd hat Probleme mit dem Knie. Gib ihm die Chance, sich selbst auszubalancieren, sich so zu tragen, wie es ihm angenehm ist. Wenn die Ausbinder sowieso durchhängen, wozu dann überhaupt?

Galoppierst du ihn? Im Galopp lockert sich der Rücken. Vielleicht hilft auch das.

Ich würde auch nicht erst ins Gelände zum Aufwärmen und dann auf den Platz gehen, sondern von Anfang an auf den Platz. Sonst reitest du ihn vorher schon eine kurze Runde und dann geht es noch auf den Platz - das ist für ihn doppelte Arbeit und eher eine Strafe. Mach es umgekehrt. Arbeite vielleicht 20 min auf dem Platz und geh dann zur Entspannung nochmal raus. Im Schritt am langen Zügel.

Ziemlich viel geworden. :wink: Ich hoffe, dein Hengsti ist nur verspannt und nicht krank.

LG
Carmen
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Beitrag von Carmen »

P.S.: Es gibt keine faulen Pferde. Ein Wildpferd - so phlegmatisch es sein mag - wird nie sagen: "Ich bin zu faul zum Laufen, dann lass ich mich eben fressen."

Es gibt immer einen Pferdefuß. Klar sind die einigen traniger und die anderen spritzig. Aber motivieren kann man sie eigentlich alle. Es dauert nur manchmal etwas länger.
Eyreen
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Beitrag von Eyreen »

@jen: ja, es tut sich was :) ...ich bin schon ganz hibbelig was wir heute mit der Tierärztin schonmal feststellen.. und den Rest muss ich kucken, dass wir da etwas hinbekommen!

@carmen: Also Sattel passt, der wurde schon vom Hersteller (Deuber und Partner) auf ihn angepasst und gerade vor 1 Monat auch von einem hiesigen Sattler überprüft. Absolut in Ordnung, top Sattel sagt er. Außerdem läuft er im Gelände ebenfalls locke damit und hatte auch bisher keine Probleme mit dem Sattel...

Zu meinem Sitz: ich sitze nicht aus. Das Pferd wird nur Leichtgetrabt, sehr oft verfalle ich sogar noch ein wenig in den Entlastungssitz da ich ihn wie einen 3jährigen neu antrainieren musste. Stören tue ich ihn mit dem Sitz bestimmt nicht da ich eben genau das Gegenteil mache: so wenig wie möglich stören und minimal belasten, damit er locker durchschwingen kann.
Das Nachtreiben: DAS ist einer der Knackpunkte bei dem Pferd. Ich versuche schon seit langem, in das Pferd hineinzubekommen dass er den Antrieb von alleine mitbringt. Wenn ich mal forsch werde, und ihm mit "Nachdruck" mitteile dass er am Vorwärts zu bleiben hat, kann es sein dass er krampft. Das ist ein Teufelskreis bei dem PFerd. Sobald man mehr verlangt, krampft er oft. Alles, was wir bisher rausgearbeitet haben, mussten wir mit Bitten und Betteln hervorholen, da er bei Druck sofort mit Gegendruck und Krampfen reagiert.
Zur Störung durch meine Hand: also soweit kann ich schon reiten, dass ich eine völlig Zügelunabhängige Position am Pferd habe :D - aber ich verstehe natürlich dass das mitspielen kann. Das Pferd reagiert absolut auf Schenkel und Gewicht, er wird auch im Gelände am langen Zügel geritten. Die Zügel braucht man bei ihm wirklich absolut nur für Biegung und Stellung. Würde ich auch mit nur ein wenig zu viel Hand reiten, ginge sowieso nichts mehr, er ist sehr fein im Maul. Im prinzip habe ich meist zu lange Zügel, sie passen wenn er korrekt im vw-aw läuft, sobald er sich raushebelt habe ich nichts mehr in der Hand .
Wenn ich ihn am Anfang am Langen Zügel ein wenig abtraben lasse, ist es bei weitem schlimmer als wenn wir mit der Arbeit beginnen. Daraus lässt sich auch kein Arbeiten vom Pferd rausholen, er schlurft und schläft vor sich hin weil langer Zügel = Entspannung und keine Arbeit für ihn. Erst, wenn ich die Zügel aufnehme und im Schritt mit der Arbeit beginne, wird er munter und weiss, dass er ab nun etwas tun muss. Also am langen Zügel ist absolut keine Motivation für ihn, das selbe ist an der Longe. Während dem Aufwärmen gibt es keine Hilfszügel, da wird gelockert und warmgelaufen. Demensprechend ist seine Motivation da auch noch NULL, das bedeutet für ihn keine Arbeit, ist langweilig. Da fällt er auch einfach auseinander.

Dass ich mein PFerd nicht richtig gelöst bekomme stimmt so nicht. Im Schritt bekomme ich ihn problemlos gelöst, sonst würde ich auch keine Seitengänge reiten - ich fange keine Seitengänge an bevor er nicht anständig läuft. Bisher war er auch im Trab zu lösen, im Galopp ist er IMMER gelöst und springt rund durch (ist auch seine Paradegangart als Galopper). Soooo schlecht ist das Pferd bitte nun auch wieder nicht ausgebildet.... man kann ihn auch im Gelände wunderbar gelöst und locker Arbeiten, einfach Zügel aufnehmen und los gehts. DAs Problem fängt erst seit kurzem auf dem Platz an, dass er keine Motivation mehr mitbringt.

Mehr als einmal die Woche mit ihm auf den Platz zu gehen ist derzeit kontraproduktiv, da geht dann GAR NICHTS mehr.. es ist leider so. Da blockt er komplett ab. Und nach Schema 3 Runden geradeaus + 1 x Zirkel reite ich auch nicht :D .. ich reite NIE nach einem Prinzip, ich orientiere mich am Pferd, wie gut er drauf ist, wie weit wir vorankommen..

Ich gehe auch nicht ins Gelände zum Auwärmen, sondern ich bummele im Schritt durch den Ort.. und zwar 10 - 15 Minuten, die ich auch am Platz gehen müsste um ihn aufzuwärmen.. Wenn ich zum Aufwärmen gleich auf den Platz ginge, würde er sich zu Tode langweilen und pampig werden.. das habe ich abgestellt, und reite ihn einfach im Schritt durch den Ort warm.. dann kann ich, wenn ich auf den Platz zurück komme, gleich mit der Arbeit beginnen..

Ich reite auch nicht wahnsinnig lange sodass nur 1 x die Woche Platzarbeit zu anstrengend wäre... bisher waren es gut 20 Min. Arbeit, dann Schluss. Eben wie ein junges Pferd. Wir haben ganz langsam angefangen und gesteigert. Er schwitzt auch nicht - und das bei warmen Temperaturen. Also von Überforderung kann auch keine Rede sein :) Ich bin der letzte, der sein PFerd überfordern will und ihn damit sauer macht. Beim Ausreiten - ja, da schwitzt er mal! Wenn er Power hat und im Mitteltrab den Wiesendamm runterschweb! DA schwitzt er mal weil er was getan hat, und da zeigt sich dann was für eine gute Kondition er schon bekmmen hat! Aber am Platz - da sorgt das Pferdchen schon selbst dafür, dass er nicht schwitzt...
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Jen
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Beitrag von Jen »

Carmen hat geschrieben:P.S.: Es gibt keine faulen Pferde. Ein Wildpferd - so phlegmatisch es sein mag - wird nie sagen: "Ich bin zu faul zum Laufen, dann lass ich mich eben fressen."
Finde ich jetzt eine etwas komische Aussage :kopfkratz: Muss ich nun dem Pferd klarmachen, dass es Angst vor mir haben muss, weil ich es fressen könnte...? ;) 8) Wildtiere sind i.d.R. sehr energiesparend, damit sie, wenn es Zeit ist vor einem Räuber zu flüchten, auch energie haben. Von dem her ist Energiesparen eigentlich sehr natürlich. ;)
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Eyreen
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Beitrag von Eyreen »

Also Energiesparer ist wohl genau DAS Wort für mein Pferd wenn wir auf den Reitplatz gehen.. zu Beginn ging es noch ganz gut, da brachte er noch ein wenig Eifer mit bzw. hatte man eine Arbeitsgrundlage, da arbeiteten wir an der Lösung im Trab (Schritt und Galopp waren IMMER gut). Jetzt schaltet er auf Sparmodus wenn wir schon die Richtung zum Platz einschlagen..
(eigentlich komisch... zu beginn ging er unterm Sattel sehr vorwärts - er rannte fast ein wenig - aber nicht gelöst.. das Köpfchen schön hinhaltend, aber im Rücken fest. Nun, wo wir ihn soweit hatten, dass er im Trab schön ging, fängt er an abzublocken ...)

An der Longe ist es eigentlich ganz gut, da darf ich mich nicht so sehr beschweren.. er ist zwar triebig, aber arbeitet mit. Man kann ihn nach und nach zu mehr ARbeit anspornen. Unterm Sattel kommt es einem vor, als ob man ein dickes Kind hat, das man nicht dazu bewegen kann sich sportlich zu betätigen.. und wenn man den Druck zu hoch dosiert, blockt er komplett ab..
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Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

Ich weiß nicht, ob das schon geschrieben wurde: Wie lässt er sich denn z.B. auf einer Wiese reiten? mein Pony ist auf dem Platz auch nicht leicht zu motivieren, aber auf einer abgemähten Wiese geht das viel besser. Gerade wenn der Platz für deinen schon negativ besetzt ist könnte es zumindest etwas Abwechslung sein...
Carmen
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Beitrag von Carmen »

@Jen
Irgendwie hab ich mit so einer Antwort gerechnet. :wink:
Das soll nur heißen, dass sich ein Pferd eigentlich nicht leisten kann, faul zu sein. Energiesparen und Faulheit sind für mich zwei Paar Schuhe. Aber Füße heben ist nunmal anstrengend, wenn mans nicht gewohnt ist und immer so läuft, wie es eben am besten passt. Dann kommt Frauchen daher und meint, die Füße sollen nicht durch den Sand schleifen sondern schön getragen werden?! Anstrengungen - vor allem in Pferdeaugen sinnlose - werden natürlich vermieden, wo es nur geht.
Faulheit ist eine sehr menschliche Eigenschaft. 8)

@Eyreen
Man muss nicht aussitzen, um sein Pferd zu stören. Das geht auch im Entlastungssitz. :shock: Ich habe aber nicht unterstellt, dass du nicht reiten kannst, sondern nur Möglichkeiten aufgezählt, warum dein Pferd unmotiviert sein könnte. Ich habe dich nicht reiten gesehen, so dass ich nicht weiß, ob du da tadellos sitzt oder wie ein Mehlsack draufhängst. Ich kann also wirklich nur Mutmaßungen anstellen, wie alle anderen hier auch. Ich finde bloß, dass du irgendwie alle Probleme, die vom Reiter verursacht sein könnten, gleich abblockst. Kann aber sein, dass mir das nur so vorkommt.

Ich finde, 20min auf dem Platz zu reiten sehr anstrengend, gerade für ein junges bzw. gerade antrainiertes Pferd. 20min hintereinander konzentrieren ist einfach schwer.

Aber ganz ehrlich: Wenn dein Pferd lange Zügel nur als Pause und Schluss und Ende und nicht mehr als Mitarbeit ansieht, ist da was falsch gelaufen. Es kann mich gerne belehren, wer anderer Meinung ist.

Außerdem halte ich 10min durchs Dorf bummeln zur Aufwärmung für nicht soviel anderes als 10min im Gelände reiten. Ob das gut für dein Pferd ist oder nicht, kann man nur vor Ort erkennen. Das war auch nur ein Gedanke von mir. Vielleicht kannst du aber bei Ausritten z.B. Dressurübungen einbauen. Dann ist das irgendwann auf dem Platz vll auch nicht mehr so dramatisch.

Ansonsten fällt mir nur ein, dass du vielleicht mit Touchieren arbeiten könntest, um dein Pferd etwas zum "Schreiten" zu ermuntern. Aber dann brauchst du jemanden, der sich darauf auch versteht und vom Boden aus hilft, während du reitest.
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Beitrag von DieLilo »

Also am langen Zügel ist absolut keine Motivation für ihn, das selbe ist an der Longe. Während dem Aufwärmen gibt es keine Hilfszügel, da wird gelockert und warmgelaufen. Demensprechend ist seine Motivation da auch noch NULL, das bedeutet für ihn keine Arbeit, ist langweilig. Da fällt er auch einfach auseinander.
Aber dsa ist doch nicht besonders gut oder..
Ich würd gern wissen, warum du es so hälst, denn wenn du schon selber sagst, es ist langweilig für ihn, warum machst du es dann so, und nicht anders?
Ich will dich jetzt gar nicht kritisieren oder so, ich wunder mich nur. :)

Und wenn er beim reiten genau so ist - dann musst du ihm das halt mal erklären, dass auch am langen Zügel arbeiten möglich sein kann.
Er sollte doch immer aufmerksam sein, nicht nur bei aufgenommenem Zügel mit Arbeit rechnen.. ?


Ich bin gespannt, was mit der TÄ und ihrem Mann noch so passiert! :)

LG und nen schönen Sonntag,
Maria
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kiki
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Beitrag von kiki »

Also ich kann da Lilo nur zustimmen.
Soviel zu dem Thema, Hr. Racinet lässt das Pferd sich nur im Stand entspannen und im Schritt immer arbeiten. Man muß das Pferd natürlich so reiten bzw. erstmal so konditionieren.
Der Sinn ist ja feine Hilfen zu geben, bis hin zum weglassen, wenn man sie nicht braucht, wie soll ein Pferd wissen, wenn ich die Zügelhilfe „weglasse“, dass es arbeiten soll, Ziel ist ja, dass es sich selber trägt ohne Hilfen.
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smilla
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Beitrag von smilla »

Ich hoffe, ich habe das nicht überlesen: Arbeitest du an der Hand mit ihm? Ich finde das ist nämlich eine sehr motivierende Arbeitsform, weil man sozusagen von Angesicht-zu-Angesicht arbeitet und immer mal schauen kann, wie es im Gesicht des Pferdes gerade aussieht. Außerdem kommen Leckerlis besser an ;)
Du könntest da erstmal mit Basics anfangen, z.B. Stangenmikado, Arbeiten mit Körperbandage etc nach LTJ um die Hinterhand bewusster zu machen. Dann kannst du ihm ja allmählich ein bißchen Dressurarbeit "unterjubeln".
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Oben (oder einige Seiten vorher) wurde einmal geschrieben: "Pferde reagieren auf kleinste Signale, wenn sie diese denn ernst nehmen".

Ich glaube, das ist der entscheidende Punkt. Hierzu gibt es ein schönes Buch : "Die lustigen Ponies von Ditchbury" - sehr zu empfehlen...

Aber zu Thema, wenn Pferde "keine Lust" zur Dressur haben, nehmen sie - gesundheitliche Probleme ausgeschlossen - in aller Regel den Reiter nicht als denjenigen wahr, der den Ton angibt. Das fängt häufig schon damit an, dass am langen (statt am hingegebenen) Zügel das Pferd "warmgeritten" wird, wobei der Reiter mit dem Nachbarn quatscht, statt sich auf die Kommunikation mit dem Pferd zu konzentrieren. Diese Art von Reiterei lädt das Pferd geradezu dazu ein, den Reiter als Gast auf dem Rücken aber nicht als Führungswesen einzuordnen. Das Pferd hat 23 Stunden Zeit in der Box und auf der Weide zu tun was es will. In der Minute, in der der Reiter den Sattel auflegt, bis zu der Minute, in der er das Pferd absattelt, muss das Pferd sich auf den Reiter konzentrieren und diesen vertrauensvoll und mit Respekt als Führungswesen anerkennen. Dann wird es in aller Regel auch eifrig und freudig mitarbeiten (sofern man es nicht überfordert).

Versuch einmal folgendes: Reite dein Pferd am Zügel im Schritt, ohne etwas zu verlangen. Dann tick es zweimal schnell hintereinander mit der Gerte an. Das wiederholst Du (scheinbar grundlos) einige Male, bis dein Pferd aufmerksam wird. Dann trabst Du langsam an, parierst wieder durch und wiederholst das Gleiche noch zwei bis dreimal. Es geht einfach nur darum, das Pferd aufmerksam zu machen. Es wird dann sicher einige Minuten mitarbeiten. In dieser Zeit gibst Du nur ganz feine und leichte Hilfen. Sobald das Pferd in der Aufmerksamkeit nachlässt, tickst Du es wieder zweimal schnell und für das Pferd ohne Grund an. So lernt dein Pferd IMMER bei Dir zu sein. Es muss unterscheiden lernen zwischen "Hilfe" und Aufforderung überhaupt zuzuhören. Oft ist es leichter, wenn man das trennt, damit das Pferd begreift, worum es geht. Mischt man Hilfe und "Strafe" versteht das Pferd oft nicht, was gemeint ist.

Auch, wenn Du dein Pferd am hingegebenen Zügel reitest, muss es IMMER bei Dir sein. Es muss jederzeit damit rechnen, dass ein Signal von Dir kommt, das es sofort beachten musst. Dies entspricht auch seiner Natur. Pferde können noch so entspannt grasen, wackelt das Leittier mit dem Ohr schießen ab wie eine Rakete. Das Fluchttier Pferd unterscheidet nur einfach, wem es zuhört und wem nicht. Das hat etwas mit Vertrauen aber auch mit Respekt aber möglichst nicht mit Angst zu tun.

Die oben beschriebene Methode führt dazu, dass dein Pferd bereit ist, Dir zuzuhören. Dann kannst Du auch während des Reitens von Lektionen auf Strafen oder Erinnerungen verzichten. Am Anfang kann es helfen dies zu trennen und das Pferd einfach einmal kurz aufzuwecken und zur Mitarbeit aufzufordern.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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