Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Toll ! Ist das ein Friese ? :lol:
Danke, grisu, für diese konstruktive Kritik ! :trink1:
SO kann sinnvolle Kritik aussehen ! Auch z.B. Rusty hat ihre Sicht der Dinge dargelegt, fein !
Was ich auf den Tod nicht ausstehen kann , ist eine Todschlagkeule ohne irgendetwas, was greifbar ist. Wie z.B. " oh Gott ! UNKLASSISCH!!!!"
DESWEGEN, bin ich hier für Josa in die Bresche gesprungen und habe versucht ihr den Rücken zu stärken, denn SIE traut sich Clips zur Diskussion zu stellen und das soll doch bitte auch so bleiben!!!
Natürlich kann sich jeder darüber äussern, was er beim Sehen empfindet, dennoch sollte man immer auch ein wenig realistisch bleiben. Und einen Siggi mit Jens Stütchen zu vergleichen ist nun mal unsinnig.
Was man vorschlagen kann, sind alternative Vorgehensweisen, die einem Pferd wie Siggi gerecht werden.
Aber einfach nur draufhauen hilft nicht weiter und nervt !
Finchen, natürlich kann auch ich nur mutmassen, wie Siggi ist. Wenn du ihn kennst und Josas Weg befremdlich findest, kannst du ja gute Vorschläge machen.
Und natürlich kann jeder, der so ein Pferd noch nicht ge ritten hat mutmassen und Eindrücke schildern, dann möge es aber auch erlaubt sein, als jemand der schon etliche solche Pferde geritten hat diese Beiträge ggf. ein wenig zu relativieren, bzw. Eine Prise Realismus ein zu streuen....
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

grisu hat geschrieben:Wie sensibilisiert man so ein Pferd, ohne es zu verschrecken. Wie bekommt man es sauber von vorne nach hinten an die Hilfen, damit es nicht ins Mauligwerden, Eilen etc. verfällt? Und wie verhindert man, dass man nicht frustriert ins Ziehen, Quetschen und Halten kommt?

Einhundertprozent sitzen muss die Nachgiebigkeit im Genick und bei Stellung und Biegung sowie die Reaktion auf den treibenden Schenkel - und wenns im Galopp noch zu viel ist, dann nur kurz galoppieren, immer wieder Übergänge und sonst eben im Schritt und Trab.

......

Ansonsten: Reaktion auf alle Hilfen sicherstellen, Übergänge reiten und ne Menge Geduld.
Danke Grisu, für diesen schönen gehaltvollen Beitrag. Das hat mich nach fast 1,5 Jahren Abstinenz nun doch dazu bewogen, wieder mal hier schreiben zu wollen.

Meine derzeitige Reitlehrerin reitet mit einer selbst ausgebildeten Stute bis Klasse S. Neulich hat sie mir gesagt, dass sie, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, sich wesentlich länger an den Grundlagen, die Du oben beschreibst, aufgehalten hätte, wenn sie damals ihre Erfahrung von heute besessen hätte. Das mag mal keinen Spaß machen, langweilig erscheinen, das Pferd mag sich wehren, weil Stellung und Biegung bei hergegebenem Rücken und Genick sehr anstrengend sind, aber wenn das nicht sitzt, dann ist irgendwann und irgendwo eben Schluss und es geht gar nicht mehr weiter.

Das ist mitnichten unklassisch, sondern vielmehr das normale Auf und Ab bei der Ausbildung von Pferden.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

S+p: die begrenzt möglichen Vorschläge - ich bin kein RL, würde eher dann zu einem solchen anderen hin empfehlen vielleicht - waren recht zu Beginn der Arbeit unterm Sattel nicht mehr sinnig, weil sich aus meiner Sicht Sabine mit anderer Einstellung da ran begeben hat.

Allgemein:
wieso ist immer der Schrei nach "und duuu, wie würdest du es denn besser machen" so schnell zu hören?
Wenn es forenfremde Reiterei betrifft, ob nun Videos von Ausbildern, Turnierritte o.ä, dann ist doch erlaubt zu sagen "gefällt", oder auch "gefällt nicht". Muss man dazu den Bekehrer raushängen lassen mit "ich würde aber" etc..? Wieso ist nicht legitim einen Weg und das was bisher als Zwischenergebnis uu sehen ist, als nicht selber erstrebten zu sehen?

Mir fällt dazu das Beispiel EW ein. Auch mir gefällt die teils tiefe Kopfhaltung nicht. Aber ich habe bei mehrmaligem Zusehen erkennen können, dass auch ein eher nicht reitvorteilhaft gebautes Pferd gut geritten werden kann. Und konnte in bisher wegen Unfall erst einer Reitstunde feststellen, dass mitnichten "viel in der Hand" ist und selbstverständlich am hinteren Teil des Pferdes gearbeitet wird, und dann eine tiefe Kopfposition kein Thema mehr ist.
Was ich damit meine, es kommt doch nicht nur drauf an was im Einzelnen anders gemacht würde... das Gesamte findet Zustimmung, oder eben nicht.
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Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Also erstmal Respekt, du hast einen fantsastischen Sitz Josa! :shock:

Ich kenne das Gefühl von meinem Pony (natürlich um Welten nicht mit Siggy zu vergleichen, was Schwung etc. angeht), das Pferd leicht rennig, aber dabei eben nicht reell vor sich zu haben und immer in Versuchung zu sein, zuviel mit den Zügeln zu tun. Und das ist ein ganz fieses Gefühl, weil es einen relativ machtlos dastehen lässt.

Leider kriegt man das nicht in jeder Reiteinheit mit lösenden Übungen weggeritten.

Bei meinem Pony wurde es durch die Verbesserung der Tragkraft immer besser, Galopp ist immernoch relativ katastrophal (aber das ist auch ihr spezifisches Problem und hat nicht viel mit deinem WB zu tun).

Mein Eindruck ist, dass Siggy entweder a) noch nicht die Kraft hat, sich mehr in dem von dir geforderten Tempo zu tragen oder b) keine Lust hat, sich mehr anzustrengen/ zu tragen und sich daher leicht auf den Zügel töffelt. Ist aber nur mein Eindruck aufgrund dieses Videos, ich kenne eure Geschichte nicht. Ist er vom Charakter her eher so einer mit einer langen Leitung?

In der Galoppvolte am Ende sieht man, dass er, wenn er gezwungen ist, sich anzustrengen/vermehrt zu tragen (sonst wäre er vermutlich ausgefallen?), sich doch besser aufrichten kann. Habt ihr schonmal Gangartenwechsel in den Seitengängen mit ihm geübt? Das könnte ihm helfen. Vielleicht kuze knackige Übungen einbauen, die ihn relativ stark anstrengen, aber dafür nur kürzere Intensitäten?

Ansonsten kann ich nur sagen, auch wenn die Momentaufnahme in dem Video auch nicht unbedingt meinen Geschmack trifft, könnte ich es auch nicht besser. Reiten ist eben theoretisch total einfach und praktisch dann doch wieder nicht.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@klassikfjord: Noch schnell, bevor ich gleich weg muss: es ist Variante B. Krafttraining in Form von Übergängen etc. machen wir reichlich und viel. Lange Leitung hat er eher nicht. Im Gegenteil. Er lernt schnell und langweilt sich dann auch durchaus schnell. Ruhiges Stehen während der Arbeitseinheiten findet er doof - außer am langen Zügel. Wenn ich zu Hause arbeite reite ich natürlich anders als hier im Training. (und kurze Anmerkung: das Video ist zusammengeschnitten, dazwischen gab es Pausen). Ich arbeite ihn zu Hause viel auch in Seitengängen ohne das Geradeaus zu vergessen. Gangartenwechsel in den Seitengängen klappen im Trab und im Schritt.
Liebe Grüße, Sabine

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Finchen, unabhängig davon, ob Du Siggy nun live kennst oder nur das TB besonders aufmerksam verfolgt hast: Mir geht es genau um das, was S& P gerade geschrieben hat:
saltandpepper hat geschrieben: Finchen, natürlich kann auch ich nur mutmassen, wie Siggi ist. Wenn du ihn kennst und Josas Weg befremdlich findest, kannst du ja gute Vorschläge machen.
Ansonsten sch*** ich gar nix zusammen, das verbitte ich mir mal. :P :P
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Beitrag von grisu »

Finchen hat geschrieben:...

Allgemein:
wieso ist immer der Schrei nach "und duuu, wie würdest du es denn besser machen" so schnell zu hören?
Wenn es forenfremde Reiterei betrifft, ob nun Videos von Ausbildern, Turnierritte o.ä, dann ist doch erlaubt zu sagen "gefällt", oder auch "gefällt nicht". Muss man dazu den Bekehrer raushängen lassen mit "ich würde aber" etc..? Wieso ist nicht legitim einen Weg und das was bisher als Zwischenergebnis uu sehen ist, als nicht selber erstrebten zu sehen?
Naja, das ist eben der Unterschied zwischen "ein Urteil abgeben" und "konstruktive Kritik" üben. Das eine ist meist eine Einbahnstraße, das andere lädt zum Gespräch ein ...
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Beitrag von esge »

Ich übergehe jetzt mal ganz vieles, worüber ihr die letzten drei Seiten diskutiert habt (ich war in Urlaub und bin noch sehr gechillt!)

ich möchte lediglich das hier los werden:
Der Punkt, an dem sich Siggy jetzt befindet ist in meinen Augen ein ganz prädestinierter um ins Trudeln zu kommen. Der Übergang nämlich von "nett, freundlich in die Dehnungshaltung" zur echten Arbeit. Wenn man die erste Phase zu lang ausdehnt und immer immer immer nur auf nett aus war, sieht das Pferd einfach nicht ein, dass es jetzt mal mehr werden soll. Praktisch jedes Pferd hat da Einwände. Ging bislang auch ohne, warum sollte sich was ändern? Ich erlebe das im Kursunterricht ziemlich häufig gerade bei sehr schonend angerittenen Freizeitpferden. Die mit oft mit 8 immer noch wie eine vierjährige Remonte daher kommen. Echt nett -aber mit mehr oder weniger ausgeprägten Tendenzen zum Schlurfen. Und wehe man will mal ein bisschen mehr! Je nach Pferdecharakter können manche Individuen da richtig empört reagieren.

Ich persönlich finde es jedenfalls immer schwierig, diesen Übergang von der Gewöhnungsphase in die echte Arbeitsphase gut zu gestalten. Und genau da steckt Josa gerade drin - soweit ich das sehen kann.
Ich werde mal gelassen abwarten, wie das weitergeht.
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Beitrag von Cubano »

esge hat geschrieben:I
ich möchte lediglich das hier los werden:
Der Punkt, an dem sich Siggy jetzt befindet ist in meinen Augen ein ganz prädestinierter um ins Trudeln zu kommen. Der Übergang nämlich von "nett, freundlich in die Dehnungshaltung" zur echten Arbeit. Wenn man die erste Phase zu lang ausdehnt und immer immer immer nur auf nett aus war, sieht das Pferd einfach nicht ein, dass es jetzt mal mehr werden soll. Praktisch jedes Pferd hat da Einwände. Ging bislang auch ohne, warum sollte sich was ändern? Ich erlebe das im Kursunterricht ziemlich häufig gerade bei sehr schonend angerittenen Freizeitpferden. Die mit oft mit 8 immer noch wie eine vierjährige Remonte daher kommen. Echt nett -aber mit mehr oder weniger ausgeprägten Tendenzen zum Schlurfen. Und wehe man will mal ein bisschen mehr! Je nach Pferdecharakter können manche Individuen da richtig empört reagieren.
Danke für diesen Beitrag. :wink:
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Beitrag von Donna »

Zu esges Beitrag : Wenn du geschwiegen haettest,waerst du Philosoph geblieben.
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Beitrag von grisu »

hey Donna,
ist das jetzt ein Dadaismus-Projekt ...?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Donna am Abend, erquickend und labend! :lol: :lol: :lol:
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Beitrag von Cubano »

Also einen hätte ich da auch noch:
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis weit höher als in der Theorie.
Mal philosophisch in den Raum geworfen… :D
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Beitrag von esge »

Donna: Ich empfehle dir "Wenn du geschwiegen hättest, Desdemona" von Christine Brückner. Der Untertitel lautet: Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen.

Oder: Nach außen mag es besser scheinen, Philosoph zu bleiben, aber nach innen fühlt man sich doch meist beschissen danach. Ich habe mir das schon seit sehr vielen Jahren abgewöhnt vorher zu fragen, was andere davon halten was ich sage, und stattdessen das zu sagen, was ich meine.
Pferdeausbildung funktioniert ganz ähnlich: So lange man für die Galerie (also fürs Publikum) reitet (oder, solange man Philosophie reitet statt Pferde) , kann man kein Pferd ausbilden.

Insofern tut es mir zwar gesamt-karmatisch leid, wieder mal ein Weltbild zerstört zu haben, aber ich reite Pferde, keine Philosophie...

Um einen Bogen zu Josas Video zurück zu schlagen: ich würde mir wünschen, dass das in zwei Jahren erheblich lockerer, nach vorn gerichteter und weniger festgehalten aussieht. Aber ich bin sicher, Josa wünscht sich dasselbe. Man kann nur drauf hinarbeiten. Und in der Zwischenzeit möglichst heil bleiben.
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Beitrag von Donna »

Liebe esge
Dieses Buch habe ich gelesen und es heisst
Wenn du GEREDET haettest, Desdemona..
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