Sinn von Reiten in Konterstellung

Rund um die klassische Reitkunst

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Celine
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Beitrag von Celine »

saltandpepper hat geschrieben:
Celine hat geschrieben:@saltandpepper:
Für mich war es jetzt ganz eindeutig, dass Fortissimo keine Ausbilderin ist. Wann und wie ein Profi Seitengänge einsetzt, ist doch nochmal ein ganz anderer Schuh.
Eben, deswegen vermute ich ja, das Fortissimo auch kein "SH" und "Travers" in perfekter Lektionenausführung reitet, sondern eben gerade von ihrer Trainerin an die Lektionen bzw. an die Eckpunkte dieser Lektionen herangeführt wird. Möglicherweise eben um genau den Punkt "Außenzügel" zu verbessern. :wink: Mutmaßen meinerseits, zugegeben.
Verstehst du jetzt ?
Ja, das verstehe ich, und ich bleibe dabei, dass ich es fragwürdig finde, wenn ich es auch nicht beurteilen kann, weil ich erstens nicht dabei bin und zweitens ebenfalls keine Ausbilderin bin. Wir sind da einfach unterschiedlicher Ansicht. Macht ja nix.
Natürlich muss letztendlich die Reitlehrerin vor Ort entscheiden.
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Wobei sich Schulterherein und Schultervor ja lediglich dadurch unterscheiden, dass die Schulter des Pferdes etwas weniger weit nach innen verschoben wird. Oder wodurch sonst?
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich habe mir das Ganze jetzt mal komplett durchgelesen und nun überlege ich mir, folgendermaßen vorzugehen:

1. ich nehme weiterhin Reitunterricht bei meiner Reitlehrerin und werde ihre Ratschläge gefolgen.
2. zusätzlich werde ich versuchen, in meine restlichen Reiteinheiten mehr ordentlich gebogene Kringel zu reiten und häufiger auf dem 2. Hufschlag zu reiten, um festzustellen, ob nach und nach der äußere Zügel besser angenommen wird - was bedeutet, daß ich auch meinen Sitz hiermit häufiger überprüfe.
3. werde ich mehr Übergänge einbauen.
4. werde ich mich ab und zu filmen lassen! Wenn ich meine, daß ich nicht restlos zerrissen werde, werde ich auch mal versuchen, so ein Video hier einzusetzen :wink:

Gruß

Marion
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

noch etwas: seine halbseitige Blindheit scheint ihn kaum zu stören. Ich bin vor vielen Jahren ein komplett blindes Pferd geritten, das noch in Dressurprüfungen bis Klasse M vorgestellt wurde und sogar noch Märkischer Meister geworden war.

Natürlich ist die Blindheit eine Einschränkung, aber nicht so schlimm wie erwartet. Der Bockhuf scheint tatsächlich mehr Probleme in der Schulterpartie zu verursachen.

@all: selbstverständlich suche ich die meisten Fehler erst einmal in mir selber. Deshalb nehme ich ja Reitunterricht :D Sitze ich perfekt auf dem Pferd, lösen sich viele Probleme von ganz allein :oops:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Du kannst auch vom 2. Hufschlag oder von der Viertellinie Viereck vergrößern reiten, also zur Bandr hin "driften" bei parallel zur Bande gehaltenem Pferd (also nicht Vorhand oder Hinterhand voraus), dabei schön den Fluss und Takt und das Vorwärts und das Heranziehen an beide Zügel erhalten, das schult ungemein die Motorik des Reiters und die Exaktheit der Hilfen, weil einem das Pferd sonstwohin mäandert, wenn man nicht sauber sitzt und einwirkt.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Celine hat geschrieben: Ja, das verstehe ich, und ich bleibe dabei, dass ich es fragwürdig finde, wenn ich es auch nicht beurteilen kann, weil ich erstens nicht dabei bin und zweitens ebenfalls keine Ausbilderin bin. Wir sind da einfach unterschiedlicher Ansicht. Macht ja nix.
Natürlich muss letztendlich die Reitlehrerin vor Ort entscheiden.
Ich kann dir gar nicht sagen, ob ich da eine andere Meinung habe, als du, denn ich habe in diesem Fall einfach gar keine 8) . Weder habe ich Fortissimo je reiten gesehen, noch ihr Pferd - nicht mal als Bild- noch kenne ich ihren Trainer. Ich schrieb lediglich, daß das Reiten von Verschiebungen für manche Reiter und Pferde den Außenzügel begreiflicher macht.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Habe gerade den Spruch im klassikreitforum gelesen: wer Schulterherein im Schritt nicht nutzt, ist selber Schuld . :lol: :wink:
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Also ganz eigentlich geht es doch gar nicht mal unbedingt wirklich um SH oder Travers oder was auch immer für Seitengänge, oder?
Wir haben ein rechts steifes/gehandycaptes Speedytier das den Aussenzügel noch nicht so ganz toll findet und Fortissimo, die sich Gedanken macht Stellung/Konterstellung zu nutzen - und das kann man doch ganz hervorragend machen, wenn man eben einfach erstmal "ins Kleine" denkt ohne gleich an Seitengänge "zu müssen" :kopfkratz:
So wie ich das sehe, ist das doch auch so ein Geländehopser, wie meine kleine Kugel und gerade mit solchen eher Off-Road-Pferden kann man doch schon jede Menge machen, was hilft ohne dass man Seitengänge "braucht".
Das meiste ist sogar auch hier schon angesprochen worden.
Schlangenlinien in allen Variationen zum Beispiel und man kann natürlich auch in Stellung und in Konterstellung reiten. Sowohl auf der Geraden als auch auf den Kreislinien. Also Achten ohne umstellen z.B. oder Bahnverkleinern und vergrößern mit unterschiedlicher Stellung, Hinterhandwendungen, Quadratvolten. Jede Form von Reiten ohne Bande, Kleeblätter, Volten über die Mittellinie immer abwechselnd von rechts nach links, Volten mal mit tiefem Hals aber immer noch mit Kontakt zum Zügel. Also nicht Hals fallenlassen und rumziehen, sondern sozusagen tief-gedehnt. Als Bild möchte man die äußere Seite so lang wie möglich bekommen ohne dabei die Volte übermäßig klein zu machen.
Vorsichtiges/großzügiges "Kurzkehrt"/aus der Ecke Kehrtvolten etc. Da gibt es ja tausenderlei Dinge.
Das kann man alles in der Bahn machen und wenn man dabei gut getimed umgeht, ist damit schon eine riesen Menge zu erreichen, ohne dass man ständig nur auf dem Zirkel oder der Volte ist.
Dazu kann man dann ja noch jede Menge anderer Dinge kombinieren.
Ganz und gar wundervoll passen dazu reine Geländeeinheiten, in denen man sich als Reiter überwiegend auf seinen Sitz und seine Hand konzentriert und dann anfängt ganz seichte Schlangenlinien über den Weg ausschließlich über den Sitz zu reiten. Erst ohne Stellung. Dann indem man erst Stellung erarbeitet und dann die Schlangenlinien ansetzt und am Ende eben auch wieder die Konterstellung dazu nimmt etc. Auch auf ein gezieltes kurzes Nachgeben kann man sich dann konzentrieren. Immer Geradeaus und nachspüren, wann das Pferd nachgibt und entsprechend reagieren.
Was ich auch gerne mache ist wirklich mal gezielt drauf achten, dass man richtig treibt so dass man nach und nach immer ein wenig mehr Zügel aufnehmen kann, das ein wenig so halten und danach ganz, ganz langsam den Zügel wieder etwas länger lassen ohne dass der Kontakt/die Verbindung vorne abreißt. Sozusagen ein Mini Jo-Jo spielen mit "dem Rahmen".
Wenn man mal anfängt ein wenig darüber nachzudenken, fallen einem bestimmt noch ganz viele Dinge ein, die man machen kann und bestimmt noch so einige, die im weitesten Sinne mit Stellung und Konterstellung zu tun haben und helfen könnten.

Ich kann natürlich immer nur von mir reden aber mir ist bei mir persönlich ist beim wieder in Betrieb nehmen meines Geländehopsers aufgefallen, dass mein Pferd mittlerweile schlicht viel, viel feiner reagiert, als ich agiere.
Das bedeutet, dass ich am weitesten komme, wenn ich mich gar nicht so sehr darum kümmere, wo mein Pferd etwas steifer ist oder die Zügel noch nicht so gleichmäßig gut annimmt, wie ich es mir vorstelle. Stattdessen versuche ich mich selber "feiner" zu bekommen. Da ich sowohl "normalen" Unterricht als auch CR-Unterricht nehme, arbeite ich dabei sehr gerne mit inneren Bildern. Das kann man sich so vorstellen:
Ich trabe z.B. auf dem Feld "einfach" stumpf geradeaus und achte nur darauf, dass ich die Zügel in einer aufrechten netten Zügelfaust hinstelle/anbiete. Dabei versuche ich in meinen Sitz komplett loszulassen und nur so störungsfrei wie möglich leichtzutraben. Wenn ich das einigermaßen hinbekomme, kann ich anfangen mit dem Sitz ein ganz klein wenig zu spielen und darüber Einfluß auf den Trab zu nehmen damit die HH aktiver wird. Klappt das, folgt beinahe direkt darauf ein kleines Nachgeben des Pferdes. Darauf habe ich dann schon gelauert, gebe selber ganz kurz nach und als nächstes spüre ich das Pferd wieder etwas gleichmäßiger an beiden Zügeln.....usw. usf.
Das sind alles echte klitzekleine Kleinigkeiten, die man aber spürt, wenn man sich mal so richtig dolle drauf konzentriert aber mit denen kann man super arbeiten und sie weiter ausbauen. Das gute daran ist folgendes:
Zum einen helfen gerade auch solche Kleinigkeiten ganz, ganz doll weiter, weil die Pferde eben auch schon auf so kleine Dinge sehr fein reagieren und sie meist sehr dankbar annehmen. Zum anderen bekommt man dabei ganz automatisch wieder richtig gut Lust (auch) an vermeindlichen "Kleinigkeiten" zu arbeiten.

Alles, was größer/schwieriger/eine weiterführende Lektion ist, kann man dann ja trotzdem im Unterricht mitnehmen und sich dort entspannt seinem RL überlassen. Soll der sich doch nen Kopp machen, wie man das "Steiftier" wieder etwas geschmeidiger machen kann :D


edit: upps, das ist lang geworden, sorry :oops:
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Lilith79 hat geschrieben:In Max's (als Beispiel) Kopfkino latscht nach der Beschreibung offensichtlich ein ständig verworfenes schiefes Pferd auseinandergefallen und ohne Kontakt in der Gegend rum,
Äh, nein, sorry, mein Kopfkino spielt was völlig anderes ab. :wink:
Lilith79 hat geschrieben:genauso kann es aber sein, dass fortissimo eine von diesen reiterlichen Überperfektionisten ist und das Pferd tatsächlich schon ganz solide auf A Niveau unterwegs ist und eben noch nicht 100% konstant ist
Genau das hatte ich ja bereits geschrieben, und das hat sie ja auch bestätigt. :wink:
Fortissimo hat geschrieben:@max: das mit dem Alter und dem Ausbildungsstand meinte ich auch nicht so, wie Du es jetzt verstanden hast :lol:
Habe ich schon richtig verstanden, ich fand es trotzdem wichtig zu erwähnen. :wink:
Fortissimo hat geschrieben:Ich meinte, daß ich bei dem Pferd verdammt viel vergeigt und verpasst hatte und es jetzt wohl deutlich schwerer ist, das Pferd zu korrigieren als ein junges Pferd neu auszubilden.
.
Ja, ich weiß, ich habe Erfahrungen mit Korrekturpferden. Vielleicht bin ich deshalb ein solcher Fan von Basisarbeit? :)

Warum hier von einigen Vorwürfe kommen und man als Miesmacher hingestellt wird, wenn man auf den großen Wert von guter Basisarbeit hinweist, kann ich - nicht zum ersten Mal in diesem Forum - absolut nicht nachvollziehen :roll:

Fortissimo hat geschrieben:Ich habe mir das Ganze jetzt mal komplett durchgelesen und nun überlege ich mir, folgendermaßen vorzugehen:

1. ich nehme weiterhin Reitunterricht bei meiner Reitlehrerin und werde ihre Ratschläge gefolgen.
2. zusätzlich werde ich versuchen, in meine restlichen Reiteinheiten mehr ordentlich gebogene Kringel zu reiten und häufiger auf dem 2. Hufschlag zu reiten, um festzustellen, ob nach und nach der äußere Zügel besser angenommen wird - was bedeutet, daß ich auch meinen Sitz hiermit häufiger überprüfe.
3. werde ich mehr Übergänge einbauen.
4. werde ich mich ab und zu filmen lassen! Wenn ich meine, daß ich nicht restlos zerrissen werde, werde ich auch mal versuchen, so ein Video hier einzusetzen :wink:
Fortissimo, das klingt nach einem richtig guten Plan! :D
Zuletzt geändert von Max1404 am Do, 23. Okt 2014 21:16, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Sabine
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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Sinsa, die Beschreibung Deines Geländerittes habe ich in meinem Oberstübchen gerade richtig als Film gesehen :D .
Im sanften Sonnenschein und verbunden mit eigenem Reit-Feeling.
Sehr schön dargestellt!
sinsa
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Beitrag von sinsa »

:D
Vor allem die Vorstellung des Teils mit dem "im Sonnenschein" gefällt mir gerade sehr :lol:
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Lilith79 hat geschrieben:Wobei sich Schulterherein und Schultervor ja lediglich dadurch unterscheiden, dass die Schulter des Pferdes etwas weniger weit nach innen verschoben wird. Oder wodurch sonst?

Guten Morgen,

meine Unterscheidung wird wohl den Reitlehrern hier nicht gerecht werden, ich bin nur ein Durchdenker und versuche mal mein Glück.


Reiten im Schultervor ist Reiten auf einem Hufschlag, das innere Hinterbein soll veranlasst, werden, in die Spur der beiden Vorderbeine zu treten, ein weiteres Biegen wird nicht gewollt, aber ein Herantreten an den äusseren Zügel, durch den treibenden inneren Schenkel.


Reiten im Schulterherein ist Reiten auf zwei Hufschlägen, die Schulter wird auf den zweiten Hufschlag geführt, natürlich ist auch hier das diagonale Treiben der Schlüssel, aber das Pferd braucht schon Grundkenntnisse über diese Art des Reitens und Gymnastizierens.
Ist dieses dem Pferd noch zu schwer, dann ist das Schultervor, ein hervorragendes Mittel natürlich als SV und Kontersv.

Dann kämen für mich noch Zirkel verkleinern hinzu,
und ein Wechsel zwischen Zirkel verkleinern und vergrössern.


LG Ulrike
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Ulrike, Deine Beschreibung des Schultervor finde ich leicht missverständlich, deshalb möchte ich es gerne noch einmal präzisieren. :)

Schulterherein wird auf 3 (oder 4) Hufschlägen geritten.
Schultervor ist eine Vorstufe dazu, bei der die VH weniger als beim SH in die Bahn geführt wird und das Pferd insgesamt weniger gebogen ist.

Siehe Bilder und Erklärungen hier:
http://www.pferdesport-blog.de/wp-conte ... hulter.jpg
Viele Grüße
Sabine
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Semik
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Beitrag von Semik »

@Max1404: Kleine Berichtigung: SH wird auf 3 (oder 4) Hufspuren geritten.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Semik: Unter den Boldt-Bildern im Link steht "Hufschlag", deshalb habe ich diesen Ausdruck verwendet. Leider weiß ich nicht, ob das der Original-Bilduntertitel aus dem Buch ist oder ob es in dem Link später eingefügt wurde. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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