Der gefürchtete Tag X

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich hatte beim Einschläfern meines besten Kumpels eine Sedierung gewählt und danach eine tiefe Narkose und erst dann das T61. Das war sehr friedlich und ruhig. ich vermute, dass es nur schief geht, wenn man zuwenig Medikament für Sedierung und Narkose einsetzt.
lalala

Beitrag von lalala »

Ich habe in den letzten 3 Jahren beides hinter mir - was schrecklicher war kann ich gar nicht sagen. Letztendlich ging es mit beiden Methoden schnell und unkompliziert.

Beim einschläfern wurde vorher festgelegt an welcher Stelle des Hofes es passieren wird damit der Abdecker dort auch gut herankommt. Wir haben den Termin auf abends gelegt, sie wurde erst sediert und dann ging es super schnell. Der TA hat sehr gut dosiert und sie war innerhalb weniger Sekunden tot,das Tier wurde abgedeckt und direkt früh morgens kam dann der Abdecker.

Ich hatte bei beiden Pferden den Eindruck, dass sie wussten was passieren wird und beide wirkten ruhig und gefasst. Bei meiner Stute gab es im Hinblick auf die Entscheidung keinen Spielraum - trotzdem hatte ich an einem Tag das Gefühl, dass sie aufgegeben hat und nicht mehr kämpft (der Termin stand aber schon), beim großen Pony war es wohlüberlegt und entsprechend terminiert.

Das Bauchgefühl wird dir verraten wann es Zeit wird den letzten Weg zu gehen. Ich wollte nie in die Situation des "nicht loslassen könnens" kommen. Leider beobachtet man das auch sehr häufig.

Ich finde es auch nicht verwerflich sich Gedanken über eine mögliche Kostenreduzierung zu machen solange es dem Tier an nichts fehlt. Mit einem unreitbaren Pferd braucht man z.B. keine Full-Service-Reitanlage.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

@ Tania

Stimmt. 10 Min. Sind an sich nicht lang, aber länger als "Bolzen an die Stirn-Peng-Tod", so hat das Mädel es beschrieben (hatte wohl aus beruflichen Gründen viele Letzte Gänge erlebt). Also Sekunden. DAS kann sehr schockierend sein, aber laut ihrer Ausführung wohl angenehmer fürs Pferd. Ich denke es kommt auf den TA, das Pferd und den Besitzer an. Die hiesigen Ausführungen zum Einschläfern klingen für mich auch nicht so schlimm (fürs Pferd!) wie diese, die sie beschrieben hatte.

Jedenfalls: Der Bauch sollte entscheiden WANN und WIE. Ach, schmerzvolles Thema. :-(
Es grüßt Nadine

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Catja&Olliver
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Beitrag von Catja&Olliver »

Josatianma hat geschrieben: Da schließe ich mich Max an: Ja, geht für mich gar nicht.
Für mich geht das auch nicht, und ich hab mich schon gewundert, dass das sonst niemand hier geschrieben hat.

In Italien darf der Tierarzt ein lebensfähiges Tier gar nicht töten. Euthanasie wird nur praktiziert um eine Agonie abzukürzen.
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Kleenes
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Beitrag von Kleenes »

Ich selbst musste noch kein Pferd einschläfern lassen und kann dir nur erzählen wie es bei uns im Stall üblich ist. Bei den letzten Pferde war es geplant so dass man etwa 2-3 Tage vorher wusste es ist bald soweit, hier rufen die Stallbesitzer immer den Abdecker an und dann wird die Uhrzeit mit dem TA ausgemacht so dass das Pferd nicht so lange am Hof liegt. Am Tag vorher haben sich bei uns immer die Leute vom Stall vom Pferd verabschiedet und der SB richtet ein Strohbett in einem Schuppen her wo das Pferd dann eingeschläfert wird und dort kann der Abdecker das Pferd auch aufladen ohne es noch über den Hof zu bugsieren.
Zwei Pferde aus unserem Stall wurden in der Tierklinik eingeschläfert, dann muss man sich natürlich nicht um das Abholen kümmern aber das Pferd muss dorthin gebracht werden.
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Ich finde es gut, dass du dieses Thema angesprochen hast. Irgendwie macht man sich meistens eher zu wenig Gedanken darüber bzw. erst, wenn man kurz davor ist.

Ich würde mein unreitbares Pferd auch behalten und ihm ein schönes Leben ermöglichen, egal, was es kostet. Ich finde, das ist man dem Pferd einfach schuldig.

Ich habe bisher ein Pferd gehen lassen müssen, war aber selbst nicht dabei. Ich war damals 18 und mitten in der Abiprüfung, mein Pferd schon 2 Wochen in der Klinik, wo mir davon abgeraten wurde, beim Einschläfern dabei zu sein. Heute würde ich das anders machen und das Pferd auf jeden Fall auf seinem letzten Weg begleiten.
Es gab aber auch keine Zweifel an der Entscheidung, mein Pferd war unheilbar krank.

Dass der Zeitpunkt sehr schwer zu bestimmen sein kann, kenne ich von meinem Hund. Man sieht, dem Tier geht es schlechter, dann aber plötzlich wieder total gut - eine Gratwanderung. Man geht zum TA, der unterstützt das Tier ein bisschen usw. Uns hätte eine klarere Aussage vom TA wirklich geholfen. Wir waren dann am 24.12. nochmal bei ihm und im Nachhinein denke ich, das wäre wirklich der Zeitpunkt gewesen, an dem wir sie hätten gehen lassen sollen. Vielleicht wollte er nicht, weil es Weihnachten war oder weil er schon gesehen hat, dass es dem Ende zugeht?
In der Nacht ist sie auch gestorben und das ist ein Erlebnis, was ich nie vergessen werde. Es war schon gut, dass sie eines natürlichen Todes zu Hause gestorben ist, aber der Sterbeprozess an sich war schwer zu ertragen.

Die Entscheidung kann dir leider keiner abnehmen. Ich wünsche dir, dass du den richtigen Zeitpunkt erkennst. Und einen guten TA, mit dem du objektiv darüber sprechen kannst.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
gerrudy
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Beitrag von gerrudy »

Wenn das Pferd als Nichtschlachtpferd eingetragen ist, kann es zwar theorethisch vom Schlachter getötet werden, darf aber der Lebensmittelgewinnung nicht zugeführt werden, weshalb kein Schlachter so ein Pferd nimmt...
Doch, natürlich nimmt es ein Schlachter. Bei uns in der Gegend kommt sogar einer uaf den Hof und schlachtet dort - egal ob als Schlachtpferd eingetragen oder nicht.
Der Unterschied ist lediglich: bei einem "verwertbaren" Schalchtpferd, bekommt man noch den Schlachtpreis.
Bei einem nicht verwertbaren "Nicht-Schlachtpferd" (kann also nicht der Lebensmittelindustire oder der Tierfutterherstellung zugeführt werden) KOSTET das Schlachten und Entsorgen des Pferdes - auch beim Schlachter.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

*Ot*Heftig wie unterschiedlich das gehandhabt wird, selbst in Europa. In Dänemark töten sie kerngesunde, liebe Hunde aufgrund ihrer Rasse (auch eventuelle Mischungen daraus) und in Italien darf man kein lebensfähiges Tier einschläfern? Und wo ist dann die Grenze zu Tieren die aus Freude/Unterhaltungswert oder zum Essen getötet werden? Verrückte Welt und ein ganz anders Thema *ot aus*
Es grüßt Nadine

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Sascha
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Beitrag von Sascha »

In Deutschland darf auch kein Tier ohne "vernünftigen Grund" getötet werden ...
Daher bin ich auch um jeden Tierarzt froh, der sich weigert ein Tier einzuschläfern, dass seiner Meinung nach noch Lebensqualität hat.

Wir hatten noch nie eine länger geplante Tötung auf dem Hof, ehrlich gesagt, habe ich auch Schwierigkeiten dabei, mir das vorzustellen. Für mich sind Tötungsentscheidungen immer mehr oder weniger Sofort-Entscheidungen, denn wenn die Lebensqualität nicht mehr vorhanden ist, dann brauche ich auch keine drei Tage mehr warten, dann kommt der TA direkt an diesem Tag noch und wenn es noch drei Tage leben kann, dann kann es das vllt auch noch 10 Tage oder länger, das kann ich ich heute doch gar nicht wissen.
Mit dem Abdecker gab es trotzdem noch keine Probleme, der kam bisher immer am nächsten Tag, aber auch bei den Nachbarbauern klappt das mit der Abholung immer sehr flott, außerdem habe ich lieber ein totes Pferd auf dem Hof liegen, wie eines, das zwar noch lebt, aber tot sein "will".
Bei uns läuft es so, dass ich mich um den Abdecker kümmere, schließlich zahle ich ja auch in die Tierseuchenkasse ein und die übernehmen hier in Schleswig-Holstein dann auch die vollen Kosten der Abholung. Bei meinen eigenen Pferden hat es mein Nachbarbauer für mich gemacht, da hätte ich auch auf keinen Fall dabei sein wollen. Der Abdecker läd aber auch alleine auf, wenn man ihm sagt, wo das Pferd liegt, man braucht dann nicht mit um die Ecke gehen. Wichtig ist, dass das Pferd an einem Ort liegt, an dem es vom LKW aufgeladen werden kann und in keinem Fall noch in den Stallungen. Der Abdecker darf keinen Fußbreit mit dem Greifer in den Stall (Seuchenschutz).
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Catja&Olliver hat geschrieben:
Josatianma hat geschrieben: Da schließe ich mich Max an: Ja, geht für mich gar nicht.
Für mich geht das auch nicht, und ich hab mich schon gewundert, dass das sonst niemand hier geschrieben hat.

In Italien darf der Tierarzt ein lebensfähiges Tier gar nicht töten. Euthanasie wird nur praktiziert um eine Agonie abzukürzen.
Grundsätzlich würde ich dir da zustimmen, aber es doch immer vom Einzelfall abhängig machen.
Ein Tier zu töten um sich ein Reitbares leisten zu können käme für mich keinesfalls in Frage.

Allerdings kenne ich auch einen Fall, wo ein Pferd mit Medikamenten noch wunderbar (altersentsprechend) fit und gesund war. Diese Medikamente kosteten die Besitzerin 400 EUR im Monat. Zusätzlich zu der Stallmiete selbstverständlich und ich glaube es kamen auch noch Heucobs etc. dazu, da das Pferd schon älter war.
Als die nächste Medikamentenerhöhung anstand - mit der das Pferd noch wunderbar hätte weiterleben können, ohne nicht - hat die Besitzerin die Reißleine gezogen. Finanziell war es einfach nicht mehr stemmbar.
Sowas kann ich absolut nachvollziehen.

Manchmal würde ich mir auch wünschen, wenn TÄ ehrlich sagen würden, wenn es an der Zeit ist, wenn die Besitzer es noch nicht sehen.

Wir haben eine uralte Stute im Stall stehen. Diese hat Arthrose, vermutlich in allen Gelenken. Dieses Pferd kann kaum noch laufen, geschweige denn sich hinlegen.
Vor einigen Wochen fanden eine Freundin und ich sie flach auf der Weide liegend. Sie hatte sich hingelegt oder war gefallen, kam alleine nicht mehr hoch. Der Kreislauf war fast weg, keinerlei Lebenswille mehr. Keine Versuche aufzustehen. Wir haben sie letztlich hoch bekommen, mit Hilfe des Traktors.
Der TA wurde gerufen. Während wir warteten fragte mich die Besitzerin nach meiner ehrlichen Meinung. Sie habe davon nicht viel Ahnung. Und ich sagte ihr ehrlich, dass die Lebensqualität der Stute sehr eingeschränkt wäre. Sie kann wirklich fast gar nicht mehr laufen und ihr Lebenswille war gleich null.
Und dann kam der TA und erzählte der ahnungslosen Besitzerin, die Stute laufe doch gar nicht so schlecht, man bekäme das alles mit Equi wieder hin, 3 Wochen Kur und alles wäre besser und wenn nicht eben nochmal drei Wochen.
Die Stute lebt immer noch. Sie steht fast nur noch in der Box oder kommt ganz selten mal auf den Platz. Weil sie eben kaum noch laufen kann. Weide geht gar nicht mehr. Kleinste Unebenheiten könnten sie zu Fall bringen, alleine Aufstehen geht nicht mehr.
Ich wünschte, ich hätte sie damals auf der Wiese sterben lassen. Hätte ich sie nicht wieder aufgeweckt. Ich bin mir sicher, sie wäre in meinen Armen gestorben. Ich glaube, ich hätte ihr viel Leid erspart.

Umso wichtiger finde ich es, wenn man sich früh genug Gedanken macht.
Früher hätte ich immer dazu tendiert, das Pferd per Bolzenschuss beim Schlachter gehen zu lassen.
Inzwischen würde ich es wahrscheinlich nicht mehr tun. Einfach, weil der Herdenzusammenhalt bei uns so groß ist, dass die anderen Pferde es vermutlich nicht verstehen würden, wenn der Freund plötzlich einfach weg ist. Es wäre für mich sehr wichtig, dass sie sehen und verstehen können.
So würde ich vermutlich auf der Weide einschläfern lassen, um danach die Pferde schauen lassen zu können.
Vielleicht sehr menschlich gedacht, ich denke aber schon, wenn ein enger Zusammenhalt in der Herde vorhanden ist, dass die Pferde es eher verstehen, was mit ihrem Kumpel passiert, als wenn man ihn einfach weg holt.
LG
Sheitana
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@Kosmonova:
wenn es beim Einschläfern nicht ruhig und sehr schnell geht, dann war der Ablauf und/oder die Menge der Medis nicht ok.
(geschehen ist es allerdings einer Freundin tatsächlich ganz übel, ihr fast 40jähriger Norweger hatte eine Dosierung, die lt. TA hätte reichen sollen, fiel, war aber noch einige Minuten - und eine MInute ist in so einer Situation verdammt lang - "da", hat versucht sich aus dem Liegen wieder aufzuraffen, dabei immer mit den Vorderbeinen Schwung geholt, lag aber direkt am Zaun, damit der Abdecker ihn abholen konnte. So kam der TA nicht ran um nachzuspritzen - im Nachhinein für mich ein Argument NUR mit einer Verlängerung zur Braunüle und festgenähter Braunüle zu agieren, einfach für die eigene Beruhigung, denn wenn genug Medikament in einem Schlag in den Körper kommt, dann ist das ausreichend und schnell.)



Bzgl. Abholung:
wenn man auf einem größeren Hof ist, dann ist ja oft auch ein Traktor dort vorhanden. Mal vorher ansprechen, ob der Frontlader mit dem Gewicht klar kommt und ob die SB dann für den Transport bis zur geeigneten LKW-Anfahrt- sprich Abholstelle sorgen würden.

OT zur Tötung in Italien:
das kann sich nur auf Pferde beziehen, in den Tötungsstationen werden Hunde ohne großes Zaudern einfach weil sie zuviel sind reihenweise eingeschläfert.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Braunestute32
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Beitrag von Braunestute32 »

Ich habe einfach nur meine Gedanken hier frei gelassen und um Meinungen und Erfahrungsberichte gebeten.
Dafür danke ich euch total, ich werde diese Storys immer wieder durchlesen, wenn das Thema näher rückt.

Ich habe vor 9 Jahren eine Verantwortung übernommen und mit diesem Tier viel Spaß aber auch Mühen gehabt. Ich habe viel Geduld gebracht und nervlich, finanziell und gedanklich viel in sie investiert. Heute noch ist sie nicht mein ideales Traumpferd, was aber nix daran ändert, dass ich dieses Tier über alles liebe.
Ich bin immer zu ihr gestanden, habe immer in ihrem Namen gehandelt.

Und nun kommen halt diese Gedanken, im Dezember noch ahnte ich nicht, dass wir im neuen Jahr nur noch Schrittausritte gehen dürfen.
Es ist auch nicht leicht ein Pferd, welches halt nur noch langsam bewegt werden darf, zu händeln, sie ist dementsprechend auch etwas mehr aufgedreht...

Trotzdem wird bei mir nicht der Geldbeutel entscheiden. Es ist nur so, habe viele Menschen um mich rum die gerade eben aus finanz. Gründen sowas machen würden.
Verzeihen würde ich es mir aber nie wenn ich das so entscheiden würde. Will ich ja auch nicht.

Ich danke euch und hoffe, dass wir hier noch ein wenig Gedankenaustausch machen können.
Sehr schön dass ihr hier mitschreibt, ist ja nicht leicht und einfach sich diese Gedanken zu machen....
Hester
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Beitrag von Hester »

Oh, Braunestute. Ich weiss, wie Du Dich gerade fühlst. Sei unbekannterweise fest gedrückt. Habe in den letzten anderthalb Jahren selber zwei Pferde in den Pferdehimmel schicken müssen, eines per TA zu Hause und eines durch den Schlachter. :cry:

Im Oktober 2011 ging es meiner Hester sehr schlecht, die länger an einem Sehnenschaden litt und die "austherapiert" war, sprich mehrere Tierärzte hatten ihr keine Heilungschance mehr gegeben: Wir hatten den "Kompromiss" gefunden, dass sie solange sie "schmerzfrei" war, noch in der Herde stehen durfte.
Dann war ich mit meiner Familie ein langes WE in Dresden, als ich wiederkam sah ich sie und wusste, das Tag X ist da. Ich sah sie, wie sie versucht hat, möglichst zwei Beine gleichzeitig zu entlasten und von ihrer zweijährigen Tochter vom Heu vertrieben wurde und dachte nur, "Was tust Du hier eigentlich, das wird hier langsam zur Tierquälerei." Meine Freundin, RL und Redakteurin Diana ist vorbeigekommen, hat sie angeschaut und den Kopf geschüttelt, keine Chance mehr. Ich wollte einfach um sie kämpfen, solange es ging. Sie war meine Freundin für dreizehn tolle Jahre, so ein Pferd bekomme ich nie wieder. Wenn sie einfach schmerzfrei noch ein paar Jahre als Rentnerin hätte haben können, wäre ich sehr dankbar gewesen, sie war erst 17... Sollte aber nicht sein.

Gottseidank ist mein Mann der pragmatische und weniger emotionale, er hat vorher den Abdecker infomiert und unseren TA angerufen. Wir haben das Einschläfern einen Tag im Voraus geplant, mein TA hat sich extra Zeit genommen und nach hinten hin keine Termine geplant.
An dem Tag selber hatte ich stellenweise das Gefühl, dass es okay für sie war. Sie fraß ihren letzten Eimer Äpfel nicht auf und zog mich, obwohl am Vortag stocklahm, hinter sich her zu der Weide ganz hinten, die wir für das Einschläfern gewählt hatten.

Der Kommentar unseres gerade ankommenden TAs, ob wir das falsche Pferd zum Einschläfern ausgesucht hätten, als er sah, wie die mich hinterherzog (hat sie niemals vorher gemacht!) hat mir den Rest gegeben. Ich konnte nicht dabei sein, ich habe meinem Mann den Strick in die Hand gedrückt und Hester nochmal gedrückt.

Es ist von dieser Weide aus ca. einen Kilometer bis zu unserem Haus. Auf halber Strecke standen unsere übrigen Pferde. Als ich gerade vorbeilief, drehten alle völlig ab, wieherten, galoppierten wie wild über die Wiese. Ich wusste, Hester war tot. Mein Mann sagte hinterher, alles sei sehr schnell gegangen.

Am nächsten Morgen kam der Abdecker, mein Mann war dabei. Ich konnte nicht zuhause sein. Mein Mann erzählte hinterher, unsere andere alte Stute, Duchéss, hätte die ganze Zeit am Zipfel des Zaunes gestanden, von wo man um die Kurve auf Hesters Wiese schauen konnte und hat mitangesehen, wie der Abdecker sie aufgeladen hat :cry:

Es gibt seitdem nicht einen Tag mehr, an dem mir dieses Pferd nicht fehlen würde. Ich habe immer noch vier Pferde, aber keines kommt an Hester ran.

Ein paar Wochen später habe ich übrigens ein Interview mit meiner Freundin und früheren Stallpartnerin, die Familientherapeutinist und vor ein paar Jahren selber ihre alte Haflingerstute nach einem Beinbruch auf der Koppel erschiessen lassen musste. In der Hoffnung, dass es anderen Pferdebesitzern in einer ähnlichen Situation helfen kann:
http://www.equimondi.de/magazin/diesunddas?start=40

Das Foto ist übrigens das allerletzte Foto von Hester.

LG
Claudia
Hester
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Beitrag von Hester »

Das zweite Pferd war dann knapp vor einem Jahr ausgerechnet Hesters fast dreijährige Tochter Fardau. Mein "Wunschkind" von Hester und einem in Holland über Grand-Prix-Erfolge gekörten Friesendeckhengst. Sie hatte anderthalbjährig ein Problem mit einer Herzklappe, die TÄ in Gießen meinte damals, stehen lassen bis drei und bevor wir sie anarbeiten, nochmal dort vorstellen.

Haben wir so gemacht. Die Diagnose in Kurzform:
statt einer Herzklappe nun drei defekt, Wasser im Herzbeutel, Wasser in der Lunge, die außerdem auf dem Röntgen deutlich schattiert war, hohe Infektionswerte und Tumorzellen im Blut. Heilungschance = null!

Wir haben uns lange mit der Tierärztin in der Klinik und unserer TÄ zuhause beraten.
An dieser Stelle sagt das Tierschutzgesetz, dass das Pferd nicht eingeschläfert werden darf, da noch keine akuten Schmerzen vorliegen. Die Prognose, dass das Pferd höchstwahrscheinlich demnächst irgendwann tot umfallen wird, spielt keine Rolle.
Ich stehe sehr ehrlich dazu, dass ich so eine Situation nicht ausgehalten hätte, sprich jeden Tag auf die Wiese kommen und mich fragen, ob sie noch lebt oder schon auf der Seite liegt.
Also haben mein Mann und ich auf Schlachter entschieden. In der Nähe der Gießener Vetklinik ist einer mit sehr gutem Ruf. Mein inneres Bild von einem Schlachter hat sich dadurch um 180 Grad korrigiert. Die ganze Familie Pferdemenschen, er Springreiter, sie züchtet Shettys, die Schlachtpferde, die Wartezeit bis zum Schlachttag einmal die Woche haben, stehen mitten zwischen den eigenen Pferden und werden bis zuletzt versorgt, auf den Paddock gestellt und gut behandelt. Ich war zu der Zeit hochschwanger mit meiner Tochter, die vier Wochen später zur Welt kam. Mit Blick auf meinen Babybauch sagte die nette Frau dort, sie würde mir abraten, mit rein zu gehen, wenn ich wollte, könnte mein Mann mit rein oder sie würden uns hinterher die Hufe zeigen (nein, bloß nicht!). Allerdings muss auch die Amtstierärztin die Identität der Pferde und der Schlachtung bestätigen, so dass ich sicher sein könnte, dass mein Pferd wirklich tot sei.

Ich bin nicht dabei gewesen, der Schlachter selber hat mich nachher angerufen und angeboten, dass mein Mann das tote Pferd nochmal sehen könnte. Haben wir nicht gemacht, wir waren uns sicher, dass Fardau wirklich tot ist.
Im Nachhinein würde ich jederzeit, wenn das Ende absehbar ist, wieder für diesen (nicht unbedingt jeden beliebigen) Schlachter entscheiden. Klar hätte ich sie gerne wie Hester zuhause in ihrer vertrauten Umgebung einschläfern lassen, aber ich habe das Gefühl, für mich wäre diese Variante deutlich schlimmer gewesen. Meine TÄ sagte hinterher, sie hätte an meiner Stelle genau so entschieden, das Pferd nicht mehr mit nach Hause zu nehmen und stattdessen schlachten zu lassen.

LG
Claudia

Dir Braunestute wünsche ich am Tag X viel Kraft!
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

gerrudy hat geschrieben:
Wenn das Pferd als Nichtschlachtpferd eingetragen ist, kann es zwar theorethisch vom Schlachter getötet werden, darf aber der Lebensmittelgewinnung nicht zugeführt werden, weshalb kein Schlachter so ein Pferd nimmt...
Doch, natürlich nimmt es ein Schlachter. Bei uns in der Gegend kommt sogar einer uaf den Hof und schlachtet dort - egal ob als Schlachtpferd eingetragen oder nicht.
Der Unterschied ist lediglich: bei einem "verwertbaren" Schalchtpferd, bekommt man noch den Schlachtpreis.
Bei einem nicht verwertbaren "Nicht-Schlachtpferd" (kann also nicht der Lebensmittelindustire oder der Tierfutterherstellung zugeführt werden) KOSTET das Schlachten und Entsorgen des Pferdes - auch beim Schlachter.
Der einzige Schlachter in unserer Gegend, der überhaupt Pferde schlachtet, nimmt nur Schlachtpferde, die auch als solche eingetragen sind.

Im Übrigen darf ein TA ein Pferd auch nicht einfach so einschläfern, nur weil der Besitzer es nicht mehr haben will. Kein Tier darf ohne vernünftigen Grund getötet werden. Das kann im Falle des Schlachtens die Lebensmittelgewinnung sein, im Falle des Einschläferns ist dies aber nur möglich, wenn der TA damit einverstanden ist, weil dem Pferd dadurch weiteres Leid erspart wird.
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