Seite 154:
"... zu einer guten Hand wird erfordert, das sie leicht, weich und stäte seie...."
soweit zum Thema konstante Anlehnung...
Seite 180, zum Thema: "ein Pferd auf die Hanken setzen" (neudeutsch: Versammlung)
"Die Parade ist die Wirkung der Bewegung der Zügelhand, wenn man damit den Kopf des Pferdes und die übrigen Theile der Vorhand verhält, und zur gleichen Zeit die Hanken mit den Waden sanfte vortreibt, so dass der ganze Körper des Pferdes sich in dem Gleichgewicht hält, indem es auf seinen Hinterschenkeln und Hinterstützen bleibt"
Ich habe hier schon Beiträge gelesen, die genau das als völligen Blödsinn und physikalisch unmöglich bezeichnen unter großem Jubel ihrer Anhänger.
Zur den Voraussetzung für das Schulterherein ist dann später (Seite 191) zu lesen:
""Wenn ein Pferd, sowohl in dem Zirkel, als auch auf gerader Linie auf beiden Händen frei fort trabt, und ... und ... und ..."
Es werden also eine ganze Reihe von Voraussetzungen an das Schulterherein gestellt, insbesondere ein freies Vorwärts. Solche wesentlichen Voraussetzungen werden heute bei den Neoklassikern gerne mal unterschlagen. Und natürlich spielt das Schulterherein auch in der deutschen Reitlehre eine absolut zentrale Rolle, allerdings müssen - und da ist der Unterschied - analog zu den Lehren Guérnières - zunächst die Grundlagen und Voraussetzungen gefestigt sein, insbesondere darf der Vorwärtsdrang nicht unterbunden werden. Genau das war auch - unter Berufung auf Guérnière - der Hauptkritikpunkt der Wiener Reitschule und der deutschen Reitlehre an Baucher, Fillis und Co.
Heute gilt auf einmal Herr Karl als der einzige, der Guérnière verstanden hätte. Ich weiß nicht, ob man das so gelten lassen darf.

Je intensiver ich mich mit der Materie auseinandersetze, desto mehr erscheint mir die Interpretation (und was anderes geht ja leider nicht, da hat horsemän natürlich recht) der spanischen Reitschule in Wien als am ehesten authentisch. Die deutsche Auslegung hat sicher ebenfalls einige Schwerpunkte für sich herausgesucht, scheint mir dem Grunde nach aber doch deutlich näher an Guérnières Empfehlungen zu sein, als andere, die dies für sich allein in Anspruch nehmen.