Fest im Maul, aber nur auf einer Hand...

Rund um die klassische Reitkunst

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Poetin
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Fest im Maul, aber nur auf einer Hand...

Beitrag von Poetin »

Hallo ihr Lieben,

mit meinem Frieslein geht es weiter voran und wir haben mittlerweile auch einen tollen Ausbilder, der uns mit Rat und Tat zu Seite steht. Ich nutze jedoch trotdem gerne dieses Forum, um mir nochmal die ein oder andere Idee abzuholen, denn es führen ja bekanntlich viele Wege nach Rom ;-)

Trotz dessen wir viel gymnastiziert haben und mein schwarzes Fusselvieh insgesamt sehr viel geschmeidiger geworden ist, zeigt er leider einen deutlichen Unterschied zwischen der linken und der rechten Hand.
Links trägt er sich schön selbst, ist leicht in der Hand, lässt sich immer sicher angaloppieren, kann enge Wendungen traben, ohne dabei aus der Form zu fallen und schäumt auch im linken Maulwinkel mehr.
Auf der rechten Hand hingegen fällt das sichere angaloppieren manchmal noch schwer, lässt er seinen Kopf gerne hängen und ich trage gefühlte 100kg in der Hand :twisted: , kann er sich schlechter biegen, ohne mit der HH auszufallen, ist im Hals biegsam, aber nicht so gut im Genick, und ist insgesamt nicht in so guter Selbsthaltung unterwegs. Er tut sich schwerer im SH und Travers und schäumt auf der rechten Seite im Maulwinkel deutlich weniger als links. Er kaut auch auf der rechten Hand nicht so viel und manchmal habe ich das Gefühl, dass er sich einfach nur fest macht.

Jetzt mache ich viele Übungen, die das irgendwie verbessern sollen: Traversale nach rechts im Schritt und dann zur gleichen Seite gestellt wieder im Schenkelweichen zurück. Vor dem Reiten mache ich im Stand viele Abkauübungen- meist rechts, damit er da einfach von sich aus mehr kaut und das Gebiss besser annimmt.
Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass sich großartig was verbessert. Es stört mich einfach extrem, so viel in der Hand zu haben. Mir tut nach dem Reiten echt manchmal der Arm weh.

Habt ihr sonst noch vielleicht Übungen, die das bzw. die rechte Seite verbessern können?

Vielen Dank und liebe Grüße,
Poetin

PS: Zähne sind ok, physioth. wurde er gecheckt.
Max1404
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Re: Fest im Maul, aber nur auf einer Hand...

Beitrag von Max1404 »

Poetin hat geschrieben:PS: Zähne sind ok, physioth. wurde er gecheckt.
Hallo Poetin: ist er auch vom Osteopathen gecheckt worden? Die arbeiten ja anders als Physiotherapeuten oder Chiropraktiker.
Ansonsten komme ich jetzt nur noch auf Seitengänge und kombinierte Seitengänge im Schritt (macht geschmeidiger als in dynamischen Gangarten) und "böse" baucheristische Abkauübungen. :wink:
Und wegen der Anlehnung: Baucher macht klare Unterscheidungen zwischen Kraftopposition (Pferd geht bewusst gegen den Zügel) und Gewichtsopposition (Pferd hat noch körperliche Schwierigkeiten mit der Haltung) und korrigiert sie unterschiedlich. Kraftopposition wird durch Vibrationen am Zügel korrigiert, Gewichtsoppositionen durch Arrets. (Das war's in simpler Kurzfassung :). Richtig praxisnah erklärt bei Kerbrech)
Viele Grüße
Sabine
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Gast

Beitrag von Gast »

Moin

Das Pferd kämpft mit seiner Schiefe, das ist normal und nicht dramatisch. Geraderichtende Arbeit im Arbeitstrab, mit Fokus auf das schwächere Hinterbein und der Weglassung von Halsverbiegungen, hilft.
Richtig praxisnah erklärt bei Seunig und Hübener.
Phanja

Beitrag von Phanja »

@Poetin
Mir fällt dazu spontan ein, dass man bei sowas immer aufpassen muss, dass man sich selber nicht "festbeißt".
Ich würde während der Arbeit ganz oft die Hand wechseln und dabei versuchen, die Lockerheit von der linken Hand mit auf die rechte Hand zu übertragen.
Häufig denkt man selbst, dass man an der schlechten Hand superviel arbeiten muss und erreicht damit aber nur, dass das Pferd immer fester wird.
Da du ja schon Seitengänge reitest - hast du mal versucht, vom Schulterherein ins Renvers umzustellen? Also Schulterherein links und dann umstellen ins Renvers links. Damit hast du dann die Biegung zur "schlechten" Seite. Wenns fest wird, wieder ins SH wechseln bzw. ein Stück grade reiten und neu mit SH ansetzen.
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

Noch ein anderer Ansatz wäre, ob Du selbst auf der rechten Hand die gleiche Geschmeidigkeit hast wie linke Hand.
Die gleichen Probleme zeigen sich bei meiner älteren Stute, die links hohl ist und ihr rechts die Arbeit schwerfällt. Nun kommt noch hinzu, dass ich Linkshänder bin und meine Motorik rechts nicht so fein ausgebildet ist, so dass ich mich auf der Hand selbst immer recht stark korrigieren muß. Da paßt die Hilfengebung/Sitz manchmal auch nicht 100% und wirkt dann nicht so, wie gewünscht.
Poetin
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Beitrag von Poetin »

Hey,

danke für eure tollen Antworten.

@ Phanja: Deine Tipps klingen super, das werde ich mal ausprobieren.

@ Rioja: Ich bin selbst auch Linkshänder, aber meine rechte Seite ist komischerweise geschmeidiger. Ich bin rechts einfühlsamer und auch beweglicher als links (zumindest beim reiten)

@ Max: Vom Ostheo wurde er nicht gecheckt.. Ich weiß nicht. Irgendwie ist mir die ostheopatische Arbeitsweise nicht so ganz geheuer...

Liebe Grüße,
Poetin
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Poetin hat geschrieben: Ich bin selbst auch Linkshänder, aber meine rechte Seite ist komischerweise geschmeidiger. Ich bin rechts einfühlsamer und auch beweglicher als links (zumindest beim reiten)
Genau, das bin ich auch. Deswegen bist Du möglicherweise rechts genau dann nachgiebig, wenn Du es nicht sein solltest. Habe auch immer gedacht, meine Linke ist zu fest. Ist sie aber nicht, meine rechte ist zu schwach. :wink:
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
Phanja

Beitrag von Phanja »

@Poetin
Die Skepsis gegenüber der Ostheopathie kann ich nachvollziehen. Wenn es ein richtig guter Ostheopath ist, ist es super. Wenn es aber jemand ist, der "einfach" vorhandene Blockaden löst, kann sich alles verschlimmbessern. Ich hab leider schon häufiger mitbekommen, dass eben nicht darüber nachgedacht wurde, warum eine Blockade da ist. Und die entstehen in den meisten Fällen ja nicht ohne Grund.
alimat01
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Beitrag von alimat01 »

Wie ist es denn an der Longe bzw. bei der Handarbeit? Meiner biegt sich links eigentlich besser - aber beim Reiten ist links alles schwieriger. Also bin es wohl ich :(
Ähnliches Problem hatten wir heute erst im Unterricht: "Rechts geht gar nichts". Wir haben nebenher gerechnet und ganz viele Aufgaben gestellt. Und es ging rechts wunderbar - solange die Reiterin auf andere Dinge konzentriert war und das Pferdchen mehr in Ruhe gelassen hat (bzw. ihre starke und feste rechte Hand).....
Vielleicht kannst Du ja auch mal ein anderes Pferd reiten? - Wenn es da genauso ist, bist es vielleicht eher du.....
Wenn Dein Pferd auch bei anderen Dingen auf eine Seite mehr Probleme hat, ist wohl eher "Ausgleichsarbeit" angesagt....
Hach, Ideen haben ist immer viel einfacher als selbst beidseitig gleich gut zu reiten :-)
Poetin
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Beitrag von Poetin »

@ Phanja: Ja genau. Mir persönlich liegt die Physiotherapie da auch einfach eher, weil eben nicht über den phsyiologischen Bewegungsgrad hinaus gedehnt wird. Und darüber hinaus sind einfach soo viele Dilettanten unterwegs, da bin ich seehr vorsichtig.

@ alimat: An der Longe bzw. der Hand- oder Bodenarbeit ist es ganz genauso. Ich reite regelmäßig mehrere Pferde und da ist es ganz unterschiedlich. Meine Stute ist total ausgeglichen und auf beiden Händen gleich beweglich, unser Haflinger hat links seine schwächere Hand, unser Arabermix hat rechts seiner schwächere Hand. Allerdings ist es bei keinem dieser Pferde so extrem ausgeprägt, wie bei unserem Frieslein :(

LG Poetin
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Poetin, ich hatte eine schlichtweg geniale Osteopathin (zu ihrem Leidwesen verdient sie nur seit mehreren Jahren kein Geld mehr mit mir, weil meine Pferde zu gesund sind, aber sie wäre auf jeden Fall meine erste Wahl im Fall der Fälle :wink: )
Aber Du hast natürlich Recht, ich kenne auch so einige Osteos, die ich niemals an meine Pferde lassen würde! :?
Viele Grüße
Sabine
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bärli
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Beitrag von bärli »

Mein Haflinger hatte lange Zeit ein Problem in seinem rechten Hinterbein. Er machte sich sehr schwer und lümmelte sich in meine linke Hand. Vielleicht gibt es, in deinem Falle, ein Problem in linken Hinterbein und das Friesentier stützt sich deshalb auf deine rechte Hand?
Wir konnten unsere Baustelle nach 14 Monaten endlich "beseitigen", das links auf der Hand lümmeln ist erst geblieben( Schmerzgedächtnis, wenig richtige Muskulatur), nun arbeite ich auf der rechten Hand immer wieder einige Schritte in Aussenstellung und er wird von mal zu mal leichter in meiner linken Hand.
Poetin
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Beitrag von Poetin »

Hi Bärli,

ja ich bringe das auch mit einem Hinterbein in Verbindung, allerdings mit dem gleichseitigen, also dem rechten. An der Longe habe ich das Gefühl, dass er auf der rechten Hand mit dem inneren Hinterbein nicht so weit untertreten kann, wie mit dem linken auf der linken Hand...

Liebe Grüße,
Poetin
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Was du mit dem Hinterbein beschreibst hat mit der natürlichen Schiefe deines Pferdes zu tun. So wie vermutlich auch der Rest.

LG
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich bin ein bisschen erschüttert, dass eine so offensichtliche Sache (nämlich die natürliche Schiefe des Pferdes und die daraus resultierenden Probleme) für so viel Verwirrung sorgt. Da braucht´s normalerweise keinen Osteopathen, sondern wie heißt es so schön: "Richtig reiten reicht" - Geraderichten ist angesagt. Wie das geht, einfach mal die Fachliteratur zu Rate ziehen (sehr empfehlenswert zB. "Richtig reiten - eine Herausforderung" von Michael Putz, da ist ausführlich drin beschrieben, wie man mit der Schiefe umgeht).
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