Wo fängt Rollkur an?

Rund um die klassische Reitkunst

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LordFado

Beitrag von LordFado »

zurück zum 'Video und der RR: gits denn auch ein Statement der offiziellen dazu?
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Kurze Ergänzung zum Thema Medien: die Medienmacht wird deutlich überschätzt. Die Forschungsgeschichte, wie groß und wie genau der Einfluss der Massenmedien auf die Gesellschaft ist, hat eine lange Tradition. Und es ist noch niemandem gelungen, da wirklich was handfestes nachzuweisen (Stichwort Gewalt in den Medien, PC-Spiele usw.)

Kosi, so wie du das darstellst, klingt das wie die Position, die schon lange veraltet ist: dass alle Rezipienten eines Massenmediums in gleicher Weise erreicht und beeinflusst werden bzw. dass der Rezipient quasi wie ein leeres Blatt von den Massenmedien beschrieben werden kann und ihnen wehrlos ausgeliefert ist.
Das ist allerdings völliger Quatsch und das merkt ja jeder an sich selbst.

Dass Journalisten (medienethische/moralische) Verantwortung tragen, da sie in gewisser Weise schon Einfluss auf die Meinungsgestaltung der Gesellschaft haben, steht auf einem anderen Blatt. Aber wir sind ja freie, eigenständige Menschen und können Meinungen und Darstellungen selbst bewerten. So viel Verstand traue ich der Menschheit schon zu ;)

Das ist auf jeden Fall ein schwieriges Thema und nicht einfach auf die bösen, bösen Medien zu reduzieren, die unser aller Verstand vernebeln.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Traumdauterin hat geschrieben:Kurze Ergänzung zum Thema Medien: die Medienmacht wird deutlich überschätzt. Die Forschungsgeschichte, wie groß und wie genau der Einfluss der Massenmedien auf die Gesellschaft ist, hat eine lange Tradition. Und es ist noch niemandem gelungen, da wirklich was handfestes nachzuweisen (Stichwort Gewalt in den Medien, PC-Spiele usw.)
Ich weiss ja nicht, was du gelernt bekommen hast, aber ich habe u.a. in der Publizistikwissenschaft (welche ich im nebenfach an der Uni studiert habe und dabei auch Seminare zum Thema Gewalt in den medien belegte) sehr wohl viele Studien kennengelernt, die einen Einfluss nachweisen können, zb. Stichwort Berichterstattung bei Selbstmord/Selbstmordraten etc. ich denke, so unter den Teppich schaufeln darf man die Macht der Medien nicht. Das wäre zu blauäugig. Man weiss ja zb. auch, wie wirksam Werbung ist. Sonst würden nicht zig und aberzig Millionen da reingebuttert werden. ;) Auch wenn man das Gefühl hat, das man selber doch nie und nimmer davon beeinflusst wird... man wird es eben doch. die Häufigkeit und die Konstanz der vermittelten Botschaft spielen hier auch eine wichtige Rolle.

Und hier haben die Medien in Bezug auf das Bild welches wir vom internationalen Dressursport haben, sehr wohl viel Macht! Die meisten von uns haben keinen direkten Kontakt zu dieser "Szene". Die meisten haben vielleicht ein paar Amateur-Turnierreiter in der Umgebung, ev. ein paar Profis. Wenige werden bei nationalen und internationalen Turnierreitern ein und ausgehen und mitbekommen was da hinter den kulissen alles so abläuft. also stützen wir uns bei der meinungsmache auf die Bilder, welche wir sehen. Und das sind die, welche in den Zeitschriften (leider wird der Dressursport ja fast nie am TV übertragen) und in den letzten Jahren im Internet verbreitet werden, sowie deren Berichterstattung. ich persönlich bin der Meinung, dass die Berichterstattung noch viel zu harmlos und beschönigend ist. Wer tatsächlich mal die Chance hat, hinter Kulissen zu schauen, wird erschrecken... (oder sehr abgehärtet). Da muss man sich echt von seiner blümchenwelt verabschieden.
Liebe Grüesslis, Jen
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

@Jen: Wir hatten den Schwerpunkt Gewaltstudien und unser Prof kam immer zu dem Ergebnis, dass die meisten Thesen und Untersuchungen aus verschiedenen Gründen nicht mehr vertreten werden.
Generell ist der Nachweis von Medienwirkung ja immer schwierig, weil es nicht einfach ist, so was messbar zu machen.
Ich muss aber auch gestehen, dass die Kommunikations- und empirische Forschung nicht unbedingt mein Lieblingsfachgebiet ist :D

Klar gibt es einen gewissen Einfluss, nicht umsonst sollen die Medien ja den gesellschaftlichen Diskurs bereichern und anregen usw., aber so übermächtig, wie der Einfluss oft dargestellt wird, ist er eben nicht.

Aber ich stimme mit dir darin überein, dass die Berichterstattung im Hinblick auf den "großen Sport" viel zu unkritisch und eindimensional ist.

Ich persönlich glaube nicht, dass viele Leute ihre Pferde schlecht reiten, weil das in den Medien als gut und legitim hingestellt wird oder weil die großen Vorbilder das so machen. Da gibt es sicher auch einen Teil, wo das so ist, aber ich denke, viele haben es auch einfach nicht anders gelernt. Guter Reitunterricht ist hier so rar wie gute Schulpferde und nicht alle Reiter kommen auf den Trichter, ihr Tun auch zu hinterfragen.
Ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht sogar mit der reiterlichen Selbstüberschätzung zusammenhängt. Ich höre das oft von Außenstehenden (also Nichtreitern), dass viele Reiter immer solche Klugscheißer sind und jeder alles besser weiß und sie sich gegenseitig schlecht machen.
Egal ob Turnier- oder Wald-und-Wiesen-Reiter.
Ich weiß auch nicht....ich habe mein Pferd in einem ziemlich konservativen Springstall stehen und da geht die Lucy ab. Die mauscheln alle vor sich hin, mehr oder weniger sinnvoll, da ist von hdS bis Giraffe alles dabei, aber für Unterricht ist sich jeder zu fein - er kann's ja :roll:

Ich finde diese Einstellung schrecklich und ungebetene Ratschläge von der Seite kann ich von solchen Leuten echt nicht gebrauchen. Ich verteile ja auch keine, ich bin außerdem nicht der Mensch, der immer jedem unaufgefordert seine Meinung mitteilen muss. Es kommen schon mal Fragen, wenn ich mit meiner RL Handarbeit mache oder sonst irgendwas ungewöhnliches. Wenn jemand nett fragt, erkläre ich auch gerne, was wir so treiben. Ich bin da sowieso der Exot bei uns. Aber ich käme nie auf den Gedanken, andere zu fragen, ob sie eigentlich denken, dass ihre Art zu Reiten gut sein soll. Würdet ihr so was machen? Ich würde das reinlich anmaßend finden.

Ich denke, es krankt an der Basis, es fehlt an guten Unterricht, guten Lehrern und guten Schulpferden - und außerdem an theoretischem Hintergrundwissen, wie und warum man ein Pferd gesunderhaltend reiten sollte.
Medien und Idole tragen sicherlich einen Teil dazu bei, aber ich denke, deren Einfluss ist geringer als der des Reitlehrers, der seine Schüler jahrelang begleitet.

P.S.: Ach ja, Werbung und journalistische Berichterstattung ist aber nicht das gleiche und auch nur bedingt vergleichbar ;)
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Naja, begibt man sich aber mal auf Bildzeitungsniveau herunter dann hört man förmlich die Schlagzeilen Wort für Wort vorgetragen, wenn es um DIE eigene Meinung geht. ;-) Ich denke also schon das es (genau wie bei den Reitern) eine Schicht in der Gesellschaft gibt, die eben alles ungefiltert aufsaugen wird ;-) Klar ist dann der Mensch "an sich" schuld und nicht die Medien, aber trotzdem beeinflussen sie so einen Teil der Menschheit.

Die Diskussion um Gewalt"anregende"medien etc. sehe ich da übrigens ganz anders. Menschen die zu Gewalt neigen, werden auch derartiges konsumieren. Der Schalter diese Gewalt in die Realität umzulegen wird davon aber meiner Meinung nach nicht beeinflusst, dass wäre wirklich zu einfach. Aberwitzige viele Menschen spielen brutale Computerspiele und sind trotzdem die friedlichsten Menschen, weil sie Realität und Spiel trennen können. Kranke Menschen werden das nie können, bekommen allenfalls Futter für ihre Phantasie (die sie auch so gehabt haben). Gewalt gibt es solange wie die Menschheit, dass wäre ein zu simple Erklärung ;-)

Aus eigener Erfahrung sage ich, dass man Medien (Berichterstattung) oft erstmal unreflektiert aufnimmt. Man brauch zur wirklichen Meinungsbildung schon mehrere Medien, den Austausch mit anderen und eine "Nacht drüber schlafen", um wirklich eine eigen Meinung zu entwickeln. Die Mühe machen sich aber auch manche nicht :-(

Was das Reiten an sich angeht. Sicher werden die wenigsten so reiten, weil sie AVG so sehen. Aber sie reiten so, weil u. U. ihr Trainer einer riegelnde auf die Brust-zieh-Methode predigt und sie die Bestätigung in den Medien bekommen?! Oder weil sie ihr Pferd nur mit Druck "nach unten" bekommen, es rollt sich auf und sie sehen im TV, das man auch so reiten kann und ändern dann nichts mehr daran? Keine Ahnung, was in solchen Köpfen vorgeht. Bei uns gibt es aber auch 1-2 Leute, bei denen das Pferd eben nicht korrekt läuft, wenn man nicht mindestens einen Knick in den Hals gezaubert hat und die Nase sich nur einen mm vor der Senkrechten bewegt. Und ganz ehrlich die Wenigsten (mich eingeschlossen) reiten ihr Pferd schon so gut, dass man vom Endergebnis ausgehen kann. Wobei aber einige schon von Anfang an den Holzweg einschlagen, aber GLAUBEN am Ziel zu sein. Ich sehe einen korrekturbedürftigen falschen Knick und ein Rauslatschen der HH, sie nennen das nächste L. ;-) Ich hab früher immer meinen RU mit meinem Lehrbuch verglichen und war entsetzt wie anders das war. Als 12 Jährige, aber das machen eben nicht alle :-( Wie du schon sagtest, viele nehmen keinen RU. Es gibt aber auch welche, die nehmen RU und es wird noch grottiger. Wie die Westernleut bei uns. Seit ihrem neuen Trainer haben die alle diese fürchterlichen Westermartingale, die ihren Pferden pauschal auf dem Zahn liegen :roll: Auch mit RU kann man tiefer abrutschen, wenn man alles blind aufsaugt.

Gerade aktuell um die SSW, wird man auch verrückt gemacht. Was einem Werbung und Bücher alles aufschwatzen wollen. Wahnsinn! Einzig die Hebamme bremsen einen dann aus und sagen was man wirklich braucht und was nicht (aus ihrer Sicht). Am Ende sauge ich die Infos auf und entscheide dann für mich, aber ich kenne viele die alles so glauben, wie es ihnen vorgetragen wird. "Das brauchen sie unbedingt, sonst..." Das fängt schon bei den überteuerten Vitaminprodukten an und hört bei Babyphons mit Videofunktion und Atemüberwachung für mich auf... :shock: :wink:
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

*an dieser Stelle einschalt*
Als Ex-Freundin eines Journalisten habe ich eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie Medien funktionieren. Fakt ist, dass ein Sender oder ein Blatt keine kritische Berichterstattung über seinen größten Anzeigenkäufer etc. bringt. Was glaubt Ihr, wie Automagazine zu den Bewertungen der Fahrzeuge kommen ... :?
Warum sollte das also bei Reitsportzeitschriften anders sein?
Die nächste Frage, die sich stellt, sind die Besitzverhältnisse: Wem gehört die Zeitschrift, wer sind die Kapitalgeber, gibt es auch da Verbindungen? Keine Ahnung, wie es im konkreten Fall bestellt ist, kenne mich da nicht aus, und stelle das nur als Überlegung in den Raum.

Zum Exkurs Meinungsbildung
Mein derzeitiges Lieblingsthema ist die Lüge um die Rentabilität von Photovoltaikanlagen: überall wird propagiert, dass sich das ach so toll rechnet. Schaut man genauer, was nur mit tiefergehenden betriebswirtschaftlichen Kenntnissen möglich ist, stellt man fest, dass sich nichts rechnet, noch nicht mal im idealisierten Fall auf dem Papier. Da wird ein Riesenbesch... um das Geld unwissender Leute getrieben. Oder mein Dauerlieblingsthema - das Märchen um die globale Erwärmung. Damit werden ganze Industrien angekurbelt. :roll:

Zitat meines Ex: Wer eins zu eins glaubt, was in Zeitungen steht und in den Nachrichten verbreitet wird, dem ist nicht mehr zu helfen. Zweites Zitat: Die breite Masse interessiert sich nur für *** & Crime & Kommunalpolitik.

Fakt ist, und damit bin ich wieder beim Pferdethema, es obliegt dem Einzelnen, Informationen, die er erhält zu prüfen und kritisch zu würdigen.
Fakt ist auch, dass die breite Masse, dazu zu uninteressiert und vielleicht auch zu ungebildet ist. Und der dritte Fakt ist, dass hier im Forum keine breite Masse vertreten ist.

Ich denke, der Einzelne, der was den Umgang mit dem Pferd angeht, so denkt, wie wir hier, hat drei sinnvolle Möglichkeiten, etwas zu tun. Aufregen zählt nicht dazu, auch wenn ich davon leider auch nicht frei bin. Ist wohl menschlich ...
1. Reden, aufklären, das Gespräch mit Interessierten suchen
2. durch eigene Taten vorleben, was seiner Meinung nach richtig ist
3. sich durch Verweigerung (die möglichst in einem Zurückhalten monetärer Mittel bestehen sollte) vom Verhalten anderer distanzieren (siehe Kosis Konsumverzicht, ich gehe beispielsweise nicht mehr zu Turnieren, man könnte das Abo besagter Zeitung mit dem Verweis kündigen)

@Traumdauterin: Gewaltstudien, d.h. inwieweit führen Ballerspiele oder Filme mit Gewalttaten zu Amokläufen bzw. Gewalt der Konsumenten, ist wieder ein ganz anderes Thema im Verhältnis zur Meinungsbildung durch Medien. Das passt dazu so wenig oder so gut wie Werbung, es gibt Parallelen, aber es ist nicht vergleichbar.
*wieder rausschleich*
LG
Jarit

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Jarit hat geschrieben:Fakt ist, und damit bin ich wieder beim Pferdethema, es obliegt dem Einzelnen, Informationen, die er erhält zu prüfen und kritisch zu würdigen.
Und genau da kommen wir speziell hier beim Thema in einen unmöglichen Bereich.
Soll man selber wissenschaftliche Studien anstellen um zu beweisen, daß Rollkur schadet? Wenn es noch nicht mal renommierte Tierärzte schaffen?
Bzw. dann andersherum, wenns mal irgendwann Studien geben sollte, diese nach wie auch immer nachzuprüfen? Getreu dem Motto "trau keiner Statistik (Studie) die Du nicht selber gefälschst hast"?
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Das, Ottilie, ist genau das Problem. Passt wunderbar zu meinem Klimaerwärmungsmärchen, da ist auch erwiesen, dass die Institute, die die Klimaerwärmung "bewiesen" haben, von der Industrie gesponsort sind, die an den entwickelten Technologien etc. widerum verdienen. Jede Studie, die bezahlt wird, liefert die Ergebnisse, die der Auftraggeber hören möchte, und jede Studie, die von einer geförderten Institution durchgeführt wird, liefert die Ergebnisse, die im Sinne der Geldgeber sind. Siehe auch Pharmaindustrie.

Ich denke aber, dass man sich bei der Rollkur durchaus aus den vorliegenden Informationen ein eigenes Bild machen kann. Ich z.B. glaube an Heuschmanns Argumente. (Mehr als ein Glauben ist es nicht, denn dazu fehlt mir das veterinärmedizinische Wissen.) Schon wenn ich von meinem eigenen Körper auf den des Pferdes schließe, was sicher nur sehr begrenzt möglich ist, erscheint es mir logisch, dass die Nase hinter der Senkrechten nicht dauerhaft gesund sein kann.
Außerdem kann man die Argumente der Befürworter auseinandernehmen. Beispielsweise ist ein "das haben wir schon immer so gemacht, das hat noch nie einem Pferd geschadet" für mich kein Argument, maximal eins zum Totschlagen der Diskussion. Und ich persönlich habe keine Argumente dafür gehört, denen ich zustimmen kann.

Am Rande bemerkt, ich musste mein halbes Leben zur Physiotherapie: Das, was mal als das Allheilmittel für meine Probleme angepriesen wurde, wurde zwei Jahre später als schädlich verteufelt, und war fünf Jahre später wieder das Allheilmittel. :roll: Ich verlass mich seit dem auf mein Körpergefühl und meinen gesunden Menschenverstand. Und so gehe ich auch ans Pferd heran. Die Suche nach der wahren Lösung wird eine Suche bleiben ...
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Beitrag von Sheitana »

ottilie hat geschrieben: Und genau da kommen wir speziell hier beim Thema in einen unmöglichen Bereich.
Soll man selber wissenschaftliche Studien anstellen um zu beweisen, daß Rollkur schadet? Wenn es noch nicht mal renommierte Tierärzte schaffen?
Bzw. dann andersherum, wenns mal irgendwann Studien geben sollte, diese nach wie auch immer nachzuprüfen? Getreu dem Motto "trau keiner Statistik (Studie) die Du nicht selber gefälschst hast"?
Ich glaube es würde schon reichen, wenn manche Menschen ihren Kopf zum Nachdenken nutzen würden, anstatt ihn nur als Deko rumzutragen.

Ein Beispiel aus meinem alten Stall, letztes Frühjahr. Freizeitreiter, alle Jubeljahre mal auf dem Pferd. Das Pferd stand den ganzen Winter in einer Box mit Paddock kam abends wenn es Glück hatte eine halbe Stunde zum Toben auf den Platz (rausgelassen, direkt rumgescheucht in irrem Galopp oder einfach dumm rumstehen lassen). Dafür aber jeden Tag morgens und abends eine gute Portion Müsli.
Die Reiterin ist ausgeritten (nach ewig langer Reitabstinenz und wie gesagt, Pferd lange in der Box), galoppiert, Pferd buckelt zweimal, Reiterin runter.
Ihr hättet euch mal anhören müssen, wie die Reiterin und ihr Vater das Pferd beschimpft haben (Wenn der Gaul das nochmal mach, ich schlag ihn kaputt) und wie sie mich angeschaut habe, als ich daraufhin ziemlich böse wurde.

Hat jetzt nichts direkt mit Rollkur zu tun, aber ich könnte euch zuhauf solche Stories erzählen, von Freizeitreitern, Turnierreitern....

Und da frage ich mich wirklich: Liegt es nicht vielleicht eher daran, dass ein Großteil der Menschen vergessen hat, das eigene Hirn einzuschalten?

Da werden Meinungen (sei es die Bild oder wer auch immer) einfach so übernommen, ohne auch nur drüber nachzudenken. Ich verstehe sowas echt nicht. "Meine Reitlehrerin hat aber gesagt", "mein SB meinte aber".

Gut, jedem seine Meinung, aber ist es wirklich so exotisch geworden, dass man über Aussagen nachdenkt? Über sein eigenes Tun?

Irgendwie bekomme ich den Eindruck. :?

Ich sehe natürlich auch eine gewisse Verantwortung bei den Reitern, die im großen Sport sind. Eben wegen der Vorbildfunktion. Aber noch mehr Verantwortung sehe ich bei jedem Einzelnen, sein eigenes Tun kritisch und ständig zu überprüfen. Es geht nun mal um ein Tier und nicht um ein Gerät, das mit nicht böse ist, wenn es in einer Ecke verstaubt.
LG
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Jarit hat geschrieben: @Traumdauterin: Gewaltstudien, d.h. inwieweit führen Ballerspiele oder Filme mit Gewalttaten zu Amokläufen bzw. Gewalt der Konsumenten, ist wieder ein ganz anderes Thema im Verhältnis zur Meinungsbildung durch Medien. Das passt dazu so wenig oder so gut wie Werbung, es gibt Parallelen, aber es ist nicht vergleichbar.
*wieder rausschleich*
Ich meinte das nur als Beispiel, wie Medien das Verhalten beeinflussen, nicht die Meinung. Sprich, was man in den Medien sieht, macht man nach. Was ja so einfach nicht funktioniert, egal ob auf Gewalt oder auf den Reitsport bezogen.


@Kosi: Die Sache mit dem RU/Trainer war ja genau das, was ich sagen wollte (und diese Westernmartingals sind schrecklich, hab's ja beim Manolo Oliva Kurs gesehen :? )
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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Beitrag von sinsa »

Sheitana hat geschrieben:Ich glaube es würde schon reichen, wenn manche Menschen ihren Kopf zum Nachdenken nutzen würden, anstatt ihn nur als Deko rumzutragen.
*unterschreib!*


Schade nur, dass es soviel einfacher ist, anderen die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, statt einfach mal einzugestehen, dass man selber zu faul zum denken war :wut:
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*Krisi*
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Beitrag von *Krisi* »

Kosmonova hat geschrieben: Keine Ahnung, was in solchen Köpfen vorgeht.
Ich wollte das mal von einer sonst sehr lieben Stallkollegin herausfinden, die eigentlich Pferde liebt aber leider auch teilweise "rollkurartig" reitet.
Auf meine Frage, warum sie das Pferd sooo tief und eng reitet, antwortete sie mir in verschwörerischem Ton: "Ehrlich ? - es sieht sooo cool aus."

Das hatte mir dann doch die Sprache verschlagen :shock: . Reine Freizeitreiterin übrigens.
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Beitrag von Sheitana »

Sowas finde man doch ehrlich zuhauf.

Eine Bekannte von mir: Pferd zieht schon den Rücken weg, wenn man drüber putzt, buckelt ständig etc... Da wird sich nicht mal Gedanken gemacht warum... :roll: Das soll jetzt noch nicht mal ein Vorwurf sein. Ich verstehe es nur einfach nicht...

Und so habe ich oft das Gefühl, sei es bei Rollkur oder sonstwas. Es funktioniert, also wird es gemacht.

(By the way, wenn der Hund beim streicheln wegzuckt und jault, dann macht man doch auch was, oder? Ach stimmt, Pferde jaulen nicht).
LG
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Beitrag von no0815girl »

*Krisi* hat geschrieben:
Kosmonova hat geschrieben: Keine Ahnung, was in solchen Köpfen vorgeht.
Ich wollte das mal von einer sonst sehr lieben Stallkollegin herausfinden, die eigentlich Pferde liebt aber leider auch teilweise "rollkurartig" reitet.
Auf meine Frage, warum sie das Pferd sooo tief und eng reitet, antwortete sie mir in verschwörerischem Ton: "Ehrlich ? - es sieht sooo cool aus."

Das hatte mir dann doch die Sprache verschlagen :shock: . Reine Freizeitreiterin übrigens.
Zumindest ist sie ehrlich, ganz im Gegensatz zu den Turnierreitern, die nicht offen zugeben können, dass sie halt die Pferde verschleissen, um Medallien zu gewinnen.

Hast du sie denn auch gefragt, ob sie weiss, was das für Auswirkungen hat? Das ist für mich das Relevante. Wenn jemand weiss, er schadet dem Pferd und tut es trotzdem, finde ich das verachtenswert. Wenn es jemand nicht weiss, schadet er zwar ebenfalls dem Pferd, aber man kann so jemanden aufklären und auf Einsicht hoffen.
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*Krisi*
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Beitrag von *Krisi* »

Ich wollte ... hatte aber leider keine Chance.
Man könne dieses Pferd nur so und nicht anders reiten - es sei sehr speziell - das übliche halt. :roll:

Ich konnte sie leider nicht überzeugen, da mir auch stichhaltige Beweise für die Schädlichkeit der Rollkur fehlen.
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