Takt

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Monique
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Beitrag von Monique »

Hallo!

Ich habe einen Isländer, den ich am Anfang keinen Schritt Schritt reiten konnte.
Reinster Schweinepass.

Mittlerweile geht er einen sauberen Vierschlag- Schritt, mit pendelndem Schweif, jedoch, sobald er nervös wird kommt es noch vor, dass es wieder passig wird.
Das einzige was dann hilft, einen Gang zurück bei der Arbeit einmal stehenbleiben, durchatmen und weiterreiten, ganz ganz viel Zirkel und selten ganze Bahn.
Bei uns jedenfalls.
Das mit dem Trab kommt so langsam. Aber auch erst, seitdem er sich traut sich an der Longe zu entspannen und die Dehnungshaltung zu suchen.

Weiter sind wir leider noch nicht ;-)

Lieben Gruß
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

ninischi hat geschrieben:Es gibt Pferde, deren Schwung sich durch die Arbeit an der Piaffe verbessert - deshalb fordern wir ja auch nicht, die Versammlung vor den Schwung zu stellen.
Ich bin schon der Meinung, das Versammlung eher vor Schwung kommt als dahinter. Wobei ich hier "Schwung" meine in Verbindung mit Tritte verlängern/Verstärkungen der Gangart. Bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich mit Schwung gemeint ist. Doch diese Übungen können meiner Meinung nach nur mit schon entsprechender Versammlung geritten werden, da das Pferd sonst gar nicht die Kraft hat von hinten richtig zu verstärken.
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bea
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Beitrag von bea »

Der kleine Andalusier, den ich reite, hat im Trab auch gelegentlich Probleme. Er ist seit drei Jahren unter dem Sattel, und früher waren die Probleme bedeutend grösser. Er beginnt dann, fast passartig zu Laufen.
Besonders schlimm war es immer, wenn er keine Anlehnung hatte. Er braucht(e) die Begrenzung, um sich ausbalancieren eute noch kann mzu können. Auch heute kann man ihn im Gelände wirklich nur in ganz guten Phasen die Zügel hingeben.

Wir haben viel am Vorwärts gearbeitet, weil er dann in die Diagonale kommt. Besonders wichtig war bei ihm immer eine konstante Anlehnung, wobei wir immer wieder mit dem Rahmen gespielt haben. Auch sehr hilfreich war die Arbeit in den Dualgassen.

LG, Bea
Reiten heisst: sitzen - fühlen - denken.
lalala

Beitrag von lalala »

@ cat: Schwung ist die Übertragung des energischen Impulses aus der HH auf die Gesamt-Vorwärtsbewegung des Pferdes. Ein Pferd geht schwungvoll, wenn es energisch abfusst und in der Schwebephase gut nach vorne durchschwingt.


Ein Pferd verliert in dem Moment den Takt, wo das Gleichmass abhanden kommt (die Bewegung ist also im physikalischen Sinn nicht mehr gleichförmig).
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

BarbaraI hat geschrieben:Meint die Ausbildungsskala, dass ich diese Art von Takt-Veränderungen korrigieren soll, bevor ich mich den weiteren Punkten der Skala zuwende?

Die ersten drei Punkte der Ausbildungsskala sind nie unabhängig voneinander zu sehen. Takt, Losgelassenheit und Anlehnung werden immer zusammen gesehen, da sie ja sehr eng miteinander verbunden sind. Die Ausbildungsskala gibt nicht vor, daß sie wie eine Checkliste Punkt für Punkt abgearbeitet werden soll, sondern eher als Punktesammlung die erfüllt werden sollte. Hier werden die ersten drei Punkte (Takt, Losgelassenheit und Anlehnung) als Voraussetzung für die nächsten Punkte gesehen.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

lalala hat geschrieben: Ein Pferd verliert in dem Moment den Takt, wo das Gleichmass abhanden kommt (die Bewegung ist also im physikalischen Sinn nicht mehr gleichförmig).
Also ist die Forderung des Takts in der Ausbildungsskala vor allem wohl das wiederfinden des Taktes, nachdem der Reiter drauf sitzt, oder? Denn zum Anfang ist es für das junge Pferd ja schwierig, wenn es das nicht kennt. Damit könnte ich mich anfreunden, wenn es deshalb am Anfang steht. Und Josatianma hat ja gesagt, dass die ersten drei Teile zusammen gehören.
lalala hat geschrieben:@ cat: Schwung ist die Übertragung des energischen Impulses aus der HH auf die Gesamt-Vorwärtsbewegung des Pferdes. Ein Pferd geht schwungvoll, wenn es energisch abfusst und in der Schwebephase gut nach vorne durchschwingt.
Danke für die Definition.
Ich denke bei Schwung und Versammlung kommt es stark auf den Pferdetyp an, was man vielleicht als erstes vermehrt in Angriff nehmen sollte. Manchen fällt Versammlung leichter, anderen mehr Schwung. Man sollte mit dem einfacheren dann wohl Anfangen. Was meint ihr?

Ich hab mich mal in einem anderen Forum über die Reihenfolge der Tunieraufgaben und damit implizit auch über die Ausbildungsskala ausgelassen und wurde deshalb ziemlich angegeriffen. Deswegen finde ich es toll, dass das hier so ruhig diskutiert wird.
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Tonika
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Beitrag von Tonika »

Mein Beitrag wird vielleicht etwas offtopic und fn-lastig, aber passt irgendwie schon zu den letzten Beiträgen:

Die ganze Punkte, damit meine ich alle, greifen immer irgendwie (kommt auf den Fall) ineinander. Mal mehr, mal weniger.

Z. B. E-Dressur: Auch da kommt die Versammlung vor, zwar nicht in diesem Sinne, aber in einer versammelnden Art und Weise. z. B. Parade zum Halten, Übergang Trab-Schritt usw. Sozusagen der Anfang der Versammlung.

Geraderichten. Jede Wendung und Biegung hilft der Geraderichtung.

Jeder Punkt der Skala kommt in jeder Dressurklasse, egal ob E oder M oder S, vor. Nur ist die "Intensität" in einer E geringer, als in einer L oder M.

Da alle Punkte der Durchlässigkeit dienen, kann die Skala komplett auch für ein A-Dressurpferd gelten, wo noch keinen versammelnden Trab/Galopp oder starker Trab/Galopp beherrscht.

In der Jungpferdeausbildung und auch allgemein wird natürlich mehr auf die ersten drei Punkte geachtet, aber die anderen drei spielen in einer gewissen Art und Weise auch immer eine Rolle. Bewusst oder nicht. s. Geraderichten
Ines
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Beitrag von Ines »

Hallo, meiner Meinung nach ist die Definition von Takt zweierlei: "angemessenes Grundtempo" einerseits und natürlich das "Gleichmaß der Bewegung" andererseits. Wobei auch ein passgehendes Pferd hiermit im Takt sein kann, denn er ist ja auch gleichmäßig....
Die Definition über das angepasste Grundtempo ist für mich der Anhaltspunkt. Und meiner Beobachtung nach werden (zumindest in unserem Stall) 90% der Pferde über dem Takt geritten, auseinandergejagt, psychisch und physisch ständig überfordert - dadurch ist keine Losgelassenheit möglich und alle weiteren Schritte der Ausbildungsskala nur unvollkommen oder gar nicht (korrekt) erreicht. Ich selbst habe mein sehr bewegungsfreudiges, aber im Rücken festes Pferd jahrelang über den Takt geritten. Erst als mir eine -wirklich gute - Reitlehrerin das Erkennen des angepassten Taktes klar machte - und der war für mein Gefühl ein Schneckentempo!!! - kam mein Pferd zum Loslassen und Tragen (nicht zum Schieben). Es hat ein halbes Jahr und länger gedauert, bis wir beide sicher im Takt waren, erst dann konnte ich mehr Aktivität in der Hinterhand abverlangen ohne den Takt wieder zu verlieren (und dabei auf die Vorhand zu kommen). Das Pferd hat in dieser Zeit enorm Muskulatur aufgebaut - und das unter den mitleidig und belächelnden Blicken meiner Mitreiter über meine Arbeitsweise. Es gehört hier schon eine gute Portion Selbstsicherheit dazu, wie eine Schnecke durch die Bahn zu schleichen, während um einen herum die Pferde "athletisch und sportlich" ihre Runden ziehen!! Aber nun habe ich ein Pferd, das endlich in der Lage ist, raumgreifende Tritte zu schaffen, mit dem Rücken zu schwingen und körperlich und geistig mit mir im Einklang ist. Früher war er nach einer Stunde durchgeschwitzt, heute ist er an den Hinterbacken und am Hals feucht.
Der Tip mit dem Metronom ist gut, ich habe mir mit einem Glöckchen geholfen, das ich an meinem Hosenbund befestigt hatte. Und ohne einen guten Reitlehrer, der einem hilft, den -richtigen- Takt zu finden, ist es sehr schwer!
LG von Ines
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smilla
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Beitrag von smilla »

Ines hat geschrieben:Hallo, meiner Meinung nach ist die Definition von Takt zweierlei: "angemessenes Grundtempo" einerseits und natürlich das "Gleichmaß der Bewegung" andererseits.
So verstehe ich den Begriff "Takt" auch, eben räumliches UND zeitliches Gleichmaß. Ich denke am Räumlichen kann/soll man nicht viel rumdoktern, da häufig Blockaden etc. verantwortlich sind. Am zeitlichen Gleichmaß kann man dagegen gezielt arbeiten.
Ines
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Beitrag von Ines »

Übrigens ist es nicht nur bei einem gehfreudigen Pferd wichtig, den Takt über die Ruhe zu finden. Auch bei einem eher faulen Pferd neigen wir als Reiter dazu, den Takt (Grundtempo) zu überziehen und damit das Pferd zu überfordern, was dann wiederum im Rücken zu macht und auf der Vorhand läuft - da wird dann die Forderung nach Schwung vorweggenommen. Grundgedanke dabei sollte immer sein: die Hinterhand Last aufnehmen zu lassen und damit zu stärken. Ein ständig nur nach vorne schiebendes Hinterbein baut nicht die gewünschte Muskulatur auf, weder in Hals, Rücken oder Hinterbein. Und nicht zu vergessen: das Ganze braucht einfach Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Geduldiges Training in angemessenen Phasen bis genug kraft da ist, das Hinterbein noch mehr zu fordern. Das ist dann in etwa der Weg zur Schwungentfaltung, der nur über Takt, Losgelassenheit und Anlehnung führt. Wobei meiner Meinung nach die Anlehnung von alleine kommt, wenn Takt und Losgelassenheit da sind..... aber das ist wieder ein anderes Thema.
LG von Ines
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

Ich frag mich nur immer, wie ich das passende Grundtempo raus finde. Wenn doch so viele Pferde über Tempo laufen, da ist der Blick dafür wohl doch ein bisschen verschoben.
Julia
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Beitrag von Julia »

Cat_85 hat geschrieben:Ich frag mich nur immer, wie ich das passende Grundtempo raus finde. Wenn doch so viele Pferde über Tempo laufen, da ist der Blick dafür wohl doch ein bisschen verschoben.
Vielleicht eine blöde Antwort, aber das (sollte) aus dem Gefühl kommen....
Wenn das Pferd mit aktiver HH, rundem Rücken, fleißig aber entspannt läuft , zufrieden kaut und sich das gaze "rund" anfühlt.

Sorry :oops: aber ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben kann....
Liebe Grüße, Julia
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

cosimolly hat geschrieben:Vielleicht eine blöde Antwort, aber das (sollte) aus dem Gefühl kommen....
Ist okay, ich versteh das schon. :wink: Aber es ist doch komisch, dass das scheinbar viele eben nicht fühlen, oder? Und wenn man ständig andere Pferde durch die Bahn rennen sieht, dann fragt man sich trotz gutem Gefühl beim Reiten ab und an, ob man es selber vielleicht falsch macht.
Ines
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Beitrag von Ines »

Am ehesten findet man das passende Grundtempo, wenn man erstmal untertourig reitet, also wirklich etwas "schleppend", bis das Pferd alle Anzeichen von Losgelassenheit zeigt (und auch der Reiter). Aus diesem Tempo heraus die Hinterhand fordern ohne dabei eiliger zu werden, also nicht die Frequenz oder Anzahl der Tritte erhöhen sondern die Energie beim Abfußen. (man kann dabei ein Kinderlied im Takt singen oder auch die Tritte zählen, die man auf dem Zirkel macht) Mehr Energie beim Abfu´ßen erreicht man z. B. über Schultervor, Schulterherein mit einem fleißigen inneren Hinterbein - ohne Taktverlust natürlich - Wendungen im allgemeinen, z. B. korrekt gerittene Ecken, gut sind auch Quadratvolten. Also die Hinterhand arbeiten, dann kommt der Rest von allein. Grundsätzlich kann man den Takt fühlen, aber es gehört einige Erfahrung dazu (darum ist ein guter Reitlehrer, der das sehen kann, so wichtig!). Dass so viele Leute über Tempo reiten, liegt auch an der falsch verstandenen Forderung - Reite dein Pferd vorwärts..... usw." Das Vorwärtsreiten im Sinne von Tempo machen wird heute vielfach als Allheilmittel angesehen.
LG von Ines
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Excalibur

Beitrag von Excalibur »

@ Ines : Meine Rede! :wink:
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