Parelli

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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charona
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Beitrag von charona »

Skywalker, ich kann Deine Beweggründe wirklich nachvollziehen. Auch mir hat die NH-Geschichte damals mit meiner -räusper- renitenten Dame weitergeholfen, auch wenn sie sicherlich nicht zu vergleichen ist mit Deinem Brocken.

Wenn ich mich nicht in das NH vertieft hätte und damals zufällig einen kompeteten Lehrer in Form meines veramerikanisierten Hufschmieds zur Hand gehabt hätte, würde ich vielleicht anders darüber urteilen. Es ist eben wie bei allen Dingen des täglichen Lebens: es ist immer sehr personenabhängig, wie eine Methode nach aussen gebracht wird. Das Parelli-Video würde mich auch abschrecken, aber die Praxis sieht, oder besser kann- besser aussehen und wirklich erfolgreich sein. Wir wissen das, viele andere, die nur nach dem Anschauen des Videos urteilen, werden sich vielleicht nie auf diese Methode einlassen.
Motte
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Beitrag von Motte »

Sascha hat geschrieben:Japp, da wären wir wieder an dem Punkt, ob es Sinn machen kann, sich eine Methode anzueignen und sie dann 1:1 umsetzen zu wollen. :P Das können wir jetzt auch auf andere Bereiche (wie die Reiterei 8) ) ausdehnen.
Meiner Meinung nach macht es nie Sinn, weil es doch immer nur darum gehen kann, sich selbst und die ganz ureigene Methode/Weltsicht weiterzuentwickeln.
Ganz genau!

Es spricht ja gar nichts gegen ein System. Aber es muss auf mich, auf meine Persönlichkeit, meine Fähigkeiten und meine Schwächen passen. Und es muss mir auch die Möglichkeit bieten, Alternativen zu entwickeln.

Dazu muss man aber auch ein kleines bisschen Selbstreflektion leisten und überhaupt erst mal WISSEN: wo stehe ich, was bin ich bereit zu leisten?
Und deswegen gibt es nie ein System, was immer und grundsätzlich bei allen Individuen funktioniert - jedenfalls nicht 1:1.

Wenn Skywalker mit dem Parelli-System sinnvoll gearbeitet hat, was das in dem Moment für sie das richtige. Was nicht heisst, dass es nicht noch andere Möglichkeiten gegeben hätte - aber in dem Moment passte dies halt.
Bei einer anderen Persönlichkeit wäre das vielleicht nicht 1:1 der Fall gewesen.

Zur Zeit ist es doch en vogue, beispielsweise Hunde mit "Ignorieren" zu erziehen....da werden also Verhaltensweisen von Hunden ignoriert, damit sie dies dann unterlassen. Es ist pfui und böse, dem Hund mal eine klare Grenze zu setzen und zu kommunizieren: LASS DAS JETZT. Weil da die arme Hundeseele Schaden nehmen könnte...
Es gibt sicherlich Situationen, wo das funktioniert.
Aber eben nicht immer!
Und da gibt es jede Menge Hundebesitzer, die sklavisch nun mit der Methode "ignorieren" arbeiten und der Hund funktioniert immer noch nicht, weil er gar nicht weiß, was er überhaupt machen soll.... (ich bewege mich parallel in einem Hundeforum und da ist mir das in letzter Zeit extrem aufgefallen).
Mich wundert sowas immer ganz extrem - dieses sklavisch "so-und-so-muss-das-funktionieren".

Skywalker, das ist jetzt nicht auf dich gemünzt, das meine ich einfach allgemein. Trifft man halt in der Hundeerziehung, der Pferdeerziehung und auch in der Kindererziehung immer häufiger.
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cinnamon
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Beitrag von cinnamon »

das problem liegt mmn. eher da drin, dass viele leute denken, die einzige alternative wäre wattebäuschchen werfen und eben ignorieren und mach mal. dem ist aber bei weitem nicht so - es gibt eine ganze litanei an alternativen trainingsansätzen mittels derer man grenzen setzen kann, ohne körperlich oder aversiv werden zu müssen - sowohl beim pferd, als auch beim hund.
ich denke viele missverständnisse oder mängel an alternativen ergeben sich da einfach aus mis- bzw. nicht vorhander information.
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Meg
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Beitrag von Meg »

Sascha hat geschrieben:Ich denke auch, dass der Umgang mit dem Pferd heute häufig einfach zu "verkopft" ist, ganz viele Pferdebesitzer trauen sich gar nicht mehr, einfach mal intuitiv zu reagieren und dann eben an der Reaktion des Pferdes zu bewerten, ob ihr Verhalten weiterbringend war oder nicht. Das Beispiel mit dem Welpen finde ich ja herzallerliebst. Der Besitzer will möglichst alles richtig machen und deswegen wird nicht intuitiv reagiert, sondern man fragt Fachleute, wälzt Bücher, damit man bloß nichts falsches macht und eigentlich hat man genau das gerade gemacht, nämlich indem man nichts gemacht hat.

Meine Freundin fragte mich bei ihrem jungen Pferd gerade auch immer wieder, was sie in diesen und solchen Situationen denn machen soll. Ich sagte, es ist egal was du machst, hör auf dein Gefühl, entscheide dich für etwas und sei dann konsequent und sicher beim Handeln, DANACH kannst du mich gerne fragen, ob deine Handlung wohl richtig und angemessen war, in dem Moment, in dem du handelst, musst du dir vertrauen, dass sie es ist!

Und da gibt es eben nicht das Rezept, die richtige Reaktion zu einem bestimmten Verhalten des Pferdes, weil das einfach total individuell vom Pferd, vom Pferdehalter und schlussendlich auch noch von der Tagesform abhängt. Das einzige, was man vermitteln kann, das ist ein Gefühl für das Befinden des Pferdes, Pferde lesen zu lernen und dazu gehört auch die Erkenntnis, dass ein Pferd mich vielleicht auch einfach nicht versteht.

Meine Pferde sind extrem unerzogen. Im Prinzip dürfen die alles. Ich habe denen irgendwann zu Beginn unseres gemeinsamen Lebens mal die grundsätzlichen Umgangsformen erklärt. Da sind Grenzlinien, die ich ziehe, die aber in der Regel mittlerweile tatsächlich Meilen von dem Verhalten meiner Pferde entfernt sind, weil sie sich so sicher innerhalb meiner Grenzen bewegen. Es ist mir heute ziemlich egal, ob meine Pferde beim Aufsteigen stehenbleiben, ob sie grasen, wenn ich mich unterhalte, ob sie mich schubsen, weil sie was von mir wollen usw. Warum sollte mich das stören?

Zum Stehenbleiben habe ich noch eine nette Anekdote. Meine Stute ist bestimmt seit über 5 Jahren beim Aufsteigen nicht mehr stehengeblieben, das heißt sie geht immer schon los, wenn mein Hintern im Sattel Platz nimmt und mir war es immer zu müßig und unnötig darauf einzugehen. Letzten Herbst waren wir auf einer Rallye. Aufgabe war, die Hufe des Pferdes auf vier Papptellern zu platzieren und dann aufzusteigen, ohne dass das Pferd sich bewegt. Ich also das Kommando zum Stehenbleiben gegeben und aufgestiegen und was war? Nichts! Meine Stute stand und stand und stand und sie hätte da wahrscheinlich noch eine halbe Stunde oder länger gestanden. Das ist für mich Erziehung.
Das war ein schöner Beitrag!

Meine Pferde (also die welche mich bisher begleitet haben) werden von anderen auch öfter mal als sehr, ehh, nähesuchend und daher frech empfunden. Hauptsächlich von denen die meinen, es müsse immer mindesten 50 cm Abstand bestehen. Mir ist wichtig, dass ich mich auf sie verlassen kann, wenn es drauf ankommt, genauso wie in deiner Anekdote. Ich will ja schliesslich einen mitdenkenden Partner, nicht eine funktionierende Maschine.
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
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Sitara
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Beitrag von Sitara »

Celine hat geschrieben:Ich hab in den Achtzigern in einem FN-Stall angefangen zu reiten, und der war ALLES ANDERE als vorbildlich. So richtige Pferdemenschen gab es da schon kaum. Die braucht es aber, als Vorbilder. Solche, die ganz gelassen und cool und selbstverständlich mit den Pferden umgehen und von denen man sich das abgucken kann.
Interessanter Ansatz, denn ich habe in der gleichen Zeit in einem FN-Stall angefangen. Allerdings hatte ich das Glück, daß der damalige RL ein unfaßbar kompetenter Pferdemann war. Der hatte es echt drauf und ich habe unglaublich viel gelernt - und war daher immer der Meinung, daß früher tatsächlich alles besser war. Aber da habe ich wohl einfach Glück gehabt :-)

Ansonsten tut es mir total leid, daß sich Skywalker im Rahmen dieses Threads verabschiedet hat, das war wirklich nicht meine Intention :-( Ich war und bin von dem Video entsetzt, gerade weil ich so ein inneres "Heile Welt"-Bild von Natural Horsemanship vor Augen hatte. Und ich finde, wenn die Ehefrau des Erfinders einer Ausbildungsform so furchtbar mit den Pferden umgeht, dann muß der Parelli-Nichtkenner doch zunächst davon ausgehen, daß dies so gewollt ist, oder?

Ich glaube gern, daß es auch Parelli-Anwender gibt, die das gut machen. Und ganz sicher ist es für viele Pferd-Reiter-Paare sinnvoll, hilfreich und gut.

Fakt ist aber, daß das Video von Frau Parelli ein ganz, ganz schlechtes Licht auf die gesamte Parelli-Lehre wirft.
padruga
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Beitrag von padruga »

Skywalker oder sonstige, ich möchte nochmal betonen dass ich hier mit meinem Statement wirklich niemanden persönlich hier treffen oder kränken wollte, mir geht es nur um die Ausbildungsart generell und wie sie von den "typischen" Parellianhängern oft umgesetzt wird. Und dies dann als feine Kommunikation mit dem Pferd bezeichnet wird. Wie gesagt natürlich gibt es Ausnahmen oder Leute die das in eine etwas angenehmere Art umsetzen/entwickelten. Einem Aguilar z.B. sehe ich sehr gerne zu.
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Melli
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Beitrag von Melli »

Sitara, du bist mit Recht entsetzt und das "Rechtfertigungsvideo" finde ich macht alles nur noch schlimmer.
Es bricht doch niemandem ein Zacken aus der Krone, einzugestehen, dass man Dinge heute anders machen würde, einem damals aber Wissen oder Können oder Geduld oder sonstwas fehlten.

Ich bin übrigens eher nicht "wegen" einem Problempferd zu NH gekommen, obwohl ich damals eins hatte, das davon ungemein profitiert hat.
Nein, ich bin dazu gekommen, als ich gesehen habe, dass es eben gerade kein reines Problempferdeprogramm ist.
Es ist auch keine simple Konditionierung, ich würde sogar sagen es ist weniger stumpfe Konditionierung als konventionelles Reiten und Umgang, aber das mag meine persönliche Erfahrung sein.

"Besondere Methode", "exotisch".....
NH ist doch nicht mehr, als zusammengetragenes Pferdewissen.
Ganz ganz viel davon stammt eben von "Cowboys", die z.T. über Monate Tag und Nacht mit ihren Pferden verbracht haben und darunter gab es eben einige, die sehr grundlegend mit Pferdeverhalten sich auseinandergesetzt haben (mussten!).


Für mich ist das keine "Methode", und darum ist es auch nichts, was nur für ganz spezielle Pferde funktioniert.
Es mag Menschen geben, für die es nicht funktioniert, weil sie z.B. nicht offen sind, sich mit Herangehensweisen zu befassen, die aus dem Wilden Westen stammen und die zugegeben manchmal durchaus ganz anders sind als das, was man hierzulande in der Reitschule lernt. Manchmal ist es das genaue Gegenteil - was erstaunlicherweise aber plötzlich funktioniert.
Es passt auch nicht für Leute, die gerne ihr Pferd von anderen repariert bekommen möchten, statt an eigenen Fehlern zu arbeiten.
Es passt nicht für Leute, die nicht differenzieren zwischen dem Wissen, das vermittelt wird, und den Rampen"säuen", die das showy vermarkten.
Es passt auch nicht für Leute, die auf 100% positiver Verstärkung als einziger Trainingsmethode bestehen.
Es passt auch nicht für Leute, die ihrem Pferd keinen individuellen Charakter mit individuellen Bedürfnissen zugestehen möchten.
Und und und....

Das ist jedenfalls unterm Strich stinknormale Basisarbeit.

Besondere Ausrüstung: welche denn?
Alles hat seine Vor- und Nachteile.
Ein Kappzaum, ein Trensenzaum, ein Kandarenzaum, eine Gerte, eine Longierpeitsche, eine Fahrpeitsche, ein Dressursattel, ein Springsattel, ein baumloser Sattel, Hufschuhe, Hufbeschlag, eine Wurzelbürste, ein Striegel....
Genaugenommen täte es doch auch ein dickes Sisalseil :lol:
Ich verwende für NH ein Knotenhalfter, ein langes Seil und einen Stecken mit einem Seilchen dran.
Es gibt Leute, die dasselbe verwenden, andere verwenden ein Stallhalfter, keinen Stecken - und für alles gibt es gute Gründe.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Melli hat geschrieben: Es passt auch nicht für Leute, die ihrem Pferd keinen individuellen Charakter mit individuellen Bedürfnissen zugestehen möchten.
Wenn es angesichts der Videos, über die hier diskutiert wird, nicht so tragisch wäre, würde ich jetzt wirklich anfangen, schallend zu lachen!

SO sieht also die Arbeit mit einem Pferd aus, dem ich individuellen Charakter und Bedürfnisse zugestehe?

http://www.writingofriding.com/in-the-m ... h-parelli/

oder so?

http://www.reitsportnews.at/web/index.p ... -pferde-qu

Sorry, aber da unterscheiden sich dann Deine und meine Meinungen über das Fördern, ja nur aktzeptieren, des individuellen Charakters eines Pferdes aber komplett.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Paula

Beitrag von Paula »

was Melli sagt ,heißt ihn meinen Augen, dass diese Methode für die "rampens..ue" wie sie die Gurus nennt, nicht passt.
Also das Systhem wird mißbraucht ist unverstanden auch gerade von denen die es vermarkten.
Ich habe f Parelli mit seinen "7 Spielen" arbeiten sehen
das fand ich auch furchtbar.

Eine Freundin hat mir ganz stolz erzählt,sie macht die 7 Spiele das würde die Pferde freuen, sie klüger machen, ihren Kopf beschäftigen, darauf hin habe ich mir die Videos von Parelli die es im Net gibt angesehen http://www.youtube.com/watch?v=NfifTXjiETA und zu ihr gesagt,
man kann sicher auch fein solcher Art praktizieren,
was ich aber bisher von allen Reitern erlebt habe die sich mit diesen Westernmethoden beschäftigt haben, war nichts feines,
keiner sah wie es seinem Pferd dabei ging.Sie verlangten alle ungeduldig Gehorsam,

wer das fein macht, das Pferd im Blick behält, OK
bei allen anderen hatte ich stark das Gefühl
das sie Minderwertsgefühle haben und sie mit ihrem Pferd versuchen zu komepnsieren, oder Angst vor dem Pferd,

skywalker, keiner hat dich direkt angegriffen,fand ich,oder?
es hat dir weh getan , dass hier vorverurteilt wird,hm, das tut mir leid.
Ich denke jeder würde verstehen, wenn du sagst, ich mach das anderes, ich mach das fein, mir hats geholfen, was ich auf Filmen hier seh ist schauderhaft.
Vielleicht mal einen Film einstellst dazu...um zu überzeugen.
Maulfrei wendet ja auch irgendwie Elemente an von Parelli und Diana Prokin auch, ihre Freiheitsdressur ist doch sehr schön...
ich sage nicht dass es nicht möglich ist, es ist sogar ganz sicher möglich,siehe Maulfrei
aber ich habe live es noch nie gesehen...
verstehst du mich?
Zuletzt geändert von Paula am Sa, 15. Feb 2014 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Cubano hat geschrieben:http://www.reitsportnews.at/web/index.p ... uälen.html
Natural HORSEMANSHIP?
Was für eine erbärmliche Vorstellung.
Pikanterweise wird die Methode in Frankreich auch als "équitation éthologique" (etwa "Reitweise gemäss Verhaltensforschung") bezeichnet. Für Leser, die des Französischen mächtig sind, gibt es einen Kommentar des echten Verhaltensforschers Jean-Claude Barrey zum Thema "Horsemanship"
http://srpm.wordpress.com/2003/09/06/soyons-clairs/

Eben habe ich die Aufnahme mit Linda Parelli auf Youtube gefunden, und nach dem Kommentar darunter stammt sie von einer DVD, die von den Parellis selbst veröffentlicht wurde! http://www.youtube.com/watch?v=xIjDkqkNXFw

Zu beiden Videos: Ich kann ja durchaus verstehen, dass ein überforderter Pferdebesitzer mal ausflippt und dem Pferd gegenüber aggressiv wird. Das ist nicht schön, sollte im Idealfall nicht passieren, kommt aber vor. Im besten Fall schämt sich Mensch anschliessend, und versucht, es in Zukunft besser zu machen. Wenn aber zwei Kursleiterinnen ein solch aggressives Verhalten zeigen, dann ist das ein massiver Kunstfehler. Vom Pferdeverhalten her gesehen ist es für ein Tier extrem verwirrend, wenn es einerseits aggressiv angegangen wird (gerade das Rückwärtsrichten hat häufig ein kon-frontatives Element), andererseits aber nicht ausweichen kann, wie es das in der Herde bei einem ranghöheren Tier machen würde.

Nun kann sich ein Könner im Gegensatz zu einem Normalsterblichen gewisse Dinge erlauben, ohne dass dies sein Können in Frage stellt, wie ein kurzzeitiges Reiten hinter der Senkrechten ;-). Auf der anderen Seite gibt es Dinge, die dem Könner eben nicht mehr passieren dürfen, und dazu gehört mangelnde Selbstbeherrschung dem Tier gegenüber.

Interessanterweise ist die einzige Parellianerin, der ich bisher zuschauen konnte, ohne Bauchgrimmen zu bekommen, eine extrem ruhige Person, die sich gut im Griff hat und dem Pferd gegenüber sehr gelassen auftritt. Was ich sonst bei Vorführungen (von Parelli-Instruktoren) oder im Stall an Horsemanshipereien zu sehen bekommen habe, ging von mehr oder weniger stupid konditioniert bis zu völlig gefühllosen Drillübungen.

Lasse ich mal den ideologischen NHS-Überbau weg und betrachte nur die praktischen Grundübungen sehe ich folgende Probleme:
- Um mit Druck zu arbeiten, braucht es einiges an Erfahrung und Gefühl, damit nicht zu schnell zu viel Druck aufgebaut wird, daher sind diese Übungen eigentlich nicht für Anfänger geeignet (und offensichtlich schaffen es selbst Profis nicht immer, damit vorsichtig umzugehen).
- Für meinen Geschmack wird zu viel mit den Händen an Strick und Knotenhalfter und zu wenig mit echter Körpersprache gearbeitet.
- Die Übungen bringen gymnastisch nichts, im Gegenteil, das Pferd lernt, sich mit durchgedrücktem Rücken und hochgerissenem oder nach aussen gerichtetem Kopf zu bewegen (na ja, dafür kommt es nicht hinter die Senkrechte). Z.B. hier zu sehen http://www.youtube.com/watch?v=xMpweMV3 ... A649F6E601

Mir bieten die Übungen nichts, was ich brauchen kann, und was ich brauche, bieten sie mir nicht.

Mit dem ideologischen Überbau von NHS kann ich gar nichts anfangen, das ist eine Mischung aus Binsenwahrheiten und simplifizierenden bis falschen Darstellungen des Verhaltens von Pferden, dabei werden Pferde auch noch vermenschlichend beschrieben, für mich eine Lektüre, die in grossen Teilen ungeniessbar oder unfreiwillig komisch ist. Mich wundert auch, was denn am menschlichen Umgang mit Pferden natürlich sein soll, der ist bestenfalls "kultürlich"; wir sollten nie vergessen, dass es für Pferde keineswegs natürlich ist, am Kopf festgehalten zu werden, seine Hufe zu geben, oder ein anderes Lebewesen auf seinem Rücken rumzutragen. Und was dieses Gerede vom Nacktaffen als Raubtier soll, ist mir auch schleierhaft, mir kommt da höchstens eine blonde Bestie in den Sinn, aber das ist dann ein ganz anderes Thema.
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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Chaosqueen
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Beitrag von Chaosqueen »

Bitte entschuldigt meine Wortwahl, aber diese blöde Kuh hätte einen Huf in der Fr*sse ja mal sowas von verdient... Ich finde es unfassbar, wie man so mit seinen Pferde umgehen kann. Völlig unabhängig davon, ob die sich jetzt Parelli oder sonstwas auf die Fahnen schreibt, dass sowas überhaupt mit Tieren arbeiten darf, finde ich ungeheuerlich... Man leidet unweigerlich mit den armen Pferden mit :cry:

Die an meinem Pferd, ich würde ihr die Augen auskratzen... Ich verstehe überhaupt nicht, dass man so seelenruhig danebenstehen und zusehen kann, wie das eigene Pferd traumatisiert wird.
Paula

Beitrag von Paula »

da hast du Recht!
Wer da nicht einschreitet, da kann ich auch nur mit dem Kopf schütteln.
Mir tun solche Filme auch weh.

Aber es gehört auch eine Menge Mut dazu, sich gegen so Gurus zu stellen..also ihr Können in Frage zu stellen, indem man sagt- stop-so nicht.

Anderseits liesse ich die nie an mein Pferd, weil ich ja schon bei den mormalen Filmen nicht mit einverstanden bin.

Ja,dem Pferd bringt das körperlich nix,die 7 Spiele, grad das Gegenteil,gymnasitisch.
Das habe ich meiner Freundin auch gesagt.
Aber wenns doch dem Pferd Freude macht... und es geistig fit hält...
aber die Spiele waren ja auch für den Reiter , dass er lernt mit dem Pferd zu kommunzieren....
aber dann bitte sensibel, fein und aufs Pferd achten.
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Melli
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Beitrag von Melli »

Cubano
How interesting: Du bist ganz vorne dabei, wenn es darum geht klarzustellen, dass man von Rollkur, ziehen und stechen und Totilas-Verheize nicht auf die FN-Reitlehre schließen darf, und du wehrst dich - mit recht - vehement dagegen, wenn mit Videos von schlechtem Turnierreiten die deutsche Reitlehre verurteilt werden soll.

Spannend, so ein Perspektivenwechsel? :lol:

Ja, der thread heißt "Parelli", daneben gibt es aber NH ohne P. Einige - aber nicht alle - aufmerksame Leserinnen haben das bemerkt und differenzieren entsprechend.

Es findet aber keine Differenzierung statt, was PNH vielleicht gutes hervorgebracht hat. Was ich gesagt nachvollziehen kann.
Ich hab für mich einfach entschieden, dass nach all dem, was ich über andere Trainer "aus dem Nähkästchen" schon gehört und gesehen habe - wenn ich die alle "aussortierte" ich nicht mehr viele Weiterbildungsoptionen hätte.

Wenn man das nicht für sich auseinanderklamüsern kann, also für sich selbst einschätzen, welche Vorgehensweisen ein Gewinn und pferdegerecht sind und welche nicht, dann sollte man natürlich besser nicht blind in so ein System einsteigen und ich empfehle das heute auch keinem mehr als alleinige "Quelle" weiter.
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Beitrag von Melli »

Um mit Druck zu arbeiten, braucht es einiges an Erfahrung und Gefühl, damit nicht zu schnell zu viel Druck aufgebaut wird, daher sind diese Übungen eigentlich nicht für Anfänger geeignet (und offensichtlich schaffen es selbst Profis nicht immer, damit vorsichtig umzugehen).
- Für meinen Geschmack wird zu viel mit den Händen an Strick und Knotenhalfter und zu wenig mit echter Körpersprache gearbeitet.
- Die Übungen bringen gymnastisch nichts, im Gegenteil, das Pferd lernt, sich mit durchgedrücktem Rücken und hochgerissenem oder nach aussen gerichtetem Kopf zu bewegen (na ja, dafür kommt es nicht hinter die Senkrechte)
In der klassischen Reiter- und Pferdeausbildung wird die ganze Zeit Druck gearbeitet, nur nennt es niemand so und eher selten lernt der Mensch, WENN er schon mit Druck arbeitet, diesen gezielt und wohlüberlegt einzusetzen oder die bewusste Anwendung so grundlegender Prinzipien wie Timing-Feeling-Balance-Release.
zu viel mit den Händen an Strick und Knotenhalfter und zu wenig mit echter Körpersprache
Das ist in der Regel die Ausgangsbasis, wenn ich mit Leuten, die klassisch reiten und Pferdeumgang gelernt haben, anfange zu arbeiten, und genau davon will NH die Leute wegbringen :wink:
Die Übungen bringen gymnastisch nichts, im Gegenteil, das Pferd lernt, sich mit durchgedrücktem Rücken und hochgerissenem oder nach aussen gerichtetem Kopf zu bewegen
Ganz ehrlich: ja, so fängt man in leider oft an. Das lernt das Pferd nicht, sondern so bewegen sich Pferde, die nie gelernt haben, ohne permanente aktive Formgebung halbwegs balanciert sich zu bewegen.
Und (wir kennen diesen Aspekt nun aus der HdS-Diskussion): falls mir in dem Moment andere Punkte wichtiger sind, dann sind mir in dem Moment andere Punkte wichtiger und ich arbeite an der Haltung, sobald der Zeitpunkt dafür gekommen ist.

Und wenn ich Blick in die Kristallkugel wage, dann sehe ich da, dass nun noch etliche negative Videos und Fotos von NH eingestellt werden, dass ich gebeten werde, bitte positive Beispiele zu posten, wenn´s derer doch so viele gibt, die dann zerpflückt werden, um den Beweis zu erbringen, dass dat alles nix ist, und auch wenn die Kristallkugel immer recht hat, versuche ich dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und sage: auf Fragen, aus denen ich ehrliches Interesse lese, antworte ich gern, und wer mich mal besuchen mag, kann auch das tun, aber wer NH nicht mag, soll es einfach lassen, und wer die geposteten Videos fürchterlich findet sei sich gewiss, das finde ich auch.

Edit: das hier mag ich http://www.youtube.com/watch?v=1-TLFH9Kfec
Und Karen Rohlf http://www.youtube.com/watch?v=1Ap786SwvT8

Aber man kann ja auch Clickern oder intuitiv oder auch gar nicht erziehen, solange man mit seiner Lebenssituation glücklich ist, ist doch alles gut :wink:
Zuletzt geändert von Melli am So, 16. Feb 2014 02:10, insgesamt 1-mal geändert.
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

gerrudy hat geschrieben: Jedenfalls: ich habe selten Menschen erlebt, die so sehr auf die Befindlichkeit ihrer Pferde achten, wie die in dieser Truppe! Da wird eher einmal zu viel gefragt, ob das Pferd jetzt evtl noch eine Runde traben möchte, als zu viel gefordert. Sie haben alle eine sehr intensive, liebevolle Beziehung zu ihren Pferden.
(...)
Vielleicht ist die Parelli Truppe an meinem Stall absolut NICHT repräsentativ, veilleicht ist das eine Ausnahme, mag sein.
Aber negative Verstärkung, Unterdrückung, Strafe, Verknechtung, tote Pferdeaugen, das ist da echt icht zu finden!
Nur um mal die anderer Seite (zu der ich noch nicht einmal gehöre...) darzustellen....
LG
gerrudy
Das hast du total schön beschrieben! :) Danke!

Aber die Gegenseite hat leider auch tw. Recht...

Mir sind schon beide Seiten begegnet, nicht nur im Internet.

Ich finde weder Pat noch Linda sympathisch (wobei ich sie nur von DVDs her kenne), empfinde den Umgang mit den Pferden teilweise als sehr gruselig und auch die Vermarktung und das ganze Drumherum finde ich total schrecklich!

In meinem ersten Stall mit meinem Arab (2006) habe ich zum ersten Mal von Parelli gehört und angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen.

Mein erster Eindruck war so abschreckend, dass ich eigentlich nichts mehr damit zu tun haben wollte. Andererseits gab es auch echt nette und liebe Parellianerinnen...Ich bin ja (fast :P) immer offen für andere Sichtweisen und so sind wir ins Gespräch gekommen, haben viel diskutiert und ich habe mir alles, was ich zu dem Thema ausleihen konnte, mit nach Hause geschleppt (u.a. je einen ganz dicken Ordner zum Level 1 und Level 2 sowie diverse DVDs).

Mein Fazit: Parelli/NHS ist letztlich das, was der jeweilige Mensch daraus macht. Man kann z.B. die 7 Spiele von Parelli, in grob und herzlos gespielt, wirklich dazu nutzen, das Pferd komplett zu unterwerfen und zu einer emotionslosen Maschine umzufunktionieren.

Man kann die Spiele aber auch wirklich ganz soft spielen - (mit Gefühl, Zeit und gerne auch Leckerlies :wink:) - und sie dazu nutzen, die eigene Körpersprache bzw. die Kommunikation mit dem Pferd immer weiter zu verfeinern bzw. auszubauen. Das mache in meinem jetzigen Bekanntenkreis mehrere wirklich toll! Und ich versuche es auch :)
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