Anpaarungsgedanken

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marquisa
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Anpaarungsgedanken

Beitrag von marquisa »

In einem anderen Thread kam ein interessantes offtopic auf,welches ich hier mal aufgreifen möchte.

Es geht um Anpaarungen,Aufdröseln eines Pedigrees und die Erwartungen,die man daran knüpft.
Was macht die Begehrlichkeit eines Pferdes aus?

Hierzu mal eine kleine Anekdote:

Jeder,der schon mal ein Pferd zum Verkauf angeboten hat,kennt folgende Situation:

Da kommt ein ambitionierter Interessent und stellt nach eingehender Begutachtung des Objekts der Begierde die Frage: "Hm,ob die GGA reichen,ich mein,fürs große Viereck?"

Aufwändig,groß,"bedeutend" (was auch immer das bedeuten mag) sollen sie daherkommen.



Na das ist aber doch noch eine der leichteren Übungen... Da gibt es genügend Trendsetter für... Don Juan de Hus, Don Frederic, Sezuan, Floriscount. Bestechen alle mit großem, ultraaufwändigen Galopp. In 8 Wochen fallen uns da noch 20 weitere ein wenn man sich die alle wieder ins Gedächtnis gerufen hat
Ich find den Unterschied zu dem was sich hinterher gut weiter ausbilden lässt und dem was in RPF und leider auch in den FEI-Jungpferde-Klassen vorn steht ehrlich gesagt immer eklatanter. Wenn ich mir heute eine DPF-M ansehe muss ich oft daran denken, was mir mal ein Richter als Protokolantin einer L-Dressur diktiert hat: "Wenn Sie schon keine Versammlung können, dann reiten Sie doch wenigstens langsam!" "

Verkaufsrelevante und dressurmäßig praktische Bewegungen scheinen nicht konform zu gehen.

Ich selbst stehe ja mit meinen Pferden an einem kleinen Privatstall.Dort wohnen unter anderem drei GP Pferde: Ein 66% Pferd,welches national immer ein Schleifchen mitbekommt,ein B-Kaderpferd,welches auch schon die 76% geknackt hat und ein Nachwuchs-GP Pferd,welches Finalist beim Nürnberger Burgpokal war.

Allen diesen Pferden sind praktikable,nicht allzu aufwändige GGA gemein,aber ebenso ein funktioneller Motor und ein unerschütterlicher Takt ,die Grundvoraussetzung für Versammlungsfähigkeit.
Keins dieser Pferde punktete im Dressurpferdeprüfungsalter durch mordsmäßig imposante Bewegungsabläufe.

Mit Motor ist in diesem Sinne kein gewaltiger Schub,welcher teilweise über die gedachte Bergaufamplitude hinauskatapultiert gemeint (sodass es zwangsläufig zu einem momentanen Abbruch im schwingenden Rücken kommen muss),sondern ein fleißig Richtung Schwerpunkt repetierendes Hinterbein,mit fließenden,über den Rücken gehenden Bewegungen.

Wumms und Pling in formbarer Harmonie,gepaart mit einer guten Arbeitseinstellung.

Ist das moderne Zuchtprodukt in der Lage,das zu halten,was es verspricht?

Fortsetzung folgt......
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Problem ist nur, dass es viel einfacher ist, zu erkennen, wer die Füße am höchsten reißt und dabei möglichst nicht vom Weg abkommt als dasjenige Pferd zu erkennen, das am reellsten durch den Körper läuft und von hinten nach vorne geritten ist.

hier mal ein Beispiel einer Züchterkollegin:
"Ich denke dabei z.B. an einen tollen Ehrentanz-Donnerschlag den Kunden mal gekauft hatten. Vierjährig sah der etwas unscheinbar aus, war auch von Farbe und Kaliber her kein Kassenschlager (einfach db, nicht besonders groß), aber schon damals hatte er eine Maschinka im Po und eine Arbeitseinstellung (soweit man die eben bei einem gerade erst angerittenen Vierjährigen erkennen kann), dass es mir beim Besichtigen und Ausprobieren sofort die Schuhe auszog und 'Habenwill'-Stimmung aufkam.
Das Tierchen war vergleichsweise günstig. Obwohl ihn auch Experten gesehen, probiert und wohl auch begehrlich fanden hat keiner tief in die Tasche gegriffen. Heute hat der 70 S-platzierungen davon 14 gewonnen einschl. Prüfungen mit Piff und Paff und wird dieses Jahr 12... Kostete seinerzeit meine ich 20 Zettel Zuschlagspreis.

So sah das Ende vierjährig aus... http://youtu.be/9vKy45cL2UY

Und so letztes Jahr in Saumur

http://www.topiberian.com/index.php?opt ... 67&lang=en
Zuletzt geändert von marquisa am Do, 06. Feb 2014 13:08, insgesamt 2-mal geändert.
Motte
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Beitrag von Motte »

Keins dieser Pferde punktete im Dressurpferdeprüfungsalter durch mordsmäßig imposante Bewegungsabläufe.
Ich sage es jetzt mal böse:
Die Reiter/Pferdebesitzer, die gerade in den Dressurpferdeprüfungen drauf abfahren, dass ihre Pferde "die Sterne austreten", sind eigentlich ahnungslos.... und einfach nur eitel.
Wer was von der Materie kennt, fährt auf solche "Lampenaustreter" in den Jungpferdeprüfungen nicht ab.
Motte
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Beitrag von Motte »

marquisa - der 2. Link - ????
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Und jetzt mal eine Frage an C.Dingens:

Was macht einen Quaterback für dich so begehrlich?
Ist es seine Rittigkeit,seine Ausbildungsfähigkeit,seine Konstruktion?

Woher kennst du den Hengst,wann und unter welchen Bedingungen hast du ihn gesehen? Inwieweit kennst du den Stamm?Welche Ziele hast du?

Ich muss dazu sagen,dass ich einige durchaus brauchbare Nachkommen von Quaterback kenne.
Sein Vater ist ein Steiftier sondergleichen,QB selbst richtig griffig und als Jungpferd durchaus als frech zu bezeichnen (wobei man dies unter dem Asppekt der Junghengstdarstellung mit Sicherheit relativieren muss)
Der Mutterstamm ist gut durchgezüchtet und hat einige Qualitätsppferde in Basisprüfungen gebracht.
Fast allen QBs ist eine super Galoppade,ein spektäkulärer Trab eigen,auch oft einhergehend mit mangelnder Rückentätigkeit,Konstruktionsmängeln in der Hinterkarre und einem hohen,nach hinten herausarbeitenden Hinterbein(Sprunggelnk) und ein gebundener Schritt.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Für den Fohlenverkauf und die Jungpferdeprüfungen top,aber was kommt danach?Der Alte kann mich nicht durch Versammlungsbereitschaft überzeugen,für mich lebt er von seinen aufwändigen,schwer zu kanalisierenden Bewegungen.

Kriegt man das jetzt alles angepaart an ausgleichende Eigenschaften,wie einen besonders gefälligen Charakter und eine funktionale "Brücke" nebst Hinterkarre,dann hat man ein großes Los gezogen.

In Bezug auf Wolkentanz habe ich,ohne die Stute von Dingens zu kennen,so meine Bedenken.Wumms und viel Krach wird es wohl geben,aber was kommt danach,wenn man die mal "reiten" will?
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Diesen Artikel finde ich bzgl. der Zuchtentwicklung höchst interessant:

Anscheinend tut sich da auch was in der Dressurszene ,man darf noch hoffen:

http://horsesinternational.com/articles ... rnelissen/
Motte
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Beitrag von Motte »

Gerade auf die Schnelle gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=rctN-dgvRgE

Rittig sieht der jetzt nicht aus :wink:

Aber er hat fast immer die NvdS..... 8)
Nandor
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Beitrag von Nandor »

Danke marquisa,

das finde ich super interessant. Da kann ich noch viel lernen :) .

Mir sind diese Gedanken letztens auch mal gekommen und finde dann Deine Ideen dazu.
Ich hatte mir aber auch gedacht, daß wenn man im Dressurpferdebereich auf diese großen spektakulären Bewegungen züchtet, man ja dann auch weitere Probleme im Freizeitreitersegment erzeugt. Ist jetzt vielleicht zu weit hergeholt, aber der "Ausschuß" (jetzt nicht nur krank sondern oft auch nicht genug talentiert oder zu klein etc.) wandert ja für kleineres Geld dahin.

Diese Bewegungsfähigkeit ist dann ja auch oft schwerer zu sitzen und überfordert viele Freizeitreiter oft auch körperlich, oder?
Jenes waren meine Überlegungen dazu.

Mir gefallen allgemein die Warmblüter mit etwas flotterem Takt dafür aber fleißig aus dem Hinterbein besser. Falls ihr wißt, was ich meine. Das ist aber meine subjektive Empfindung als relativer Laie. Ja, so in der Art wie den Braunen von marquisas Züchterkollegin. Mir erscheinen die viel besser formbar.

Sind diese großen Bewegungen eigentlich erfahrungsgemäß krankheitsanfälliger? Ich meine einfach aufgrund der physikalischen Kräfte ?
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amara
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Beitrag von amara »

Ich weiss nicht - ich glaub, das kommt stark aufs Umfeld an.


Ich stand jetzt lang bei einem Züchter. Er züchtet "0815" Pferde mit deutlicher aber für jeden Freizeitreiter handelbarer Dressurveranlagung. Seine Pferde sind mittelgroß, haben mittelgute Gänge, sind hübsch und gesund. Und sie verkaufen sich im mittleren Preissegment gut.

Ich schaue an, was in meinem Umfeld in den letzten Jahren gekauft worden ist.
- Variante 1: Spezialrassen auf Gedeih und Verderb, gerne noch mit dem Versuch das Ganze be-eiert zu lassen bis es beinahe schief geht (gerne auch aus wilder Vermehrung oder völlig unbekannte Spezialrassen)
- Variante 2: Das solide Warmblut, so wie der Züchter es bietet
- Variante 3: ältere und alte Pferde, die gesund sind aber man hat die Vorteile zu schätzen gelernt.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Hm,es kommen ja bei den Hochzuchten noch mehr mitunter unkomfortable Eigenschaften hinzu:

Pferde mit viel Pling und Guck haben mitunter auch ein sagen wir mal wuschiges Gemüt.Und nein,nicht alle Pferde sind bei besonders liebevoller Bespaßung im Umkehrschluss auch nett zu ihren Reitern.
Manche stehen sich da derart selbst im Weg....


amara: Du sagtets,du kennst einen Züchter,der auch heutzutage "normale" Pferde im mitteleren Bereich verkauft?

Genau diese Sparte betrachte ich als so gut wie ausgestorben.Das normale Pferd ist bei gewissenhafter Aufzucht heute nicht mehr kostendeckend an den Mann zu bringen.

Am wenigsten risikobehaftet ist der Fohlenverkauf: Man hat sie schnell wieder von den Füßen,trägt nicht das Aufzuchtsrisiko und muss sie nicht anreiten,oder gar Geld in die Ausbildung stecken.

Aber als Fohlen verkauft sich nur: Aufriss,viel Vorderbein,Schnabel und das Ganze am Besten in schwarz.
Zuletzt geändert von marquisa am Do, 06. Feb 2014 13:45, insgesamt 1-mal geändert.
Nandor
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Beitrag von Nandor »

Das war einfach meine Überlegungen dazu.

Das mit dem Umfeld stimmt auf jeden Fall.
Bei uns im Verein gibt es eh quasi nur Springreiter, da gibt es einfach keine Gelegenheit, meine Theorie bezüglich der Dressurpferde zu überprüfen.

Da kann ich leider oft (nicht immer) nur die Variante zu krank zum Springen, aber bestimmt noch toll für den Freizeitreiter, der einfach keine Kohle für ein solides Pferd spart und sich diese Tiere dann billig unterschieben läßt. Natürlich eigene Blödheit.
Nandor
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Beitrag von Nandor »

Bin zwar nicht amara, aber ich kenne keinen solchen Züchter. Wovon soll der im Warmblutsektor denn dann leben, wenn nicht regelmäßig beineschmeißende Jungtiere für die Auktionen abfällt?

Das wird doch von den Normaloreitern in der Regel nicht finanziell honoriert, wenn das Pferd solide aufgezogen und ordentlich ausgebildet wurde. Schon gar dann, wenn es zwar ordentliche aber keine sehr guten Gänge hat. Man muß sich nur mal spaßeshalber den Schätzthreat im Pferdeforum für Pferdeverkaufsanzeigen anschauen.

Und ganz sicher, ein klare, einfaches und arbeitswilliges nicht zu grelles Gemüt ist mit am allerwichtigsten. Da kann ich ein Lied von singen.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ich bin letztens mal angesprochen worden:

"Sag mal,ich such ein Pferd,du weißt doch sicher was?!
Ich habe auch keine großen Ansprüche: Mittelgroß,gesund,bis acht Jahre alt,hübsch,soll brav ins Gelände gehen (auch alleine),bei der Platzarbeit schön das Köpfchen hinhalten und noch einen kleinen Parcours so auf E Niveau springen!"

ICH:"Aha,was darf sowas denn kosten?"

"Ja,so bis 3.000.- Euronen,weil,ich bin ja nur Freizeitreiter und ich brauche ja nicht so tolle Bewegungen,ich hab da nicht so die Ansprüche".


Soso,so definiert man also KEINE ANSPRÜCHE !!!

Ne,da platzt mir echt die Hutschnur,das sind weitaus mehr Ansprüche als wenn sie "nur" einen Strampler gesucht hätte.
horsman
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Beitrag von horsman »

wenn man sich die erklärten Zuchtziele der dt. Warmblut-Zuchtverbände mal anschaut, fragt man sich tatsächlich, warum in 50 jahren Zucht (geschätze 12-15 Generationen) genau das, was der Freizeitreiter sucht, soo schwer zu finden ist. Da passt(e) offensichtlich erklärtes Zuchtziel und tatsächliche Selektion irgendwie nicht zusammen.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Paula

Beitrag von Paula »

Also es gibts sie doch die schwierigen Pferde Im Umgang ? Wo das Zuchtziel :Schoenheit und Gang da sind ,dafuer aber schwieriges Nervenkostuem ?

Pferde fuer Profis ,nannte das ein Zuechter.

Ich wollte ein Pferd mit ehr elastischen Gaengen ,huebsch .freundlich und gelassen zwischen 2 und 4 roh oder gerade angeritten.Nix fuers grosse Viereck ,nur fuer mich .
Da fand ich den Markt offen ,viele bezahlbare Pferde wurden angeboten .Alles unter 10 000 Euro .Max 10 Mille wollte ich ausgeben .Was wuerde denn ein 2j von dir kosten ,marquisa ?In welchem Preissegment bewegt sich das?
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