Frage zu Ritter-Artikel Ecken reiten

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

sapere aude
User
Beiträge: 145
Registriert: Fr, 22. Feb 2013 21:36
Wohnort: Hessen

Beitrag von sapere aude »

...
Zuletzt geändert von sapere aude am Mo, 18. Dez 2017 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Darf ich mich mal dranhängen, weil es im Artikel auch zur Sprache kam:

Ritter schreibt:
Die gymnastische Biegearbeit vollzieht sich traditionell in drei Etappen. Die erste Phase der Biegearbeit enthält das Biegen und Wenden. Hierher gehören Ecken und Volten (und natürlich Zirkel und Schlangenlinien). Die zweite Phase besteht aus dem Biegen und Übertreten, wobei das Pferd gegen die Bewegungsrichtung gebogen ist. Hierher gehört das Schulterherein (neben der Vorhandwendung in der Bewegung und dem Schenkelweichen). Die dritte Phase besteht aus dem Übertreten mit Biegung in die Bewegungsrichtung. Hierher gehört das Kruppeherein, die Traversale, sowie Pirouetten und Passaden.
Wieso ist ein Pferd gegen die Bewegungsrichtung gebogen, wenn es SH geht? Bzw. wieso sagt man das so? Es geht doch beispielsweise linke Hand und ist links gestellt. Wieso sagt man dann "gegen die Bewegungsrichtung"? Logischer wäre mir: "in Bewegungsrichtung".

Und wieso sagt man "in Bewegungsrichtung", wenn es ebenfalls beispielsweise linker Hand Kruppherein geht?

*KnotenimKopfhab*
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Benutzeravatar
*Krisi*
User
Beiträge: 437
Registriert: So, 07. Sep 2008 10:35
Wohnort: Niederösterreich
Kontaktdaten:

Beitrag von *Krisi* »

Tanja, weil es beim SH mit dem Kopf nicht in die Richtung schaut, in die es geht *sehreinfachausgedrückt*
Benutzeravatar
Tossi
User
Beiträge: 786
Registriert: Mi, 03. Feb 2010 19:47
Wohnort: Allgäu

Beitrag von Tossi »

genau

Das hier habe ich auf die Schnelle mit Bildern gefunden: http://www.pferdewissen.ch/seitengaenge1.php
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
Honigkuchenpony
User
Beiträge: 25
Registriert: Sa, 03. Mär 2012 13:34
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von Honigkuchenpony »

sapere aude hat geschrieben:
Honigkuchenpony hat geschrieben:Verstehe ich das richtig? In der richtig gerittenen Ecke tritt das Pferd also mit dem inneren HB unter den Schwerpunkt und spurt somit nicht mehr in den gleichseitigen VB Abdruck?
Genau diese Frage hatte ich Dr. Ritter auch mal während eines Kurses gestellt. Er bejahte das. Sieh Dir das Bild am Anfang des Artikels an. Da ist es genau so. In seinem Buch sieht man noch mehr solcher Bilder.

Trotz seiner Antwort bin ich mir da immer noch nicht so sicher, ob ich das in jeder Biegung so haben will bzw., ob ich ihn richtig verstanden habe. Dass dies hilfreich ist, um Pferde geschmeidig zu machen, steht, denke ich, außer Frage. Aber ist das das Ziel? Auf dem Weg dahin, finde ich es in Ordnung. Aber ich würde sagen, dass die Balance in einer Biegung erst dann "perfekt" ist, wenn die Hinterbeine jeweils spuren. Ich denke, das Bild zeigt das Schulterhereinartige in der Ecke, um die Ecke optimal zur Gymnastizierung zu nutzen, um das Pferd darauf vorzubereiten, dass es später gebogen geradegerichtet durch die Ecke gehen kann. Oder? *hilflosfragendindierundeguck"

Ja, was sagen die anderen dazu? Denn mein Pferd läuft so durch die Ecken und auf kleinen Volten, es sei denn, ich flache sie ab. Da dachte ich schon, es läuftz etwas verkehrt und überlegte, wie ich sie zum spuren bringe. Zum Beispiel in Außenstellung klappt das dann.
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Tanja, zur besseren Erklärung habe ich auch ein paar Bilder eingestellt, siehe unten.

Das Pferd ist im SH gegen die Bewegungsrichtung gestellt und gebogen, im Konter-SH ebenfalls. Im Travers und Renvers ist das Pferd in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen.

Schulterherein:
http://www.pferdesport-blog.de/wp-conte ... hulter.jpg
http://www.klassikreiten.de/files/boldt ... in_197.jpg
Travers und Renvers:
http://www.pferdesport-blog.de/wp-conte ... envers.jpg
http://www.klassikreiten.de/files/travers_boldt_700.jpg
Viele Grüße
Sabine
Bild
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Honigkuchenpony hat geschrieben:
sapere aude hat geschrieben:
Honigkuchenpony hat geschrieben:Verstehe ich das richtig? In der richtig gerittenen Ecke tritt das Pferd also mit dem inneren HB unter den Schwerpunkt und spurt somit nicht mehr in den gleichseitigen VB Abdruck?
Genau diese Frage hatte ich Dr. Ritter auch mal während eines Kurses gestellt. Er bejahte das. Sieh Dir das Bild am Anfang des Artikels an. Da ist es genau so. In seinem Buch sieht man noch mehr solcher Bilder.

Trotz seiner Antwort bin ich mir da immer noch nicht so sicher, ob ich das in jeder Biegung so haben will bzw., ob ich ihn richtig verstanden habe. Dass dies hilfreich ist, um Pferde geschmeidig zu machen, steht, denke ich, außer Frage. Aber ist das das Ziel? Auf dem Weg dahin, finde ich es in Ordnung. Aber ich würde sagen, dass die Balance in einer Biegung erst dann "perfekt" ist, wenn die Hinterbeine jeweils spuren. Ich denke, das Bild zeigt das Schulterhereinartige in der Ecke, um die Ecke optimal zur Gymnastizierung zu nutzen, um das Pferd darauf vorzubereiten, dass es später gebogen geradegerichtet durch die Ecke gehen kann. Oder? *hilflosfragendindierundeguck"

Ja, was sagen die anderen dazu? Denn mein Pferd läuft so durch die Ecken und auf kleinen Volten, es sei denn, ich flache sie ab. Da dachte ich schon, es läuftz etwas verkehrt und überlegte, wie ich sie zum spuren bringe. Zum Beispiel in Außenstellung klappt das dann.
Ich würde einfach mal behaupten, dass es je nach Anatomie des Pferdes und nach Größe bzw. Enge der Wendung gar nicht möglich ist, dass das Pferd exakt in die Spur der Vorderbeine spurt. Es sollte aber - je nach Ausbildungsstand des Pferdes (Geraderichtung, Versammlungsgrad) - möglich sein, dass das Pferd unter den Schwerpunkt fußt. Tut es das nicht, reite ich zu früh eine zu enge Wendung.

Deine Bemerkung "in Außenstellung klappt es" verstehe ich nicht ganz. Wenn ich Wendungen in Außenstellung reite, dann ist das Pferd trotzdem auf der Kreislinie entsprechend gebogen, nur die Stellung ist entgegengesetzt. Ich nutze das gelegentlich, um die Balance des Pferdes zu erhöhen oder ggf. nur wenige Tritte auf der Biegung, um ein Pferd, das sich in der Wendung dem äußeren Zügel entzieht, wieder an den äußeren Zügel zu bekommen. Ich sehe aber hier keine Möglichkeit, das Pferd dahin zu bekommen, dass es besser mit dem inneren Hinterbein in die Spur des Vorderbeins spurt. Wie hast Du das gemeint, bzw. was genau tust Du?
Viele Grüße
Sabine
Bild
sapere aude
User
Beiträge: 145
Registriert: Fr, 22. Feb 2013 21:36
Wohnort: Hessen

Beitrag von sapere aude »

...
Zuletzt geändert von sapere aude am Mo, 18. Dez 2017 21:37, insgesamt 1-mal geändert.
Honigkuchenpony
User
Beiträge: 25
Registriert: Sa, 03. Mär 2012 13:34
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von Honigkuchenpony »

@max

ah okay, dann meine ich wohl gar nicht Außenstellung, sondern ich gebe auch die korrekte Biegung auf, reite quasi verkehrt rum bzw. eher gerade durch die Ecke (um rauszukriegen, wann das Pferd spurt).
Und dann spurt sie.

Reite ich die Ecke aus, tritt das jeweils innere HB quasi unter mich, statt in die Spur des gleichseitigen VB. Ist das mit unter den Schwerpunkt gemeint? Und ist dies korrekt? Ich dachte, sie muß auch in der Ecke spuren, das sei ein Zeichen von gefestigter Geraderichtung.
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

@Honigkuchenpony, das Pferd sollte immer unter den Schwerpunkt treten.

Wenn Du das Pferd in der Ecke oder auf der gebogenen Linie gerade machst, verlierst Du den gymnastizierenden Effekt, den das Reiten auf gebogener Linie bietet. Das macht in meinen Augen keinen Sinn, weil das Pferd aus der Balance kommt, am Schwerpunkt vorbeitritt, sich nicht geraderichten lässt, und weiterführende Lektionen wie Seitengänge oder Versammlung werden so unmöglich gemacht.

Korrekt gerittene Seitengänge auf der gebogenen Linie haben dagegen einen verstärkenden gymnastizierenden Effekt und sorgen dafür, dass das Pferd noch stärker unter den Schwerpunkt tritt. Grundvoraussetzung für das Reiten von Seitengängen ist nach meiner Meinung, dass man gebogene Linien korrekt reiten kann.

(Nur zur Vollständigkeit: zur Korrektur kann es natürlich durchaus einen Sinn machen, den Schenkel auf der Zirkellinie weichen zu lassen. Aber im Moment reden wir hier über etwas anderes. :wink: )
Viele Grüße
Sabine
Bild
Honigkuchenpony
User
Beiträge: 25
Registriert: Sa, 03. Mär 2012 13:34
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von Honigkuchenpony »

Also ist es richtig, wenn ein Pferd in der korrekt ausgerittenen Ecke als Viertelvolte nicht spurt, sondern mit dem inneren HB in Richtung des äußeren VBs tritt, quasi unter den Reiter?
Da höre ich nämlich unterschiedliche Auffassungen.
Benutzeravatar
Sascha
User
Beiträge: 210
Registriert: Di, 28. Aug 2012 01:10
Wohnort: Dithmarschen

Beitrag von Sascha »

Warum sollte den ein Pferd auf der Volte (in der Ecke) nicht spuren können? Es kann die doch auch im Travers gehen.
Oder bezieht sich das jetzt auf die kleinstmöglichste Volte?
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Sascha hat geschrieben:Warum sollte den ein Pferd auf der Volte (in der Ecke) nicht spuren können? Es kann die doch auch im Travers gehen.
Oder bezieht sich das jetzt auf die kleinstmöglichste Volte?
Das habe ich so nie behauptet, ich habe lediglich in den Raum gestellt, dass manche Dinge je nach Anatomie des Pferdes und je nach Art der geforderten Ausführung gegebenenfalls nicht oder nur bedingt möglich sein könnten.

Und ich habe geschrieben, dass ich es nicht für richtig halte, Ecken und gebogene Linien wie unten beschrieben zu reiten, nur damit das Pferd mit den Hinterbeinen exakt spurt. Ich bin weiterhin der Meinung, dass das Reiten von Ecken in dieser Form (auch wenn das Pferd dann spurt) kein Merkmal für Geraderichtung ist:
Honigkuchenpony hat geschrieben:sondern ich gebe auch die korrekte Biegung auf, reite quasi verkehrt rum bzw. eher gerade durch die Ecke (...) Und dann spurt sie.
Ich hoffe, jetzt ist klarer, was ich meine. :)
Viele Grüße
Sabine
Bild
Benutzeravatar
Sascha
User
Beiträge: 210
Registriert: Di, 28. Aug 2012 01:10
Wohnort: Dithmarschen

Beitrag von Sascha »

@Max
Ich habe meine Aussage doch auch gar nicht auf deine Aussagen bezogen.
Ich bezog mich immer noch auf die Frage, ob eine Volte/Ecke schulterhereinartig ausgeritten werden muss und die Fragen von Honigkuchenpony.

Wenn ich mir vorstellen soll, wie ein Pferd in Außenbiegung spurt, dann bekomme ich nur einen Knoten ins Hirn.

Mit Spuren meine ich übrigens nur in der gleichen Hufspur laufend, unabhängig von den Abdrücken der Vorderhufe. Wie man die als Maßstab für irgendwas heranziehen kann, wird mir eh nie ganz aufgehen ...
Fliehendes Pferd
User
Beiträge: 188
Registriert: Fr, 11. Apr 2008 16:43
Wohnort: Hünxe

Beitrag von Fliehendes Pferd »

sapere aude, ich kann hier nicht einzelne Textstellen zitieren, deswegen diese "freie" Antwort ohne Zitat, sonst wäre es so lang geworden..

Um auf Deine Frage einzugehen, ich meinte nicht speziell die Geraderichtung. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass in jeder gut gerittenen Wendung (Ecke, Volte etc ..) das äußere Hinterbein mehr gebeugt wird als das innere. Deswegen ist es schon sinnvoll, nach einer Ecke, eine Parade aufs innere Hinterbein zu geben. Was wiederum natürlich dann auch "geraderichtende" Arbeit ist. Wenn auch eher mittelbar. Deswegen schrieb ich, man "könnte" es geraderichtende Arbeit nennen.
Antworten