Muskelaufbau im Gelände

Rund um die klassische Reitkunst

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Cappuccino
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Muskelaufbau im Gelände

Beitrag von Cappuccino »

Angelehnt an den Thread "Reiten trotz Rückenschmerzen" habe ich da auch mal eine Frage.

"Gast" schrieb auf die Frage, ob auch im Gelände Muskeln aufgebaut werden könnten: "Wenn man weiß, was man machen muss, geht das mitunter sogar wesentlich besser als auf dem Viereck!"

Könntest du das vielleicht etwas konkretisieren?

Cappuccino (13 Jahre alt) ist leider nur noch sehr eingeschränkt zu reiten, weil er sich ein Facettengelenk des 6. Halswirbels abgebrochen hat. Es geht ihm den Umständen entsprechend recht gut, aber leider hat er immer wieder mal Muskelverspannungen im Rücken und/oder Hals, die ich nur schwer durch reiten lösen kann.

Er darf eigentlich nur noch große lange Linien gehen, wenn es ihm sehr gut geht, auch mal die eine oder andere Volte, gar keine Seitengänge mehr. Schon wenige Traversaltritte bewirken z.B. Lahmheit am nächsten Tag.

Gemessen daran, dass er nun seit gut 1,5 Jahren nur noch sehr wenig tut, steht er noch ganz gut da, aber man sieht schon, dass er langsam aber sicher muskulär abbaut.

Es tut ihm immer wieder sehr gut, im Schritt am hingegebenen Zügel im Gelände zu laufen, bergauf und bergab. Was könnte ich denn im Gelände noch tun, um den Jung "beisammen" zu halten? Ich habe mir das Video "Hangbahnreiten" von Ziegner angeschaut, aber wüßte jetzt nicht, was genau ich davon umsetzen kann und vor allem damit bewirke.

Über eure Antworten werde ich mich sehr freuen.
Gast

Beitrag von Gast »

Mit der speziellen Problematik überforderst Du mich ein wenig.
Bei Pferden, die über traumatische Veränderungen an der Wirbelsäule erlitten haben, sind die Möglichkeit doch sehr begrenzt.

Auch ist Gelände nicht gleich Gelände.
Ideal wäre hügeliges Areal, wo das Pferd auch klettern muss.
Selbst wenn man sich nur auf Bewegung im Schritt beschränken muss, bringt das bereits eine deutliche Steigerung der Kondition.

Aber auch im Schritt ist es unabdingbar, dass die Zügel aufgenommen werden. Das Pferd muss durchgestellt werden, sonst hat diese Arbeit im Gelände keinen gymnastischen Wert. Natürlich muss das nicht über die ganze Zeit des Austrittes gemacht werden. Auch da gilt es, immer wieder mal Entspannungsphasen einzubauen. Aber speziell in den hügeligen Passagen, vor allem aber bergab, sollte das Pferd schon an die Hilfen gestellt werden.

Speziell bei Deinem Pferd stellt sich aber die Frage, ob das aufgrund der vorliegenden Verletzung überhaupt möglich sein wird.
Zuletzt geändert von Gast am So, 03. Mär 2013 10:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Jen
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Beitrag von Jen »

oje, das ist ja sehr unangenehm. Sehr wichtig in diesem Fall ist, das Pferd in einem eher grösseren Rahmen, mit langem Hals nach vorne reiten zu können. Er soll den Kontakt nach vorne mit offener Ganasche und der Nase ruhig etwas vor der Senkrechten tragen können. Eine starke Beizäumung oder starke Wölbung des Halses sollte vermieden werden, weil dies die Wirbel des Halses stärker beugt und dadurch quasi die Winkel zueinander verkleinert werden. Wenn der Hals schön "langgezogen" ist, dann werden die Wirbel quasi auseinandergezogen und haben mehr Platz. Das heisst, nicht nur die Oberlinie des Pferdes sollte gedehnt sein, sondern auch die Unterlinie darf nicht zu kurz sein.

Wenn man in der Google-Suche das Stichwort "Dehnungshaltung Pferd" eingibt, bekommt man viele Beispiele. Für dich bzw. dein Pferd würde ich ungefähr so etwas vorschlagen: *Bild *

Auch sollte eine (starke) seitliche Biegung vermieden werden, deshalb auch keine engen Wendungen, Volten oder Seitengänge. Es ist ganz wichtig, dass das PFerd den Hals relativ frei tragen darf, mit einem möglichst steten, aber leichten Kontakt zum Zügel. Im zweifelsfall aber lieber zu frei, als zu stramm. so dass sich das Pferd auch auf unebenem Boden selber ausbalancieren kann.

Die Höhe des Genickes darf in der "Arbeitshaltung" so ungefähr eine Handbreit über bis eine Handbreit unter dem Widerrist getragen werden. In dieser Haltung hat das Pferd eine gute horizontale Balance und wird nicht zu stark eingeengt. Diese Haltung eignet sich sehr gut für ins Gelände. Du kannst das Pferd sicher auch mal lang und tief dehnen lassen, solange sich das Pferd auch nach vorne dehnt und nicht einrollt. Grundsätzlich würde ich aber versuchen jede Extremhaltung zu vermeiden.

Anstatt mit Lektionen würde ich das Pferd nun eher mit Übergängen trainieren. Sowohl Übergängen innerhalb als auch zwischen den Gangarten. z.B. kannst du schöne Schritt-Trab-Schritt-Trab Übergänge reiten, wo das Pferd flink mit dem Hinterbein reagieren soll, ohne den Kopf hochzuwerfen. d.h. das Pferd soll aus der Hinterhand antraben, statt mit dem Hals. Auch beim Durchpariern soll das Pferd weder den Kopf höher heben, noch nach vorne runtertauchen. Dein steter Kontakt zum Maul mit einer gleichmässigen Anlehnung links und rechts ermöglicht es, den Hals des Pferdes zu stabilisieren, so dass er mehr mit dem Rücken und der Hinterhand arbeiten muss. solange das Pferd nicht den Hals zusammenzieht oder den Hals rauf- oder runterwirft, wird die Belastung auf die Halswirbel auch nicht übermässig sein.

Übergänge kannst du sehr gut am Hang reiten. zb. Bergauf antraben, bergab durchparieren und umgekehrt. Dazu muss sich das Pferd stärker anschieben bzw. mehr untertreten.

Es gehört viel Feingefühl dazu, so ein Pferd zu reiten, und auch dem Pferd gut zuhören. Auch sollte der Reiter gut an sich arbeiten und möglichst losgelassen und ausbalanciert auf dem Pferd sitzen. Sollten plötzlich Widerstände auftauchen, dann lieber in Schritt durchparieren, Zügel lang, Pause. sollte aber bereits schon diese leichte Arbeit dem Pferd sichtbar Mühe bereiten oder gar Lahmheiten provozieren, dann sollte man mE leider grundsätzlich absehen vom reiten.

Regelmässige Physiotherapie kann helfen, dem Pferd seine Kompensationsleistungen besser zu erbringen und die Verspannungen zu lösen. Häufig kann dir die Physiotherapeutin auch geeignete Übungen zum selber machen zeigen.
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Gast

Beitrag von Gast »

Im Prinzip unterscheidet sich die Arbeit im Gelände nicht sehr stark von der in der Bahn.
Nur kann man hier die Topographie zusätzlich für sich arbeiten lassen.

Selbst Pferde mit arthrotischen Veränderungen an der Vorderhand kann man sehr gut "am Laufen" halten.
Liegt die Beeinträchtigung eher im Bereich der hinteren Extremitäten, wird die Aufgabe schon bedeutend schwieriger.
Aber selbst das ist bei entsprechend langem Aufwärmen immer noch möglich.

Aus eigener, leidvoller Erfahrung muss ich aber sagen, dass die Möglichkeit bei traumatischen Veränderungen an der Wirbelsäule eher begrenzt ausfallen.

An die Hilfen zu stellen oder das Pferd durchzustellen bedeutet nicht, dass das Pferd mit dem Kopf auf die Brust gezogen wird.

In Deinem Falle würde ich erst einmal versuchen, leicht Verbindung zum Pferdemaul aufzunehmen.
Auf Volten würde ich vorerst verzichten. Die erfordern einfach zuviel Stellung und Biegung.

Unabhängig ob im Gelände oder in der Bahn würde ich maximal leicht stellende Arbeit einfließen lassen. Einfach nur mal das rechte und dann das linke Auge "schimmern lassen". Mehr nicht!
Nach Möglichkeit jedoch, ohne dabei mit der Hand einwirken zu müssen.

Ja nachdem, wie Dein Pferd darauf reagiert, entscheidet sich, wie Du weiter mit ihm arbeiten kannst.

Im Gelände solltest Du alles vermeiden, was zu einer schlagartigen Belastung führen kann. Natürlich kann ein Pferd auch im heimatlichen Stall oder in der Bahn ausrutschen oder stolpern. Aber das Risiko sollte unbedingt minimiert werden.
Daher ist es gerade vor den Kletterpassagen sehr sinnvoll, die Zügel aufzunehmen und das Pferd vermehrt auf die Hinterhand zu bringen.

Tempowechsel sind da ein probates Mittel. Auch im Schritt!
Zuletzt geändert von Gast am So, 03. Mär 2013 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Cappuccino
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Beitrag von Cappuccino »

Danke für eure Tips!

@Jen

Um die Haltung, die du vorschlägst, bemühen wir uns redlich. Und das schafft er auch, ohne zu lahmen. Wie du schreibst, darf ich keinerlei Seitengänge fordern, das verträgt er überhaupt nicht mehr. Aber da kann man sich ja ohne weiteres drauf einstellen.

Die Dehnungshaltung nimmt er am hingegebenen Zügel normalerweise von selbst ein, besonders im Gelände. In der Halle hingegen tendiert er dazu, sich hinter dem Zügel zu verkriechen. Dieses Tendenz besteht bei ihm allerdings schon immer, ist also kein Symptom seiner Behinderung.

Übergänge sind natürlich jetzt unsere Hauptbeschäftigung. Mir fällt dabei auf, dass er in Pausen gerne den Hals extrem v/a streckt und dabei extrem verwirft. Bisher habe ich ihn das einfach machen lassen soll, zumal ich diese Reaktion auch schon seit Jahren beobachte. Ich bin mir jetzt allerdings nicht mehr so sicher, ob nicht davon evtl. seine Verspannungen im Rücken herrühren. Haltet ihr das für möglich?

@"Gast"

Welche Übungen würdest du denn empfehlen, bei Arthrosen in der Vorhand? Ich glaube, unser Problem ist es, dass in zunehmendem Maße seine Vorhand immer schwächer wird. Deshalb auch meine grundsätzliche Frage: Welche Muskelgruppen trainiert man beim Bergaufreiten und welche beim Bergabreiten? Geht Klettern mehr auf die Vorhand oder auf die Hinterhand?
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Jen
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Beitrag von Jen »

Cappuccino hat geschrieben:Danke für eure Tips!

@Jen

Um die Haltung, die du vorschlägst, bemühen wir uns redlich. Und das schafft er auch, ohne zu lahmen. Wie du schreibst, darf ich keinerlei Seitengänge fordern, das verträgt er überhaupt nicht mehr. Aber da kann man sich ja ohne weiteres drauf einstellen.

Die Dehnungshaltung nimmt er am hingegebenen Zügel normalerweise von selbst ein, besonders im Gelände. In der Halle hingegen tendiert er dazu, sich hinter dem Zügel zu verkriechen. Dieses Tendenz besteht bei ihm allerdings schon immer, ist also kein Symptom seiner Behinderung.

Übergänge sind natürlich jetzt unsere Hauptbeschäftigung. Mir fällt dabei auf, dass er in Pausen gerne den Hals extrem v/a streckt und dabei extrem verwirft. Bisher habe ich ihn das einfach machen lassen soll, zumal ich diese Reaktion auch schon seit Jahren beobachte. Ich bin mir jetzt allerdings nicht mehr so sicher, ob nicht davon evtl. seine Verspannungen im Rücken herrühren. Haltet ihr das für möglich?
Wegen dem Verwerfen: ich vermute, das ist eher eine Folge als eine Ursache der Verspannungen. Auch das tiefe dehnen ist eine Entlastungshaltung. Ich würde es zulassen.

Wegen dem Verkriechen in der Halle: Das ist typisch, dass dieses Problem in der Halle meistens stärker auftaucht, weil sich die Pferde in ihrem vorwärtsdrang oft eingeschränkt fühlen. Es ist ein Zeichen der "Rückhältigkeit". Hier würde ich halt ein bisschen flotter vorwärtsreiten zb. im Trab schön leichtreiten und dann versuchen den Takt mit einem betont langsamen aufstehen-absitzen ruhig zu behalten und ihn trotzdem zum fleissigen antreten animieren, so dass er mehr von hinten nach vorne treten muss. Kommt er ins laufen und der Takt wird eilig statt fleissig, dann wieder zurücknehmen, erneut anreiten. Die Hand möglichst ruhig und weich folgend halten.

Geht das Pferd gut über den Rücken, dann muss man keine grossartigen Lektionen reiten, um das Pferd einfach nur gesunderhaltend gymnastizieren. Losgelassenheit ist das A & O. Nur so viel Energie und Kraft verlangen, wie die Losgelassenheit erhalten werden kann. Wie schon vorher erwähnt: gefühlvolles Reiten! Das ist in so einem Reha-Fall noch viel wichtiger als sonst schon. Sobald man Verspannungen durch "zuviel wollen" provoziert, dann kann das negative Auswirkungen auf den Bewegungsapparat haben. Es ist eine grosse Herausforderung, die richtige Balance zwischen fordern und fördern und überfordern zu finden. Alles Gute und viel Glück dabei! :)
Liebe Grüesslis, Jen
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Beitrag von Cappuccino »

Herzlichen Dank!!!
Gast

Beitrag von Gast »

Solange ich nicht weiß, wie Dein Pferd reagiert und was überhaupt möglich ist, möchte ich keine Ratschläge dazu geben, wie Du die Vorhand entlasten kannst.
Im Falle Deines Pferdes mag das kontraproduktiv sein, da diese Arbeit zu einer vermehrten Aufrichtung führen soll.

Dadurch aber ergibt sich zwangsläufig eine größere Beizäumung.
Wenn aber schon Seitengänge zu einer Lahmheit führen können, weiß ich wirklich nicht, ob das in Deinem Falle ratsam ist. Wenn überhaupt, dann wird das auch nur nach einer entsprechend langen Zeit von vorbereitender Arbeit machbar sein, das Pferd in eine vermehrte Aufrichtung zu bringen.
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Beitrag von Cappuccino »

Dank dir für deine Überlegungen.

Cappuccino ließ sich vor der Verletzung durchaus in relativ hoher Aufrichtung reiten, deshalb ist er auch jetzt noch rundherum ganz gut bemuskelt. In guten Phasen sind auch jetzt noch schöne kurze Tritte über 10-20 Meter möglich.

In schlechten Phasen, wie jetzt, läuft er allerdings, als wären die Zehen viel zu lang. Es ist schwer zu beschreiben, es wirkt, als kriegte er die Hufe nicht aus dem Sand. Das ist nicht dramatisch und viele Leute sehen es überhaupt nicht, aber ich spüre das ganz genau.

Ich weiß, dass Cappuccinos Prognose denkbar schlecht ist, aber der ist im Kopf noch dermaßen munter und vergnügt, dass ich ihn noch nicht vollkommen in Rente schicken möchte.

Vermutlich ist die Rumtoberei mit seinen Kumpels auf dem Paddock auch nicht das Beste für seine Gesundheit, aber das kann und will ich ihm nicht nehmen.

Na ja, ich hoffe, dass vielleicht irgendjemand ähnliches erlebt hat und was erzählen kann.
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Cappuccino
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Beitrag von Cappuccino »

@"Gast"
Eine Frage hätte ich noch, jetzt nicht auf mein Pferd bezogen, sondern ganz allgemein.

Du hast in dem anderen Thread geschrieben, wenn man es richtig mache, gehe aufmuskeln im Gelände besser als im Viereck.

Was nützt die Topographie beim Geländereiten? Und umgekehrt, was kann man im Gelände falsch machen? Was sollte man vermeiden?
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Noch einmal zur Aufrichtung:
Ich würde gar nicht mehr auf eine solche hinarbeiten, gerade, wo der Bruch ja im unteren Teil der HWS liegt. Der mittlere wäre vielleicht weniger bedeutsam. Und abgebrochen ist abgebrochen. Das klingt nicht danach dass da wieder ein Zusammenwachsen zu erwarten ist.
Och Mensch, ist aber auch ein Pech! Wünsche Dir, dass Du ganz fein Dein Pferd "lesen" kannst. Und dass die Herde nicht zu ruppig mit ihm umgeht.
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Cappuccino
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Beitrag von Cappuccino »

Ich danke Dir!

Er geht im Sommer mit ca. 13 Wallachen auf die Weide und jetzt im Winter je nach Wetter gemeinam mit den Jungs auf den Paddock oder zusammen mit 3-4 anderen in die Halle. Die haben Spaß wie Bolle, sind total albern, Männer halt.....

Mir fällt in diesen Freigängen auf, dass Cappuccino beim Steigen jetzt die Vorderbeine überhaupt nicht mehr anwinkelt, sondern geradezu steif nach unten streckt. Seitwärts geht er überhaupt nicht mehr, dafür aber unheimlich geschickt rückwärts. Und auf seine alten Tage bringt sein Freund Ari ihm gerade das "Knien" bei, runter auf die Karpalgelenke mit anschließendem Steigen......ob das wohl gut ist.......*schluck*

Ja, du hast recht, ich bin ständig dabei, ihn zu lesen, was geht, was geht nicht....
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Cappuccino hat geschrieben:...wenn man es richtig mache, gehe aufmuskeln im Gelände besser als im Viereck.

Was nützt die Topographie beim Geländereiten? Und umgekehrt, was kann man im Gelände falsch machen? Was sollte man vermeiden?
Ich bin zwar nicht der "Gast", aber auch ein großer Fan von guter Geländearbeit :D
Die meisten Pferde gehen im Gelände bereitwillig besser voran als in der Bahn und können dadurch oft den Takt besser halten und auch den Schwung verbessern. Das kann man z.B. mit entsprechender Einwirkung geschickt nutzen, um Muskulatur an den richtigen Stellen aufzubauen. Wahscheinlich legt man im Gelände im Mittel auch mehr Strecke zurück 8), was die Kraftausdauer der Muskulatur verbessert.
Die Topographie ist wohl vor allen Dingen Steigung, die man in der Bahn normalerweise nicht hat. Dann können auch verschiedene Untergründe (tieferer Sand, Wiese, fester oder federnder Boden, Wasser etc.) eine Rolle spielen und man kann auch andere Bedingungen im Gelände positiv nutzen: Die Reihen zwischen den Stoppeln auf dem Stoppelfeld zu treffen kann helfen, das Pferd besser an den Hilfen geradeaus zu reiten usw.
Der Frage, ob man wohl besser bergauf oder bergab reiten sollte, würde ich nicht allzu viel Beachtung schenken, denn überall, wo du hinauf reitest, musst du ja auch wieder herunter, um am Ende auf der gleichen Höhe anzukommen, auf der du gestartet bist 8). Natürlich bitte weder bergauf noch bergab im vollen Tempo reiten, für den Muskelaufbau sind Schritt oder das ruhigere Tempo der höheren Gangarten das Richtige (vgl. Hangbahnvideo).Wichtig ist hier, dass das Pferd gut ausbalanciert klettert und du mit dem Schwerpunkt über dem des Pferdes bleibst.

Alles aufzuzählen, was man falsch machen kann, wird wohl nicht gelingen.
Mir ist im Gelände wichtig:
1. Sicherheit! Bitte immer kontrolliert reiten und Gangart sowie Tempo den Gegebenheiten anpassen. Außerdem sollte die Ausrüstung fürs Gelände geeignet sein (Helm, Sattel, Trense (keine Halfter, Halsringe usw, die Trense ersetzen - das versichert auch niemand), keine Ausbinder)
2. Wenn das Geländereiten einen gymnastischen Wert haben soll, muss das Pferd an den Hilfen gehen, wie oben schon beschrieben wurde (natürlich mit Pausen am langen Zügel, aber die mache ich in der Bahn genauso).
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
Gast

Beitrag von Gast »

Ich würde nicht pauschal sagen, dass ein Pferd mit einer solchen Verletzung generell nicht mehr in Aufrichtung geritten werden sollte. Das ist von Einzelfall zu Einzelfall abzuwägen. Gezielt antrainierte Muskulatur kann in einem gewissen Rahmen auch für eine Entlastung sorgen.

Dass Pferde im Gelände oftmals eine größere Vorwärtstendenz zeigen, hat wohl eher psychologische Ursachen: da stehen einfach keine Wände, die das Pferd begrenzen.

Will man aber für einen optimalen Muskelaufbau sorgen, darf man dem Drängen des Pferdes keinesfalls nachgeben. Es spricht zwar nichts gegen einen frischen Trab oder auch Galopp, aber in erster Linie liegt das Augenmerk auf eher versammelter Gangart. Vor allem aber in den Bergab- Passagen.

Da ist das Pferd ohnehin schon dazu gezwungen, vermehrt unter den Schwerpunkt zu treten. Durch gezieltes Zurücknehmen des Tempos lässt sich diese Tendenz noch verstärken. Im Trab durchaus bis hinein in die Piaffe.

Will man sein Pferd im Gelände ARBEITEN, gilt das gleiche wie in der Bahn: Übergänge, Übergänge, Übergänge.
Und natürlich Tempowechsel.

Auf langen, geraden Strecken sollte man sich ruhig angewöhnen, sein Pferd auch mal ganz bewusst umzustellen.
Das gilt für den Schritt, für den Trab aber auch für den Galopp. Müßig zu sagen, dass man beim letzteren dann auch die Wechsel mit einbeziehen sollte. Je nach Ausbildungsstand entweder nur einfache, bei höherer dann auch die fliegenden.

Es spricht übrigens nichts dagegen, auf einem abgeernteten Stoppelacker auch mal ein paar Dressurlektionen einfließen zu lassen. Auch das erhöht Durchlässigkeit und Rittigkeit.
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Cappuccino
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Beitrag von Cappuccino »

@Ninischi

Vielen Dank! Das hilft mir weiter!
treuerhusar hat geschrieben:Es spricht zwar nichts gegen einen frischen Trab oder auch Galopp, aber in erster Linie liegt das Augenmerk auf eher versammelter Gangart. Vor allem aber in den Bergab- Passagen.

Da ist das Pferd ohnehin schon dazu gezwungen, vermehrt unter den Schwerpunkt zu treten. Durch gezieltes Zurücknehmen des Tempos lässt sich diese Tendenz noch verstärken. Im Trab durchaus bis hinein in die Piaffe.
Na, da beruhigst du mich sehr. Ich habe das schon mehrfach gelesen und auch in dem Hangbahnvideo wird mehrfach drauf hingewiesen. Ich habe aber subjektiv im Gelände immer das Gefühl, das Pferd ginge bergab voll auf der Vorhand, auch wenn es an den Hilfen steht und ich immer bemüht bin, senkrecht sitzen zu bleiben.

Aber vielleicht ist das ja wirklich nur ein subjektives Empfinden.
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