aktive Hinterhand

Rund um die klassische Reitkunst

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Regenbogenpony
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aktive Hinterhand

Beitrag von Regenbogenpony »

Welche Übungen macht ihr mit euren Pferden um speziell das vorschwingen der Vorderbeine zu fördern?
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Mmmmh, willst du jetzt etwas zur Aktivierung der HH wissen, wie im Titel des Threads oder etwas zur VH wie in der Frage?
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
esge
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Beitrag von esge »

Nun ja, das gehört natürlich tatsächlich zusammen. Je mehr Last die HH aufnimmt und je besser sich das Pferd vom Widerrist her trägt, desto freier kann das Vorderbein vorschwingen.
Allerdings reden wir dann schon von Tragkraft der Hinterhand, nicht mehr (nur) von Schubkraft.

So gesehen zielt Regenbogenponys mal so eben auf 3/5 der Gesamtausbildung eines Reitpferdes ab - nömlich auf den Punkt, wo laut dt. Ausbildungsskala der Übergang von Schub- zu Tragkraft geschaffen wird.

Im Grunde müsste die Antwort also lauten: Jegliche sinnvolle Ausbildung die den Hals des Pferdes so dehnt, dass der Widerrist aufgerichtet wird, aktiviert den Rücken. Ein aktivierter, schwingender Rücken erlaubt eine aktive Hinterhand. Gedehnter Hals, schwingender Rücken und aktivierte Hinterhand zusammen ergeben dann "von allein" ein weiter ausgreifendes Vorderbein.
Loslassen hilft
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Es hat mich gestern Abend schon in den Fingern gejuckt das zu schreiben, und nach Esges Beitrag traue ich mich endlich: "richtig reiten reicht" :wink:
Viele Grüße
Sabine
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horsman
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Beitrag von horsman »

Jo, so ist es.
Beweglich machen der Schultern u.a. mit SH ist sicherlich auch förderlich, letztlich kommt aber die Freiheit in den Vorderbeinen durch die Gewichtsaufnahme durch die Hinterbeine zustande (ausser bei den Holländern und anderen diversen GP-Spezis aller Herren Länder 8) )
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Regenbogenpony
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Beitrag von Regenbogenpony »

Also zur Zeit versuche ich dieses Problem durch mein Schulterherein und Kruppeherein zu lösen. Also klassisch... Ich würde aber gerne das Training noch ein bisschen abwechslungsreicher gestalten und parallel mit Stangen etc. arbeiten. Habt ihr ein paar Ideen?
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Was genau ist denn Dein Problem? Das habe ich nämlich immer noch nicht verstanden.
:kopfkratz:
Viele Grüße
Sabine
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bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Ich finde es sinnvoll, die Hinterhand durch Schulterherein zu aktivieren.
Was für ein Pferd hast du/wie ist es ausgebildet?

Es gibt nunmal Pferde, denen es anatomisch schwerer fällt.

Stangenarbeit an der Longe, etc. pp ist sicherlich auch sinnvoll oder aber auch Stangenarbeit unterm Sattel.
Viele Tempiwechsel im Trab und Galopp. Eben alles was zur Losgelassenheit deines Pferdes beiträgt.

Hat dein Pferd Probleme mit der Losgelassenheit/ist es vorhandlastig/...?
Regenbogenpony
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Beitrag von Regenbogenpony »

Ich habe einen 10Jahre alten Hafi. Ihm fallen die Übungen schon sehr schwer wegen seiner Vorhandlastigkeit. Owohl er sich immer sehr viel Mühe gibt. Er ist auch immer so konzentriert bei der Sache, dass er im SH auf dem Zirkel oft einfach das vorwärts vergißt:-). Ich versuche ihn dann erstmal wieder richtig vorwärts zu schicken, bevor ich mit der Übung weiter mache...
Wir machen jetzt viele Gangartübergänge. Also vom Stand aus Gewicht nach hinten und dann sofort in den Trab. Losgelassen galoppiert er noch nicht. Er springt zwar mittlerweile richtig an, aber leider kann ich mir noch nicht die Kruppe im Galopp richtig reinholen. Mit der Stangenarbeit habe ich an der Longe wieder angefangen. Durch Zirkuslektionen und spezielle Dehnübungen wird unser Training jetzt immer noch beendet:-) Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig und muß meinen Pony einfach mehr Zeit geben um mehr Kraft zu entwickeln.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich kann Dir nur den Tipp geben, ganz viele Übergänge (auch innerhalb einer Gangart) zu reiten und ihn nicht zu lange in einer Gangart laufen zu lasssen (gerade bei vorhandlastigen Pferden verstärkt das oft das Problem). Außerdem viele saubere gebogene Linien (im Trab; ohne, dass das Pferd über die Schulter läuft oder die Hinterhand herumschleudert - sieht man so häufig, dass das schon als normal angesehen wird, deshalb weise ich extra darauf hin).

Ich bin kein Freund von Seitengängen, solange man keine vollständige Kontrolle über Schultern und Hinterhand hat. Zweck von SH im Trab ist das Hereinholen des inneren Hinterbeins in Richtung Schwerpunkt (Stichwort Versammlung). Nur macht gerade diese Übung nur dann Sinn, wenn vorher ein gewisses Niveau erreicht wurde und der Reiter weiß, wie diese Lektion wirklich korrekt zu reiten ist. Ansonsten wird's nur ein schenkelweichen-artiges seitwärts-schrägen - und das sieht man leider sehr häufig.

Voraussetzung für eine gute Versammlung ist immer das frische Vorwärts, und das muss jederzeit in jeder Situation abrufbar sein. Versammlung bedeutet nicht langsamer reiten. Sondern die Energien, die im Vorwärts freigesetzt werden, werden anders kanalisiert und führen zu erhabeneren, kadenzierteren Gängen.

Die Tatsache, dass Dein Pferd beim SH auf dem Zirkel auseinanderfällt und langsamer wird, wäre für mich ein Grund, wieder zu den Basics zurückzukehren und die Seitengänge eine Weile sein zu lassen.

Also: Übergänge-Übergänge-Übergänge. Stangenarbeit ist gut (3 Trabstangen reichen da völlig aus, am besten aufgefächert auf die Zirkellinie legen), aber bitte darauf achten, dass das Pferd dabei nicht völlig auseinanderfällt. Deshalb: gut vorbereiten und nach den Stangen wieder gut nachbereiten. Erst dann wieder über die Stangen traben, wenn das Pferd im Trab gut geschlossen bei Dir bleibt. Nur so kannst Du wirklich die positiven Aspekte der Stangenarbeit nutzen.

Bei den Übergängen immer darauf achten, dass das Pferd immer gut vor Dir bleibt und nicht auf der VH stoppt.

Das Tempo nicht zu flott, aber auch nicht zu langsam wählen. Das Pferd soll im Arbeitstrab fleißig und im Gleichmaß wie ein Metronom traben. Und nur ein klein wenig frischer als das persönliche Wohlfühltempo, das das Pferd dem Reiter von sich aus anbietet.

Auf Leichtigkeit an der Hand achten, bei guter Rahmengebung und einem runden Genick. Ein Pferd, das sowieso VH-lastig ist, lümmelt sich auch mal gerne auf die Hand, um eine weitere Stütze vorne zu finden. Das darf man nicht zulassen. Das "auf dem Zügel" ist jedoch nicht zu verwechseln mit einer etwas deutlicheren Anlehnung. Eine gute Anlehnung kann durchaus bedeuten, ein paar Gramm in den Händen zu halten. Solange das Pferd der Hand nach vorne willig folgt und sich auch problemlos wieder aufnehmen lässt und beliebig stellen lässt (ohne dass es das Gleichgewicht verliert - ein guter Test ist es, das Pferd auf gebogener Linie kurz nach außen zu stellen :wink: ), ist alles in Ordnung. Nicht jedes Pferd hat die anatomischen Voraussetzungen, um sofort eine sehr leichte Anlehnung bieten zu können. Aber man kann mit jedem Pferd an einer feinen Anlehnung arbeiten. Wichtig ist eine stetige Verbindung, das nachgeben darf nicht so erfolgen, dass die Zügel "weggeworfen" werden, das annehmen darf nicht zu sehr nach hinten erfolgen. Leichtigkeit muss man sich erarbeiten! Anlehnungsprobleme haben in den meisten Fällen ihren Ursprung in der Hinterhand, das sollte man darüber hinaus nie vergessen.

Korrekt ausgeführte Schaukel und Kurz-Kehrt-Wendungen können ein Pferd ebenfalls sehr gut auf die HH setzen. Aber eben auch nur dann, wenn diese Lektionen wirklich korrekt ausgeführt werden. Sonst sind sie, wie die Seitengänge auch, eher kontraproduktiv.

Ich denke, das ist ein üppiges Programm für einige Wochen, wobei die Hauptarbeit im Trab stattfindet. Normalerweise dürften sich mit dieser Arbeit im Trab die beschriebenen Probleme im Galopp schnell von alleine verbessern, ohne dass gezielt am Galopp gearbeitet wird. (Die Arbeit am und im Galopp kommt dann später, wenn die vorherige Arbeit erfolgreich war :wink: )

Von allem, was nur die VH anspricht, z. B. spanischer Schritt, würde ich nach Deiner Beschreibung abraten. Meistens fallen die Pferde, die sowieso schon schwierig zu schließen sind, bei diesen Lektionen noch mehr auseinander ("Pinkelstellung"), und der Rücken hängt durch wie eine Hängematte. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Gast

Beitrag von Gast »

Erst einmal eine allgemeine Anmerkung:

Ich bin immer wieder entsetzt, mit welchen Tricks versucht wird, fehlende oder mangelhafte Grundausbildung zu ersetzen!

Ansonsten kann ich mich nur den Anmerkungen von "Max1404" anschließen:

Solange sich das Pferd "selber nicht tragen" kann, haben die Seitengänge in der Ausbildung nichts zu suchen.
Zurück zu den Basics!
Takt, Losgelassenheit, Schwung!
Erst wenn das sitzt, kann über Schulter Herein nachgedacht werden.
Vorher nicht!

Dazu aber genügt es völlig, die Übergänge zu erarbeiten. Das alleine wird schon anspruchsvoll genug! Gilt es doch dabei, so viele Übergänge zu erarbeiten, OHNE jedoch den Vorwärtsdrang aus dem Pferd heraus zu nehmen. Das wird auch nicht langweilig.

Weder für den Reiter!
Und noch viel weniger für das Pferd!

Das Gegenteil ist der Fall. Korrekte Ausführungen vorausgesetzt, genügen schon wenige Minuten, um schweißgebadet die Bahn verlassen zu können. diese Übung ist nicht nur körperlich anstrengend. Diese ist in erster Linie eine geistige Herausforderung! Wie gesagt, es gilt ja, das Pferd bei der Laune zu halten.
Zuletzt geändert von Gast am Sa, 06. Okt 2012 08:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Ich spare mir mal meinen Sermon – und sehe das exakt so wie Max und auch Claustim… Übergänge sind auch mein Mittel der Wahl um meinen 7jährigen, der bedingt durch viel Schub aus der HH und eine schwere Schulter, gern mal vorhandlastig wird, vermehrt zu setzen.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
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