Pferd setzt mich im Rechtsgalopp stark nach außen

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Fortissimo
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Pferd setzt mich im Rechtsgalopp stark nach außen

Beitrag von Fortissimo »

Ich hab jetzt kein entsprechendes Thema gefunden, daher mache ich ein neues auf.

Mein Anglo-Araber ist zwar 1,67 Meter groß aber wenn man auf ihm sitzt, hat man wenig Pferd unter sich. Wenn man ihn sieht, meint man nicht, daß er so schmal ist, vom Sitzgefühl finde ich ihn wirklich unangenehm. Speedy ist nur 4 cm größer, hat aber einen deutlich breiteren Rücken und eine stärkere Rippenwölbung. Für mich persönlich viel bequemer.

Jedes auch nur annähernde "Schiefsitzen" akzeptiert der Anglo überhaupt nicht. Er bricht dann gerne über die Schulter aus. Also achte ich enorm darauf, exakt mittig zu sitzen. Während bei Speedy die Beine eigentlich immer ruhig am Pferd liegen, habe ich beim Schimmel - wohl aufgrund der fehlenden Rippenwölbung Probleme, die Beine absolut still zu halten.

Im Galopp auf der linken Hand funktioniert das mit dem geraden Sitzen problemlos. Ich kann ihn versammeln, nach vorne schicken, Ansätze zur Galopp-Pirouette reiten etc.

Auf der rechten Seite klappt das nicht! Und zwar bemerke ich selbst, daß ich auf der rechten Hand den Sitz nach außen verlager! Egal wie ich mich bemühe, korrekt gerade zu sitzen, mit Körperspannung etc. es nutzt nichts. Er galoppiert zwar rechts mittlerweile auch recht locker und ich kann ihn verkürzen, aber es fühlt sich nicht gut an und an Ansätze zur Pirouette ist bei dem Sitz nicht zu denken. Daß ich mich nicht nach innen setzen möchte, ist klar, aber wenigstens gerade!

Bei Speedy habe ich diese Probleme definitiv nicht! Auch nicht bei anderen Pferden!

Woher kann das kommen? Ist das Pferd noch nicht genügend in Balance?

Er hatte als Jungpferd mal einen schweren Sturz und hat sich dabei an der rechten Hüfte eine kleine Absplitterung zugezogen. Kann das daher kommen?
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Hm.
Wurde das ganze mal osteo/physiotherapeutisch betrachtet?

Wie schaut es mit Deiner Hüfte aus?

Sattel scheidet auch aus?
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Läßt sich Dein Pferd ansonsten generell besser in Rechtswendungen reiten, als in Linkswendungen?
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Also ich bin vor ca. 8 Wochen durchgecheckt worden. Eine minimale Schiefe hat wohl jeder Mensch, aber da gibt es nichts ungewöhnliches. Auch keine unnormalen Verspannungen. Und auf Speedy habe ich diese Probleme ja nicht, daher hatte ich nicht gedacht, daß es an mir bzw. meinem "Gerüst" liegen könnte.

Die Sättel meiner Pferde wurden vor 5 Wochen neu gepolstert - von einem guten Sattler aus der Umgebung - aber das Problem hatte ich vor dem Polstern genauso wie heute.

was mir beim longieren wohl auffällt ist, daß er (erstaunlicherweise) auf der linken Hand im Galopp gerne mal auseinander fällt oder die Nase hochnimmt, während er rechts gut galoppiert!!! Also exakt seitenverkehrt!

Im Gelände und auf der Ovalbahn wählt er von sich aus den Linksgalopp und wenn ich ihn rechts angaloppiere, springt er auf der Geraden gerne nach links um - was ja wieder nicht zum Verhalten an der Longe passt...
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Beitrag von Fortissimo »

@Medusa: nicht wirklich. Er lässt sich links besser wenden, bricht wenn überhaupt auf der rechten Hand über die Schulter leicht aus, wohingegen er auf der rechten Hand lieber in Dehnungshaltung geht als links und sich links eher höher aufrichtet. Ich verstehe ehrlich gesagt die Welt nicht mehr. Irgendwie ist alles durcheinander.
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Beitrag von ottilie »

Also gibt es einen Unterschied zwischen "mit und ohne" Reitergewicht?

Und kann man tendenziell sagen daß er es umgeht mit dem rechten Hinterbein mehr zu beugen / Last aufzunehmen?

Therapeutisch wurde er demzufolge noch nicht vorgestellt, oder?
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Beitrag von Fortissimo »

Ja, es gibt dann wohl einen Unterschied zwischen mit und ohne Reitergewicht.
Wenn ich an Seitengänge denke, tut er sich auf der rechten Hand (unter dem Reiter) schwerer als links. Aber wenn ich das dann richtig überlege, müsste er dann doch Probleme mit dem linken Hinterbein haben, oder ist das jetzt ein Gedankenfehler?

Beim Osteo wurde er noch nicht vorgestellt. Meine vergangenen Erfahrungen mit (mehreren) Osteos war äußerst übel, daher schaut für gewöhnlich "nur" der Tierarzt auf meine Pferde.

Der Schimmel lässt sich an allen Ecken biegen und drehen und drücken und schieben, ohne Probleme. Der Tierarzt konnte jetzt nicht sagen, ob er auf einer Seite deutlich verspannter ist als auf der anderen. Der Sattler meinte, daß er auch relativ gleichmäßig bemuskelt ist. Nur am Hüfthöcker ist halt neu Kuhle durch die Absplitterung im Fohlenalter.
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Beitrag von ottilie »

Welche Seitengänge? Was reitest Du?

Und ich denke schon daß es ein Thema ist wenn da ne Absplitterung an der Hüfte war...

Ggfs. kann Dir jemand einen Therapeuten empfehlen, falls Du das in Betracht ziehst? Wobei sich hier wohl wirklich die Frage stellt, inwieweit ein "mechanischer" Defekt durch die Absplitterung da ist - den wird niemand mehr beheben können.
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Phanja

Beitrag von Phanja »

Die Hüfte ist natürlich schon ein interessanter Punkt.
Wenn man das Gefühl hat, man wird nach außen gesetzt, kann es häufig sein, dass die Bewegung nicht richtig durchs Pferd geht. Normalerweise würde das Pferd im Rechtsgalopp auch leicht nach rechts gebogen sein, weil die innere Hüfte weiter nach vorne unten kommt, als die äußere. Mit dem Vorkommen der Hüfte rotiert auch der Brustkorb des Pferdes in diesem Moment nach außen (man sieht das gut, wenn man von hinten draufschaut - die äußere Rumpfseite schwingt mehr nach außen, als die innere nach innen). Das Ganze hat aber zur Grundlage, dass Wirbelsäule und Hüfte sich so bewegen können, wie sie sollen. Gibt es irgendwo ein Problem, kann es durchaus sein, dass das Pferd zwar Rechtsgalopp geht, aber in sich leicht s-förmig geformt ist. Dann würde die äußere Hüfte weiter nach vorne runter kommen, was den Reiter dann das Gefühl gibt, nach außen sitzen zu müssen.
Sprich - die Beine würde zwar Rechtsgalopp zeigen, die Bewegung ginge aber nicht durch den Rücken.
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Beitrag von Fortissimo »

@phanja: Das hab ich jetzt sogar begriffen! Wäre logisch! Vielen Dank für die Erklärung!

@ottilie: Seitengänge vor allem Schultervor, Schulterherein. Keine Traversalverschiebungen, kein Travers, kein Renvers.

Was den Osteo angeht, die schlechten Erfahrungen habe ich mit einem Institut gehabt, nicht weit entfernt von Münster. Das Institut ist eigentlich in aller Munde.. Fängt mit D an.

Dann hatte ich noch das Buch gelesen: "Irrglaube Pferdeosteotherapie", seitdem bin ich vorsichtig, was einrenken, ausgerenkte Kreuzdarmbeine etc. angeht.
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Beitrag von ottilie »

Fortissimo hat geschrieben:Wenn ich an Seitengänge denke, tut er sich auf der rechten Hand (unter dem Reiter) schwerer als links.
Bei SH und SV finde ich das aber logisch konsequent im Zusammenhang mit dem Galopp - da das rechte Hinterbein hier jeweils mehr "zusammengefaltet" werden muß (untertreten unter den Schwerpunkt) als das jeweils linke Bein - vice versa ist es umgekehrt auf der linken Hand, hier kann das (ich nenns jetzt mal) schlechte rechte Bein mehr in Streckung verbleiben, was ihm angenehmer scheint.

Verständlich?
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Beitrag von Fortissimo »

Ja, klingt logisch.

Was meint Ihr? Verbessert sich das durch weitere Dressurarbeit? Soll ich etwas verändern?

Zum Verständnis: Ich habe das Pferd vor etwas über 3 Jahren völlig verritten gekauft. Da er "erst" 7 Jahre alt war, hatte ich jede Menge Hoffnung, ihn wieder hinzubekommen. Im Endeffekt hat er mich auch nicht enttäuscht. Er ist Distanzritte bis 52 km gelaufen und wird auch problemlos 80 km gehen.

Dressurmäßig sind wir weit gekommen - wenn man die Ausgangslage berücksichtigt. Er ließ sich nicht satteln - drückte mich dabei an die Wand. Er ließ mich nicht aufsteigen, rannte los. Er konnte keinen vernünftigen Schritt gehen, zackelte nur. Trab war ebenfalls völlig verspanntes zackeln. Galopp links war ein kopfloses rennen mit buckeln und ständigen Galoppwechseln, Galopp rechts ging gar nicht! Er stieg bei der Galopphilfe senkrecht hoch oder rannte rückwärts.

Seine Nase war nur im Himmel und er biss wie ein Verrückter auf dem Gebiss herum. Wenn man ihn lockern wollte, schnickte er mit dem Kopf.

Mittlerweile trabt er in schöner Selbsthaltung mit rundem Hals (wie gesagt, rechts dehnt er sich lieber als links und links trägt er den Hals gerne höher als rechts), schnicken macht er nur noch, wenn ich neue, ungewohnte Dinge von ihm verlange. Im Schritt läuft er locker und taktrein mit tiefer Nase, im Galopp zeigt sich die o.g. Problematik.

Sein alter Besitzer sagte mir mal: lass ihn erst 30 km laufen, dann hört er Dir schon zu...

Wenn ich in der Australischen Wüste wohnen würde, würde das vielleicht gehen, aber ich wohne im straßenreichen Münsterland...

Mit viel Ruhe habe ich das erreicht, was er jetzt kann. Nun habe ich halt die Bedenken, daß seine Hüfte mir bei der weiteren Entwicklung im Wege stehen könnte.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Die Frage wird Dir schlußendlich nur ein Tierarzt beantworten können, schätze ich.
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Phanja

Beitrag von Phanja »

Ich würde die Sache mit dem Brustkorb auf jeden Fall mal beobachten und einschätzen, ob und wenn ja, was da nicht stimmt.
Falls sich Brustkorb und Hüfte nicht so verhalten, wie es sein sollte, würde ich aber auch dazu raten, mal einen Ostheopathen schauen zu lassen. Vielleicht kann ja jemand in der Gegend wen empfehlen ...? :shock:
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Beitrag von Fortissimo »

@phanja: wie gesagt, meine Erfahrungen mit Osteos ist ziemlich übel.

Genau das, was Frau Richter in diesem Bericht beschreibt:

http://www.wu-wei-verlag.com/downloads/ ... g-News.pdf

habe ich jetzt bereits 2 x bei meinen Pferden erlebt und in dem letzten Stall war eine "Knochenrenkerin" permanent bei den verschiedensten Pferden im Einsatz. Gebracht hat es weniger als nichts.

Und wenn tatsächlich der Schaden an der Hüfte da ist, wird eine Osteotherapeutin da nichts dran ändern können - ebensowenig wie ein Tierarzt.

Ich werde mich also mal nach einem Physiotherapeuten umschauen, am liebsten mit gleichzeitiger Tierarztausbildung. Kennt jemand eine solche Person im westlichen Münsterland?
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