Mein Hafli geht Terre à Terre, statt Piaffe. Annehmen?

Rund um die klassische Reitkunst

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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Mag schon sein, dass das zum Kraftaufbau gar nicht schlecht ist, aber wie gesagt, wenn du Pech hast, erschwerst du ihm damit das diagonale Füßchen-sortieren bzw. lehrst ihn, eine Vermeidungsstrategie zu perfektionieren.
esge
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Beitrag von esge »

ich sehe das wie Rapunzel, vor allem nach deiner Beschreibung deiner letzten übungseinheit: Nimm es nicht an!
Man kann lachen, man sollte es nicht bestrafen, aber in keinem Fall beloben oder bekeksen.

Und ich würde nochmal folgendes überprüfen: Wieviel Spannung strahlst du aus, wenn du an diese Übungen gehst? Das Gehoppel ist auch ein Zeichen von einer Überspannung, die raus muss. Ich kenne Hafis als überextrovertierte Huch- und Hilfe-Ponies. Sie wirken gern so gemütlich, aber in Wahrheit sind sie innerlich schon ganz schön am Siedepunkt und machen sich dann gern schlagartig Luft. Kultiviert man das noch, indem man Terre a Terre und ähnliches Gehoppel belobigt, kriegt man bald keinen gescheiten Tritt mehr von ihnen, sobald sich ein Hauch Spannung aufbaut - und den brauchts nun einmal für die Versammlung.

ich würde also zunächst mal an der Entspannung arbeiten: Ausgangsituation herstellen wie beschrieben und sobald ich merke, da wird die Spannung zu hoch und es fängt an zu höppeln: Pause! Ooommmm. Kein Keks. Einfach zusammen stehen und atmen. Dann erneut anfragen. Immer wieder. Und wieder.

Iberer und Hafis sind sich in dieser Situation ehrlich gesagt nicht so furchtbar unähnlich. :roll:
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Spielnase hat geschrieben:Hey Finchen,
meine RL hat sich leider noch nicht gemeldet! Aber sie fährt auch demnächst für 3 Monate ins Ausland um da zu unterrichten, hat bestimmt seeeeeehr viel zu organisieren.

...
Übrigens hab ichs gestern abend natürlich gleich wieder probiert. :-)
Eigentlich hatte ich im Kopf, es wie esge es geschrieben hat: Nur im Schritt schaukeln, dabei darauf achten, dass die Schritte rückwärts versammelt, klein und "koordiniert" sind. Kaum mach ich das einmal (versammelt halten, 3 Schritte rückwärts, 2 vor) hüpft mein Dickie wie wild auf der Stelle! Es war unglaublich! Musste so lachen! Aber da war ALLES drinn: Terre-aTerre, Piaffe, am Ende Passage, reichlich gebocke! Er experiementiert total viel. Und dann brummelt er auch noch!!! Tolles Gefühl :-)
Hm, schade, dass du von ihr nicht die Rückmeldung bekommst, wie sie über das momentane Zwischenergebnis denkt.

Die Beschreibung deiner Einheit von gestern klingt für mich sehr nach "ich weiß jetzt gar nicht mehr was ich machen soll" vom Pferd - glaube da würde ich mindestens einen großen Schritt zurück gehen. Das ganze nur mein Eindruck, ohne so etwas je antrainiert zu haben, aber da ist ja scheints so viel Kuddelmuddel im Pferd, dass es mir zu heikel wäre, weil kein entspanntes Arbeiten an der Stelle möglich ist, was ich immer anstrebe.
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Janina
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Beitrag von Janina »

Das Problem an der Sache hast du eigentlich selbst geschrieben: Beim Terre à Terre kann er über den Hals Schwung holen, deshalb fällt ihm das ja auch leichter als die Piaffe. Mein Schimmelchen (immer seeehr ökonomisch denkend, Terre à Terre wäre ihm schon viel zu aufwendig :wink: ) ist noch weiter gegangen und hat mir nur so eine Art "Levadeansatz" angeboten. Ein Ausbilder riet mir sogar dazu das anzunehmen. Ein anderer meinte, wenn er sich dabei mit Kopf und Hals hochzieht und es nicht wirklich ehrlich durch die HH und über den aufgewölbten Rücken passiert, lieber nicht.
Ich war auch erst hin- und hergerissen, denke aber, dass Letzteres eher zutrifft, wenn man nicht absoluter Profi ist und garantieren kann, dass man das Pferd innerhalb dieser "Angebote" in die entsprechende Form korrigieren kann. Sonst hat man schnell ein falsches Bewegungsmuster installiert.
Bei uns war es übrigens so, dass man die Tendenz zum Schwungholen mit Kopf und Hals auch schon in den normalen Übergängen gemerkt hat, also wäre hier auch wieder der Ansatz für die Weiterarbeit gewesen und das würde ich mir an deiner Stelle auch noch mal ganz kritisch anschauen. Wenn für die normalen Übergänge noch nicht genügend Kraft da ist, ist es klar, dass die Piaffe schwer fällt. (nicht, dass das jetzt bei euch zutreffen muss, war aber halt bei uns so)
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Spielnase hat geschrieben: Jetzt hat er super viel Spaß dran (Schlauch baumelt sogar fröhlich draußen ;-) ) ...
Ich bin jetzt echt erstaunt, dass Du es offenbar für ein nettes Zeichen der Motivation hältst, wenn Dein Wallach beim Arbeiten ausschachtet ...

Ansonsten bin ich der Auffassung, dass weniger mehr ist, jedenfalls wenn man eine seriöse Ausbildung anstrebt.
Viele Grüße
Sabine
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Max1404 hat geschrieben:
Spielnase hat geschrieben: Jetzt hat er super viel Spaß dran (Schlauch baumelt sogar fröhlich draußen ;-) ) ...
Ich bin jetzt echt erstaunt, dass Du es offenbar für ein nettes Zeichen der Motivation hältst, wenn Dein Wallach beim Arbeiten ausschachtet ...
Warum denn nicht? Mein beiden früherer Wallache machten das auch immer in der Zeit, als ich mit ihnen geklickert haben. Ich weiß das auch von anderen Wallachbesitzern, die belohnungsintensiv Bodenarbeit machen.
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esge
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Beitrag von esge »

Stimme zu: Diese Art Ausschachten ist absolute Entspannung und hat nichts mit einem hengstigen Ausschachten zu tun. Der hafi meiner Freundin machts beim Spanischen SChritt.
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Tatsächlich? Findet ihr das wirklich gut? :shock:
Wir reden hier nicht übers Clickern oder den spanischen Schritt, sondern die Threaderstellerin schreibt über die Probleme, die ihr Pferd beim Erlernen der Piaffe hat. Und dabei entzieht es sich auf noch immer extrem anständige Art und Weise durch galoppähnliches Gehopse auf der Stelle und durch ausfahren.
Ich halte das alles für bedenklich und würde empfehlen, wieder zu den ganz simplen Basics zurückzukehren:
Calme, en avant, droit.
Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade.
Demander souvent; se contenter de peu(!); récompenser beaucoup.

PS: und beim spanischen Schritt gehört es zumindest dazu, das Pferd zu schließen, dazu gehört eine gewisse Grundspannung im Körper, und da ist meiner Meinung nach ein Ausfahren fehl am Platz. Das Pferd soll bei der Arbeit die richtigen Körperteile benutzen. Durch diese ökonomische Nutzung seines Körpers ist es während der Arbeit locker und entspannt, hält aber den Körper trotzdem in einer gewissen positiven Grundspannung, die es ihm ermöglicht, die Reiterhilfen promt und durchlässig auszuführen. Sobald es zu entspannt ist (ausfahren, entlasten, auseinanderfallen usw.) oder es sich festhält, muss eine Korrektur erfolgen, weil die Durchlässigkeit auf die Reiterhilfen verloren gegangen ist.
Zuletzt geändert von Max1404 am Sa, 18. Aug 2012 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Sabine
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Esge, ich habe herzlich gelacht, bei Deinen Beschreibungen vom Umgang mit dem Hafi und konnte meinen guten alten Alkasar da sehr gut wiederfinden :D

Der hat sich bei der Arbeit an der Piaffe auf ähnliche Weise entzogen. Hanken beugen ok, aber dann auch noch diagonale Tritte, nö. Er entzog sich in eine Art flaches Steigen mit zwar recht ordntlicher Hankenbiegung aber eben keiner Bewegung mehr im Hinterbein.

Wir haben dann erstmal an der Hand wieder installiert, aus dem Stehen auf Touchieren einzige wenige kurze Trabtritte zu produzieren. Als das wieder klappte, haben wir erarbeitet, dabei immer mehr am Platz zu bleiben.

Ich würde das Terre a Terre nicht annehmen, wenn Du wirklich weiter an der Piaffe arbeiten willst. us den von Esge shcön beschriebenen Gründen.mUnd lass Dir Zeit, vielleicht reicht die Kraft noch immer nicht. Reite viele Übergänge im SH und versuchender, den Trab immer kürzer werden zu lassen.
Zuletzt geändert von Alkasar am Sa, 18. Aug 2012 11:53, insgesamt 1-mal geändert.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Beitrag von esge »

Max, wenn du mal meine Arbeitsempfehlungen fürs Hafi gelesen hast, da geht es überwiegend um calme, droit, en avant. Wenns hopst, abbrechen, ooommm, stehen, neu anfangen, langsamen Schritt arbeiten, Schritt für Schritt usw, usw.
Aber ein bisschen Spaß darf auch sein bei der Arbeit mit Pferden und wer bei Hafis humorlos ist, hat gleich verloren.
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@esge: Deine Arbeitsempfehlungen stelle ich auch nicht in Frage, die fand ich sehr detailliert, gut und richtig.

Ich habe mein Post rein auf die von der Frederstellerin beschriebenen Situationen bezogen. Und ich denke, da sind wir zwei eigentlich einer Meinung, nämlich, dass man ein paar Schritte zurückgehen sollte.

Ich frage mich nur langsam, warum mir hier ständig Humorlosigkeit unterstellt wird ... :kopfkratz:
Viele Grüße
Sabine
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Alkasar hat geschrieben:
Der hat sich bei der Arbeit an der Piaffe auf ähnliche Weise entzogen.
Guten Tag!
Genau DAS ist für mich der entscheidende Satz in diesem Thread. In meinen Augen bietet der Hafi halt alles mögliche an, was an diesem Punkt für ihn nicht so anstrengend ist. Das können Iberer auch: Frax hat anstatt einer simplen Vorhandwendung früher eine "Piaffe" angeboten – die übrigens schon ganz gut erkennen ließ, was da später mal gehen könnte; der Schimmel bot anstatt SH im Trab "iberischen Hasengalopp" an. Daher schließe auch ich mich Max uns Esge an: zurück auf "Los".te… :wink: Denn: ein Pferd entzieht sich ja nicht aus Jux und Dollerei, sondern weil das, um das er gerade gebeten ist, für ihn zu anstrengend ist.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
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Beitrag von esge »

Max, ich habe nicht dir Humorlosigkeit unterstellt sondern allgemein feststellen wollen, dass Hafis einen ganz besonderen Sinn für Humor brauchen, wenn man sie zu Leistungen kriegen will, für die sie zwar eigentlich nciht gemacht sind, die sie aber dennoch erreichen können, weil sie es einfach wollen - vorausgesetzt, man kriegt sie zum Wollen.
Und klar entzieht sich der Blondlinger grad - aber mir fällts auch immer schwer, da mit Lehrer Lämpel Gesicht bierernst zurück auf Los zu gehen und nicht in herzliches Gelächter auszubrechen. Und wnen man das zum ersten Mal hat, kann ich Spielnase durchaus verstehen, dass sie hingerissen ist. Ändert nichts an der Sachlage, dass man zurückschrauben muss, aber halt Verständnis.
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Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Ich habe keinen Hafi, aber mit meinem Pony eine sehr ähnliche Situation. Letzten Herbst waren wir so weit, dass wir eine ganz vernünftige "Powackelpiaffe", also diagonale Tritte mit wenig Vorwärts und relativ guter HH, erarbeitet hatten, auf der man aufbauen konnte. Gegen Ende fingen wir an mit Galopp an der Hand, der dem Pony viel Spaß gemacht hat. Das Gute daran war, dass wir so die Energie in der Piaffe erhöhen konnten; sie trat wunderbar energisch und kam hinten schön tief in der Erwartung von 2,3 Galoppsprüngen. Dann war ich drei Monate weg und Pferd hatte Zwangspause.

Und jetzt habe ich das Problem, dass sie sich den diagonalen Tritten trotz zwei Monaten Auftrainieren durch hektisches, unkoordiniertes Gehopse auf der Stelle entzieht. Ich arbeite daran mit ihr mit einer Mischung aus Ruhe herstellen (wie esge und Co geraten haben) und Beharrlichkeit. Ich weiß, dass sie oft behauptet, das sei ihr jetzt zu anstrengend, das ginge nicht. Früher habe ich das aus Unsicherheit oft akzeptiert, zumal ich damals ohne Lehrer war. Inzwischen weiß ich aber, dass es, wenn man dann dranbleibt und einfach mal darauf besteht, plötzlich oft doch funktioniert. "Zu" anstrengend ist halt subjektiv, vor allem wenn man ein (eh schon so veranlagtes und dann noch jahrelang von mir darin unterstütztes) Gewerkschafterpferd hat 8)

LG, Lou
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Erstmal vielen Dank für die vielen lehrreichen und detaillierten Antworten. Das hat mir schon sehr geholfen. :-)

Mittlerweile konnte ich mit meiner RL sprechen und sie hat etwas ähnliches vorgeschlagen: Aufs Terre a Terre zunächst verzichten, nach mehr fragen, Experiemente vom Pferd freudig entgegen nehmen aber weiter Richtung Piaffe trainieren. Da sich meiner freudestrahlend jetzt sehr schnell hochspult, lieber wieder Ruhe reinbekommen und weiter an Übergängen im Schulterherein arbeiten. Sobald wir uns der Diagonaliesierung nähern und die Piaffe näher kommt, dürfen wir aber auch am Terre a Terre arbeiten. Dieses rät mir meine RL, aber eher in anders "Umfeld" zu legen, also mehr als Zirkuslektion/Bodenspielerei ansehen.

Mit der Lösung bin ich auch sehr zufrieden, da ich es wichtig finde "Geschenke" vom Pferd auch anzunehmen. Ich sehe die "Arbeit" im Viereck nicht als ein diktatorisches Auftragen von Aufgaben an, sondern eher als ein gymnastisches Spiel in einer gesunden Partnerschaft. Es ist ein Frage- und Antwort-Spiel, jeder darf Vorschläge machen und auch laut Nein sagen, wenn es zu weit geht (also auch das Pferd), es darf auch diskutiert werden. Denn nur so kann ein Pferd seinen Reiter als respektvollen Partner vertrauen und ernst nehmen. Und schenkt der "Arbeit" so viel Motivation und Freude, auf die ich niemals verzichten möchte!

Entschuldigt, dass ich gerade etwas weit aushole, aber ich finde teilweise den Ton hier im Forum etwas harrsch und erinnert mich an meine alte FN-Dressur-Tortur, die ich auch mit meinem Dicken durchmachte. Da Hafis ja im allgemeinen als sehr charakterstark gelten (wie auch meiner), verweigerte meiner früher den Dienst gänzlich, indem er sich nicht aufs Viereck führen oder reiten ließ. Das ließ mich umdenken. Seitdem mag ich Sätze wie "ein Pferd muss" u.ä. gar nicht!

Und Ausschachten ist mehr als akzeptabel und für mich nicht unseriös.
Ganz im Gegenteil! Daran sehe ich, dass er sich mehr als freut und sich nirgends festmacht oder verspannt 8)
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